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Die verschiedenen Teile des Internet

Überblick

Als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte, gab es nur eine kleine Zahl von Hosts. Die Leute, die damals Zugang zum Internet hatten, wußten genau, wie man von wo die benötigten Informationen erhielt. Vorwiegend handelte es sich dabei um Daten und Programme, die sie im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Arbeit brauchten. Heute hängen am Internet Tausende von privaten und kommerziellen Stellen. Diese sogenannten Sites bieten Dienste, die Firmen und Privatleute täglich benutzen können, sofern sie von deren Existenz überhaupt wissen. Und diejenigen, die wissen, daß das Gesuchte irgendwo im Internet angeboten wird, müssen dann wissen, wie sie es finden.

Im Laufe der Jahre seit Bestehen des Internet wurden zahlreiche Dienste entwickelt, um die gemeinsame Nutzung von Informationen der zahlreichen Internet-Sites zu vereinfachen. Da das Internet ursprünglich forschungsorientiert war, waren die ersten Dienste naturgemäß umständlich und schlecht dokumentiert. Inzwischen ist das Internet für die große Masse und den Kommerz offen, und die neu entwickelten Dienste sind weitaus einfacher und bedienungsfreundlicher.

Electronic Mail

Electronic Mail oder E-Mail ist einer der ältesten Dienste im Internet. Die ursprüngliche Absicht war zwar die Möglichkeit, Dateien auszutauschen und Rechnerressourcen zu nutzen, jedoch stellten die Entwickler der zugrundeliegenden Netze bald fest, daß der Austausch elektronischer Post für die große Masse der weitaus attraktivste Dienst im Internet ist. Heute ist E-Mail für jedes Rechnernetz wichtig, nicht nur im Internet. E-Mail wird in Teil III ausführlich behandelt.

E-Mail bedeutet, daß eine elektronische Nachricht von einem Rechner an einen anderen gesendet wird, wobei beide Rechner ein Mail-Account bei einem Service-Provider haben müssen. Auf diese Weise können Leute sehr schnell über große Entfernungen Nachrichten austauschen. E-Mail kann benutzt werden, um wichtige Informationen über Projekte oder Produkte zu versenden oder der Kusine im fernen Australien mal guten Tag zu sagen. Es kann benutzt werden, um jemandem direkt Dateien zu übertragen. Allerdings hat das Internet den großen Nachteil, daß Dateien in das ASCII-Format umgewandelt werden müssen, da das Internet nur reine Textdateien handhaben kann.

E-Mail optimal nutzen

Für E-Mail gibt es viele verschiedene Standards, die für unterschiedliche Netztypen oder große, in sich geschlossene Benutzergruppen, z. B. die Benutzer von kommerziellen Online-Diensten, entwickelt wurden. Diese Vielfalt an Standards erschwert die Entwicklung einer universellen Anwendung zum Versenden und Empfangen von E-Mail, weil eine solche Anwendung alle bestehenden E-Mail-Standards verstehen müßte. Andererseits gibt es heute eine Reihe von Unternehmen, die E-Mail-Gateways anbieten, mit denen elektronische Nachrichten von verschiedenen Systemen abgewickelt werden können (z. B. zwischen cc:Mail und dem Internet). Windows 95 und Windows NT werden mit Microsoft Exchange ausgeliefert. Das ist ein ausgeklügelter Mail-Client, mit dem Microsoft Mail oder Internet Mail ausgetauscht werden kann. Wenn Sie nur am Senden und Empfangen von Internet-Mail interessiert sind, können Sie Microsoft Internet Mail (siehe Kapitel 12) oder Eudora (siehe Kapitel 13) benutzen.


Die verschiedenen Adreßformate werden in Kapitel 10 beschrieben.

E-Mail ist inzwischen eine beliebte Art, geschäftlich und privat über große geographische Entfernungen zu kommunizieren. Die Leute können heute E-Mail benutzen, um beispielsweise über Produkte und Dienstleistungen Informationen vom Hersteller bzw. Anbieter einzuholen oder technische Probleme zu melden. Der Kontakt mit einem Geschäftspartner, Kollegen oder Kunden über E-Mail wird heute meist bevorzugt, weil der Absender seine Gedanken so ausführlich, wie er will, niederschreiben und der Empfänger die Nachricht zu einer ihm passenden Zeit lesen kann.

Wie bei allen schriftlichen Formen ist auch bei E-Mail mehr Sorgfalt auf die Wahl der Worte zu verwenden als beim persönlichen oder telefonischen Gespräch. In einer schriftlichen Nachricht kann man sich nicht mit Mimik, Gestik oder Tonfall behelfen. Außerdem ist das Internet nicht das beste Mittel, um empfindliche oder vertrauliche Informationen zu versenden, da Sicherheit sehr schwach bis nicht vorhanden ist. Andererseits ist das Internet sicherlich das heute schnellste Mittel, um Nachrichten rund um die Welt zu versenden.

Mailinglisten

Einer der beliebtesten Internet-Dienste basiert auf E-Mail. Mailinglisten ermöglichen es einer Gruppe von Leuten mit einem gemeinsamen Interesse, Diskussionen abzuhalten. Eine Mailingliste kann auf unterschiedliche Arten ausgeführt werden. Die ursprüngliche (und heute noch mögliche Art, wenn die Gruppe klein ist) ist die, daß jede Person eine Liste mit Mitgliedern auf der Mailingliste führt. Möchte dann jemand eine Nachricht zur Diskussion einreichen, sendet diese Person die Nachricht einfach an den Verteiler der Liste. Diese Methode hat den Nachteil, daß jeder auf der Liste daran denken muß, bei Änderungen der Mitgliedschaft Leute in der Liste hinzuzufügen oder zu löschen. Außerdem ist die Maschine aller Leute, die eine Nachricht senden, belegt, während die Nachricht an alle Mitglieder der Gruppe gesendet wird.

