Tech talk - Utility
Sax-it! Scanner ersetzt Fax
Wer braucht angesichts der PC-Faxlösungen schon ein herkömmliches Faxgerät? Eigentlich jeder – denn mit papierenen Dokumenten kann Exchange nichts anfangen – es sei denn, man hat einen Scanner und das PCpro-Tool Sax-it.
Einer der größten Pluspunkte von Windows 95 ist der integrierte Kommunikations-Client Exchange. Zugegeben, seine Handhabung ist an einigen Stellen etwas umständlich, dafür bietet das Programm aber alle wichtigen Kommunikationsmöglichkeiten – inklusive Fax-Support. Alles, was man für das Faxen unter Windows 95 braucht, ist also ein faxfähiges Modem. Je nach Einstellung versendet Exchange Faxe nicht nur, sondern kann sie auch empfangen.
Wer braucht da noch ein klassisches Faxgerät? Eigentlich jeder, der beispielsweise einen Formularvordruck versendet oder eine handschriftliche Skizze abschickt.
Und es geht doch ...
Bevor man sich jetzt aber zähneknirschend ein zusätzliches Faxgerät (Anschaffungspreis zwischen 400 und 800 Mark) kauft, sollte man sich folgende Alternative vor Augen führen: Ein preiswerter Flachbett-Scanner ist schon für rund 200 Mark zu haben. Damit könnte man seine Papierfaxe mittels einer Grafiksoftware einscannen und dann diese Bilddateien über Exchange versenden.
Zu umständlich? Nicht, wenn das PCpro-Utility Sax-it zum Einsatz kommt (Scan and fax it). Sax-it ist die Verbindung zwischen Scanner und Faxsoftware und erlaubt zunächst alle Seiten einzulesen, um sie dann als Paket an das Faxmodul in Exchange weiterzugeben. Der Anwender muß lediglich den Empfänger eingeben – fertig. Das echte Faxgerät ist also nicht mehr notwendig.
Ein weiterer großer Vorteil: Die meisten Flachbettscanner lassen sich so einfach bedienen wie ein normaler Fotokopierer. Einfach Deckel öffnen, Papier auflegen und eine Software-Taste drücken – fertig. Bei Faxgeräten ohne eigenen Papiereinzug kann man von einem solchen Komfort nur träumen.
Die Anwendung im einzelnen
Grundvoraussetzungen für den reibungslosen Betrieb von Sax-it ist die korrekte Installation des Faxmoduls von Microsoft Exchange sowie des Scanners. Die Treiber des Scanners müssen dabei Twain-1.6-kompatibel sein (32-Bit-Treiber).
Ist dies gegeben, kann es nach der Einrichtung von Sax-it sofort losgehen. Wie bereits angedeutet, legt man einfach das zu faxende Schriftstück auf den Scanner und klickt in Sax-it auf die Taste Scannen. Das Utility ist bereits so eingestellt, daß es vom Scanner eine Schwarzweißgrafik in Faxqualität (200 dpi) und DIN-A4-Größe anfordert. Daher ist es bei den meisten Geräten nicht nötig, das scannerspezifische Setup-Panel anzeigen zu lassen. Der Menpüpunkt Scanner-Setup anzeigen erlaubt es, dieses komplett zu unterdrücken oder nur für die erste Seite zu aktivieren. Für jede weitere Seite der einzuscannenden Faxsendung ist der gleiche Vorgang zu wiederholen: Seite auf den Scanner legen und anschließend die Taste Scannen drücken.
Nachdem ein Dokument eingescannt wurde, erscheint es zum einen im Fenster Aktuelle Seite und zum anderen in der Thumbnail-Leiste links daneben. Bei Bedarf holt ein Mausklick auf eines der Thumbnail-Bilder die betreffende Seite in das Fenster Aktuelle Seite. Über den Regler Zoom sowie die Schaltflächen 100% beziehungsweise Alles kann der Anwender die Darstellung der aktuellen Seite in ihrer Größe variieren. Über die Schaltfläche 100% entsteht eine Pixel-zu-Pixel-Anzeige, die Schaltfläche Alles paßt die Darstellung dagegen so weit an, daß die komplette Seite auf den Bildschirm paßt. Diese Optionen dienen allerdings lediglich der unterschiedlichen Darstellung der gescannten Seite am Monitor. Sie ändern also nichts an deren eigentlichen Format oder Auflösung.
