home *** CD-ROM | disk | FTP | other *** search
Text File | 1997-08-23 | 58.0 KB | 1,349 lines |
- ;Hier einfach nur den Text eingeben - jedoch nicht mehr 12 Zeilen
- ;und die Zeilen nicht laenger als 70 bzw. 72 Zeichen ;-> (Siehe ggf. Doku!)
- ;70 - wenn man mit Schattenwurf arbeitet, sonst 72.
- ;Ueber dem ersten Text muss ein /***/ sein und unter *jedem* Text ebenfalls
- ;ein /***/, auch unter dem letzten...
- ;Dies ist der Text fuer "registrierte" User, die bis zu 12-zeilige Texte nutzen
- ;koennen - bitte vor Nutzung in JEDERTAG.TXT umbenennen.
- ;Diese Beispieltexte sollten allerdings z.T. geloescht werden ;->>>
- /***/
- Carpe diem - Nutze den Tag...
- Aber was, wenn der Tag nicht Dein Freund ist?
- Mal den Bloedsinn beiseite: Viel Spass in der BeG!
- Und immer daran denken - nur mit ausgefuelltem Userantrag
- geht die Post richtig ab!
- /***/
- Nach langen Forschungen, die z.T. unter
- extremen Risiken fuer das Leben meines PC
- und die Nerven des Users stattfanden,
- kann ich nun eine wirklich
- gesicherte Erkenntnis weitergeben:
- Die Kapazitaet der Festplatte verdoppeln?
-
- Kein Problem!
-
- ...Loeschen Sie WIND**F!
- /***/
- Folgt man dem herrschenden politischen Diskurs,
- so hat in den 90er Jahren in der Bundesrepublik
- ein Putsch stattgefunden: Die Sachzwaenge regieren.
- Wirtschaft und Gesellschaft bewegen sich naturgesetzlich
- in eine Richtung. Politik hat nur noch eine Aufgabe -
- sich dem nicht in den Weg zu stellen.
- Das kann sie am besten, indem sie ueberhaupt verschwindet.
- Und das tut sie. Regierungen, Parteien, Gewerkschaften
- begnuegen sich mit der Rolle von Verwaltern.
-
- André Brie, "Feuer, Wasser, Dampfmaschine", ND 1./2.5.96
- /***/
- Nein, meine geistige politische Ausstattung besteht
- nach wie vor hauptsaechlich aus den guten Vorsaetzen,
- die meinesgleichen nach 1945 gefasst hat:
- dogmenfrei, aber zaehlebig.
- Allerdings stellen mich diese Vorsaetze unter den Deutschen
- unvermeidlich und immer eindeutiger in eine linke Ecke
- und nicht auf einen rechten Platz.
-
- Guenter Gaus, 1995
- /***/
- Ich werde da ewig nicht drueber wegkommen...
- Die BeG - eine Mailbox - ein Element der modernen
- (elektronischen) Informationsgesellschaft also - bekam
- in dem Moment so viele User, als ich auf die Hilfe
- des klassischen Printmediums 'Zeitung' zurueckgriff.
- Tja, da ist es mit der Informationsgesellschaft
- wohl doch nicht so weit her, nicht wahr?
- /***/
- Muellers Texte schreiben die Schicksale aller Avantgarden
- nach, fuer sich zu stehen, allein zu sein, abgetrennt
- von den "Massen" - und diese "Schwaeche" als ihre
- eigentliche Staerke zu begreifen: "Einsame Texte, die
- auf Geschichte warten." Als solche aber ueberdauern sie,
- bleiben sie verfuegbar - ihre Metaphern sind geraeumig genug,
- die sich veraendernden Realitaeten aufzunehmen:
- sie haben Bestand!
-
- Aus "Trauer als Gedaechtnis"
- Frank Hoernigk zum Tode Heiner Muellers
- /***/
- Was eigentlich ist eine Mailbox?
- Ein Kaestchen, gefuellt mit gemahlenem und getrocknetem Getreide?
- Wenn man da so manche Zeitgenossen mal befragt, koennte man es
- ja fast denken... Aber wehe, man gibt zu, Shakespeares
- Romeo und Julia nicht gelesen zu haben...
- Uebrigens kann man - z.B. in dieser BBS - jede Menge vorzueglicher
- englischer Literatur aus dem Projekt Gutenberg saugen ;->>>
- /***/
- Ist es nicht erstaunlich - und fuer die Bildungspolitiker nicht
- eine Schelle - dass Jugendliche heute zumeist ihre ersten und
- erst recht die vertiefenden Erfahrungen mit EDV (i.B. DFUe)
- *nicht* in der Schule, sondern zu Hause oder im Freundeskreis
- oder ... sammeln? Aber so ist das wohl mit Studien: Sie werden
- erstellt, vielleicht gelesen und dann meist in den Schreibtisch
- gelegt :-(((
- Wie gut, dass es da auch bildungsorientierte Mailboxen und
- DFUe-interessierte Lehrer gibt :-)))
- /***/
- Wir stehen an der Grenze des Ertraeglichen:
- Die Welt des Besonderen und Lokalen,
- der unmittelbaren Naehe geht zu Ende.
- Seit dem Golfkrieg und dem Auftauchen der elektronischen
- Datenautobahnen sind wir in eine Welt geraten, die nichts
- mehr mit der Welt der bisherigen Geschichte zu tun hat.
- Der Totalitarismus steckt nunmehr in der Technik.
-
- Paul Virilio, in der Frankfurter Rundschau v. 2.9.95
- /***/
- ...und so soll auch fuer ihn selbst gelten, was er einem anderen
- nachsagte: er "hat gelebt in seiner Zeit und hat seine Arbeit getan.
- Er wird zu den Toten gehoeren, mit denen wir weiterleben koennen,
- manche auch weiterleben muessen. Sorgen wir dafuer, dass sein
- Beispiel nicht vergessen wird und seine Arbeit Folgen hat.
- Trauer ist Gedaechtnis. Wir werden sein Gedaechtnis brauchen
- fuer unser Leben und fuer unsere Arbeit gegen das grosse Vergessen
- in unserer Zeit..."
-
- "Trauer als Gedaechtnis"
- Frank Hoernigk zum Tode Heiner Muellers
- /***/
- Die Kinder des Computerzeitalters sind gewalttaetig, abgestumpft,
- konsumorientiert und... ausserdem ist die Erde eine Scheibe.
- Ist es nicht vielmehr so, dass Ursache und Wirkung verwechselt
- werden? Spielen nicht Kinder erst dann am Computer bis zum Exzess
- (zeitlich und gewaltmaessig) wenn sich Ihre Eltern nicht richtig
- um sie kuemmern? Sind nun die Eltern schuld? Oder muss man sich
- nicht vielleicht auf die muehsame Suche machen, was Eltern dazu
- bringt, sich ihren Kindern nicht genug zuzuwenden?
- /***/
- Nicht-Gewalt bedeutet in ihrer Auswirkung
- bewusstes Leiden.
- Sie bedeutet nicht Unterwerfung
- unter den Willen des Ungerechten,
- sondern das Einsetzen der ganzen Seelenkraft
- gegen den Willen des Tyrannen.
-
- Mahatma Gandhi (1869-1948)
- /***/
- Es ist nicht leicht, Genetik und Kultur miteinander zu vergleichen,
- aber der allgemeine Eindruck geht dahin, dass das,
- was die Juden mit so grosser Kraft zusammenhaelt,
- nicht ein genetischer, sondern ein kultureller Faktor ist.
- Dass das juedische Volk seine Identitaet bewahrt hat,
- ist hauptsaechlich seinen Traditionen zu verdanken,
- in denen die Religion eine wichtige,
- aber wahrscheinlich nicht die einzige Rolle spielt.
-
- Luca Cavalli-Sforza (ital. Humangenetiker), 1994
- /***/
- In Italien erlebten wir den ersten gelungenen Medienputsch
- der Geschichte, mit der Machtuebernahme Berlusconis.
- Die neue politische Alternative ist keine mehr von
- "links" oder "rechts", sondern sie verlaeuft zwischen
- einerseits der politischen Klasse und der
- Medienklasse andererseits.
-
- Paul Virilio, in der Frankfurter Rundschau v. 2.9.95
- /***/
- Der Verfasser des jeweiligen Aktenstuecks hat auch an die Adressaten
- gedacht, die sein Bericht vor der Archivierung haben wuerde.
- Manchen Empfaengern ("Majestaet braucht Sonne") musste geschmeichelt,
- anderen sollten faellige Entscheidungen nahegebracht werden.
- Der Aktenfeinschmecker wird erkennen, dass in solchen Absichten
- der Sprachgebrauch des Berichterstatters haeufig den des Gespraechs-
- partners verdraengt. Auch wird sich zeigen, dass der Autor der Berichte
- dann und wann an das Licht gedacht hat, in das seine Aufzeichnungen
- ihn rueckten.
-
- Guenter Gaus ueber Stasi- und andere Akten, 1995
- /***/
- Zwischen Einsicht und Lebensvollzug
- besteht immer ein kleiner Unterschied.
- Ich bin nach wie vor der Ansicht,
- dass sich das, was man Kommunismus nennt,
- wandeln wird, vielleicht wie die christliche Religion.