Mit den Jahren wurden bessere Arten der Verwaltung von Mailinglisten entwickelt. Heute gibt es mehrere Programme, die die Verwaltung von Mailinglisten automatisieren. Eine Gruppe kann Hunderte oder gar Tausende von Mitgliedern umfassen, während die Stamm- oder Masterliste mit den E-Mail-Adressen auf dem Host verwaltet wird, auf dem das Programm läuft. Alle Anfragen nach Informationen oder Nachrichten zur Teilnahme oder zum Beenden einer Teilnahme werden automatisch von der Software gehandhabt. Alle Nachrichten an die Teilnehmer werden an den zentralen Host geschickt, von wo sie durch die Mailing-Software an alle auf der Liste stehenden Mitglieder verteilt werden (was die Arbeitslast auf dieser zentralen Maschine einschränkt). Mailinglisten haben nach wie vor menschliche Verwalter. Sie müssen sich aber nur um die ungewöhnlichen Probleme kümmern, die eventuell entstehen.

Auf den meisten Mailinglisten stehen Leute, die sich auf die Diskussion eines bestimmten Themas geeinigt haben, so daß keine Notwendigkeit besteht, die Verteilung von Nachrichten einzuschränken. Jede Nachricht wird einfach entsprechend der Verteilerliste an die Mitglieder gesendet. Einige Mailinglisten, die sich mit kontroversen Themen befassen (z. B. Religion oder Politik), werden moderiert, etwa wie eine Diskussionsrunde im Fernsehen. Bei einer moderierten Mailingliste liest eine Person vorher jede Nachricht, die an die Liste geht, um sicherzustellen, daß der Inhalt nicht die von der Gruppe vereinbarten Richtlinien oder gar gesetzliche Bestimmungen verletzt. Alle Nachrichten, die die Richtlinien erfüllen, werden an die Verteilerliste gesendet. Nachrichten, die auf die eine oder andere Art »danebenliegen«, werden gelöscht (siehe Teil III).

Es gibt Tausende von Mailinglisten, denen Sie beitreten können. Einige davon diskutieren Themen, die man auch in UseNet-Diskussionsgruppen findet, weil nicht jeder mit einer E-Mail-Adresse auch Zugang zum UseNet hat (das UseNet wird weiter unten und in Teil V behandelt).


Fragen Sie gleichgesinnte Freunde, ob sie zu einer Mailingliste gehören. Das ist die einfachste Art, eine zu finden, die Ihren Interessen entspricht.

Das World Wide Web

Das World Wide Web (WWW) ist einer der neuen Internet-Dienste auf Client/Server-Grundlage. Ende der achtziger Jahre begann die CERN (Europäische Organisation für Kernforschung in Genf in der Schweiz) Experimente mit einem Dienst, der jedem einfachen Zugriff und die Anzeige von Dokumenten bieten sollte, die auf einem Server irgendwo im Internet gespeichert sind. Um dies zu erreichen, entwickelte man ein Standardformat für Dokumente, das ermöglichte, daß Dokumente auf jedem Anzeigegerät mühelos angezeigt werden können. Außerdem bot es Verknüpfungen in Dokumenten zu anderen Dokumenten (das World Wide Web wird in Teil IV ausführlich behandelt).

Obwohl das WWW ursprünglich für die CERN-Wissenschaftler entwickelt wurde, erfreute sich der Dienst sofort nach seiner Freigabe einer ungeahnten Beliebtheit. Verschiedene Client-Anwendungen (besser bekannt unter der Bezeichnung »Browser«) wurden entwickelt, um WWW-Dokumente lesen zu können. Es gibt grafische Clients (die bekanntesten sind Mosaic, Microsoft Internet Explorer und Netscape) und terminalbasierte Clients. Abb. 1.1 zeigt ein Beispiel eines grafischen Web-Browsers.

Abbildung 1.1: Einer der beliebtesten Web-Browser ist der Microsoft Internet Explorer

siehe Abbildung

Mit den meisten WWW-Clients kann man auch auf der gleichen Benutzeroberfläche andere Internet-Dienste benutzen, z. B. FTP und Gopher. Darüber hinaus können in einigen WWW-Clients Multimedia-Dateien (z. B. Video und Audio) durch Media-Player angezeigt werden, die Sie auf Ihrem Computer installieren müssen.

Was sind WWW-Dokumente?

WWW-Dokumente sind ASCII-Dokumente, die Befehle einer Sprache namens HTML (Hypertext Markup Language) enthalten (siehe Kapitel 16). HTML-Befehle ermöglichen das Kennzeichnen von Textpassagen (siehe Abb. 1.2) mit Tags. Anhand dieser Tags kann jeder WWW-Client einen Text entsprechend seines Monitors beliebig formatieren, so daß Textformatierungen effektiv genutzt werden (größere Fonts für Überschriften, Fett oder Kursiv für Hervorhebungen usw.). HTML ermöglicht auch die Einbindung von Bildern in Dokumenten, die dann in grafikfähigen WWW-Browsern angezeigt werden können. Man nennt sie Inline-Bilder.

Abbildung 1.2: Mit HTML können Web-Dokumente erstellt und je nach dem benutzten Web-Browser unterschiedlich angezeigt werden

siehe Abbildung

Eines der wichtigsten Merkmale von HTML ist das Einfügen von Hypertext in ein Dokument. Über Hypertext-Verknüpfungen können Sie ein anderes WWW-Dokument in den WWW-Browser laden, indem Sie einfach auf die Verknüpfung (bzw. Link für die Anglophilen) klicken. Ein Dokument kann Verknüpfungen zu vielen anderen zusammenhängenden Dokumenten enthalten. Diese Dokumente können sich auf dem gleichen Rechner wie das Ausgangsdokument oder aber auf einem befinden, der möglicherweise am anderen Ende der Welt steht. Eine anklickbare Verknüpfung kann ein Wort, ein Textbereich oder auch ein Bild sein. Das Dokument, auf das die Verknüpfung verweist, kann eine Text-, Grafik-, Ton-, Animations- oder irgendeine andere Datei sein.

WWW-Dokumente finden

Im Internet gibt es heute Tausende von WWW-Servern. Einige enthalten persönliche Informationen, andere akademische oder öffentliche Informationen, z. B. von Behörden, und viele haben inzwischen auch kommerzielle Inhalte. Sie finden heute im Web Rezepte für chinesische Reispfannen oder Datenblätter über einen neuen Drucker. Viele Universitäten stellen ihre Informationen für Lehrstühle und Studenten im Web zur Verfügung, und von zahlreichen Regierungsstellen wird mehr oder weniger alles, von Gesetzesentwürfen bis zu einer Führung durch das Weiße Haus, bereitgestellt. Wie, so stellt sich nun die Frage, findet man all diese Dinge?

