Echtes 3D nur mit DirectX-Treiber
ATI 3D Xpression
Von der Firma ATI bekamen wir zum Testen die "3D Xpression". Sie ist mit dem neuen hauseigenen "3D Rage"-Chip sowie 2 MByte RAM ausgestattet. Die Karte war unter MS-DOS in der Auflösung 320 mal 200 Pixel nicht sonderlich flott: VIDSPEED meldet rund 12000 Byte/ms und der CBENCH-Würfel drehte sich deshalb auch mit gemütlichen 68 Bilder/s. Trotzdem brachte es die Karte mit Descent 2 auf 40 Bilder/s; ein Wert, der nur geringfügig hinter dem der den Mitbewerbern liegt. Unter Super-VGA in der Auflösung 640 mal 480 Pixel ist sie dagegen wieder recht flott. ATI hat der Karte bereits das VESA-BIOS 2.0 mit auf den Weg gegeben, wofür sich viele Spiele mit erhöhter Ablaufgeschwindigkeit bedanken.
Unter Windows 95 zeigte sich das gleiche Bild wie bei allen Karten: Der mitgelieferte Treiber unterstützt für DirectX kein Hardware-3D. Die Meßwerte des PC-Player-Benchmarks waren deshalb bei vermeintlicher Ausnutzung der Hardware- und in der Software-Emulation exakt gleich. Ein anderes Bild ergab sich, als wir den speziellen ATI-Grafikkarten-Treiber aus dem DirectX-Kit verwendeten. Hier rotierte der Würfel mit 48 Bilder/s deutlich schneller als bei der Konkurrenz. Allerdings war der Geschwindigkeitsgewinn wiederum nicht groß. Die Hellbender-Demo wollte trotz Hardware- Beschleunigung nicht laufen. Ihr fehlten einige dringend benötigte grafische Effekte, die die Karte oder der Treiber nicht zur Verfügung stellt.
Virge-Spiele im Gepäck
Diamond Stealth 3D 2000
Auf der "Stealth 3D 2000" von Diamond sitzt der "Virge"-Grafikchip von S3, der uns in diesem Test noch öfters unter die Finger kam. Die Karte können Sie mit einem aufsteckbaren Hardware-MPEG-Modul ausrüsten. Diamond liefert die speziell für den Virge-Chip angepaßten Spiele "Descent 2" und "Destruction Derby" mit. Descent enthält allerdings nur die ersten 8 Level; die Vollversion müssen Sie direkt bei Interplay kaufen.
Unter MS-DOS war die Karte nicht schneller oder langsamer als die anderen Karten, sieht man mal von den beiden Matrox-Rennpferden ab. Mit der speziellen Virge-Version von Descent ermittelten wir ebenfalls die Geschwindigkeit des Bildaufbaus. Hier lieferte das Spiel in der höchsten Detailstufe 17 Bilder/s. Das scheint im ersten Moment etwas langsamer zu sein, als die ganz normale unbeschleunigten MS-DOS-Version (19 Bilder/s). Allerdings sieht die S3-Version dank der verschiedenen Textur-Effekte auch um Klassen besser aus.
Unter Windows 95 stürzten die mitgelieferten DirectX-Treiber ab. Das passierte nicht nur bei unserem Benchmark, sondern auch bei den Direct3D-Demonstrationsprogrammen aus dem DirectX-Entwicklerkit und der Hellbender-Demo. Wer die Karte gekauft hat, sollte sich schleunigst nach Treiber-Updates umsehen. Die speziellen Grafikkartentreiber, die DirectX beiliegen, wollten auch nicht recht Freude bereiten. Diese weigerten sich die Texturen in das RAM der Grafikkarte zu laden, so daß die Programme ebenfalls nicht liefen.