Nachdem alle Seiten der vorgesehenen Sendung eingescannt sind, kann das eigentliche Faxen beginnen. Ein Klick auf den Button Faxen öffnet den Fax-Assistenten von Microsoft Exchange. Hier gibt man noch die Faxnummer des Empfängers an, wählt gegebenenfalls ein Deckblatt oder füllt den Betreff aus. Den Rest erledigt Exchange im Hintergrund.
Das Format der Faxsendung ist ebenfalls variabel. Einfach die gewünschte Option unter dem Befehl Scan-Faxformat wählen – fertig. Die Standardvorgabe lautet hier gleiche Größe und sollte immer dann Verwendung finden, wenn beim Empfänger eine Kopie mit exakt gleichen Abmessungen des Originals ankommen soll. Ein Zentimeter auf der Kopie entspricht dann einem Zentimeter auf dem Original – unabhängig von der verwendeten Scannerauflösung.
Bei Seitenausschnitten oder Vorlagen, die größer als DIN A4 sind, hilft die Option auf Seitengröße anpassen. In diesem Fall kommt die Sendung beim Empfänger immer im DIN-A4-Format an.
Schließlich bietet Sax-it noch die Möglichkeit, ein Fax mit seiner reellen Pixelauflösung zu senden (Gleiche Pixelmenge). Damit sind selbst über das auf 200 dpi beschränkte Medium Fax relativ punktgenaue Übermittlungen möglich. Ein mit 600 dpi gescanntes Papier erscheint dann mit dreifacher Vergrößerung beim Empfänger. Hier gilt allerdings zu beachten, daß die Breite eines A4-Faxes maximal 1640 Pixel faßt.
Wie Sax-it funktioniert
Wie fast alle PCpro-Utilities ist auch Sax-it in Visual Basic programmiert. Dabei ist es erstaunlich, daß für ein solches Programm, das schließlich eine komplette Scanner- und Fax-Client-Steuerung umfaßt, so wenig Code nötig ist. Die Erklärung hierfür ist recht einfach. Die verwendeten OCX-Zusatzsteuerelemente sind derart leistungsfähig, daß der Visual-Basic-Code quasi nur als »Kitt« zwischen OCX und Exchange fungiert. Der Clou dabei: Die Steuerelemente sind inklusive Quelltexte bereits im Lieferumfang von Windows 95 (und NT 4.0) enthalten – zu finden unter Windows 95 im Verzeichnis \windows\wangsamp und unter Windows NT 4.0 im Ordner c:\programme\windowsnt\zubehör\imagevue. Es handelt sich um nichts Geringeres als die Imaging-Software von Wang.
Die Software bietet insgesamt fünf Steuerelemente:
ImageScan dient zum Ansteuern eines Twain-kompatiblen Scanners und der Übertragung der Bilddaten.
ImageEdit ist eine Art »Trockendock« zum Bearbeiten eines Bildes.
ImageAnnotationTools bietet verschiedene Werkzeuge zum Ändern einer Grafik (Linien, Kurven, Text und so weiter).
ImageAdmin übernimmt Verwaltungsaufgaben und prüft etwa das Vorhandensein einer Datei und ähnliches.
ImageThumbnail erlaubt die verkleinerte Darstellung von Multipage-Bilddateien (Tiff, Fax).
Hier ein Beispiel für die Leistungsfähigkeit der Steuerelemente: Um ein Bild mit dem Wang-OCX einzuscannen und als BMP-Datei auf Festplatte abzulegen, sind zwei Programmzeilen erforderlich, sofern man die Starteinstellungen über die Eigenschaftenseite des OCX vornimmt:
ImgScan1.StartScan
ImgScan1.CloseScanner
Ein kleiner »Fotokopierer«, der ein Bild per Scanner in den PC lädt und über einen Drucker wieder ausgibt, ist etwa mit einem Dutzend Programmzeilen realisierbar.
