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Kredite und Schulden
Es ist nicht ungewöhnlich, mehr Wünsche als Geld zu
haben. Viele Wünsche, die man sich heute erfüllen will,
lassen sich nur durch einen Kredit realisieren. Schulden zu machen
ist heute kein Tabu mehr. Auch aus steuerlichen Gründen,
z. B. beim Immobilienkauf oder der
Existenzgründung, kann ein richtiger
Kreditvertrag sinnvoll sein. Es muss nur sehr genau abgewogen
werden, was nötig, möglich und finanzierbar ist, welcher
Kredit sich auszahlt, warum und wann sich etwas amortisiert und
wo die sinnvolle Verschuldungsobergrenze
verläuft. Diese Grundsätze - umsichtige Finanzplanung
und das Abwägen der Vor- und Nachteile eines Kredites - muss
jeder Schuldner beachten. Langfristig müssen sich trotz aller
Versuchungen zu spontanen Anschaffungen oder Reisen auch im privaten
Bereich Einnahmen und Ausgaben die Waage halten. Dabei muss auch
das Risiko eines eventuell sinkenden Nettoeinkommens, steigender
Sozialabgaben, Steuern und Gebühren usw. eingeplant werden.
Als Kreditnehmer sollte man deshalb nie an sein finanzielles Limit
gehen, sondern immer noch einen Spielraum nach "oben"
lassen, um unvorhergesehene Ereignisse bewältigen zu können.
Vor jedem Kreditantrag sollte sorgfältig geprüft werden,
ob dieser nicht vermeidbar ist. Dabei muss man sich über
die tatsächlichen Kosten, die ein Kredit mit sich bringt,
im Klaren sein. Man sollte abwägen, ob es besser ist, sofort
zu kaufen oder mit der Anschaffung zu warten, bis entweder die
gesamte Summe oder eine größere Anzahlung angespart
ist. Diese Zeit nimmt man sich mitunter nicht, weil dann die einmalige
Chance eines günstigen Kaufes (Auto, Einrichtung, Eigentumswohnung
oder Haus) vorbei ist. | |
Eine genaue Analyse der Kreditbedingungen und der anstehenden
Belastungen sollte grundsätzlich erfolgen. Dabei sind zur
Tilgung der Schuld auch der Zins und die anfallenden Gebühren
hinzuzurechnen. Erst dann kann man die wirklichen Kosten der Neuerwerbung
richtig einschätzen und einen realistischen Schuldenplan
aufstellen. Dann wird häufig schnell klar, dass die Okkasion
im Endeffekt unbezahlbar wird. | |
Trotz aller angebrachten Vorsicht lassen sich viele heute notwendigen
Anschaffungen und Investitionen ohne Kredite nicht tätigen.
Bei der Kreditaufnahme müssen nicht nur die Risiken, sondern
auch der zukünftige Nutzen und mögliche Gewinne einer
Investition berücksichtigt werden (so haben Preissteigerungen
auf dem Immobilienmarkt vielen Immobilienbesitzern stattliche
Gewinne beschert). Die Kosten für die Kreditaufnahme können
u. U. auch steuerlich berücksichtigt werden.
Außerdem ermöglichen weitere staatliche Zuschüsse
und Vergünstigungen die Kreditaufnahme. Dadurch können
auch große Investitionen von Normalverdienern getätigt
werden.
Der größte Nachteil einer Kreditaufnahme ist, dass
man finanziellen Spielraum in der Zukunft verliert und sich durch
den bestehenden Schuldendienst (Zins und Tilgung) blockiert. Bei
Wechselfällen des Lebens - krankheitsbedingter Arbeitsunfähigkeit,
Arbeitsplatzverlust mit geringer entlohnter Folgebeschäftigung
- steht bei angespannter Verschuldungslage ein bedenkliches Ungleichgewicht
zwischen verfügbarem Einkommen und dem vorgegebenen, durch
die Kreditaufnahme aufgeblähten Ausgabenblock.
