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Mieten oder kaufen? Wer ein Haus oder eine Wohnung besitzen möchte, muss entweder
über ein dickes Bankkonto oder ein gewisses Maß an
Opferbereitschaft verfügen. Das Kaufen und vor allem das
Bauen eines Eigenheimes kostet viel Geld, Zeit und Nervenkraft.
Deshalb sagen viele Bauherren nach überstandener Bauphase:
"Nie mehr wieder!"
Wer sich diesen Belastungen aussetzen will, sollte sich vorher
gründlich mit seiner momentanen Wohnsituation auseinander
setzen: Nicht immer ist ein Eigenheim oder eine Eigentumswohnung
vorteilhafter als eine Mietwohnung. Aber auch das lebenslange
Wohnen zur Miete will gut überlegt sein: Schließlich
zahlt man so Jahr für Jahr in die Tasche des Vermieters und
bildet so unfreiwillig fremdes Vermögen.
| | Was spricht für das Eigenheim?
Die wichtigsten Gründe für den Kauf eines Eigenheimes
oder einer Eigentumswohnung sind sicherlich der Kündigungsschutz,
die Schaffung eigenen Vermögens und die Gestaltungsfreiheit
in den eigenen vier Wänden.
Kündigungsschutz
Als Mieter ist man eigentlich immer der Gefahr einer Kündigung
ausgesetzt. Ein unfreiwilliger Umzug ist meist mit viel Arbeit,
hohen Kosten und zahlreichen Nachteilen verbunden: Man verlässt
seine vertraute Umgebung, die Kinder verlieren ihre Spielkameraden
oder müssen gar die Schule wechseln. Auch wenn die Kündigungsfristen
mit der Mietdauer steigen, kann es doch schwierig sein, innerhalb
weniger Monate eine angemessene neue Wohnung zu finden. Besitzer
eines Eigenheimes sind dieser Gefahr nicht ausgesetzt.
Mietfrei wohnen
Selbst wenn die Miete nicht allzu hoch ist, kommt im Laufe der
Jahre und Jahrzehnte doch ein recht beachtlicher Betrag zusammen.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Höhe
der in einem bestimmten Zeitraum anfallenden Mietkosten, bei einer
angenommenen Mietzinserhöhung von
drei Prozent jährlich. Die ungefähre Mietsumme für
30 Jahre erhält man, indem man einfach seine monatliche
Kaltmiete mit der Zahl 571 multipliziert.
Miete |
10 Jahre |
15 Jahre |
20 Jahre |
30 Jahre |
700 DM |
96.297 |
156.230 |
225.710 |
399.633 |
800 DM |
110.053 |
178.549 |
257.954 |
456.724 |
900 DM |
123.809 |
200.868 |
290.199 |
513.814 |
1000 DM |
137.566 |
223.187 |
322.443 |
570.905 |
1200 DM |
165.079 |
267.824 |
386.932 |
685.086 |
1400 DM |
192.593 |
312.461 |
451.420 |
799.267 |
Die Tabelle zeigt, dass es auf lange Sicht wirtschaftlicher zu
sein scheint, ein Eigenheim oder eine Eigentumswohnung zu kaufen,
anstatt Miete zu bezahlen. Zwar sind bei einem Kauf die Kreditraten
in der Anfangszeit meist höher als die Mietbelastung, dafür
ist man aber vor Mieterhöhungen gefeit und muss nicht bis
ans Lebensende weiterzahlen. Als Mieter sorgt man jahrelang für
Instandhaltung und Erhaltung fremden Eigentums. Man erhält
und vermehrt auf diese Weise das Vermögen des Eigentümers
und kann aufgrund der Mietbelastung meist selbst kein Eigentum
bilden.
Immobilienkäufer sind im Durchschnitt nach 30 Jahren
schuldenfrei und können sich in der Rente meist zusätzlich
noch über eine schöne Rendite freuen. Unter dem Gesichtspunkt
der Wertsteigerung sind Immobilien langfristig eine durchaus rentable
und vor allem sichere Kapitalanlage.
Staatliche Förderungen, wie Eigenheimzulage und der Lastenzuschuss,
tragen ebenso wie Steuererleichterungen zusätzlich zum langfristigen
Kostenvorteil der eigenen vier Wände gegenüber der Mietwohnung
bei.