Wenn Sie wissen, wo Sie nach etwas suchen wollen, können Sie als absolut einfachste Vorgehensweise den Namen des WWW-Servers einfach raten. Alle Namen von Web-Servern beginnen mit »www«. Suchen Sie beispielsweise nach Informationen über Produkte von Kodak, könnten Sie es mit der Adresse www.kodak.com versuchen (com bedeutet, daß es sich um eine kommerzielle Internet-Adresse handelt). Das klappt natürlich ganz gut, wenn man weiß, wo oder von wem man etwas sucht.

Angesichts der enormen Zunahme des Web Mitte der neunziger Jahre erkannten einige Leute, daß es schier unmöglich geworden war, die Informationsfülle im Griff zu behalten. Folglich wurden Programme entwickelt, mit denen man im Web nach Servern suchen kann, und es wurden Datenbanken entwickelt, um Informationen auf diesen Servern zu suchen (siehe Abb. 1.3). Diese Web-Suchmaschinen (z. B. Yahoo und Lycos) sind phantastische Helfer (siehe Teil VI).

Abbildung 1.3: Lycos ist eine der bekanntesten Web-Suchmaschinen

siehe Abbildung


Viele Leute versuchen, die schier unüberschaubare Fülle von Informationen, die im Web verfügbar ist, themenspezifisch oder auch global zu katalogisieren. Unter http://www.interlog.com~ohi/www/writesource.html finden Sie z. B. Links zu Ressourcen für Schriftsteller verschiedener Genres.

Inzwischen sind Suchdienste ein ernsthaftes Geschäft geworden. Viele davon erhielten erfolgreiche IPOs (Initial Public Offerings). Yahoo ist ein gutes Beispiel. Die finanziellen Mittel, die in diese Unternehmen eingeflossen sind, haben bereits zu bemerkenswerten Änderungen in bezug auf die Produktqualität geführt. Im Fall von Yahoo vollzog sich die Entwicklung von einem einfachen Tool, das nur einen vom Benutzer verwalteten Index bot, zu einem kompletten Suchdienst, der Web-Seiten, UseNet-Newsgruppen und E-Mail-Adressen indexiert und katalogisiert. Die Dienste von anderen Unternehmen weisen eine noch höhere Qualität auf. Excite bietet beispielsweise professionell verfaßte und editierte Rezensionen von Tausenden von Web-Sites.

Neuere Web-Entwicklungen

Das Web ist das Umfeld im Internet mit der höchsten Zuwachsrate und dem stärksten Konkurrenzkampf. Es erhält den Löwenanteil der Aufmerksamkeit von Medien und Großunternehmen. Diese Unternehmen haben das Web als Vorfront mit den größten Wachstumschancen (und potentiellen Gewinnen) erkannt. Das ist die nächste PC-Revolution. Sie haben es sich zum Ziel gesetzt, mit ausgefeilten Techniken und Standards das Web mitzugestalten. Wie Microsoft demonstriert hat, erhalten die Unternehmen, die Standards setzen, die größte Kontrolle über die Technologie. Falls Sie an dieser Aussage Zweifel hegen, nehmen Sie Windows 95 als Beispiel.

Vor diesem Hintergrund vollzieht sich in letzter Zeit ein Wettrennen zwischen Microsoft und Netscape, wobei beide Hersteller mit ständig neuen Technologien aufwarten. Die Entscheidungen, die diese Unternehmen treffen, könnten sie in den finanziellen Ruin treiben, aber für uns als Benutzer hat das nur Vorteile, gleichgültig, wer letztendlich obsiegt. Durch diese Situation entwickelt sich das Internet schneller als erwartet voran, so daß wir die Früchte schon eher ernten können. Was sind die Früchte? Sehen Sie sich einmal folgende Liste der letzten Neuheiten an:

Die technologischen Fortschritte sind aber nur ein Aspekt. Sowohl die Dienste als auch die Inhalte im Web sind heute wesentlich besser als noch vor ein paar Monaten. Viele Fachleute prognostizieren, daß das größte Erfolgs- und Umsatzpotential bei den Unternehmen liegt, die den Inhalt kontrollieren. Wir haben diesen Trend schon einmal erlebt. Die großen Fernsehnetze kontrollieren heute den Inhalt des Fernsehens. Die Technologie, die das alles möglich macht, wird schon hergestellt. Den Herstellern geht es dabei sicherlich nicht schlecht, aber wenn ich mich für die Brieftasche der einen oder anderen Seite entscheiden müßte, würde ich die der Fernsehnetze wählen. Hier ein paar neue und verbesserte Dienste:

Künftige Web-Entwicklungen

Hypermedia ist erst der Anfang der beeindruckenden Flut von Informationen, mit denen wir im Web überschüttet werden. Entwicklungen der heutigen Web-Technologie beinhalten eine Sprache, die das Einbinden dreidimensionaler Bilder in Web-Dokumente und Live-Audio sowie Video ermöglicht. Mit einer neuen Anwendung können Sie in einem virtuellen Raum herumspazieren, die Darstellung einer anderen Person im Raum sehen und mit dieser Person sprechen. Andere heute in Entwicklung befindliche Anwendungen ermöglichen Dinge wie einen Ausflug durch die dreidimensionale Darstellung eines Gebäudes.

Internet-Newsgruppen (UseNet)

Internet-Newsgruppen sind Online-Diskussionen über unzählige verschiedene Themen (in Form veröffentlichter Nachrichten). Zusätzlich zum Lesen oder Veröffentlichen von Nachrichten im Rahmen von Newsgruppen sollte man sich auch mit den sozialen Aspekten der Teilnahme an Newsgruppen-Diskussionen beschäftigen (siehe Teil V).

Was ist UseNet?

Das UseNet besteht aus all den Maschinen, die HintergruendeNewsgruppen empfangen. Damit sind rechnergestützte Diskussionsgruppen oder Foren gemeint. Die Netznachrichten (auch Netnews genannt) bilden den Mechanismus, der die einzelnen Nachrichten (Artikel) von Ihrem lokalen Computer an alle Computer sendet, die am UseNet teilnehmen.