Etwa 2,5 Millionen Haushalte in der Bundesrepublik Deutschland
gelten als überschuldet - erdrückt von einem Bündel
finanzieller Verpflichtungen. Ohne einen konsequenten Schuldenplan
oder fremde Hilfe gibt es für diese Haushalte kaum Aussicht
auf ein Entrinnen aus der Schuldenspirale. Meistens hat alles
mit einem Kredit angefangen, der im Lauf der Jahre ständig
aufgestockt worden ist. Mit etwa 40.000 DM ist jeder westdeutsche
Privathaushalt durchschnittlich verschuldet, in den neuen Ländern
liegt dieser Betrag noch höher. Im Jahr werden 300.000 Konsumentenkredite
gekündigt, 5,5 Millionen Mahnverfahren eröffnet,
210.000 Lohn- und Gehaltspfändungen durchgeführt
und 370.000 eidesstattliche Versicherungen abgegeben.
Geld hat seinen Marktpreis wie jede andere Ware. Wer gezwungen
ist, etwas auf Kredit zu kaufen, sollte sorgfältig prüfen,
welche Kreditart geeignet ist und für seine Zwecke am günstigsten
ist. Der Wettbewerb in der seit langen Jahren sehr gut verdienenden
Banken- und Versicherungsbranche sollte genutzt werden, um die
monatlichen Belastungen auf ein vertret- und tragbares Maß
zu bringen.
| | Arten von Krediten
Es gibt eine Fülle von Kreditvarianten mit unterschiedlichen
Risiken für Kunde und Bank. Das schlägt sich natürlich
im Preis (dem Zinssatz) nieder, der gezahlt werden muss.
So unterscheidet man bei Kreditnehmern nach Privat- oder Firmenkunden
und öffentlichen Kreditnehmern. Weiter untergliedert man
Kredite nach der Laufzeit in kurzfristige Kredite unterhalb eines
Jahres, in mittelfristige bis zu vier Jahren und darüber
hinaus in langfristige Kredite. Daneben spielt der Verwendungszweck
eine Rolle: Konsumentenkredite, Anschaffungsdarlehen, Betriebsmittel-
und Investitionskredite und Baufinanzierungskredite.
Auch die Art der Besicherung und die Bonität des Kunden sind
Preisfaktoren. | |
Im Folgenden sollen vor allem Kredite an Privatpersonen angeführt
werden. Grundsätzlich ist für alle Kredite wichtig,
dass die Einzelheiten über die Höhe der Zinsen, die
Laufzeit, die Tilgungsbedingungen im Kreditvertrag schriftlich
festgehalten werden. Die Regelung über den Kredit sind im
BGB (§§ 607 ff.) und für Darlehen an Privatpersonen
im Verbraucherkreditgesetz und in der Preisangabenverordnung maßgebend
geregelt.
| | Der Kontokorrentkredit
Der Kontokorrentkredit für Privatkunden wird in der Regel
als Dispositionskredit oder Verfügungskredit bezeichnet.
Die Bank oder Sparkasse legt einen Kreditrahmen fest, bis zu dessen
Höhe der Privatkunde das Girokonto überziehen darf.
Meist sind es drei bis fünf Monatsgehälter. Ein Antrag
auf die Einräumung eines Dispositionskredites
ist in der Regel gar nicht nötig. Zumeist wird ein solcher
Rahmen stillschweigend eingeräumt. Der besonders mit dem
Kreditinstitut vereinbarte Rahmen muss dagegen schriftlich bestätigt
werden. Die Einräumung des Dispositionsrahmens kostet nichts.
Die Sicherheit für die Bank liegt in den regelmäßig
eingehenden Einkünften, ansonsten ist keine zusätzliche
Besicherung erforderlich. Der Kreditrahmen gilt bis auf weiteres
und kann jederzeit widerrufen werden. Der Zins ist ein variabler
oder beweglicher Zins, der jederzeit verändert werden kann.
Die Veränderungen müssen auf dem Kontoausdruck und auf dem
Preisaushang in der Bank mitgeteilt werden. Die Zinsen werden
frühestens alle drei Monate abgerechnet. Ein Dispositionskredit
kostet derzeit zwischen 9 und 14 Prozent Zinsen jährlich
und ist damit recht teuer. Er sollte daher keine Dauerlösung
sein.
Falls das Girokonto für längere Zeit ohne einen nennenswerten
Abbau ständig überzogen bleibt, besteht die Möglichkeit,
dass die Bank den Kreditrahmen herabsetzt oder gänzlich verweigert.
Aus diesem Grund sollte man wenigstens alle zwei bis drei Monate
den Dispositionskredit einmal ganz zurückführen. Das
schafft Vertrauen in die Liquidität und ist Voraussetzung
für diese Kreditgewährung.
