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Amiga-Logo Interview mit Andreas Huber

Neues von proDAD

proDAD, seit f�nf Jahren im Amiga-Gesch�ft, produziert Software f�r den Videobereich. Vom Titler bis zur Animationssoftware bietet diese Firma alles. Wir haben die Besitzer Andreas Huber und Holger Burkhart zu ihrer Strategie befragt. Zuerst unterhielten wir uns mit Andreas Huber �ber die allgemeine Situation.

� Endlich wird das Schnittsystem CAVIN ausgeliefert. Viele Leser fragen, warum es sich so lange verz�gert hat.

Bei so einer Hard-/Softwarekombination, kann es immer zu Zeitverz�gerungen kommen. Sowohl f�r uns, als auch f�r Electronic-Design war es Neuland, ein kommerzielles Produkt gemeinsam auf die Beine zu stellen. W�hrend der Entwicklung kamen Ideen hinzu, an die in der Konzeption nicht einmal ansatzweise gedacht werden konnte. So ist es zu erkl�ren, da� das Produkt viel mehr beinhaltet als urspr�nglich vorgesehen (Digitizer, Timecode-Generator etc.).

Nat�rlich wurde diese Zeit auch f�r die Weiterentwicklung der Software genutzt. Auch hier kamen stets neue Ideen hinzu. Herausgekommen ist nun ein Produkt, das in der Funktionsvielfalt weit �ber die urspr�ngliche Konzeption hinausgeht, jedoch im Preis vergleichsweise unbedeutend angehoben wurde.

Sicher stimmen Sie zu, da� die Hardware nur sehr schwer im Nachhinein durch diese Ideen zu erg�nzen gewesen w�re. Und wenn, nur mit sehr viel mehr Zeit- und Preisaufwand, als der jetzt entstandene.

� Bisher waren Ihre Produkte immer unabh�ngig von anderen. Was hat es mit der Kooperation mit Macro System und MainConcept auf sich?

Mittlerweile wurde ein Know-how erreicht, das es erm�glicht, nicht nur die Kerngruppen einer Anwenderschaft, sondern auch dessen Randsegmente mit leistungsstarken Produkten und F�higkeiten beliefern zu k�nnen. Hierzu z�hlen neben Hardware-Herstellern auch andere Software-Hersteller, die, wie wir, ebenfalls von Kooperationen profitieren k�nnen � technisch genauso wie markttechnisch � nicht zuletzt im Sinne der gesamten Anwenderschaft.

�brigens gehen die Kooperationen mit anderen Herstellern schon jetzt �ber den Amiga-Bereich hinaus. So sind momentan Hersteller anderer M�rkte motiviert, in den Amiga-Markt zu investieren, was dazu f�hrt, da� noch in diesem Jahr bekannte Proukte, etwa vom PC her, auf dem Amiga �ber proDAD erscheinen werden. Man darf bereits gespannt sein.

� All Ihre Programme sind sehr gut auf die Wiedergabe auf Video ausgelegt, aber Grafikkarten verbreiten sich mehr und mehr. Werden wir eine Version Ihres Animationsformats SSA sehen, das auch Grafikkarten unterst�tzt?

Auch an uns ist die Verbreitung der Grafikkarten nicht vor�bergegangen. Es existieren im Moment erste beeindruckende SSA-G-Versuche, also SSA-Anims f�r Grafikkarten. Bedeutend schneller, als die aus dem PC-Bereich kommenden Formate FLI, FLC oder die Amiga-Formate Anim-5 und -8 werden auch hier entscheidende Vorteile f�r die Animations-Geschwindigkeit erreicht.

In jedem Fall werden wir dieses spezielle SSA f�r die Picasso IV herausbringen. Unsere Programme �Monument Designer� und auch das neue �Adorage� nutzen diese M�glichkeiten bereits. Die Ausgabe dieser Dinge auf Video fordern wir von Grafikkarten-Herstellern bereits seit Jahren. Auf jeden Fall wird die Kombination unserer Produkte mit diesen Karten oder auch mit der �VLab-Motion� wunderbare Dinge erm�glichen. Wie Sie sehen, ist es unser Bestreben, sowohl in der analogen als auch in der digitalen Video-Welt die Nase weiterhin vorn zu haben � egal in welchem Segment, in jedem Fall aber im Sinne der Anwender.

� K�nnen wir in n�chster Zeit mit neuen Produkten oder neuen Versionen bekannter Produkte rechnen?

Man kann das gut mit Essen vergleichen: Das Neuheiten-Men� '96, Spezialit�ten des Hauses proDAD, wurde f�r dieses Jahr schon sehr fr�h angerichtet. So stehen aktuell �CAVIN�, �Monument V2 f�r MovieShop�, das �P-Net-Netzwerk� und �Image-Vision� auf der Tageskarte. Im Bereich �clariSSA� wird vorl�ufig noch an der Kooperation mit anderen Produkten und der Grafikkarten-F�higkeit gekocht. Image Vision wird momentan weiter abgeschmeckt.

