Mensch und Maschine

``Computer sind doof" höre ich es noch von Kinderstimmen sagen. Und wie so häufig haben sie recht. Rechner sind recht beschränkt. Man muß ihnen alles haarklein vorgeben, damit sie das tun, was sie tun sollen. Da sie aber nicht in der Lage sind, die menschliche Stimme zu verstehen (geschweige denn interpretieren zu können, was man gesagt hat), muß man sich auf die Ebene der Maschine begeben und mit der Tastatur dem Rechner befehlen, was er zu tun hat.

Im Zeitalter der Mäuse und Grafikoberflächen gerät die Tastatur zunehmend in Vergessenheit, beim Tippen von Texten ist sie (zum Glück) noch unentbehrlich. Da man die Texte sowieso über die Tastatur in den Computer kriegen muß, ist es sinnvoll auch die Anweisungen, welche Texte wie und wo auf einer Seite unterzubringen sind, in den Text einzubauen.

Genauso funktioniert TEX. Man schreibt einen Text, wie man es mit einer Schreibmaschine auch tun würde. Doch jedesmal, wenn man etwas Besonderes veranstalten möchte – wie zum Beispiel ein Wort fettzudrucken oder in Schrägschrift zu setzen – muß man dies dem Computer mitteilen. Dies geschieht durch Anweisungen, die man direkt davor in den Text einbaut. Wie sollte der Computer sonst auch mitbekommen, daß ein bestimmtes Wort in fetter Schrift zu drucken ist?

Der Computer weiß zwar, wie mit dem Text umzugehen ist, für den Drucker sind die Buchstaben auf dem Bildschirm oder auf der Festplatte wiederum chinesisch. Also muß man den Text so umwandeln, daß dieser daraus einen schön aussehenden Text macht. Hierzu braucht man nun das TEX-Programm. Die Umwandlung ist in zwei Stufen aufgeteilt. Die erste Stufe erledigt das Programm virtex (steht für ``virgin'' TEX). Es vollführt die Umwandlungen, die für jeden Drucker gleich sind. Als Erzeugnis liefert es eine Datei, die mit dem Kürzel .dvi endet. Die zweite Stufe übernimmt der Druckertreiber DVIprint, der die speziellen Umwandlungen für den angeschlossenen Drucker vornimmt. Er nimmt die Datei mit der Endung .dvi und verschickt das Ergebnis seiner Umwandlung an den Drucker.

``Soll das etwa heißen, daß ich jeden Text erst zweimal übersetzen (umwandeln) und auch noch ausdrucken muß, bevor ich mitkriegen kann, wie er aussieht?".

Jain. Ja, weil die beiden Umwandlungen immer sein müssen. Ohne sie kann man nicht sehen, was aus dem Text-Anweisungen-Gemisch geworden ist. Nein, weil es eine Möglichkeit gibt, die Texte so umwandeln zu lassen, daß man sie sich auf dem Bildschirm ansehen kann.

Hierzu gibt es ein Programm namens ShowDVI, daß jede Datei, die ein Kürzel .dvi hat, umsetzt und auf dem Bildschirm anzeigt. Die zweite Stufe läuft also anders. Das ShowDVI druckt sozusagen nicht auf dem Drucker aus, sondern auf dem Bildschirm. Ohne Papier verschwenden zu müssen, kann man also vorab nachschauen, ob der Text was geworden ist. Wenn er einem gefällt, wirft man das Programm DVIPrint an, um den Text zu drucken. Gilt es Änderungen anzubringen, muß man eben beide Stufen noch einmal durchlaufen.

Zusammenfassung Um mit TEX einen Text zu erzeugen, muß man

–     einen Text tippen und mit Anweisungen mischen diesen von dem Programm virtex in eine Datei umwandeln, die mit dem Kürzel .dvi endet diesen von dem Programm ShowDVI auf den Bildschirm bringen und entscheiden, ob er gefällt wenn er nicht gefällt, wieder von vorn anfangen wenn er gefällt, von DVIprint über den Drucker ausgeben lassen.

Manchem mag dieses Verfahren nicht ganz zeitgemäß erscheinen. Ich wage aber zu behaupten, daß ich mit dieser Methode deutlich schneller als mit einem sogenannten DTP-Programm bin und daß die Ausdrucke ästhetisch schöner sind.