- Denn Christus ist ja auch nicht aufgetreten,
- damit der Vatikan so schoene, grosse Banken einrichtet.
-
- Alfred Hrdlicka
- /***/
- Wahrheit kann nicht in Buechern gefunden werden.
- Wahrheit wohnt in jedem menschlichen Herzen,
- und man muss hier nach ihr suchen
- und sich von der Wahrheit leiten lassen,
- wie man sie sieht.
- Doch niemand hat das Recht, andere zu zwingen,
- nach seiner eigenen Wahrheitssicht zu handeln.
-
- Mahatma Gandhi (1869-1948)
- /***/
- My old faith...comes back to me,
- and explains all that we do,
- and all we suffer.
- By thy first step awry thou didst
- plant the germ of the evil;
- but since that moment,
- it has all been a dark necessity.
-
- Nathaniel Hawthorne in "The Scarlet Letter"
- /***/
- Der Marxismus ist ja als Analyse grossartig, obwohl er
- in vielen Dingen gescheitert ist. ...
- Ich selbst habe nie ein kommunistisches Leben gelebt.
- Ich bin ein reiner Individualist. Aber von der Einsicht her
- verteidige ich den Versuch der Menschen, in einer anderen
- Gesellschaftsform zu leben als im Kapitalismus. Und wo ist der
- nicht gescheitert? Wenn in Brasilien vier Millionen Kinder auf
- den Muellhalden wohnen, ist das ja auch nicht gerade eine
- wunderbare Leistung. Oder sehen Sie darin vielleicht die
- Verwirklichung christlicher Grundgedanken?
-
- Alfred Hrdlicka
- /***/
- Die Idee der freien Meinungsaeusserung
- beruht eben darauf,
- dass es keine Instanz gibt,
- die entscheidet,
- welche Gedanken es wert sind und welche nicht,
- der Allgemeinheit zugaenglich gemacht zu werden.
-
- Olav Brinkmann
- /***/
- Eines schlug tiefe Wurzeln in mir:
- die Ueberzeugung,
- dass Moral die Grundlage aller Dinge
- und dass Wahrheit
- die Substanz aller Moralitaet ist.
-
- Mahatma Gandhi (1869-1948)
- /***/
- Es gibt kaum etwas auf dieser Welt,
- das nicht irgend jemand ein wenig
- schlechter machen und etwas billiger
- verkaufen koennte, und die Menschen,
- die sich nur am Preis orientieren,
- werden die gerechte Beute
- solcher Machenschaften.
-
- John Ruskin (1819-1900)
- /***/
- Im ganzen Land sind einstige Mitlaeufer der pragmatischen Politik zu
- Mitlaeufern einer diffusen Bewegung geworden, deren einzelne
- Bestandteile sich nicht unbedingt mischen, aber zu einer Brisanz
- ergaenzen. Zu den Teilen und Teilchen gehoert ... eine Art, sich
- aufs Nationale zu besinnen, die aus etwas Selbstverstaendlichem
- wieder etwas Besonderes macht. Das Empfinden, doch noch im Zweiten
- Weltkrieg gesiegt zu haben, nicht 45 aber 89, hat darin seinen Platz
- neben der Glueckseligkeit Helmut Kohls ueber sein Deutschland als
- die Nummer eins in Europa. In die Bewegung ein fuegt sich auch eine
- selbstgerechte Ideologie des Antikommunismus, die genauso totalitaer
- ist wie die kommunistische.
- Guenter Gaus, 1995
- /***/
- Um den allgemeinen und alles durchdringenden Geist der Wahrheit
- von Angesicht zu Angesich zu schauen, muss man faehig sein,
- das geringste Geschoepf zu lieben wie sich selbst.
- Und jemand, der danach strebt, kann es sich nicht leisten,
- sich aus allen Bereichen des weltlichen Lebens herauszuhalten.
- Deshalb hat meine Hingabe an die Wahrheit
- mich ins Feld der Politik getrieben.
-
- Mahatma Gandhi (1869-1948)
- /***/
- Schliesslich kann kein Volk auf Erden unterjocht werden,
- ohne dass es freiwillig oder unfreiwillig daran mitwirkt.
- Es bedeutet unfreiwillige Mitwirkung,
- wenn man sich aus Furcht vor etwaigem physischen Schaden
- einem Tyrannen oder Despoten unterwirft.
-
- Mahatma Gandhi (1869-1948)
- /***/
- Meine Niederlage wird nicht bedeuten,
- dass der Sieg unmoeglich war.
- Im Bemuehen, den Gipfel des Everest zu erreichen,
- haben viele Niederlagen erlitten,
- aber schliesslich wurde der Everest
- doch bezwungen.
-
- Ernesto Ché Guevara (1928-1967)
- /***/
- In Jesus begegnet uns
- eine uneingeschraenkte Option
- fuer die Armen...
- Ich denke,
- Marx haette die Bergpredigt
- unterschreiben koennen.
-
- Fiedel Castro im Gespraech mit dem
- Dominikanerpater Frei Betto
- /***/
- Wir sollten wissen, dass es auf der Welt
- keine gewaltigere Kraft gibt als die
- des vernuenftigen menschlichen Willens.
- Wunder wirkt auf Erden die Vernunft,
- sie allein, und sonst niemand.
-
- Maxim Gorki
- /***/
- Eine der Hauptfunktionen der Science-Fiction
- - so wie ich sie sehe - ist es,
- aus gesicherten Verhaeltnissen heraus und
- auf dem Papier mit Entwuerfen fuer andere Welten
- und den (moeglichen) gesellschaftlichen
- Skandalen zu experimentieren.
-
- Marion Zimmer Bradley
- /***/
- "Adieu", sagte der Fuchs. "Hier ist mein Geheimnis.
- Es ist ganz einfach: man sieht nur mit dem Herzen gut.
- Das Wesentliche ist fuer die Augen unsichtbar."
- "Das Wesentliche ist fuer die Augen unsichtbar",
- wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken.
-
- Aus: LE PETIT PRINCE,
- Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944)
- /***/
- Man versteht meist schon,
- dass das Richtige von gestern
- heute falsch sein kann,
- man vergisst aber gern,
- dass das Falsche von gestern
- heute nicht richtig sein muss.
-
- André Brie
- /***/
- Ich glaube, ich habe und hatte zwei Leben.
- Das eine endete wunderschoen und nun beginnt soeben
- das zweite. Ich rechne damit - so schoen das
- erste Leben auch war - dass das neue noch schoener
- wird, denn ich befinde mich mit mir selbst
- und mit Yoko viel mehr in Frieden als vorher...
- Die Welt dort draussen ist wunderschoen.
-
- John Lennon (1940-1980), im Jahr seiner Ermordung
- /***/
- All things considered, it looks as though
- Utopia were far closer to us than anyone, only
- fifteen years ago, could have imagined.
- Then, I projected it six hundred years into
- the future. To-day it seems quite possible that
- the horror may be upon us within a single century.
-
- Aldous Huxley, 1946 (1894-1963)
- /***/
- Die Zeit wird kommen, wenn eifriges Forschen ueber lange Zeitraeume
- hinweg Dinge ans Licht bringt, die jetzt noch verborgen liegen.
- Das Leben eines Menschen, auch wenn er es ganz dem Himmel widmete,
- reicht nicht aus, ein so weites Feld zu ergruenden...
- Und so wird sich die Kenntnis davon nur ueber Generationen hinweg
- entfalten. Es wird aber auch eine Zeit kommen, wenn unsere Nachfahren
- staunen, dass wir Dinge, die ihnen so einfach erscheinen, nicht
- wussten... Viele Entdeckungen aber sind zukuenftigen Jahrhunderten
- vorbehalten, wenn wir laengst vergessen sind...
- Seneca, Naturales quastiones, 7. Buch (1. Jhd u.Z.)
- /***/
- Das Bekannte ist endlich, das Unbekannte unendlich;
- geistig stehen wir auf einem Inselchen inmitten
- eines grenzenlosen Ozeans von Unerklaerlichem.
- Unsere Aufgabe ist es, von Generation
- zu Generation ein klein wenig mehr
- Land trockenzulegen.
-
- T.H. Huxley, 1887
- /***/
- Wie gewaltig muessen jene Himmelskoerper sein und wie unbedeutend im
- Vergleich dazu diese Erde, der Schauplatz all unserer gewaltigen
- Vorhaben, all unserer Schiffsreisen und Kriege.
- Das sollten sich jene Koenige und Fuersten vor Augen halten, die
- das Leben so vieler opfern, um ihrem Ehrgeiz, Herr eines
- erbaermlichen Winkels dieser kleinen Welt zu sein, zu schmeicheln.
-
- Christian Huygens, um 1690
- /***/
- Zuweilen haelt man die Schule nur fuer ein Instrument
- zur Weitergabe einer Hoechstmenge von Wissen an die
- heranwachsende Generation. Das ist nicht richtig.
- Wissen allein ist tot; die Schule aber dient dem Lebendigen.
- Sie soll in den jungen Menschen alle Eigenschaften und
- Faehigkeiten entwickeln, die fuer die
- Wohlfahrt der Allgemeinheit wertvoll sind.