Sie brauchen zwar die genauen Einzelheiten über Ablauf und Funktionsweise von UseNet nicht zu kennen, aber ein paar Grundlagen sind schon hilfreich, um zu verstehen, warum über das UseNet viele Leute so effizient erreicht werden können. UseNet basiert auf dem Konzept, daß Sie einen Artikel veröffentlichen können, der auf Ihrem Computer gespeichert ist und dann an andere Computer gesendet wird, die vereinbart haben, News-Artikel mit Ihrem Computer auszutauschen. Diese Computer senden ihrerseits ihre Artikel an andere Rechner, die sie wiederum an andere Rechner senden. Das setzt sich so lange fort, bis Ihr Artikel jeden Computer erreicht hat, der am UseNet teilnimmt. Da jeder Rechner Artikel an viele andere Rechner senden kann, kann Ihr Artikel potentiell innerhalb von ein paar Stunden einen Großteil der UseNet-Computer erreichen.

Ein News-Artikel hat viel Ähnlichkeit mit einer E-Mail-Nachricht. Er hat ein paar Informationen am Anfang – den Header – und den Inhalt des Artikels. Wie bei einer E-Mail gibt der Header der News-Software Auskunft über den Absender. Ein Artikel kann in mehr als einer Gruppe gleichzeitig erscheinen.

Die eigentliche Nachricht ist natürlich der Text des Artikels, den der Absender verfaßt hat. In vielen Fällen endet der Artikel mit einer Unterschrift (signature). Das ist oft ein witziger Kommentar oder eine Angabe über den Verfasser. Viele News-Leser (nicht die Menschen, sondern die Programme) ermöglichen das Einrichten einer Datei, die Ihre Unterschrift enthält. Diese Datei wird dann vom News-Leser automatisch am Ende jedes von Ihnen abgesendeten Artikels hinzugefügt.

Newsgruppen und Themen

Die vom UseNet beförderten Informationen werden in Newsgruppen unterteilt. Das sind Diskussionsbereiche, die man etwa mit einer Pinnwand, die beispielsweise am Kühlschrank hängt, vergleichen kann, an die Merkzettel angeheftet werden. Jede Newsgruppe befaßt sich mit einem bestimmten Thema. Die Diskussion der einzelnen Gruppen kann allerdings weit davon abschweifen (siehe Abb. 1.4). Inzwischen gibt es für fast jedes erdenkliche Thema eine Newsgruppe. Viele große UseNet-Sites führen weit über 15.000 Newsgruppen!

Abbildung 1.4: Free Agent ist eine sehr beliebte UseNet-Oberfläche

siehe Abbildung

Um sich eine Vorstellung vom Ablauf der Diskussionen in Newsgruppen zu machen, stellen Sie sich das UseNet als großes Gebäude und jede Newsgruppe als Raum in diesem Gebäude vor. An der Tür zu jedem Raum hängen ein Namensschild und eine Kurzbeschreibung des jeweiligen Diskussionsthemas. In einigen dieser Räume befinden sich kleine Grüppchen, die höflich ein ernstes Thema diskutieren. Sie können eintreten, eine Frage stellen und an der Diskussion teilnehmen.

In anderen Räumen wird eventuell lautstark über ein umstrittenes Thema debattiert. Jeder in der Gruppe brüllt seine Meinung laut heraus, ohne Rücksicht auf die anderen. Sie können an der Debatte teilnehmen, werden aber vielleicht überhört oder gar beschimpft. Beide Szenarien laufen täglich (manchmal in der gleichen Newsgruppe zu unterschiedlichen Zeiten!) im UseNet ab.


Microsoft hat kürzlich seine Support-Foren von CompuServe auf das UseNet ausgedehnt. Dadurch sind die Foren auch Leuten zugänglich, die nicht CompuServe-Mitglieder sind, z. B. die Benutzer von AOL und Prodigy, und natürlich die reinen Internet-Nutzer. Allen Erwartungen zufolge werden viele Unternehmen nachziehen.

Dateitransfer – Download mit FTP

Mit einem der ersten Internet-Dienste konnten die Benutzer Dateien von einer Stelle an eine andere verlagern. FTP (File Transfer Protocol) wurde mit dem Ziel entwickelt, daß sich der Benutzer (über ein FTP-Programm auf seinem Computer) in das Internet einklinkt, eine Liste mit Dateien, die auf dem entfernten Computer verfügbar sind, durchsucht und bestimmte Dateien herunterlädt. Mit FTP können Sie jeden HintergruendeDateityp, z. B. Programme, Text, Bilder, Sound usw., übertragen (siehe Kapitel 31).


Sie können mit FTP auch Dateien auf einen entfernten Host laden (Upload), sofern Sie für diesen Host Schreibberechtigung haben. Falls Sie sich am entfernten Host mit Ihrem persönlichen Account anmelden, dürfte das kein Problem sein. Melden Sie sich als Anonym an einer FTP-Stelle an, erhalten Sie in der Regel ein Eingangsverzeichnis, in das Dateien abgestellt werden können.

Was sind FTP-Server?

FTP ist ein Beispiel eines Client/Server-Systems. Bei dieser Art von System können Sie ein auf Ihrem Computer installiertes Programm (Client) benutzen, um mit einem Programm auf einem entfernten Computer (Server) zu kommunizieren (siehe Abb. 1.5). Im Fall von FTP ermöglicht Ihnen der Server, Dateien auszutauschen. Im Internet gibt es noch viele andere Client/Server-Dienste. Einige davon, z. B. Gopher und Archie, werden später in diesem Kapitel beschrieben.


Windows 95 wird mit einem einfachen FTP-Client (Befehlszeilenausführung) ausgeliefert.

Abbildung 1.5: Mit WS_FTP können Sie mühelos Verzeichnisse auf einem entfernten Internet-Host ansehen und Dateien zwischen den Maschinen austauschen

siehe Abbildung

Um sich über ein FTP-Programm an einem Computer anzumelden, muß auf dem entfernten System ein FTP-Server laufen. Dieser Server muß von den Verwaltern des Systems eingerichtet werden, und die Verwalter bestimmen, welche Dateien und Informationen auf dem FTP-Server zugänglich gemacht werden.