Zusätzliche Zinsen fallen an, wenn durch Überweisungen
oder Schecks der vorgegebene Kreditrahmen überzogen wird.
Zu den ohnehin schon hohen Dispokreditzinsen werden dann nochmals
für eine geduldete Überziehung weitere vier bis fünf
Prozent Überziehungszinsen fällig. Daher sollte der
vorgegebenen Rahmen eingehalten werden oder für vorübergehende
Liquiditätsengpässe nach Absprache mit der Bank entsprechend
erhöht werden, damit ärgerliche Überziehungszinsen
vermieden werden. Bei Überziehungen über den Dispositionsrahmen
hinaus besteht die Gefahr, dass Lastschriften mangels Deckung
zurückgehen, Überweisungsaufträge liegen bleiben,
Schecks platzen oder die Kreditkarte
eingezogen wird. Im Ernstfall kann dies sogar zu negativen Schufa-Merkmalen
kommen.
| | Der Ratenkredit - der Verbraucherkredit
Ein Ratenkredit wird zu Konsumzwecken
(Reisen, Auto, Einrichtung) aufgenommen. Er wird auch als persönlicher
Kleinkredite, als Allzweckdarlehen, als Anschaffungs- und Personaldarlehen
bezeichnet. Dazu zählen auch die Teilzahlungskredite von
Versand- und Warenhäusern und Autohändlern, die mit
speziellen Teilzahlungsbanken zusammenarbeiten.
Ein Ratenkredit hat eine maximale Laufzeit bis zu 72 Monate
und eine Höhe bis zu 50.000 DM. Charakteristisch sind
feste Raten bei relativ hohen Zinsen, wenn man den aktuellen Spareckzins
von zwei Prozent berücksichtigt. Die Raten werden per Lastschrift
oder Dauerauftrag dem Gehaltskonto belastet. Je kürzer die
Laufzeit, umso höher der Zins, da sich dann die Bearbeitungsgebühr
von etwa zwei Prozent auf weniger Monate verteilt. Wird eine Vermittlungsprovision
von drei bis fünf Prozent der Kreditsumme vereinbart, so
geht auch diese in die Berechnung der dann höheren Raten
ein. Das angeschaffte Gebrauchsgut dient regelmäßig
der Bank als Sicherheit bis zur Rückzahlung des Darlehens.
Die schnelle und unbürokratische Kreditbearbeitung, die feste
Laufzeit und feste Raten sind die Vorteile des Ratenkredites.
Ratenkreditkunden sollten grundsätzlich einen Preisvergleich
anstellen. Bemerkenswert ist die völlige Zinsunempfindlichkeit
der Ratenkreditkunden. Nur wenige Kunden lassen sich die wirklichen
Kosten genau ausrechnen. Ein Gemisch aus Bequemlichkeit und Unerfahrenheit
lässt sie in der Regel das erstbeste Angebot annehmen.
Der Rahmenkredit
Der Rahmenkredit ist eine Mischung aus Dispo- und Ratenkredit
und noch nicht lange im Angebot der Institute. Er wird auch Abruf-,
Ideal- oder Variodispositionskredit genannt. Die Obergrenze liegt
bei 50.000 DM. Der Kunde entscheidet sich bei variablem Zins
und variabler Rate (Untergrenze monatlich 200 DM), ob er
den Kreditrahmen, über den er jederzeit verfügen kann,
in Anspruch nimmt. Auch hier werden, wie beim Dispokredit, Eingänge
mit dem Schuldsaldo verrechnet. Das Zinsänderungsrisiko ist
bei dem hier möglichen zusätzlichen Kostenvolumen nicht
für jeden Haushalt vertretbar.
Der Teilzahlungskredit
Der Teilzahlungskredit wird vor allem von Autohäusern und
Möbelhäusern zur Umsatzankurbelung angeboten und subventioniert. Die Finanzierung über
diese Angebote nimmt dem Kunden die Möglichkeit, Skonto oder
hohe Rabatte auszuhandeln. Es kann nach entsprechender Kalkulation
günstiger sein, diese lockenden Zinsangebote auszuschlagen,
bei einer Bank regulär zu finanzieren und als Barzahler das
Maximum an Preisnachlass oder Extras auszuhandeln.