Für altes und neues Windows
Elsa Victory 3D
Elsa verwendet auf der "Victory 3D" ebenfalls den "Virge"-Chip von S3. Die Karte ist laut unseren Testanforderungen mit 2 MByte RAM bestückt. Sie läßt sich aber als einzige Karte im Test dank der aufgelöteten leeren Sockel auf 4 MByte erweitern. Sie dafür nötigen Chips bekommt man nur bei Elsa. In der Verpackung liegt neben der Treiber- noch eine Spiele-CD, die spezielle S3-Versionen von "Battle Race" und "Terminal Velocity" sowie einige Demos enthält. Erfeulicherweise kann man hier das Handbuch auch als solches bezeichnen, und zweitens ist es in deutscher Sprache verfaßt.
Unter MS-DOS macht die Karte genau den gleichen flotten Eindruck, wie die anderen hier getesteten Virge-Karten. Allerdings ist besitzt das VESA-BIOS auf der Karte bereits die Versionsnummer 2.0. Mit der Victory benötigt man also keinen externen VESA-Treiber, um für MS-DOS in den Genuß des schnellen "Linear Frame Buffers" zu kommen.
Elsa ist eine der wenigen Firmen, die die Windows-3.1-Anwender nicht vergessen hat. Treiber für das alte Windows-System liegen der Karte bei. DirectX bleibt einem damit aber verwehrt, denn das läuft nur unter Windows 95. Bei der Installation der Treiber für Windows 95 gelangt gleich noch ein "Driver Guardian" mit auf die Festplatte. Der meldet sich beim Booten des Systems immer dann, wenn ein anderer Grafikkarten-Treiber als der von Elsa installiert ist. Falls DirectX aufgrund eines unbedachten Mausklicks den Treiber mal löschen sollte, informiert Sie das Programm sofort darüber.
Die von Elsa mitgelieferten Windows-95-Treiber zeigten unter DirectX allerdings das gleiche traurige Bild wie die anderen Karten: keine Hardware-Beschleunigung in Sicht. Die Virge-Treiber von DirectX wollten wiederum die Texturen nicht laden. Allerdings probierten wir hier noch einmal eine Karte mit 4 MByte RAM aus, und siehe da: der PC-Player-Benchmark lief und der Würfel rotierte mit satten 60 Bilder/s. Hellbender wollte allerdings trotzdem nicht starten, da dem Spiel wie bei der ATI-Karte einige Grafik-Funktionen fehlen.
Sprinter unter MS-DOS
Matrox Millenium
Die erste 3D-Grafikkarte mit Texture-Mapping darf in diesem Vergleichstest natürlich auch nicht fehlen: die "Millenium" von Matrox erhielten wir zwar mit 4 MByte WRAM (spezieller von Matrox eingesetzter RAM-Typ). Für den Test entfernten wir allerdings die Aufsteck-Platine, so daß die Karte mit 2 MByte auskommen mußte. Wie bei Diamond kann man die Matrox-Karte mit einem MPEG-Decoderboard nachrüsten.
Unter MS-DOS war die Karte nach wir vor ein Renner und neben der "Mystique" die schnellste Karte im Test. Unter Descent spürte man davon allerdings nur wenig, denn das Spiel ist da mit seiner Rechenkraft am Ende. Trotzdem: MS-DOS-Spiele, die Video-Sequenzen zeigen, rucken mit dieser Karte kaum mal. Außerdem war auch gleich ein 2.0er VESA-BIOS mit an Bord.
Auch Matrox liefert erfreulicherweise noch Treiber für das alte Windows 3.1 mit. Die Treiber für Windows 95 zeigten unter DirectX allerdings die gleichen Symptome, wie alle anderen Grafikkarten: Sowohl bei der angenommenen Hardware-Beschleunigung als auch bei der Software-Emulation der 3D-Grafik zeigte unser Benchmark-Programm die gleichen Werte. Eine Hardware- Beschleunigung war also nicht vorhanden. Der spezielle bei DirectX mitgelieferte Treiber für die Millenium-Karte lief dagegen, allerdings unterschlug dieser die Texturen. Im Fenster rotierte ein grauer Würfel ohne PC-Player-Logo. Auch andere Demos sowie Hellbender zeigten diesen Effekt.