-
- Albert Einstein (1879-1957)
- /***/
- Mir scheint es als das Schlimmste, wenn eine Schule
- prinzipiell mit den Methoden der Angst, der Gewalt und
- kuenstlichen Autoritaet arbeitet. Solche Behandlungsmethoden
- zerstoeren die gesunden Gefuehle, die Aufrichtigkeit und das
- Selbstvertrauen der Schueler. Damit produziert man den
- unterwuerfigen Untertan.
-
- Albert Einstein (1879-1957)
- /***/
- Die Schule sollte es sich immer zum Ziel setzen,
- den jungen Menschen als harmonische Persoenlichkeit
- und nicht als Spezialisten zu entlassen.
- ...Die Entwicklung der allgemeinen Faehigkeit
- zu selbstaendigem Denken und Urteilen
- sollte stets an erster Stelle stehen
- und nicht die Aneignung von Spezialkenntnissen.
-
- Albert Einstein (1879-1957)
- /***/
- Die politische Apathie der Voelker in Friedenszeiten
- weist darauf hin, dass sie sich spaeter bereitwillig
- zum Hinschlachten fuehren lassen werden,
- weil ihnen heutzutage sogar der Mut fehlt,
- ihre Unterschrift zur Unterstuetzung der Abruestung zu geben,
- werden sie morgen gezwungen sein,
- ihr Blut zu vergiessen.
-
- Albert Einstein im Jahre 1928
- /***/
- Die Massen sind niemals kriegsluestern,
- solange sie nicht durch Propaganda vergiftet werden.
- Wir muessen sie gegen Propaganda immunisieren.
- Wir muessen unsere Kinder gegen Militarismus impfen,
- indem wir sie im Geiste des Pazifismus erziehen.
-
- Albert Einstein im Jahre 1932
- /***/
- The Inquisition killed its enemies in the open,
- and killed them while they were still unrepentant:
- in fact, it killed them because they were unrepentant.
-
- George Orwell (1903-1950) in "1984"
- /***/
- A physical shortcoming could produce
- a kind of mental excess.
- The process, it seemed, was reversible.
- Mental excess could produce,
- for its own purposes, the voluntary blindness
- and deafness of deliberate solitude,
- the artifical impotence of asceticism.
-
- Aldous Huxley in: Brave New World
- /***/
- Der einzige Fortschritt, den man bisher
- in Abruestungsfragen erzielt hat,
- liegt darin, dass sich die frueheren
- Kriegsminister
- jetzt
- Verteidigungsminister
- nennen.
-
- Linus Pauling
- /***/
- Wenn es morgens um sechs Uhr an meiner
- Haustuer laeutet und ich sicher sein kann,
- dass es der Milchmann ist, dann weiss ich,
- dass ich in einer Demokratie lebe.
-
- Winston Churchill (1874-1965)
- /***/
- Ordnung um der Ordnung willen
- beschneidet den Menschen seiner
- wesentlichen Kraft, der naemlich,
- die Welt und sich selber umzuformen.
- Das Leben schafft Ordnung, aber
- die Ordnung bringt kein Leben hervor.
-
- Antoine de Saint-Exupéry
- /***/
- ...am Nazismus ist Deutschland fast zugrunde
- gegangen; das Bemuehen, es von dieser toedlichen
- Krankheit zu heilen, nennt sich heute Entnazifizierung.
- Ich wuensche nicht und glaube auch nicht, dass das
- scheussliche Wort ein dauerndes Leben behaelt; es
- wird versinken und nur noch ein geschichtliches Dasein
- fuehren, sobald seine Gegenwartspflicht erfuellt ist.
-
- Victor Klemperer in "LTI"
- /***/
- In Rosseaus Urwaelder zurueckzufliehen,
- die ganze Kultur als Flitterwerk und Unnatur,
- als aufgedrungene Last von sich zu werfen und
- ein vierbeiniges Leben zu fuehren, das ist der
- neuen Menschheit nicht moeglich...
- Doch die tieferen Gegensaetze, welche aus dieser
- Kultur hervorgingen, muessen auf ihrem eigensten
- Terrain sich auskaempfen.
-
- Louise Aston
- /***/
- Die Idee von der Festung Europa ist voellig stupid.
- Vor der Festung stehen zig Millionen von Elenden und wollen herein.
- Der Sieg des Kapitalismus laeutet sein Ende ein,
- denn man kann nichts erobern, was sich einem an den Hals schmeisst.
- Daran kann man sich nur verschlucken.
- Der Kapitalismus, der traditionelle Aggressor Europa
- ist jetzt ploetzlich von Asien und Afrika umzingelt
- und steht mit dem Ruecken am Ozonloch.
-
- Heiner Mueller in einem Interview
- /***/
- Was mich zornig macht, ist die Tatsache,
- dass die PDS zum Teil auf ueber 20 Prozent
- Stimmenanteil kommen kann...
- Da kann es sich nur um eine
- charakterliche Deformation handeln:
- Geld von den Wessis zu nehmen und ihnen
- gleichzeitig ins Gesicht zu spucken.
-
- Guenter Beckstein (Bayer. Innenminister, CSU)
- am 4.6.95 in der WELT am SONNTAG
- /***/
- Wolfgang Heise ... hat mal formuliert: Theater als Laboratorium
- sozialer Phantasie. Und das finde ich schon ganz gut.
- Wenn man davon ausgeht, dass die kapitalistische Gesellschaft,
- aber im Grunde jede moderne Industriegesellschaft, auch die DDR,
- ein Industriestaat ist und die Tendenz hat,
- Phantasie zu unterdruecken, zu instrumentalisieren,
- auf jeden Fall zu drosseln. Und ich glaube schon, so bescheiden
- das klingt, die politische Hauptaufgabe von Kunst ist jetzt,
- Phantasie zu mobilisieren.
-
- Heiner Mueller, 1977
- /***/
- Wir wuerden viel weniger Streit
- in der Welt haben,
- naehme man die Worte fuer das,
- was sie sind - lediglich
- die Zeichen unserer Ideen
- und nicht die Dinge selbst.
-
- John Locke (engl. Philosoph, 1632-1704)
- /***/
- Das ist ja das Unglueck von Deutschland, dass Ihr alle den Massstab
- fuer Recht und Fairness verloren hattet... Ihr habt alle fuer Nazi-
- Deutschland gearbeitet und nie nur einen passiven Widerstand zu machen
- versucht. Gewiss, um Euer Gewissen loszukaufen, habt Ihr hier und da
- einem bedraengten Menschen geholfen, aber Millionen unschuldiger
- Menschen hinmorden lassen, und keinerlei Protest wurde laut. Ich muss
- Dir das schreiben, denn es haengt so viel fuer Euch und Deutschland
- davon ab, dass Ihr einseht, was Ihr habt geschehen lassen... Solange
- nur wir die schlaflosen Naechte hatten und nicht Ihr, solange wird
- es in Deutschland nicht besser werden.
-
- Lise Meitner 1945 in einem Brief an Otto Hahn
- /***/
- Westeuropa pocht auf seine demokratische Verfassung,
- auf Wohlstand und individuelle Freiheit,
- aber die Nachbarn in Osten haben das alles nicht.
- So entstand auf der einen Seite Neid und unterdrueckte Aggression,
- auf der anderen Seite Angst vor der Bedrohung durch
- revolutionaere Ideen. Der politische Wandel kam,
- aber Friede und Einheit sind nur aeusserlich.
-
- Luise Rinser, 1995
- /***/
- Es ist leicht fuer einen Staatsmann, sei es im Kabinett oder in der
- Kammer, mit dem populaeren Winde in die Kriegstrompete zu stossen und
- sich dabei an seinem Kaminofen zu waermen, oder von dieser Tribuene
- donnernde Reden zu halten und es dem Musketier, der auf dem Schnee
- verblutet, zu ueberlassen, ob sein System Sieg oder Ruhm erwirbt
- oder nicht. ... Ich bin der Ueberzeugung, Sie sehen die Frage, die uns
- jetzt beschaeftigt, nach einem Jahre anders an, wenn Sie rueckwaerts
- durch eine lange Perspektive von Schlachtfeldern und Brandstaetten,
- Elend und Jammer von hunderttausend Toten und hundert Millionen
- Schulden erblicken werden.
-
- Otto v. Bismarck-Schoenhausen am 3.12.1850 im Vereinigten Landtag
- /***/
- ...Most people tried to live as comfortable as possible which meant to
- compromise with the regime.
-
- Survival in a totalitarian regime basically requires that approach.
- That's why it's so ridiculous when the Wessis make a big deal about
- investigating and stigmatizing people who "collaborated" with the Stasi.
- It's all well and good for them to get on their moral high horses and
- pontificate about the need to "resist wrongful authority." They didn't
- have secret police permeating their existence.
-
- C. (East German) and T. (American) talking about Stasi and Wessis
- /***/
- Das Schnueffeln ist eine Leidenschaft -
- und wenn man's fuers Land tut,
- darf man sich sogar als Patriot fuehlen.
-
- Konrad Kellen, Thomas Manns Privatsekretaer
- /***/
- Auch wenn die feministische und linke Kritik berechtigt war,
- so waren deren rigide Schluesse doch fatal, da sie die
- Pervertierung, Kommerzialisierung und Entfremdung der
- aesthetischen Beduerfnisse mit diesen ganz einfach gleichsetzten.