Früher mußte man seltsame Kommandos in der UNIX-Befehlszeile eingeben, um mit FTP arbeiten zu können. Heute bieten viele FTP-Programme für Windows interaktive Browser, mit denen Sie schnell die Verzeichnisse wechseln und die Dateien auswählen können, die Sie auf Ihren Computer herunterladen bzw. auf den entfernten Rechner laden wollen.

Was sind anonyme FTP-Server?

Die häufigste Art des Zugriffs auf FTP-Server ist anonym. Das bedeutet, daß Sie auf einen Server zugreifen können, ohne dort ein Account zu haben. Sie müssen sich aber auf jeden Fall anmelden. In diesem Fall wird der spezielle Benutzername »anonymous« verwendet. Mit diesem Benutzernamen und einem beliebigen Paßwort können Sie sich am entfernten Computer anmelden.


Es gilt als allgemeine Höflichkeit im Internet, die E-Mail-Adresse als Paßwort zu verwenden, wenn man sich als anonymer Benutzer anmeldet. Viele FTP-Sites fordern durch eine Meldung dazu auf.

Anonyme FTP-Server sind eines der wichtigsten Mittel der Verteilung von Software und Informationen im Internet. Es gibt eine Fülle von Software auf anonymen FTP-Servern. Ein Großteil davon ist Shareware, was bedeutet, daß Sie die Software zunächst kostenlos ausprobieren können und dem Autor bei Gefallen eine Gebühr entrichten. Ein Teil der angebotenen Software ist Freeware, d.h., der Autor stellt die Software jedem kostenlos zur Verfügung. Software ist für viele Plattformen erhältlich, z.B. UNIX, IBM-PC und Macintosh. Sie finden eine große Programmauswahl, darunter Spiele, Kommunikationssoftware und Hilfsprogramme. Außerdem finden Sie unzählige Dateien mit Rezepten, Filmrezensionen, Bildern usw.

Dateien an FTP-Sites suchen

Besonders frustrierend im Internet finden die meisten von uns wohl die Schwierigkeit, Informationen zu finden, z. B. FTP-Sites, Host-Ressourcen, Informationsquellen usw. Stellen Sie sich einmal vor, Sie gehen in die Stadtbibliothek und stellen verblüfft fest, daß unzählige Bücher nicht ordentlich sortiert auf Regalen stehen, sondern haufenweise auf dem Boden herumliegen. Und anstelle einer zentralen Kartei finden Sie neben den Bücherhaufen Zettel mit Hinweisen, wo sich was befindet. Genau so ist das Internet organisiert. Es gibt viele Ressourcen, aber keine einfache Art, sie zu klassifizieren und zu suchen.

Die meisten FTP-Sites haben keine Aufstellung der dort vorhandenen Dateien. Zuweilen besteht die einzige Möglichkeit, eine Datei zu finden, darin, den Inhalt der Verzeichnisse durchzusehen.

Da das Format von Datei- und Verzeichnisnamen von der Maschine abhängt, die als FTP-Server eingesetzt wird, hängt das, was Sie zu sehen bekommen, von dem System ab, in das Sie sich einklinken. Ist der Server beispielsweise ein UNIX-System, können die Dateinamen in jeder beliebigen Kombination aus Groß- und Kleinbuchstaben in willkürlicher Länge erscheinen.

Handelt es sich andererseits um ein VMS-System (von Digital Equipment Corporation), erscheinen die Dateinamen nur in Großbuchstaben. Andere Systeme, z.B. PCs und Macs, zeigen Datei- und Verzeichnisnamen in ihrem jeweiligen Standardformat an.

Auf manchen Maschinen (insbesondere an sehr großen Archiv-Sites) führt der Site-Pfleger einen Index der verfügbaren Dateien und Kurzbeschreibungen des Dateiinhalts. Das ist sehr hilfreich und vereinfacht die Suche ganz erheblich. Wenn Sie ein Verzeichnis öffnen, sollten Sie sich zuerst nach einer Datei namens INDEX (groß oder klein geschrieben) und einer anderen namens »README« (bzw. »readme« oder »read me«) umsehen. Diese README-Dateien enthalten Beschreibungen des Inhalts der Verzeichnisse und meist auch Informationen über das Server-System.


Sie sollten die README-Dateien immer herunterladen und den Inhalt lesen. Sie vereinfachen sich damit das Retrieval.

Wenn Sie Fragen zu einem FTP-Server oder zum Inhalt der dort vorhandenen Dateien haben, können Sie eine E-Mail an den »Postmaster« senden. Haben Sie sich beispielsweise in den Rechner rs.internic.net eingeklinkt, richten Sie eine E-Mail an die Adresse postmaster@rs.internic.net. Bei einigen FTP-Servern muß eine andere Person kontaktiert werden. In diesem Fall wird der Name der Kontaktperson nach dem Aufbau der Verbindung zum Server angezeigt. Eventuell steht er aber auch in der README-Datei im ersten Verzeichnis, das nach dem Verbindungsaufbau erscheint.

Dateien mit Archie suchen

Retrievalsysteme werden zum Suchen von Informationsressourcen im Internet benutzt. Im Internet gibt es zwar keine komplette zentrale Aufstellung aller vorhandenen Ressourcen, jedoch vereinfachen die verschiedenen Retrievalsysteme das Auffinden von Ressourcen ganz erheblich (siehe Teil VI).

Archie wurde als erstes Retrievalsystem im Internet mit dem einfachen Zweck entwickelt, einen zentralen Index der Dateien zu erstellen, die an anonymen FTP-Sites im Internet verfügbar sind. Hierfür schließen sich die Archie-Server periodisch an die teilnehmenden anonymen FTP-Sites an und laden Listen aller vorhandenen Dateien herunter. Diese Dateilisten werden in eine Datenbank eingemischt, die dann von den Benutzern durchsucht werden kann.

Um Archie benutzen zu können, brauchen Sie entweder ein Archie-Programm, z. B. WSArchie (siehe Abb. 1.6), oder Sie benutzen Telnet, um zu einem Archie-Server eine Verbindung herzustellen und die dortige Datenbank zu durchsuchen.