Der Effektenlombardkredit
Die alternative Bezeichnung zum Effektenlombardkredit ist Wertpapierkredit,
der für ein kurzfristiges Darlehen über einen festen
Betrag gegen Verpfändung von Wertpapieren zu individuell
unterschiedlichen Bewertungsansätzen in Anspruch genommen
werden kann. Sparbriefe, Bundesschatzbriefe werden voll beliehen,
festverzinsliche Wertpapiere zu 75 bis 80 Prozent, deutsche
Standardaktien zu 50 Prozent vom Kurswert. Je risikoreicher
oder exotischer das Wertpapier, umso niedriger die beleihungsmäßige
Bewertung. Dieser Kredit ist zur Überbrückung kurzfristiger
Liquiditätsengpässe und für Spekulationsgeschäfte
geeignet.
Arbeitgeberkredite
Motiv für die Gewährung von Darlehen ist die Bindung
der Mitarbeiter an die Firma. Bei Kündigung des Arbeitsverhältnisses
ist nach gesetzlichen Vorschriften eine sofortige Rückzahlung
des Darlehens ausgeschlossen. So wird sozialer Druck vermieden.
Eine Kündigung des Darlehens ist nach den gesetzlichen Fristen
möglich.
| | Hypothekendarlehen und Immobilienkredite
Bei Hypothekendarlehen und Immobilienkrediten handelt es sich
um langfristige Realkredite zur Finanzierung von Immobilien mit
Laufzeiten von bis zu 30 Jahren gegen Beleihung von Grundstücken,
Gebäuden oder Eigentumswohnungen über eine Hypothek
oder Grundschuld. Die Kreditsummen liegen naturgemäß
wesentlich höher als bei anderen Privatkrediten. Es kann
zwischen variablem und festem Zins gewählt werden. Variable
Zinsen ermöglichen die vorzeitige Rückzahlung, etwa
aus fälligen Lebensversicherungen oder Erbschaften. Variable
Zinsen sollten im vermeintlichen Zenit von Hochzinsphasen abgeschlossen
werden. Sinkende Zinsen verbilligen das Darlehen, steigende Zinsen
dagegen verteuern es. Bei Vereinbarung von Festzinsen in Hochzinsphasen
kann eine vorzeitige Rückzahlung oder Umschuldung bei später
fallenden Zinsen teuer werden wegen problematischer Vorfälligkeitsentschädigungen,
die von Instituten verlangt werden. Das Thema wird derzeit höchstrichterlich
geklärt.
Kombinationskredit: Lebensversicherung/tilgungsfreies Darlehen
Ein Kombinationskredit aus einer Lebensversicherung und einem
tilgungsfreien Darlehen ist vor allem eine Alternative für
Bauherren und Immobilienkäufer, die ihre Immobilie vermieten
wollen. Interessant ist das dann, wenn der Darlehenszins - nach
Steuern - geringer ist als die Rendite der abgeschlossenen Kapitallebensversicherung.
Je höher der individuelle Steuersatz, umso attraktiver ist
das tilgungsfreie Darlehen unter steuerlichen Gesichtspunkten,
denn die Zinsen können während der gesamten Laufzeit
von mindestens zwölf bis maximal 30 Jahren als Verlust abgesetzt
werden, bis mit der fälligen Lebensversicherung das Darlehen
zurückgezahlt wird. Der Kapitalanleger zahlt während
der gesamten Laufzeit die Zinsen für das Darlehen und die
Prämien für die Lebensversicherung. Wird für die
Laufzeit ein Festzins vereinbart, bleibt die monatliche Belastung
immer konstant.
| | Wie findet man den richtigen Kreditgeber?
Fachliche Kompetenz, Aufgeschlossenheit gegenüber individuellen
Wünschen, kurze Entscheidungswege, schnelles Bearbeitungstempo,
Kundenbezogenheit des Bankberaters oder Filialleiters sind wichtige
Kriterien bei der Wahl des richtigen Kreditgebers. Hinzu kommen
noch lokale Nähe, Diskretion (in ländlichen Regionen
ist das trotz Bankgeheimnis nicht immer selbstverständlich)
und ein grundsätzlicher menschlicher Draht. Es wäre
eine vorschnelle Entscheidung, hier das Gewicht einseitig auf
den Preis (Zinsen, Gebühren und Konditionen) zu legen und
dabei die oben angesprochenen Aspekte zu vernachlässigen.
Generell sollte man die immer wieder publizierten Konditionsvergleiche
einiger Magazine und Tageszeitungen verfolgen.
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