Sax-it intern
An dieser Stelle läßt sich unschwer erahnen, daß die Programmierung von Sax-it weniger eine Fleißarbeit als ein »Gewußt wie« repräsentiert. Zwar liegt zu den einzelnen Steuerelementen die übliche Onlinehilfe vor; doch ist diese in englischer Sprache gehalten, und es fehlt ein Konzeptionsüberblick.
Zum Aufbau: Sobald die Schaltfläche Scannen gedrückt wird, setzt das Programm abhängig von der Einstellung unter Scanner-Setup anzeigen das Flag ImgScan1.ShowSetupBeforeScan. Dann kommt der bereits bekannte Aufruf ImgScan1.StartScan, der den Scanner startet und anschließend die Bilddaten anfordert. Die Grafik landet in einer zuvor vereinbarten temporären TIF-Datei, die als Quelle für die Anzeige der aktuellen Seite, der Thumbnails und später auch für das eigentliche Fax dient.
Ist der Scan einer Seite abgeschlossen und die Daten restlos übertragen, so startet das Ereignis ImgScan1_ScanDone. In der entsprechenden Prozedur wird als erstes der Scanner über ImgScan1.CloseScanner geschlossen (sprich: für andere Applikationen wieder freigegeben). Dann wird die neue Seite im Fenster Aktuelle Seite und in der Thumbnail-Leiste angezeigt. Dieser Vorgang wiederholt sich für alle nachfolgenden Seiten. Dabei ist wichtig zu wissen, daß in einer TIF-Datei mehrere Seiten enthalten sein können (im Gegensatz zu beispielsweise BMP-Files).
Noch unspektakulärer ist die Anbindung von Sax-it an Exchange. Der gesamte Code besteht lediglich aus einem Einzeiler:
ImgEdit1.PrintImage 0, 0, FormatValue 1, False, "Microsoft Fax", "", ""
Die beiden ersten Parameter (hier mit dem Wert 0 angegeben) dienen zum Festlegen der ersten und letzten zu faxenden (sprich: zu druckenden) Seite. In dieser Form bedeutet 0, 0 die Ausgabe aller enthaltenen Seiten.
Der dritte Parameter FormatValue teilt dem Faxtreiber mit, ob jeweils Pixel für Pixel (Wert 0), mit gleicher Größe (Wert 1) oder mit Anpassung an die Seitengröße (Wert 2) übertragen werden soll.
Mit dem Imaging-OCX können auch sogenannte Annotations (Anmerkungen, hier grafische Elemente und Text) in der Bilddatei gemacht werden, von denen Sax-it in dieser Version noch keinen Gebrauch macht. Damit wäre es beispielsweise möglich, eingescannte Faxe vor dem Abschicken noch zu ändern, Hevorhebungen einzufügen oder auch Teile zu löschen. Über den vierten Parameter (im Beispiel mit False angegeben), kann der Anwender entscheiden, ob die Annotations gedruckt werden sollen oder nicht.
Schließlich folgen noch der Name des Druckers (hier Microsoft Fax) sowie optional der Name des Druckertreibers und des betreffenden Ports. Hier kann man auch einen anderen Faxdruckertreiber eintragen und so Sax-it auf andere PC-Faxprodukte anpassen.
Neben diesem Weg wäre es auch möglich, vor dem Aufruf von ImgEdit1.PrintImage den Windows-eigenen Druckerdialog auszugeben. In diesem Fall kommt der darin selektierte Drucker ohne explizite weitere Angaben zur Verwendung.
Online-Quellen und Installation
Interessenten können das PCpro-Utility Sax-it inklusive aller zugehörigen Quelltexte (Visual Basic für Windows Version 5) als selbstextrahierendes Packerarchiv online beziehen. Das Paket ist in den PC-Professionell-Foren auf Compuserve (go: zdnetd) und AOL (zdnetd) sowie im Internet auf der PCpro-Homepage (www.zdnet.de) abgelegt. Der Dateiname des Archivs lautet wwsax.exe. Das Tool verfügt über eine komplette Installations-/Deinstallationroutine und ist lauffähig ab Windows 95 und Windows NT 4.0.