- Aesthetisierung fiel unter die Gebote: "Du sollst nicht!"
- Die Revanche liess nicht lange auf sich warten. Und sie fiel
- so kraeftig aus, dass heute die gesamte emanzipatorische Kritik,
- mitsamt ihren konstruktiven Momenten, verschuettet ist.
-
- Franz Schandl in "Dialektik der Dessous", ND v. 20./21.1.96
- /***/
- Die westdeutsche Industrie hat eine immense Subventionsmentalitaet
- entwickelt, um grosse Leichen zu erhalten, statt sie zu beerdigen.
- Das ist keine Ost-Erfindung, sondern das haben wir im Westen
- in der Kohle schon immer betrieben.
- Es ist viel Bloedsinn gemacht worden im Osten, aber vor allem
- von denen aus dem Westen, die beraten haben.
-
- Lothar Spaeth in einem Interview am 20.09.95
- /***/
- Ist es nicht purer Zynismus, wenn man, wie es schon geschah,
- zwei kriegfuehrenden Nationen gleicherweise durch
- Waffenlieferung hilft?
- Das alles wuerde man im zivilen Strafrecht Beihilfe zum Mord nennen.
- Aber innerhalb der Weltpolitik ist es einfach Geschaeft.
- Tatsaechlich ist es, ethisch und auch politisch gesehen,
- Beihilfe zum Massenmord.
- Wir sind alles bezahlte Moerder - waehrend wir vom Frieden reden
- und der restlichen Welt Waren verkaufen, fuer unseren Gewinn.
-
- Luise Rinser, 1995
- /***/
- Man muss die Menschen so nehmen, wie sie sind.
- Heute schimpfen meine Schwaben,
- wie teuer die Einheit ist - und die Thueringer,
- wie geizig die im Westen sind.
- Das ist wie bei allen Verwandtschaften,
- wenn sie sich das erste Mal sehen,
- dann koennen sie nicht genug voneinander kriegen,
- beim fuenften Mal finden sie das nicht mehr so toll.
-
- Lothar Spaeth in einem Interview am 20.09.95
- /***/
- ...ich glaube, dass es mit dem Lebensgefuehl oder
- der Haltung der Bevoelkerung zum Leben zu tun hat,
- wenn die Geburtenrate sinkt: ein Volk, das sterben will.
- Es will natuerlich das Leben noch geniessen bis zum Ende.
- Es will nichts abgeben. Dafuer ist die Bundesrepublik
- Deutschland exemplarisch.
- Man will hierzulande alle Biere selber trinken,
- und wenn man selbst kein Bier mehr trinken kann,
- soll es keins mehr geben.
-
- Heiner Mueller, 1986
- /***/
- Wenn die Menschheit eine Waffe,
- mit der sie Selbstmord begehen kann,
- in den Haenden haelt, so glaube ich,
- dass eine Verstaerkung dieser Waffe
- die Wahrscheinlichkeit einer Katastrophe
- nur erhoehen wuerde...
- Eine neue Art des Denkens ist unbedingt erforderlich,
- wenn die Menschheit am Leben bleiben und
- ein hoeheres Niveau erreichen will.
-
- Albert Einstein (1879-1957)
- /***/
- Gegenwaertig suchen weltweit weniger als ein Dutzend Leute
- nach erdnahen Asteroiden - weniger als man braucht,
- um ein einziges McDonald's-Restaurant zu betreiben.
-
- David Morrison (NASA-Astronom) auf einer Tagung der
- UNO zum Thema "Gefahren durch erdnahe Asteroiden
- und Moeglichkeiten ihrer Abwehr"
-
- (Vor 65 Mio Jahren wurde vermutlich fast alles damalige
- irdische Leben durch einen Asteroidenaufsturz vernichtet.)
- /***/
- Die Angebote des Kapitalismus zielen auf Kollektive.
- Aber sie sind so formuliert, dass sie die Kollektive sprengen.
- McDonald's ist das absolute Angebot an Kollektivitaet.
- Man sitzt ueberall in der Welt in der gleichen Scheisse
- und frisst dieselbe Scheisse, und alle sind gluecklich.
- Selbst die Gesichter in den McDonald's-Restaurants
- werden sich immer aehnlicher.
-
- Heiner Mueller in einem Interview
- /***/
- Auch hier geht es, nur temporeich verschaerft, um das Umschlagen
- von Musik in virtuelle militaere Aktion, um das Mitgroelen
- des Refrains als Aufhebung des Dialogs, um Unterwerfung.
- Der Koerper wird nicht ergriffen von dieser Musik, sondern
- in Bewegung versetzt, ohne funky, sexuell, utopisch zu sein,
- genau das, wovon Leni Riefenstahl traeumte:
- Barbarisch und kontrolliert.
-
- Georg Seeßlen (1994) ueber Volksmusik in den Medien in:
- "Tanz den Adolf Hitler. Faschismus in der populaeren Kultur"
- /***/
- Bildung und Entwicklung sind
- langwierig, muehselig und womoeglich kostspielig,
- ein nach jedem Wind gehaengtes Maentelchen
- und ein fein gewendeter Hals sind dagegen wohlfeil.
-
- Michael Bommhardt in einem Mailwechsel ueber
- gewendete "Organe" (DDR-Zeitungen), Bildung und
- das Berufsethos der Lehrer.
- /***/
- Nichts gegen so manchen entdeckerischen Journalisten, vor Ort.
- Aber doch einiges gegen die Rotten der Fernfuchtler,
- welche ihren Schreiberberuf mit dem eines Richters
- oder gar mit der Rolle eines Demagogen verwechseln und,
- ueber Jahre immer in dieselbe Wort- und Bildkerbe dreschend,
- von ihrem Auslandshochsitz aus auf ihre Weise
- genauso arge Kriegshunde sind, wie jene im Kampfgebiet.
-
- Peter Handke, 1996
- /***/
- ...Was mich schliesslich am meisten entsetzt ist die Behauptung
- einiger Historiker, in der DDR habe es sich um ein
- fehlgeschlagenes Experiment des Fruehsozialismus gehandelt.
- Das erste fruehsozialistische Experiment fand bereits im
- Jahre 133 vor unserer Zeitrechnung statt. Nach einer
- Sklavenrevolte auf einer der aegaeischen Inseln unter
- Leitung von Aristonicus wurde feierlich eine neue Gesellschaft
- proklamiert - der "Sonnenstaat".
-
- Wolfgang Leonhard in einem Interview am 09.12.95
- /***/
- Vieles, was in der DDR geleistet und erreicht worden ist,
- musste durchgesetzt werden nicht nur gegen feindliche
- Obstruktionen, sondern auch gegen manchmal mehr und
- manchmal weniger freundlichen Widerstand.
- Noch die anachronistische Frage des Zoellners an
- der Staatsgrenze nach Druckerzeugnissen ist ein
- stalinistisches Relikt und keine friedensfoerdernde Massnahme.
-
- Heiner Mueller, 1987
- /***/
- Waehrend der grossen Saeuberungen 1936-1938 wurden etwa 7 Millionen
- Menschen verhaftet, 10.000 pro Tag, drei Jahre lang.
- Damals gab es ein riesiges Plakat, auf dem der Generalkommisssar
- fuer Staatssicherheit, Nikolai Jeshow, mit Handschuhen Volksfeinde
- zusammenpresste, dass das Blut spritzte. Darueber stand: "Wir
- vernichten die Feinde des Volkes." Und darunter: "Der sowjetische
- Staatssicherheitsdienst wird noch zeigen, wozu er faehig ist."
- Der Stalinismus war die brutalste Form, die der Kommunismus je
- angenommen hat, und da habe ich Angst gehabt.
-
- Wolfgang Leonhard in einem Interview am 09.12.95
- /***/
- ...in jedem aufmerksamen Blick nur Gier, Unterdrueckung,
- ja Vergewaltigung zu sehen. Das mag nun hier als Absage
- an die gerade grassierende "sexual correctness" gelesen werden.
- Dem ist so. En passant sei bemerkt, dass Sexualitaet und Korrektheit
- nicht zusammenegehen. Wer letzteres will, muss ersteres lassen.
- Sexualitaet, Emotionalitaet und Sinnlichkeit
- koennen nicht nach abstrakten Regeln ablaufen.
-
- Franz Schandel in "Dialektik der Dessous", ND v. 20./21.1.96
- /***/
- Vertretungsplaene sind Probleme,
- die nichttrivial zu loesen sind.
- Dieser Typ Problem erfordert einen Brute-Force-Ansatz
- oder bringt nur bedingt gute Ergebnisse.
- Bei Optimierungsaufgaben wie dieser ist es sogar so,
- dass das bedingt gute Ergebnis sofort
- von einem Menschen verbessert werden kann,
- d.h. das Programm hat versagt.
-
- Lutz Donnerhacke zum Thema Stundenplansoftware
- /***/
- ~Prof. Dr. Johannes Neumann (Humanistische Union) auf die Frage,
- ob das soziale Netz zusammenricht, wenn die Kirchen sich aus
- diesem Bereich zurueckziehen (in einem Interview am 20.12.95):
-
- Das ist wenigstens bei uns in den alten Bundeslaendern insofern
- richtig, als die Kirchen in den vergangenen 40 Jahren praktisch
- den ganzen sozialen Sektor aufgekauft bzw. sich unter den Nagel
- gerissen haben - ohne dass das jemand wirklich wahrgenommen hat.