Nachdem Sie sich in eine Archie-Datenbank eingeklinkt haben, können Sie die Datenbank nach einem Programm oder einer Datei durchsuchen. Da die Datenbank nur die Namen der Dateien kennt, müssen Sie mindestens einen Teil des Namens der gesuchten Datei wissen. Suchen Sie beispielsweise nach einem Programm, das Dateien komprimiert (verdichtet), können Sie die Datenbank nach dem Wort compress durchsuchen. Das Archie-Programm gibt dann den Standort aller Dateien mit dem Namen »compress« aus.

Abbildung 1.6: WSArchie bietet eine grafische Oberfläche zum Durchsuchen von Archie-Datenbanken nach Dateien

siehe Abbildung

In diesem Fall werden aber nur die Dateien ausgegeben, deren Name genau »compress« lautet, nicht aber Dateien mit dem Namen »uncompress« (die komprimierte Dateien wieder entflechten). Sie können in Archie aber auch nach Wortfetzen suchen. Das bedeutet, daß Sie in Archie schreibungstolerant und silbenweise suchen können.

Der Archie-Server liefert den Maschinennamen und Standort von Dateien, deren Namen Ihren Suchkriterien entsprechen. Sie können das FTP-Programm benutzen, um sich in die Maschine einzuklinken und die gewünschte Datei auf Ihren Rechner herunterzuladen. Die wesentliche Einschränkung von Archie ist die Tatsache, daß man zumindest einen Teil des Namens der gesuchten Datei wissen muß. Wenn Sie keine Ahnung haben, wie die gesuchte Datei heißt (z. B. ein Antivirus-Programm), müssen Sie in der Regel mehrere Suchvorgänge durchführen, bis Sie fündig werden.

Als weitere Einschränkung von Archie wäre festzustellen, daß nicht alle Sites im Internet anonyme FTP-Server haben, die in der Archie-Datenbank verzeichnet sind. Eventuell gibt es irgendwo eine Datei, die genau Ihren Bedürfnissen entspricht, die Sie aber über Archie nicht finden können, weil sie nicht in der Datenbank steht. Trotz dieser Einschränkungen ist Archie aber ein sehr nützliches Werkzeug zum Suchen und Herunterladen von Dateien über FTP.


Im Zuge des enormen Wachstums des WWW in den letzten Jahren haben Leute Web-Seiten oder Web-Pages zusammengestellt, die Verknüpfungen zu umfangreichen Sammlungen von Programmen oder themenspezifischen Dateien enthalten. Sie können eine der in Kapitel 34 beschriebenen Web-Suchmaschinen (Search Engines) benutzen, um nach solchen Programmen und Dateien zu suchen. Web-Suchmaschinen haben den großen Vorteil, daß man meist nicht nur nach Dateinamen, sondern nach themenbezogenen Wörtern suchen kann, weil die Web-Pages oft Kommentare über diese Dateien enthalten und diese Kommentare ebenfalls als Suchkriterien benutzt werden können.

Informationsretrieval mit Gopher

Ein weiterer Mechanismus zur Verbreitung von Informationen im Internet ist Gopher. Internet-Sites, die Informationen über Gopher verteilen, richten Gopher-Server ein und betreiben diese, damit Benutzer mit Gopher-Clients Dateien und Verzeichnisse anzeigen und herunterladen können. Gopher bietet eine menügesteuerte Oberfläche zu den vom HintergruendeGopher-Server verfügbaren Ressourcen. Das bedeutet, daß Sie keine rätselhaften Befehle eingeben müssen, um sich zwischen Verzeichnissen zu bewegen und Dateien zu holen (siehe Kapitel 32).


Sie können Archie über Gopher benutzen. Stellen Sie eine Verbindung zu gopher.unl.edu her, und wählen Sie Archie aus dem Menü Internet Resources.

Gopher funktioniert ähnlich wie FTP, verbindet Sie abgesehen von der Anzeige und dem Retrieval (Abrufen) von Verzeichnissen und Dateien aber mit anderen Internet-Diensten. Zum Anzeigen oder Herunterladen einer Datei brauchen Sie lediglich einen Menüeintrag auszuwählen (siehe Abbildung 1.7). Das macht Gopher viel freundlicher als FTP.

Abbildung 1.7: WSGopher ist ein Client-Programm mit einer grafischen Oberfläche für den Anschluß an Gopher-Server

siehe Abbildung

Gopher hat den großen Vorteil, daß Sie Menüeinträge in einen Server einbinden können, über deren Auswahl Sie zu einem anderen Gopher-Server im Internet gelangen. Ein Menüeintrag auf dem Gopher-Server von Maschine A lautet beispielsweise Anschluß an Gopher von Maschine B. Wenn Sie diesen Menüeintrag auswählen, stellt Ihr Gopher-Client zu dem Gopher-Server von Maschine B eine Verbindung her.

Was ist Gopherspace?

Diese Möglichkeit, Gopher-Sites miteinander zu verknüpfen, vereinfacht die Durchsicht der an einer Site verfügbaren Dateien und das Wechseln an andere interessante Gopher-Sites. Alle Gopher-Server sind an irgendeinem Punkt miteinander verknüpft. Dieses Gopher-Netz heißt Gopherspace. Wird im Internet eine neue Gopher-Site bereitgestellt, senden die Verwalter eine E-Mail an die Pfleger der Gopher-Software (an der Universität von Minnesota), damit ihre Site in die Masterliste der weltweit verfügbaren Gopher-Sites aufgenommen wird. Viele Unternehmen betreiben Gopher-Server, z. B. Universitäten und Fachhochschulen, Firmen und Regierungsbehörden.


Die Gopher-Pfleger betreiben einen globalen Server (unter der Adresse gopher.tc.umn.edu), der alle bekannten Gopher-Server aufführt und Zugang zu diesen Servern bietet. Das ist ein guter Ausgangspunkt, um durch alle Gopher-Server zu stöbern und einen Einblick in die Informationsfülle im Internet zu bekommen. Einige der besten Gopher-Server sind auf der NetCD enthalten. Der wichtigste Gopher-Server unter gopher.tc.umn.edu ist aber die beste Stelle, weil Sie von dort aus alle anderen Gopher-Server erreichen.

Dateien mit Veronica finden

Trotz der zahlreichen verfügbaren Gopher-Sites fällt es manchmal schwer, die gesuchten Informationen und Dateien zu finden. Um die Gopher-Sites nach einem bestimmten Dokument zu durchsuchen, gibt es einen Dienst namens Veronica (siehe Kapitel 32).