Bereits nahezu am Brodeln ist das neue �Adorage�, das vor lauter Neuigkeiten jedoch noch einige Monate zu garen hat. Die neue Version hat mit der alten nur noch den Produktnamen gemeinsam.

Weitere Produktzus�tze, auch in Verbindung mit anderen Herstellern, werden unser Men� weiter garnieren. Alles in allem k�nnen unsere Anwender dieses Jahr mit Sicherheit viele technische Innovationen genie�en.

� Da Sie p-OS entwickeln, dr�ngt sich der Verdacht auf, da� Sie Ihre Produkte auch auf einem k�nftigen PowerPC-Amiga umsetzen werden. Arbeiten Sie mit AMIGA Technologies und phase 5 zusammen?

Unser Steckenpferd ist das Maximalziel. Durch den Einsatz eines Power-PCs wird dieses Ziel erstens wieder weiter gesteckt, was zu mehr H�chstleistungen herausfordert und zweitens auch eine neue Generation einleitet, die uns idealistisch dazu zwingt, eine echte technische Innovation zu erreichen. Ein Ziel ist es sicher, p-OS als Grundlage des konsequenten Generationswechsels so zu entwickeln, da� die Vorteile gegen�ber gewissen Altlasten eindeutig sind. Gleichzeitig mu� jedoch die Portierungsm�glichkeit vom bisherigen, leicht angegrauten Stand, auf eine blitzblanke und kompromi�lose Generation komfortabel m�glich sein.

Unser Ziel ist es, ein auf Multimedia, heterogene Vernetzung und Unabh�ngigkeit basierendes System zu schaffen, das allen hilft, sowohl was die Zukunft, als auch die technischen M�glichkeiten anbelangt.

Noch ist die Zusammenarbeit mit phase 5 oder AMIGA Technologies etwas oberfl�chlich. Im Sinne aller von diesem Projekt vielleicht profitierenden Parteien, w�nschen wir uns jedoch eine tiefgreifende Kooperation mit allen am Projekt Power-PC-Amiga beteiligten Firmen. Andere bedeutende Hersteller zeigen bereits reges Interesse an p-OS.


Neues Amiga-Betriebssystem: p-OS

Think p-OS-itive!

Obgleich allemal besser als Windows, Mac-OS oder DOS hat auch das Amiga-OS seine Ecken und Kanten. Es aufzubohren, wird immer schwieriger. proDAD hat den Bruch gewagt und ein weitgehend kompatibles, aber komplett neu geschriebens Betriebssystem f�r Amigas fast fertig: �p-OS�.

Schaut man �ber den Zaun und dies etwas genauer, kann man fast erschrecken: Betriebssysteme f�r andere Rechner sind nicht selten pseudo-multitasking-f�hig und oft riesige, undurchschaubare Klumpen, meist mehrere MByte gro�. Unix-Derivate wirken oft tr�ge und extrem leistungshungrig.

Das Amiga-OS ist dagegen relativ schnell, schlank und modern - zumindest im Kern und auch noch auf leistungsschwachen Rechnern. In mancher Beziehung ist es der Hardware aber zu sehr auf den Leib geschneidert oder unflexibel, wie etwa bei der Grafik oder Druckeransteuerung. Die Diskussionen um RTG (der nie erschienene Standard) zeigen dies deutlich.

Statt nun das Amiga-OS weiter aufzubohren - wie dies mit CyberGraphX im Grafikbereich recht gut gelungen ist, aber doch nicht perfektioniert wurde - kann man auch den anderen Weg gehen, die Vorteile des Amiga-OS nehmen und ein �hnliches, aber neues Betriebssystem schaffen. Die Firma proDAD versucht mit p-OS genau das.

Dabei hatten die Entwickler - vor allem der federf�hrende Holger Burkert - mehrere Ziele im Sinn:

� Die Grafik soll unabh�ngig vom Programm sein. D.h. ein Programm kann auf einem Rechner laufen und die Grafikausgabe erfolgt auf einem anderen Amiga.

� Die Grafik kann bis zu 24 Bit tief sein und erh�lt eine standardisierte Schnittstelle, die das Einbinden von Grafikkarten stark vereinfacht.

� Ein Mehr-Monitor-System wird von vornherein unterst�tzt. Fensterteile k�nnen auf verschiedenen Bildschirmen zu sehen sein.

� Der Betriebssystemkern ist objektorientiert aufgebaut. Damit dehnt man das objektorientierte System f�r Intuition (BOOPSI) auf das gesamte OS aus, was viele Vorteile f�r Entwickler hat.

� Anwendungsprogramme, die f�rs Amiga-OS geschrieben wurden, m�ssen in den meisten F�llen lediglich noch einmal kompiliert werden, um unter p-OS laufen zu k�nnen.

� Die Bedienung der Oberfl�che wird verbessert. Fenster werden als Ganzes (nicht nur der Rahmen) verschoben. Beim Vergr��ern der Fenster sieht man sofort die neuen Inhalte. Statt lediglich zweier Bilder bei Schaltern (Gadgets) k�nnen auch Animationen eingesetzt werden.