- Wenn also die Kirchen heute einen Kindergarten aufgeben, dann
- koennen sie verlangen, dass die Kommunen ihn von ihnen mieten.
- Obwohl die Kommunen ihn gebaut oder finanziert haben. Aber er
- gehoert der Kirche. Das nenne ich doch ein Geschaeft.
- /***/
- ...habe ich drei Buecher zum Thema Sicherheitspolitik geschrieben.
- Dabei habe ich gesehen, wie wichtig es ist, Informationen
- zu verteilen, die nicht durch Monopolinhaber ausgewaehlt werden.
- Der freie Zugriff auf ungefilterte Ur-Informationen gibt jedem
- Menschen die Moeglichkeit, sich aktiv und eigenverantwortlich an
- der Gesellschaft zu beteiligen. Die Demokratisierung der
- Information ist die voellig neue technische Voraussetzung,
- vor allem auch politisch unabhaengig mitzudenken.
-
- Elmar Schaehling in einem Interview (PC-ONLINE 1/96)
- /***/
- Eine beschaeftigungspolitische Kampagne allein bewirkt noch keine
- Wiederbelebung der linken Reformbewegung. Aber sie koennte einen
- Streit ueber Fragen ausloesen, die zu wichtig sind, als das man sie
- den Technokraten ueberlassen duerfte: ueber eine neue Organisation
- von Arbeit, Sozialstaat und sozialen Investitionskriterien bis zur
- Verknuepfung von Investitionen und Handel mit einer globalen
- Sozialcharta. Als Basis eines neuen sozialreformerischen
- Internationalismus. Es ist diese Art von Utopie, die langfristig
- die einzig moegliche Spielart von Realismus sein kann.
-
- Norman Birnbaum (US-Sozialwissenschaftler) in der ZEIT 2/96
- /***/
- ~Mit Heiner Mueller habe ich einen meiner
- wenigen Freunde verloren.
- In einer Welt, die gekennzeichnet ist
- von Richtungslosigkeit, Unbildung
- und Dilettantismus, war Heiner Mueller
- auf seine hoechst eigentuemliche Weise
- ein Wahrer und zugleich ein
- revolutionaerer Fortsetzer eines grossen Erbes.
- Dieser Verlust kann nicht ersetzt werden.
-
- Stephan Hermlin zum Tode Heiner Muellers
- /***/
- Ich will auf die Folgen des Individualismus
- aufmerksam machen. Individualisten kuemmern
- sich nicht darum, Mittler zwischen Vorfahren
- und Nachkommen zu werden.
- Das hat ernorme Auswirkungen auf die Reproduktion
- der Gesellschaft, die Erziehung von Kindern,
- die Familie und nicht zuletzt den Sozialstaat.
-
- Peter Sloterdijk im Focus 1/96
- /***/
- Sie wissen, sehr geehrte Herren, besser als ich, dass es ueberall
- einen sozusagen officiellen Pacifismus gibt, eine sanft geoelte
- Denkungsart, die fuer den Frieden eintritt, solange kein Krieg ist.
- Diese Gesinnung kostet nichts, sie ist bequem.
- Ossietzky hat sich seine Friedensgesinnung etwas kosten lassen - wir
- wissen alle nicht, ob er mit dem Leben davonkommt. Wenn ich, als sein
- langjaehriger Kampfgenosse, Sie bitte, den Idealismus, die Sauberkeit
- und die so seltene Zivilcourage dieses Friedenssoldaten anzuerkennen,
- so tue ich das in voller Kenntnis der Person und der Sache.
- Dieser Mann ist fuer den Frieden ans Kreuz geschlagen worden.
-
- Kurt Tucholsky, 1934 in einem Brief an das Nobelpreiskomitee
- /***/
- Was also weiss man, wo man vor lauter Vernetzung und Online
- nur Wissensbesitz hat, ohne jenes tatsaechliche Wissen,
- welches allein durch Schauen und Lernen entstehen kann?
- Was weiss der, der statt der Sache einzig deren Bild
- zu Gesicht bekommt oder, wie in den Fernsehnachrichten,
- ein Kuerzel von einem Bild?
-
- Peter Handke, 1996
- /***/
- Werbung bedeutet Versprechen im doppelten Wortsinn. Damit auch
- Versprechen ohne Entsprechung. Selbst das beste Produkt erreicht nicht
- das Niveau der in der Werbung getaetigten Aussagen. Der Gebrauchswert
- wird dem Tauschwert untergeordnet. Die Eindruckskonkurrenz hat die
- Gebrauchskonkurrenz abgeloest, behauptet Wolfgang Fritz Haug in einem
- der bisher besten Buecher zum Thema. "Die Mode ist die Massnahme, die
- die Industrie verwendet, um ihre eigenen Produkte ersatzbeduerftig
- zu machen", schreibt Guenther Anders, jede Werbung ist eine
- Zerstoerung. Die Werbung machts moeglich: Angebote der Industrie
- werden zu Geboten fuer das Individuum.
-
- Franz Schandel in "Dialektik der Dessous", ND v. 20./21.1.96
- /***/
- Das Ende des kalten Krieges laesst die Entwickler von Atomwaffen
- schamhafter werden. Sie fuerchten den politischen Protest,
- der zu erwarten ist, wenn sie ihren moerderischen Drang zur
- Weiterwentwicklung von Atomwaffen mehrfach jaehrlich durch
- Explosionen demonstrieren. Sie wollen ihre Atomwaffen unauffaellig
- und sauber im verborgenen Labor entwickeln.
- Dies wird moeglich, weil vor allem durch hochentwickelte Hard-
- und Software die Voraussetzungen geschaffen sind, Atomwaffen
- durch Simulation zu erforschen.
-
- Martin B. Kalinowski in "Bombengeschaeft", c't 2/96
- /***/
- In Sprache und Denken wird Unternehmerdiktion uebernommen.
- Das haengt mit der Monopolisierung der Medien zusammen.
- Wir leben in einer Kirch-Demokratie. Da gibt es eben keine
- Kapitalisten mehr. Wenn die sich bei Kohl treffen, heisst es:
- Die Wirtschaft traf sich beim Kanzler. Quatsch.
- Da redet man von Sozialreformen, wo rigider Sozialabbau
- betrieben wird. Das ist Orwellscher Doublespeak.
- Der Gipfel der Unverschaemtheit ist, die Arbeitslosen auch noch
- in ihrer Not zu verhoehnen - mit dem Wort vom Sozialmissbrauch
- und kollektiven Freizeitpark.
-
- Prof. Theodor Bergmann in einem ND-Interview am 9./10.3.96
- /***/
- Die Massen erwarten - dies ist meine Erfahrung als polnischer
- Politiker - keine Revolution, sondern eine Evolution des Systems
- auf dem Wege der Beseitigung des Veralteten, das die individuelle
- Initiative hemmte. So eine Evolution kam aber nicht zustande;
- fuer Millionen Menschen war der reale Sozialismus ein
- unreformierbares System, mit dem man Schluss machen sollte.
- Und so geschah es ja auch.
-
- Mieczyslaw Rakowski, poln. Premier (88/89) im ND v. 27.1.96
- /***/
- Der Liberalismus setzt aehnlich wie die Linke seine Hoffnungen auf
- eine aufgeklaerte Buergerschaft. Doch die Undurchsichtigkeit der
- modernen Gesellschaft sorgt dafuer, dass eine Erweiterung der
- Demokartie schwieriger wird. Gutverdienende Arbeitnehmer werden,
- ungeachtet der vielfachen Ausrufung einer zivilen Gesellschaft, zu
- passiven Buergern, aktiv allenfalls als Konsumenten. Und als Folge
- dieser fortschreitenden Entpolitisierung der Oeffentlichkeit
- beobachten wir eine zunehmende Atomisierung der Gesellschaft.
-
- Norman Birnbaum (US-Sozialwissenschaftler) in der ZEIT 2/96
- /***/
- Wir erleben heute die Anfaenge einer zweiten Alphabetisierung.
- Die Periode der Schriftlichkeit, die durch den Buchdruck vor 500 Jahren
- eine erhebliche Steigerung erfahren hat, tritt in eine neue Phase:
- Radio, Film, Fernsehen und Computer, vor allem aber die Vernetzung
- dieser Medien stellen die Menschen als audiovisuelle Lebewesen
- vor eine neue Situation... Zunaechst werden wir also eine neue
- Klassengesellschaft haben, wobei die Computernutzer eine privilegierte
- Schicht sind, eine Art Priesterschaft in der Informationsgesellschaft.
-
- Peter Sloterdijk im Focus 1/96
- /***/
- Nur 10% der Haushalte besitzen den Lowenanteil des Vermoegens. Von
- Osten nach Westen wechseln Grundstueckswerte von der oeffentlichen Hand
- in private Taschen. Unterm Strich fliesst weniger Geld zurueck, aber
- der kleine Steuerzahler graemt sich wegen der deutschen Vereinigungs-
- lasten. Die Fuehrungskraefte in der deutschen Wirtschaft kassieren die
- hoechsten Gehaelter im internationalen Vergleich. Die Arbeitgeber
- jammern jedoch ueber die Lohnkosten der Arbeiter und Angestellten. Die
- Bauspekulanten freuen sich ueber staatliche Subventionen, der oeffent-
- liche Dienst wird ausgeduennt. Vor allem dort, wo er den Menschen hilft,
- nicht aber, wo Buerokratie und Verwaltungsarroganz die Buerger
- drangsalieren.