Ebenso wie Archie bei der Suche nach Dateien und Verzeichnissen auf anonymen FTP-Servern hilft, sucht Veronica Menüeinträge auf Gopher-Servern. Um Veronica benutzen zu können, müssen Sie an einen Gopher-Server angeschlossen sein, der Zugriff zu einem Veronica-Server bietet. Die Veronica-Datenbank wird durch Abtasten der Gopher-Menüs auf Servern in aller Welt aufgebaut. Sie kann durch Auswahl von Search Gopherspace in Veronica durchsucht werden. Diese Option befindet sich im Menü Other Gopher and Information Servers am Gopher-Site gopher.tc.umn.edu.

Da Gopher-Menüeinträge beschreibende Wortkombinationen (nicht nur Dateinamen) sein können, lassen sich spezifische Informationen über Veronica leichter finden als über Archie. Die Einträge in einem Gopher-Menü sagen eventuell etwas über den Inhalt einer Datei oder eines Verzeichnisses aus (z. B. topographische Karten), anstatt einfach eine Aufstellung von Datei- oder Verzeichnisnamen auszugeben. Veronica findet unter Umständen eine Datei an einer FTP-Site, die Archie nicht finden kann, weil Veronica nach themenbezogenen Informationen suchen kann (z. B. Landkarten).

Hat Veronica den Gopherspace durchsucht, wird ein Gopher-Menü aufgebaut, das alle Elemente enthält, die Ihren Suchkriterien entsprechen.

Dokumente mit WAIS finden

Gopher ist ein gutes System zum Suchen von Dateien und Systemen im Internet. Nehmen wir aber einmal an, Sie wollen alle Dokumente suchen, die über ein bestimmtes Thema vorhanden sind. WAIS (Wide Area Information Server) ist ein System, mit dem Sie Dokumente auf Servern der ganzen Welt nach einem bestimmten Thema heraussuchen können. WAIS (wird ausgesprochen wie das englische »ways«) durchsucht verschiedene Datenbanken, die mit Schlüsselwörtern indiziert wurden, und gibt Adressen aus, wo Sie relevante Dokumente finden können (siehe Kapitel 33).

Den Kern des WAIS-Systems bildet eine Client-Software, die auf Ihrem Rechner läuft und über die Sie Informationen im Klartext abfragen können. Der Client sendet Ihre Frage an den von Ihnen ausgewählten WAIS-Server. Der Server durchsucht dann anhand Ihrer Frage alle Dokumente. Findet er Dokumente, die Ihrer Frage entsprechen, gibt er Indizes zu diesen Dokumenten aus. Anhand dieser Indizes können Sie die Dokumente herunterladen und auf Ihrem Rechner anzeigen.

Eines der wichtigsten Merkmale von WAIS ist die Fähigkeit, Indizes zu verwalten, die auf andere WAIS-Server verweisen. Eine zentrale Site im Internet pflegt Indizes zu allen im Internet bekannten WAIS-Servern. Sie können diese zentrale Site als Ausgangspunkt für Ihre Suchen benutzen. Als Beispiel könnten Sie alle Reden von Präsident Clinton heraussuchen, in denen er Atlanta in Georgia erwähnt hat.

Sie können Ihre Suchdatenbank quasi als Serververzeichnis einrichten, das sich auf der Maschine quake.think.com befindet. Benutzen Sie diese Datenbank beispielsweise, um nach Reden von Präsident Clinton zu suchen, würden Sie unter anderem eine Datenbankressource mit der Markierung »clinton-speeches« erhalten. Nun könnten Sie diese Datenbank nach Atlanta Georgia durchsuchen. Aus diesem Suchlauf erhielten Sie mehrere Dokumente, wobei das erste Ihrem Suchkriterium am nächsten kommt. Damit hätten Sie Zugriff auf alle Dokumente, in denen Präsident Clinton die Stadt Atlanta erwähnt hat.

Interaktive Internet-Kommunikation

Als das Internet seine Anfänge nahm, war die Übertragungsgeschwindigkeit im Vergleich zu den heutigen Modems relativ gering. Das schränkte den Austausch von Informationen auf das physische Verlagern von Dateien von einem Rechner auf einen anderen ein. Mit den heutigen blitzschnellen Modems sind Echtzeitübertragungen von Audiodaten machbar, und die gleichen Möglichkeiten für Echtzeitvideo werden nicht mehr lange auf sich warten lassen. Diese zwei Möglichkeiten öffnen die Tür für viele multimediale Anwendungen (siehe Teil VII).

Internet Relay Chat (IRC)

Internet Relay Chat (IRC) ist ein Dienst, der Ende der achtziger Jahre ursprünglich als Ersatz für UNIX-Talk entwickelt wurde. Mit IRC können mehrere Leute gleichzeitig (selbstverständlich durch Eintippen des Textes) miteinander plaudern. Wie viele Hintergruendeandere Internet-Dienste ist IRC eine Client/Server-Anwendung. Alle, die miteinander quasseln möchten, müssen einen IRC-Client haben (siehe Abbildung 1.8) und mit einem IRC-Server verbunden sein. Steht die Verbindung zum Server, wählt jeder Talk-Partner den Kanal aus, über den er sich unterhalten möchte (meist werden die Kanäle nach dem diskutierten Thema benannt, sofern sie sich auf ein bestimmtes Thema beschränken). So soll beispielsweise der Kanal »hot-tub« Konversationen simulieren, die etwa zwischen den Badenden in einem Whirlpool stattfinden.

Abbildung 1.8: Mit IRC können Sie mit Leuten in aller Welt in Echtzeit »chatten«

siehe Abbildung

Befinden Sie sich in einem IRC-Kanal, können Sie an Ihrem Terminal für die anderen Teilnehmer etwas eingeben, während Sie sehen, was andere ihrerseits tippen. Das ist eine interessante Art, eine Echtzeitkonferenz abzuhalten, allerdings eine ziemlich langsame, weil die meisten Leute langsamer tippen als sie sprechen. Andererseits haben alle Teilnehmer die gleichen Bedingungen, so daß andere nicht durch einen »Dauerredner« ständig zur passiven Teilnahme verurteilt sind.