� Das Betriebssystem ist komplett in ANSI-C geschrieben und l��t sich daher einfach auf andere Rechner und CPUs portieren.

Bisher l�uft das p-OS parallel zum Amiga-OS, aber unabh�ngig davon. Die Entwicklung dauert noch an und wird voraussichtlich erst Anfang 1997 abgeschlossen sein.

Bei einer Demonstration im Firmengeb�ude von proDAD lief das System �u�erst stabil und schnell auf einem DraCo. Insbesondere die schnelle Grafikausgabe konnte �berzeugen: Fenster, in denen Text scrollte, lie�en sich scrollenderweise als Ganzes verschieben. Auch wenn Teile eines Windows �berdeckt waren, hatte das auf die Geschwindigkeit der Ausgabe kaum Einflu�.

Das Betriebssystem stellt vor der Grafikausgabe fest, ob die Darstellung auf demselben Rechner erfolgt oder �bers Netz geschieht und w�hlt dann die optimale Methode, um die Ausgabe m�glichst schnell zu erledigen. Au�erdem wurde die Layer-Ausgabe komplett �berarbeitet und erweitert. So soll es Tochter-Layer in einem Fenster geben: das erlaubt, Schalter und andere Bedienungselemente in einem Fenster auch in nicht sichtbare Bereiche zu scrollen (wie es bisher nur in MUI-Applikationen m�glich ist) - au�erdem sollen Tochter-Layer wesentlich schneller arbeiten.

F�r Entwickler gibt es eine Debug-Version, die Programmierer st�ndig dar�ber informiert, was das Betriebssystem gerade ausf�hrt - etwa wie ein eingebautes SnoopDOS. Zus�tzlich bewahrt es das System oft vor Abst�rzen, wenn Funktionen mit falschen Parametern aufgerufen wird.

Libraries und Devices von p-OS entsprechen laut proDAD zu 99% den Amiga-OS-Vorbildern. Das Task-Switching wird nach den gleichen Regeln wie beim Amiga-OS erfolgen (�Round-Robin�). Allerdings ist es m�glich, der Task, die zum aktiven Fenster geh�rt, automatisch eine h�here Priorit�t zu geben, um so fl�ssiges Arbeiten auch dann zu gew�hrleisten, wenn viel im Hintergrund geschieht. Das DOS beinhaltet keine BCPL-Zeiger mehr, was ebenfalls die Geschwindigkeit des Systems erh�ht.

Ziel ist es, das p-OS getaufte Betriebssystem einfach auch auf andere CPUs und Rechner portieren zu k�nnen. Daher wurde es - im Gegensatz zu den aktuellen proDAD-Applikationen - nicht in C++, sondern in ANSI-C geschrieben. Dies scheint auf den ersten Blick widersinnig zu sein (objektorientiertes Design in einer nicht objektorientierten Sprache, obwohl diese in Form von C++ zur Verf�gung steht). ANSI-C ist jedoch wesentlich einfacher und wird von den meisten Compiler-Herstellern nahezu komplett und fast fehlerfrei implementiert. An C++-Compiler werden wesentlich h�here Anforderungen gestellt, die die meisten nur l�ckenhaft erf�llen. Mit ANSI-C ist man also auf der sicheren, wenn auch nicht bequemen Seite.

Es g�be noch einiges �ber das p-OS zu berichten, allerdings befindet sich das Projekt noch in der Entwicklungsphase. Der erste Eindruck war jedoch durchweg positiv. Momentan steht die Implementierung einer neuen Workbench an, die wesentlich moderner und besser als das Vorbild werden soll. proDAD w�nscht sich einen offenen Dialog und wird in K�rze Entwicklern Beta-Versionen zur Verf�gung stellen.

Das p-OS hat das Zeug - gerade auch in Bezug auf den bevorstehenden Prozessor-Wechsel zu PowerPCs - einen weichen und eleganten �bergang zu neuen Amigas zu bahnen, ohne zuviel Balast mitzuschleppen. Da� Apple und IBM schon Interesse gezeigt haben sollen, zeigt, da� proDAD mit dem Konzept richtig liegt. Wir sind gespannt, wie sich das Projekt weiterentwickelt und werden auch in Zukunft �ber den neusten Stand berichten.

Weitere Informationen: proDAD, Feldelestr. 24, 78194 Immendingen, Tel. (0 74 62) 9 11 34, Fax (0 74 62) 74 35

Das Interview f�hrten: Ren� Beaupoil und David G�hler

Bild von A. Huber (4/16 KByte) Andreas Huber Bild von H. Burkarth (4/17 KByte) Holger Burkarth

Holger Burkhart ist der Programmierer vieler proDAD-Produkte. Mit pOS hat er bereits heute ein �beraus interessantes Projekt in Entwicklung, da� in Zukunft sicher noch f�r Bewegung sorgen wird.

Andreas Huber ist Gr�nder und Chef von proDAD - bekannt vor allem f�r seine teilweise konkurrenzlosen Produkte im Videobereich.


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Zuletzt aktualisiert von David G�hler am 9. April 1996