- Ellis Huber, Praesident der Aerztekammer Berlin im ND v. 3./4.2.96
- /***/
- Mit dem Untergang des Sozialismus ist die soziale Frage
- eben nicht geloest. Sie stellt sich neu und draengender:
- Der Kapitalismus muss jetzt beweisen, dass er Fortschritt
- und Menschlichkeit miteinander verbinden kann.
- Das "Soziale" in der Marktwirtschaft steht vor seiner
- wirklichen Bewaehrungsprobe.
-
- Ellis Huber, Praesident der Aerztekammer Berlin im ND v. 3./4.2.96
- /***/
- Zwei radikal unterschiedliche Gesundheitssysteme sind sich mit der
- deutschen Vereinigung begegnet. In beiden herrscht jedoch gleiche
- aerztliche Absicht: Helfen, ohne zu schaden und dienen, ohne den
- Verdienst ueber alles zu stellen. Die ostdeutschen Aerztinnen und
- Aerzte wurden in der ehemaligen DDR zu Spezialisten fuer Gesund-
- heitsversorgung mit knappen Mitteln, sozusagen Fachaerzte fuer
- optimalen Ressourcengebrauch. Solche Spezialisten brauchen wir jetzt.
- Auch das leidenschaftliche Wissen vom Wert eines nicht kommerziellen
- Gesundheitswesens. Auf dem Boden gemeinsamer Erfahrung und gemeinsamen
- Respektierens kann ein besseres Gesundheitssystem errichtet werden.
-
- Ellis Huber, Praesident der Aerztekammer Berlin im ND v. 3./4.2.96
- /***/
- Als Faustregel fuer die meisten modernen Industrielaender gilt:
- Am schwersten ist eine Buerokratie zu besiegen - zu viele Lobbies,
- Politiker und Denktanks besitzen allzu feste "Connections",
- als dass sie eine Buerokratie sterben lassen moechten.
- So verhaelt es sich auch mit der NATO, der - nach den
- Vereinten Nationen - wahrscheinlich groessten und kostspieligsten
- aller internationalen Buerokratien.
-
- David Binder, Autor der New York Times am 10./11.2.96 im ND
- /***/
- Man sollte aber durchaus ab und an bei Rosa Luxemburg
- oder anderen nachlesen. Es gibt Wahrheiten, die nicht deshalb
- unwahr werden, weil sie vor geraumer Zeit formuliert worden sind
- oder man sie nicht wahrhaben will.
- Genau betrachtet hat sich in Deutschland so grundlegend viel
- seit Rosa Luxemburg nicht geaendert.
- Es hat sich zwar viel ereignet, aber nicht viel gewandelt.
-
- Prof. Theodor Bergmann in einem ND-Interview am 9./10.3.96
- /***/
- ~Der Satz soll doch fuer Soldaten aller Nationalitaeten gelten
- und offenbar fuer alle Kriegsteilnehmer, nicht nur fuer die
- Berufssoldaten; er soll den Gedanken, dass der Krieg Mord ist,
- in besonders scharf gepraegter Form zum Ausdruck bringen.
- Ob mit Recht, darueber mag man streiten, aber deshalb wegen
- Beleidigung zu klagen, das heisst nicht nur, sich laecherlich
- machen, sondern auch die Freiheit des Wortes knebeln.
-
- Friedensnobelpreistraeger Ludwig Quidde am 8.3.1932
- in der "Weltbuehne" betreffs der Veroeffentlichung des
- Tucholsky-Zitates im Blaettchen und dem darauf folgenden
- Prozess gegen v. Ossietzky.
- /***/
- Rassismus entsteht durch die
- verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung
- tatsaechlicher oder fiktiver Unterschiede
- zum Nutzen des Anklaegers
- und zum Schaden seines Opfers,
- mit der seine Privilegien oder Aggressionen
- gerechtfertigt werden sollen
-
- Albert Memmi
- /***/
- ~Die Faszination des Wrestlings ruehrt wohl auch daher, dass es ein
- Spiegelbild des unerbittlichen Konkurrenzkampfes in unserer
- Gesellschaft ist, wo vorrangig Haerte und Skrupellosigkeit den Erfolg
- garantieren, und wo nur der Staerkere den sozialen Aufstieg schafft.
- [...] Abgesehen davon, dass Wrestling die Grenze zwischen Fiktion und
- Realitaet geschickt verwischt, machen die Kollegen von Alex Wright vor
- allem eines deutlich: Bosheit lohnt sich doch! [...] Inzwischen
- genuegt ein kurzer Besuch auf einem Spielplatz, um zu erkennen, wie
- stark dieses Verhaltensmuster Kinder anzieht und praegt. Es passt
- wohl auch in unsere Gesellschaft.
-
- Martin Koch "Gefaehrliches Muster", ND v. 16./17.3.96
- /***/
- Der wichtigste Grund fuer die Langmut, die zu innerer Emigration
- von der Politik statt zur Auflehnung fuehrt, ist das Gefuehl,
- andere als die getroffenen Entscheidungen seien im Politikbetrieb
- nicht mehr vorstellbar oder nicht realistisch - ein Gefuehl,
- das zu vermitteln inzwischen die Hauptarbeit zahlreicher
- politischer Akteure darstellt. Fuer die Gruendung neuer Parteien
- mit einem identifizierungsfaehigen demokratischen
- Gesellschaftsprogramm gibt es keine groesseren Milieus mehr,
- aus denen ihnen ein stabiler Kern erwachsen koennte.
-
- Hermann Scheer (SPD-MdB) in "Zurueck zur Politik"
- /***/
- Waehrend Informationen einmal eine wichtige Ressource waren,
- mit deren Hilfe wir unsere gegenstaendliche und unsere
- symbolische Welt kontrollieren konnten, haben wir mit unserem
- technischen Erfindergeist die Information in eine Art
- Abfallprodukt und uns selbst in Muellsammler verwandelt.
- Wir ersticken beinahe an der Informationsschwemme,
- besitzen aber kein Mittel, das uns davon befreien koennte.
-
- Neil Postman in "Welt am Sonntag" vom 7.4.96
- /***/
- Das rechte Bewusstsein geht in die Offensive, wenn die
- herrschenden Autoritaeten ueberfordert erscheinen.
- Ziel der Aktivitaet ist die Erhaltung oder
- Wiederherstellung der "natuerlichen" Ordnung.
- In diesem Rahmen kommt der politischen Elite eine
- bestimmende Rolle zu. Sie kann naemlich aggressives
- rechtsextremes Verhalten steuern.
-
- Cluse Krings, "Der Suendenfall der politischen Mitte"
- ND vom 13./14.4.96
- /***/
- ~Wir Gegner der Todesstrafe sonnen uns gern in unserer moralischen
- Ueberlegenheit und sehen dabei ueber das Leid der Betroffenen hinweg.
- Wir duerfen dieses Potential an Gewaltbereitschaft, das in uns allen
- steckt, nicht einfach verteufeln. Dass Leid und Hilflosigkeit
- Rachegefuehle wecken, ist legitim.
- (Interviewer) "Und doch sind Sie gegen die Todesstrafe?"
- Du sollst nicht toeten. Nicht mal um der Gerechtigkeit willen.
- An diesem Satz kommt man einfach nicht vorbei. Obwohl wir wissen,
- dass dieser Mann seine Opfer gequaelt, vergewaltigt
- und kaltbluetig ermordet hat.
-
- Tim Robbins in einem Interview zu "Dead Man Walking"
- /***/
- ... Um einen Volksaufstand gegen die letzte rote Bastion in Europa,
- der von so vielen Medien und Politikern begeistert gefeiert wird,
- handelt es sich nicht. Schon deshalb, weil diese ueberhaupt nicht
- mehr zu schleifen ist. Ihre Liquidierung haben Milosevic und sein
- Anhang schon selbst und mit Erfolg besorgt. In den Nachbarstaaten
- sieht es auch nicht sehr anders aus, und das Faible fuer die
- Demokratie in Serbien ist all jenen westlichen Politikern nicht
- abzukaufen, die es gelassen hinnehmen, wenn ein Tudjman
- Wahlergebnisse beharrlich ignoriert oder in Tirana ein Berisha
- Oppositionsaufmaersche gegen Wahlbetrug zusammenknueppeln laesst.
-
- Frank Wehner im ND vom 28./29.12.96
- /***/
- Der Arbeitslosigkeit koennte - auch unter den Bedingungen der
- globalisierten Oekonomie - durchaus angemessen begegnet werden:
- durch nennenswerte Lohnzuwaechse, was den Kaufkraftrueckgang aufhalten
- und Nachfragesteigerungen ausloesen wuerde, durch gleichzeitige weit-
- reichende Arbeitszeitverkuerzungen und durch zusaetzliche oeffentliche
- Beschaeftigung. So unzeitgemaess diese Vorschlaege erscheinen moegen,
- in der Bundesrepublik koennte die Arbeitslosigkeit innerhalb von
- wenigen Jahren beseitigt werden, wenn die zu verzeichnenden hohen
- Produktivitaetszuwaechse fuer Einkommenserhoehungen aus abhaengiger
- Beschaeftigung, fuer Arbeitszeitverkuerzungen und fuer die Finanzierung
- zusaetzlicher oeffentlicher Beschaeftigung verfuegbar wuerden.