MS-DOS-Sieger
Matrox Mystique
Die neueste Wunderkarte von Matrox heißt "Mystique", soll in Sachen 3D-Fähigkeiten ähnlich leistungsfähig wie die "Millenium" sein und obendrein weniger kosten. Die Karte gibt es allerdings noch nicht zu kaufen. Unser Testprodukt war augenscheinlich zwar schon fertig. Bei den Treibern und am Lieferumfang ändert die Firma wohl noch etwas. In unserem Paket war jedenfalls eine Ein-Level-Demo von "Scorched Planet" mit dabei.
Die "schlechte" Nachricht für alle Millenium-Fans: Die Mystique-Karte ist unter MS-DOS noch schneller als das Matrox-Flaggschiff; allerdings nur ein klein wenig. Auch hier nutzte Descent die zusätzliche Geschwindigkeit nicht aus; das Spiel ist mit seiner Rechenkraft am Anschlag angelangt. Für leistungshungrige Spiele hat die Karte aber genügend Reserven. Auch hier gehört das VESA-BIOS in der Version 2.0 zum guten Ton.
Sie ahnen vielleicht schon, wie das Ganze dagegen unter Windows 95 aussah: Der Treiber unterstützte wie bei den anderen hier getesteten Karten hardwaremäßig keine 3D-Funktionen, und bemühte immer die Software- Emulation. Die Meßwerte waren also für die Hardware-Beschleunigung wie für die Software-Emulation immer die selben. Einen von Microsoft mit DirectX ausgelieferten Grafikkarten-Treiber für die Mystique-Karte gab es noch nicht. Hoffen wir also, daß Matrox bis zur Auslieferung der Mystique einen echten 3D-Treiber für DirectX mit im Karten-Gepäck hat.
Einfache Bedienung im Gepäck
miroMEDIA 3D
Auch die Karte "miroMEDIA 3D" von Miro stand uns noch als Vorabversion zur Verfügung. Bestückt war sie wieder mit dem "Virge"-Chip von S3, dem 2 MByte an RAM zur Seite standen. Die Karte besitzt standardmäßig einen Video-Ausgang, an den Sie zum Beispiel ein normales Fersehgerät oder einen Videorecorder anschließen können. Dazu liefert Miro außerdem die recht einfach zu bedienende Multimedia-Software "miroMEDIA". Die Karte können Sie außerdem mit einem TV-Tunermodul und einer Infrarot-Fernbedienung nachrüsten. Über die miroMEDIA-Software läßt sich der PC dann als integriertes Fernseh-, Radio-, CD- und Video-System nutzen.
Die MS-DOS-Leistung der Karte lag nur unbedeutend unter dem, was die Karten von Diamond und Elsa leisten. CBENCH und "Descent 2" lieferten die gleichen Werte wie bei den anderen Virge-Karten. Nach den Erfahrungen mit den anderen hier getesteten Karten unterstützte der Windows-95-Treiber fast erwartungsgemäß kein hardwaremäßiges 3D. Unser Benchmark zeigte also immer die gleichen Werte. Der Virge-Treiber von DirectX schluckte dagegen wieder die Texturen nicht. Vor der endgültigen Auslieferung zur CeBit Home sollte sich Miro also unbedingt noch nach einem 3D-Treiber für Windows-95 umsehen, der die Eigenschaften des Virge-Chips auch unterstützt.
Kleine Fehler in der Grafikdarstellung
Orchid Fahrenheit Video 3D
Die letzte der hier getesteten Karten stammt von Orchid, besitzt wiederum den Virge-Chip von S3 und war auch mit 2 MByte an RAM ausgestattet. Auch diese Karte können Sie mit einem speziellen MPEG-Modul von Orchid ausrüsten. Auf der CD liefert Orchid die Spiele "Actua Soccer", "Terminal Velocity" und "Havoc" mit.