Live-Videokonferenzen

Durch die ständige Erforschung der Erweiterung der Informationsmenge, die über unsere Datenautobahnen befördert werden können, wird Hard- und Software entwickelt, mit der Hintergruendewir Live-Video zwischen Rechnern austauschen können. Vorläufig ist Live-Video in guter Qualität nicht an der Tagesordnung, weil die dafür benötigte Übertragungsgeschwindigkeit nicht ausreicht. Mit zunehmender Bandbreite dürfte es aber in absehbarer Zukunft möglich sein, elektronisch an Fernbesprechungen und -unterrichten teilzunehmen (siehe Kapitel 38).

Interaktive Spiele

Zahlreiche Server im Internet ermöglichen die Live-Teilnahme an Spielen, die zwischen mehreren Spielern ausgetragen werden. In den letzten Jahren wurden Spiele entwickelt, die man als MDU, MOO und MUSH bezeichnet und die für viele Leute bereits interaktiven Freizeitspaß bedeuten. Darüber hinaus planen die Entwickler verschiedener beliebter grafischer Spiele für den PC die Erweiterung der Spiele um Internet-Zugang (siehe Kapitel 39).


Microsoft hat kürzlich eine neue Technik namens DirectPlay angekündigt. Mit DirectPlay können Entwickler aktionsgeladene Games für mehrere Spieler im Internet entwickeln.

Live-Sprache

Tonmaterial läßt sich über das Internet viel einfacher übertragen als Videos, da Audio weniger datenintensiv ist. In den letzten Jahren sind mehrere Dienste emporgekommen, mit denen Benutzer im Internet Live-Konversationen führen können (siehe Kapitel 36).

Phone by Net

Als Echtzeitaudio im Internet machbar wurde, haben sich ein paar Leute ausgedacht, daß es doch einfach (und viel billiger) sein müßte, mit jemandem über das Internet zu telefonieren, anstatt eine örtliche Telefongesellschaft zu bemühen. Das Telefonieren im Internet ist zwar nicht ganz so wie am »echten« Telefonapparat, bietet aber viele Vorteile.

Mit Telnet an Host-Ressourcen anklinken

Auf die gleiche Weise, wie ein Host als FTP-Server benutzt werden kann, um Dateien zu übertragen, kann ein Rechner im Internet eingerichtet werden, um ein beliebiges Programm immer dann automatisch auszuführen, wenn man sich in diesen Rechner einklinkt. Diese Dienstart (auch »Host-Ressourcen« genannt) wird im Internet von zahlreichen HintergruendeHosts bereitgestellt. Sie finden dort Informationen, die so gut wie alles abhandeln, von der Landwirtschaft bis zur Raumfahrt. Einige dieser Host-Ressourcen sind mit Bulletin-Boards, den elektronischen Pinwänden, vergleichbar, die Sie vielleicht schon kennen. Anstatt sich in eines dieser Systeme über eine Telefonleitung und ein Modem einzuwählen, erhalten Sie mit Telnet Zugang zu diesen Systemen. Andere Host-Ressourcen sind Programme, die automatisch ausgeführt werden, wenn sich Telnet an den Host anschließt. Von einigen Host-Ressourcen erhalten Sie z. B. Wetterberichte, Termine für Sportveranstaltungen oder Schachspiele (siehe Kapitel 30).


Windows 95 enthält bereits eine Telnet-Anwendung.

Telnet verfolgt einen allgemeinen Nutzungszweck. Der Zugriff auf Host-Ressourcen ist alles andere als schnell. Telnet ist eine Methode zum Verbinden von zwei Rechnern. Das heißt, Sie erhalten einen Terminalanschluß zu einem entfernten Rechner. Im Rahmen dieser Verbindung können Sie Befehle für den entfernten Rechner eintippen. Sicherlich kennen Sie das Prinzip von Terminalprogrammen. Ist Ihr PC mit einem Modem ausgestattet, über das Sie sich in andere Computer einwählen, benutzen Sie im Grunde ein Terminalprogramm, durch das Ihr Rechner und das entfernte System miteinander sprechen.

Ebenso wie Sie ein lokales FTP-Programm benutzen, um zu einem FTP-Server im Internet eine Verbindung herzustellen, können Sie ein Telnet-Programm auf Ihrem Rechner benutzen, um mit dem Telnet-Server auf einer anderen Maschine irgendwo im Internet zu kommunizieren. Der wesentliche Unterschied zwischen FTP und Telnet ist der, daß Sie bei einer Verbindung zu einem entfernten Rechner über FTP nur Dinge in bezug auf die Übertragung von Dateien ausführen können. In einer Verbindung zu einem entfernten Rechner über Telnet hängt das, was Sie sehen, davon ab, was die Host-Ressource bietet. Das kann ein Bulletin-Board-Menü oder eine einfache Befehlszeilenoberfläche sein. Eventuell erhalten Sie auch etwas, ohne etwas einzutippen. Alles hängt davon ab, was die betreffende Ressource bietet.

Kommerzielle Online-Dienste

Seit einiger Zeit bieten alle kommerziellen Online-Dienste Online-DiensteZugang zum Internet, obwohl sie ursprünglich nicht Teil des Internet waren. Die meisten Online-Dienste bieten heute einen echten IP-Anschluß zum Internet. Andererseits bieten nicht alle einen bequemen News- oder Mailserver, so daß Sie für News und E-Mail nach wie vor die Software des Service-Providers benutzen müssen.

Mit dem Microsoft Network (MSN) hat Microsoft Hintergruendenun einen eigenen Online-Dienst. MSN hat seit der Einführung mit Windows 95 aber beträchtliche Änderungen erfahren. Dabei wird die Strategie verfolgt, MSN von einem in sich geschlossenen Online-Dienst zu einem Internet-Provider zu überführen. Die MSN-Evolution unterstreicht die Ansicht von Microsoft, daß eine starke Kontrolle des Internet-Inhalts für den Erfolg des Unternehmens unabdingbar ist.


⌐ 1997 Que
Ein Imprint des Markt&Technik Buch- und Software- Verlag GmbH
Elektronische Fassung des Titels: Special Edition: Internet, ISBN: 3-8272-1003-8

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