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Amiga SDK - Erfahrungsbericht

 
Hallo,

Ihr hattet einen Aufruf gestartet, wer das SDK besitzt sollte doch mal von Erfahrungen berichten und so...

Ich habe es jetzt seit der Neuss-Messe bei mir laufen, und ich denke, daß Amiga damit wohl den richtigen Schritt getan hat. Die Dokumentation auf CD ist sehr gut, das gedruckte Handbuch faßt die Kernpunkte gut zusammen und stellt vor allem die Unterschiede zum momentanen Amigasystem heraus und versorgt den User bei etwas ungewohnten Begriffen mit alternativen Bezeichnungen der Äquivalente des guten alten AmigaOS, was für diejenigen wertvoll sein wird, die weder links noch rechts über den Tellerrand geblickt haben. Netterweise ist das Handbuch auch noch mit Amiga- Software erstellt (FinalWriter, DPaint, APDF...). Ich denke, diese Bemühungen um die "eingesessenen" Amiganer sind sehr positiv zu bewerten im Vergleich zu Gateway.

Ich habe das System bislang nur mit dem VP-Assembler programmiert. Fleecy hat nicht gelogen als er sagte, VP-Assembler wäre fast so komfortabel wie C. Abgesehen davon, daß man Hochsprachenkonstrukte wie for-while-repeat-Schleifen und if- und switch-Anweisungen zur Verfügung hat, kann man damit auch objektorientiert programmieren, also Klassen erstellen, Member-Methoden schreiben bzw. überschreiben und Klassen ableiten! Außerdem hat man auch in Assembler vollen Zugriff auf die ANSI-C und POSIX Bibliotheken, was die Programmierung erheblich vereinfacht.

Das "eigentliche" System zu beurteilen fällt allerdings schwer, weil es ja noch weit von der Fertigstellung entfernt ist und man nicht weiß, woran Amiga jetzt noch arbeitet und inwieweit sie neue Bibliotheken auf das Tao-System aufsetzen wollen. In einigen Punkten wäre das noch notwendig, z.B. die Load() und Save()-Funktionen, die in etwa die Funktionalität der "Classic Amiga" Datatypes geben, unterstützen nur bestimmte Formate und es scheint nicht so einfach erweiterbar zu sein wie das beim AmigaOS der Fall ist. In der Anleitung steht nur der lapidare Hinweis, man sollte doch seine IFF-Bilder mit dem NetPBM Paket konvertieren. Muß ich das auf meinem "Classic Amiga" wenn ich ein exotisches Bildformat bekomme? Nein! Datatype her und anzeigen. Das wäre also z.B. ein Punkt, wo noch nachgebessert werden muß. Aber Bill McEwen hat ja auch schon auf der Messe angekündigt, daß noch vieles getan wird (Sound, 3D-Grafik, neue Skriptsprache...).

Was sich allerdings sagen läßt, ist das Tao beim Kernel ganze Arbeit geleistet hat. Die Funktionen machen einen äußerst professionellen Eindruck.

Leider hat das neue System auch einige Schwachpunkte. Zum einen scheint Elate bei Dateinamen zwischen Groß- und Kleinschreibung zu unterscheiden a la Unix, was sicherlich so manch eingefleischtem Amiganer nicht so gut gefallen wird.

Mir persönlich mißfällt besonders, daß das Tao-System das Little- Endian-Format anstatt des Big-Endian-Formats benutzt, d.h. es speichert Zahlen im Intel-Format statt Motorola-Format ab, also die Bytes in 16-, 32- etc. Bit-Zahlen genau andersherum. Wer jetzt Datenfiles einlesen will, die 32-Bit-Zahlen enthalten, muß die Werte mit einem swb()-Befehl korrigieren. Wer (wie ich) 16-Bit-Zahlen einlesen muß ist noch ärmer dran, denn dann sieht das ganze in etwa so aus um eine einzige 16-Bit-Zahl vom Amiga-Format einzulesen:

cpy.s [ p0 ], i0
lsl.i 16, i0
cpy.i swb( i0 ), i0


Für vorzeichenlose 16-Bit-Zahlen wird es noch etwas komplizierter... ich habe schon angefangen, mir VP-Assembler-Makros zu schreiben...

Trotzdem kann ich das SDK allen Leuten nur ans Herz legen, es lohnt sich, mal einen Blick darauf zu werfen und zu programmieren anzufangen. Immerhin ergeben sich doch damit für die Amiganer ganz neue Chancen. Seinen Classic-Amiga braucht (und sollte!) man ja deswegen nicht ganz aufgeben....

Rüdiger Hanke

Info - Wir sind natürlich an weiteren Erfahrungsberichten interessiert. Auch Workshops zum Thema Amiga SDK sind gerne willkommen. Schreiben Sie uns auch auf welchem Linux und Rechner bei Ihnen das Amiga SDK läuft: funtime@t-online.de