Die Geschwindigkeit unter MS-DOS liegt im gleichen flotten Rahmen, den man von den anderen drei hier getesteten Virge-Karten kennt. Da der Chip auf allen Vieren der Selbe ist, dürfte es da auch kaum Unterschiede geben.
Orchid weiß zum Glück noch sehr wohl, daß nicht alle PC-Besitzer sofort auf Windows 95 umrüsten. Treiber für Windows 3.1 liegen der Karte bei. Dafür wurde dem ausharrenden Tester das letzte bischen Hoffnung auf einen mitgelieferten funktionierenden 3D-Treiber genommen, der den Virge-Chip auch nutzt. Orchid liefert nur DirectX-Treiber aus, die 3D nur per Software emulieren. Von Hardware-Beschleunigung keine Spur. Dafür gab es aber im 256-Farb- Modus leichte Grafikfehler. Der Virge-Treiber aus der DirectX-Software lud wiederum keine Texturen, so daß auch hier die Hardware-Emulation flachfiel.
Bis zum bitteren Ende
Das traurige Fazit dieses Vergleichstest: Keine der von uns unter die Lupe genommenen 3D-Grafikkarten unterstützte eine per Hardware beschleunigte 3D-Darstellung unter DirectX. Das ist um so peinlicher, als daß die Karten allesamt spezielle 3D-Chips besitzen. Nur leider nutzen diese die mitgelieferten Treiber nicht. Noch peinlicher wurde es allerdings, als wir die gute alte "Winner 1000 Trio" von Elsa (noch ohne den Zusatz "/V") unter DirectX testeten. Diese Karte hat keine 3D-Hardware, liefert aber 37 Bilder/s im PC-Player-Benchmark. Sie ist also schneller als die Millenium-Karte von Matrox.
Die einzigen beiden Karten, bei der der Treiber die Hardware nutzt, waren die 3D Xpression von ATI und die Victory 3D von Elsa. Allerdings nur dann, wenn man DirectX bei der Installation gewähren und den Treiber von Microsoft installieren läßt. Außerdem muß die Elsa-Karte mit 4 MByte RAM bestückt sein. Da der Treiber von DirectX bei allen Virge-Karten der selbe ist, würden wohl auch die anderen hier getesteten Virge-Karten mit 4 MByte den Benchmark starten. In beiden Fällen weigerte sich allerdings das einzige bisher erhältliche Direct3D-Spiel standhaft, im echten hardwarebeschleunigten Modus zu laufen.
Im Moment können wir deshalb für keine Karte eine Kaufempfehlung aussprechen. Das die Chips auf den Karten tatsächlich leistungsfähig sind, können Technik-Kundige aus den Datenblättern ersehen. Nur solange die Treiber nicht vernünftig arbeiten, bietet keine der hier vorgestellten Karten Vorteile gegenüber einer normalen Nicht-3D-Grafikkarte. Obendrein müssen die Spiele auch genügsam programmiert sein, und nicht schon 3D-Funktionen nutzen, die noch kein Chip unterstützt. Hoffen wir, daß die Hersteller entsprechende Treiber schleunigst nachliefern und wir in einem halben Jahr zu anderen Testergebnissen gelangen.
(hf)
Der CBENCH zeigt auf, daß die Karten unter DOS Kopf an Kopf liegen. Lediglich die ATI-Karte fällt bei 320 mal 200 ab, was an der langsamen Datenrate in den Videospeicher liegt (siehe VIDSPEED-Wert in der Tabelle).
Die CBENCH-Werte werden von den Bildraten in Descent 2 gestärkt: Große Unterschiede zwischen den Karten gibt es unter DOS nicht.
Unter Windows 95 liegen auch die DirectX-Werte der Karten dicht beieinander. Keiner der mitgelieferten Karten-Treiber unterstützte die 3D-Darstellung per Hardware. Der Treiber der Diamond-Karte stürzte sogar ab.
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