- Otto Kreye (Sozialwissenschaftler) am 27.04.96 im ND
- /***/
- Geht man die in den vergangenen 15 Jahren gemachten Vorschlaege zur
- Loesung der Krise der Arbeitsgesellschaft durch, stoesst man auf
- wiederkehrende, laengst zum Argumentationsritual geronnene
- Bestimmungen: Ziel in dieser Frontstellung der Suchbewegungen ist
- selbst fuer jene, die privat eher eine konservativ gepraegte Auffassung
- vom Menschen und seinen familiaeren Verwurzelungen vertreten,
- der universell bewegliche Mensch, voellig ins Funktionale abgerutscht,
- von innerlichen Bindungen jeglicher Art so weit geloest, dass er
- jederzeit die erkannten Marktchancen wahrzunehmen bereit ist.
-
- Aus: Oskar Negt, Achtundsechzig - Politische Intellektuelle
- und die Macht, Steidel 1995
- /***/
- Was mich sehr bewegt nach der deutschen Einheit, das sind die
- toten Obdachlosen. Es gab ja auch in der DDR ein asoziales Milieu,
- also Leute, die nicht eingegliedert waren in die Gesellschaft.
- Nur, die lagen eben nicht unter einer Bruecke oder einem Platz.
- Sie wurden gefunden in einer KWV-Wohnung, fuer die sie
- keine Miete zahlten. [...]
- Ich habe ueber Jahrzehnte als Gerichtsmediziner nicht so viel
- verwahrloste, verlauste, arme Kreaturen gesehen,
- wie in den wenigen Jahren nach der deutschen Einheit.
-
- Prof. Dr. Wolfram Gunther in einem Interview mit dem ND, 1./2.5.96
- /***/
- Der Verleger Hubert Burda schwaermt von einer "Neuronalen Aesthetik",
- die den Medienkonsumenten mit immer neuen Schlagzeilen, Bildimpulsen,
- Kurzartikeln, Meinungsfetzen, In- und Outlisten, schnell aufzufassenden
- Grafiken ueber Tagestrends der Umfrageforschung in Bann schlaegt.
- Wenn die Medien sich nur an solchen Massstaeben orientieren, dann
- entstehen zwangslaeufig Programme fuer Schnellschwaetzer, fuer
- Anpasser, fuer Leute, die gern nachplappern und Geruechte und
- Vorurteile weiterverbreiten. Ein Ergebnis dieser staendig rotierenden
- Reizmaschine ist die Skandalisierung der Politik, die Verzeichnung
- Deutschlands zu einer Affaeren- und Bananenrepublik.
-
- Ernst Elitz, Intendant des Deutschlandradio, 1996 in "In Form"
- /***/
- Ich bin weiter der Auffassung, dass man den Kampf gegen
- den Militarismus nicht zugunsten des Kampfes gegen
- Trusts und Konzerne oder Grosskapital zurueckstellen sollte.
- Das Grosskapital ist zurzeit in Deutschland erledigt,
- der militaristische Gedanke aber noch keineswegs.
- Im uebrigen habe ich in der Rede mit grosser Entschiedenheit
- und Deutlichkeit gegen Grosskapital, Trusts und
- Konzerne Stellung genommen.
-
- Dr. Konrad Adenauer, Vorsitzender der CDU fuer die Britische Zone,
- in einem Leserbrief an das ND (14.6.1946)
- /***/
- Die Ostdeutschen mussten schnell begreifen, in welche Lehrlingsrolle
- sie ploetzlich geraten waren. Ihrem alten Paradigma war die Grundlage
- entzogen. Im "neuen alten" bewegten sie sich als Anfaenger unter
- westdeutschen "Profis". Dadurch profitierten von dem Beitritt vor
- allem Westdeutsche, die im Osten zu unerwarteten Ehren und Posten
- kamen. In kuerzester Zeit mussten Schluesselpositionen und -funktionen
- besetzt werden, die nun auf Jahre fuer den Nachwuchs versperrt sind.
- Zu Gewinnern dieses Wechsels wurden diejenigen, die sich schon bisher
- im Rahmen des neuen alten Paradigmas (nicht selten mit maessigem
- Erfolg) bewegten, aber nicht diejenigen, die die Herausforderungen
- des Paradigmawechsels annahmen.
- Bernd Okun in "Verhaltenes Verhalten" im ND v. 22./23.6.96
- /***/
- Wenn einer mit Vergnuegen in Reih und Glied zu einer Musik
- marschieren kann, dann verachte ich ihn schon; er hat sein
- grosses Gehirn nur aus Irrtum bekommen, da fuer ihn das
- Rueckenmark schon genuegen wuerde. Diesen Schandfleck der
- Zivilisation sollte man so schnell wie moeglich zum Verschwinden
- bringen. Heldentum auf Kommando, sinnlose Gewalttat und die
- leidige Vaterlaenderei - wie gluehend hasse ich sie, wie gemein
- und veraechtlich erscheint mir der Krieg; ich moechte mich lieber
- in Stuecke schlagen lassen, als mich an so einem
- elenden Tun beteiligen! Toeten im Krieg ist nach meiner Auffassung
- um nichts besser als gewoehnlicher Mord.
- Albert Einstein (1879-1957)
- /***/
- Deutschland hat kein Verhaeltnis zu seinen Raendern.
- Bei der pathologischen Angst vor allem,
- was in dieser Gesellschaft nicht direkt dem
- Sicherheits- und Effektivitaetsdenken
- unterworfen werden kann,
- fuehrt jede Loesung eines Problems
- nur zu dessen Wiederkehr in noch radikalerer Form.
-
- Frank Castorf am 14.9.96 im ND
- /***/
- In Osteuropa findet ein Krieg statt, eine Voelkerwanderung
- steht bevor, und wir tun so, als lebten wir
- in einem Waldorf-Kindergarten. Es wird sich raechen,
- wenn wir nicht kapieren, wie zum Beispiel dieses Osteuropa
- funktioniert: dass man den Russen nicht einfach
- die Wuerde einer Grossmacht nehmen und dafuer
- eine Buechse Pepsi hinstellen kann.
-
- Frank Castor am 14.9.96 im ND
- /***/
- Der Skandal besteht doch nicht darin,
- dass es Kinderpornographie im Internet gibt.
- Die Kinderpornographie selbst, vielmehr noch
- die dahinterstehende Gewalt gegen Kinder,
- die Missachtung elementarer Menschenrechte,
- die sich darin ausdrueckt, ist ein Skandal.
- Genauso wie eine Gesellschaft, die nicht
- in der Lage ist, ihre Kinder vor Misshandlung
- zu schuetzen und jede Form von Gewalt
- grundsaetzlich zu aechten.
-
- Ossi Urchs in der "com! 10/96"
- /***/
- Unertraeglich ist die fortlaufende Ausblendung der lebendigen,
- komplexen, nun historischen Situation DDR. Ich will nicht
- nivellieren und damit wirkliche Opfer dieser Geschichte
- verhoehnen - es gibt sie, mehr leise als laute vielleicht.
- Im Gedaechtnis bleiben muss jedoch, wie vielfaeltig und
- verfitzt und sicherlich auch verfilzt, die DDR-Wirklichkeit war.
- Und wer sich fuer Menschen einsetzte, musste auch
- risikovolle und zuweilen missverstaendliche Wege gehen.
-
- Michael Dorsch in einem Leserbrief in der TLZ vom 17.9.96
- zur Debatte um Bischof Braecklein
- /***/
- Endgeschichtlich wirkt, was eigentlich nur nachgeholt ist:
- Eine DDR-Debatte, die zu fuehren sich damals niemand getraute,
- bis auf wenige - weil fast alle eingebunden waren und auch einfach
- alltaeglich existieren mussten. Ich meine damit nicht betuliches
- Augenzudruecken, sondern endlich realistische Differenzierung und
- diferenzierten Realismus. Aber dazu gehoeren bekanntlich eigene
- Erinnerungen und Aufrichtigkeit. Heute wissen sehr viele
- auf einmal alles besser und vermitteln den Eindruck,
- dass diese ganze Geschichte undurchsichtig und verrottet war.
-
- Michael Dorsch in einem Leserbrief in der TLZ vom 17.9.96
- zur Debatte um Bischof Braecklein
- /***/
- Weder sind wir blosse Zuschauer der Weltgeschichte, die sich
- innerhalb ihrer Grossraeume mehr oder minder unangefochten
- tummeln koennen, noch scheint die Weltgeschichte selbst,
- deren Rhythmus zunehmend dem der Katastrophe sich anaehnelt,
- ihren Subjekten jene Zeit zuzubilligen, in der alles von selbst
- besser werde. Das verweist unmittelbar auf demokratische Paedagogik.
- Vor allem muss Aufklaerung ueber das Geschehene einem Vergessen
- entgegenarbeiten, das nur allzu leicht mit der Rechtfertigung des
- Vergessenen sich zusammenfindet.
-
- Theodor W. Adorno (aus: "Ob nach Auschwitz sich noch leben lasse")
- /***/
- Die vorherrschende Debatte ist ein wortreicher Kurs ueber
- Reparatur oder Abriss von Teilen des vorhandenen Systems.
- Dazu zuendeln Meinungsmacher gern mit Leuten aus den
- rechten Fluegeln der linken Parteien.
- Denen werden schmueckende Titel wie Reformer, Querdenker
- oder Vordenker angehaengt. Setzen sich solche Leute in
- ihren Parteien schliesslich durch, beklagt die linke Presse
- regelmaessig den Rutsch der Republik nach rechts
- und die rechte Presse die Politikverdrossenheit.
-
- Wolfgang Rex im ND vom 28./29.12.96
- /***/
- Sie [die Bacardis] sind nach dem Sieg der Revolution
- ins Ausland gegangen, haben die Marke, die Rezepturen,
- die Aufmachung mitgenommen, aber eben nicht den Boden,
- diese kubanische Luftfeuchtigkeit, die salpeterhaltigen
- Winde, das Licht, den Golfstrom, das kubanische
- Zuckerrohr, alles einmalig. ...
- Kein Wunder, dass der HAVANNA CLUB in Mexiko weggeht wie
- warme Semmeln. Von zehn mexikanischen Geniessern
- stehen neun auf die destillierte Sonne aus Kuba.
-
- Leo Burghardt in "Fernando, das Unikum" (ND, 28./29.12.96)
- /***/
- Es gehoert zu den am tiefsten verhafteten Vorurteilen, dass Jugendliche
- "keinen Bock" auf Politik haben. Ihr geringer Mitgliederanteil in den
- Parteien und die zunehmende Wahlabstinenz Jugendlicher scheinen diese
- Meinung zu bestaetigen. Und doch ist sie falsch: Jugendliche sind, wie
- unsere Untersuchungen zeigen, auf eine andere Weise politisch als es
- der Apparat von Parteien und Regierungsinstitutionen kennt. Sie
- verstehen Politik ganzheitlich und sich nicht bereit, Politik allein
- nur als eine Frage kuehler Ueberlegungen und Aushandlungen zu
- betreiben; sie wollen ihre Beduerfnisse, Interessen, Neigungen,
- Emotionen und auch ihre Aengste und Sehnsuechte mit einbezogen wissen.
-
- Klaus Hurrelmann im ND vom 4./5.1.97
- /***/
- Man sollte sich , wenn von der Rolle der Sprache die Rede ist, auch
- daran erinnern, dass eine der demagogischsten Formulierungen den
- heute noch immer Herrschenden zur Macht verholfen hat. Die "bluehenden
- Landschaften" werden jetzt allerdings abgeloest von der Feststellung,
- nach der "Befreiung" von den "sozialistischen Diktaturen" sei wenig
- von dem "triumphalen Freiheitsgefuehl" geblieben. "Viele waren nicht
- auf die Anforderungen und Haerten eines freiheitlichen Systems"
- gefasst und seien "der Freiheit entwoehnt" (FAZ) - eine wahrhaft
- euphemistische Formulierung fuer kapitalistische Ausbeutungs- und
- Herrschaftsverhaeltnisse.
-
- "Die Sprache im Griff der Macht" - Detlef Joseph im ND v. 18./19.1.97
- /***/
- "Da wollen ein oder zwei Leute die Substanz
- oder das Geheimnis einiger Leben ergruenden
- und sind in Wahrheit dazu ueberhaupt nicht im Stande,
- nicht nur, weil sie die betreffenden Leute
- gar nicht oder kaum kennen,
- sondern weil auch, und durchaus nicht unbewusst,
- dem Ganzen der Wunsch nach Herabwuerdigung und
- Vernichtung zu Grunde liegt."
-
- Stephan Hermlin zu den Vorhaltungen, dass er seine
- Biographie verfaelscht haette. (In neuer RS)
- /***/
- Corino legte nach mit einem Buch ("Aussen Marmor, innen Gips", Econ).
- Viel Neues bot es nicht. Das bis dahin ausgeloeste Echo wurde
- ausfuehrlich zitiert, doch die fuer Corino peinlichste Auesserung,
- jene Hermlins, unterschlagen. Corino monierte, Hermlins Zeugen traeten
- haeufig bloss mit Initialen auf, um dann selbst als seine wichtigsten
- Zeugen Herrn E.J. und Frau G.V. vorzufuehren.
- Wem dann noch ein grauenvolles Wort wie "Ruhmredigkeit" unterlief,
- der war wohl auch unfaehig zu erkennen, wie die reichlich
- beigebrachten Hermlinschen Originalzitate mit ihrem aesthetischen
- Vermoegen die eigene Buchhalterprosa beschaemten.
-
- Rolf Schneider in der Woche(npost) vom 7.2.97
- /***/
- "Bier, Bums, Mensur und Ludendorff", das sei die Weltformel der
- voelkischen Mehrheit der Studenten von Rostock, schrieb Tucholsky
- im Juni 1920 in der "Freien Welt". Der beklemmend hellsichtige
- [...] Artikel war mit Fotografien von Klosettwaenden der Universitaet
- Rostock versehen. Man erkennt die Graffiti "Du beschnittener
- Rotzjude", "Antisemiten-Zelle" und "Hier werden in Zukunft Juden
- immatrikuliert", und in der Bildunterschrift hiess es:
- "Die Inschriftenmaler sind unsere kuenftigen Richter, Beamten,
- Staatsanwaelte, Priester..." Aus diesem Scheisshausmilieu kamen
- die Massenmoerder, die Tucholsky spaeter vorwarfen, er habe
- Deutschland ruiniert.
- Hans Mentz in der TITANIC 2/97, S. 52
- /***/
- Was Satire soll, was sie zu tun und zu lassen hat,
- das schreiben einem neuerdings aufreizend truebe
- und vollbartumknasterte Tassen vor, die
- nachweislich ueberhaupt nichts davon verstehen,
- die ihre Predigten aber gerne mit der Bemerkung garnieren,
- dass Karl Kraus und Kurt Tucholsky sich noch gewissenhaft
- an jene Vorschriften gehalten haetten,
- anders als die unverschaemten und brutal
- menschenverachtenden Satiriker der Gegenwart.
-
- Hans Mentz in der TITANIC 2/97, S. 51
- /***/
- Diese Angeklagten und andere mit ihnen, nicht die
- halb unzurechnungsfaehigen Nazifanatiker und
- schiesswuetigen Raufbolde sind die Hauptkriegsverbrecher.
- Sollte die Schuld dieser Angeklagten nicht ins
- Tageslicht gezogen und bestraft werden,
- so werden sie fuer den kuenftigen Frieden in der Welt
- eine viel groessere Gefahr darstellen als Hitler,
- wenn er noch am Leben waere.
-
- Der amerikanische Hauptanklaeger Taylor am 7.5.47
- vor dem Nuernberger Tribunal.
- /***/
- Was Arbeitgeber und Regierungslager von einem Buendnis
- fuer Arbeit halten, haben sie mit 'zig Umverteilungsoperationen
- in den letzten Monaten verdeutlicht. Wir haben
- privatkapitalistische Arbeitsvermittler, eine Verlaengerung
- der Ladenschlusszeiten, eine Durchloecherung des
- Kuendigungsschutzes, in vielen schwach organisierten Bereichen
- eine Absenkung des Krankengeldes, eine Verlaengerung von
- Wochen- und Lebensarbeitszeit usw.
- Was wir nicht haben, ist eine Beschleunigung des Wirtschafts-
- wachstums und ein deutlicher Abbau der Arbeitslosigkeit.
-
- Joachim Bischoff am 29.05.97 im ND, S. 9
- /***/
- Wer Jugendlichen, in denen infolge allzu often Zappens
- Duesternis vorherrscht, live aus einem Buch vorliest, kann ihnen
- als Fortsetzung der Schule mit anderen Mitteln erscheinen.
- Als Deputy Sherrif einer Zwangsordnung, die terroristisch auf
- Antworten besteht. Werbung gilt bei medial Verstrahlten weniger
- als Unterbrechung denn als Teil vom Film. So dass ihnen leicht
- der Grizzly- zum Gummibaeren verschwimmt.
- Beim Buch aber muss man immer noch A und u und t und o zu Auto
- zusammensetzen. - Kann ja sein, Lesen wirkt der Veraffung des
- Menschen entgegen, jedoch macht es eine Menge Arbeit.
-
- Hermann Kant in "Deutschmaulbeauftragte?" im ND vom 19./20.07.97
- /***/
- Ich wuerde eher sagen, ich lebe jetzt in einem Land,
- dass nicht mehr aus zwei Staaten besteht,
- mit zwei unterschiedlichen Wirtschaftssystemen.
- Jetzt gibt es nur noch einen Staat,
- und ein Wirtschaftssystem.
- Fuer die "alten Laender" hat das auch Konsequzenzen.
- Sozialstaat scheint fuer einige naemlich nicht mehr
- zum Selbstverstaendnis zu gehoeren.
- Dafuer aber Out-of-Area-Einsaetze.
-
- Julia Hummerich am 26.6.97 in de.etc.sprache.deutsch
- /***/