Gestaltungsfreiheit
Als Besitzer kann man völlig frei über die Innengestaltung
seines Heims bestimmen. Man kann sein Haus oder seine Wohnung
ganz nach Lust und Laune gestalten, ohne die Bewilligung eines
Vermieters einholen zu müssen. Der Eigentümer kann sich
lange Jahre an seiner exklusiven Schrankwand oder Einbauküche
erfreuen, ohne sich zu fragen, ob er das teuere Stück bei
einem Wohnungswechsel überhaupt noch gebrauchen kann.
Bei freistehenden Einfamilienhäusern unterliegt auch die
Gestaltung des Gartens und der Außenfassade (mit Einschränkung
gewisser baurechtlicher Bestimmungen) völlig dem Willen des
Eigentümers.
| | Was spricht gegen das Eigentum?
Es gibt viele Faktoren, die das einst "maßgeschneiderte"
Eigentum zu klein, zu groß, zu teuer oder zu abgelegen machen
können. Es ist möglich, dass sich die Lebensinteressen
ändern: Eine Versetzung kann einen Ortswechsel notwendig
machen, die Geburt eines zweiten Kindes den Raumbedarf erhöhen.
Der ersehnte Ruhestand kann bei hohen Ratenzahlungen nicht oder
nur mit großen Einschränkungen angetreten werden. Vor
dem Kauf einer Wohnung oder eines Hauses sollte man daher in der
Lage sein, seine Lebensumstände zumindest mittelfristig zu
planen.
Das finanzielle Risiko
Private Pleiten von Haus- und Wohnungseigentümern, die ihre
finanziellen Möglichkeiten überschätzt haben, sind
leider im Ansteigen. Arbeitslosigkeit, Scheidung, Krankheit und
andere drastische Veränderungen der Lebensumstände können
die ausgefeiltesten Finanzpläne über den Haufen werfen.
Oft bleibt den Betroffenen nur mehr ein mit finanziellen Verlusten
verbundener Notverkauf ihres Objektes, oder es kommt gar zur Zwangsversteigerung.
Rund 40.000 Eigentumsobjekte werden in Deutschland Jahr für
Jahr versteigert, weil die meist privaten Besitzer einfach nicht
mehr in der Lage sind, ihre Kreditraten zu begleichen.
Manchmal bringen schon relativ kleine Beträge (im Vergleich
zu den Gesamtkosten) den Finanzierungsplan ins Wanken. Viele Bauherren
"vergessen" bei ihrer Kalkulation die Nebenkosten eines Immobilienerwerbs,
die immerhin bis zu zehn Prozent des Kaufpreises ausmachen können.
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Daneben sollten auch die Betriebskosten eines Eigenheimes keinesfalls
unterschätzt werden. Sie sind in der Regel höher als
die einer Mietwohnung. Bei Eigentumswohnungen kommt als zusätzliche
Belastung die Bildung von Instandhaltungsrücklagen dazu.
Um sein finanzielles Risiko besser abschätzen zu können,
sollte man sein kreditgebendes Institut vor Vertragsunterzeichnung
um einen exakten Schuldenplan ersuchen.
Mit Hilfe dieses Plans kann man die monatliche Belastung bis zum
Ende der Laufzeit seines Kredites abschätzen. Eine genaue
Kalkulation ist natürlich nur bei fest vereinbarten Zinssätzen
möglich. Variable Zinsen können - vor allem, wenn der
finanzielle Spielraum des Schuldners eng ist - unerwartete und
vielleicht schwer zu verkraftende Mehrbelastungen mit sich bringen.
Mit einer entsprechenden Risikostreuung lässt sich hier ein
guter Mittelweg finden, denn auch eine lange Zinsbindung ist nicht
unbedingt der wirtschaftlichste Weg (je länger die Bindung,
desto höher die Zinsen).
Das Bausparen kann zur Verringerung dieser
wirtschaftlichen Risiken beitragen. Auch der Abschluss einer Versicherung
kann Belastungen mildern (z. B. Risiko-Lebens- oder Berufsunfähigkeitsversicherung).
Auf diese Weise kann man auch Finanzproblemen vorbeugen, die durch
Beschädigung oder Zerstörung seines Eigentums entstehen
können (Feuer- und Eigenheimversicherung).
Eigentum bindet!
Als Besitzer eines Heims steckt man meist viel Zeit, Energie und
natürlich auch Geld in die eigenen vier Wände. Nicht
alle "maßgeschneiderten" Aufwendungen lassen sich
bei einem Verkauf auch wieder in Bargeld
umwandeln.
Wer umziehen muss oder will (z. B. weil er sich mit den Nachbarn
nicht mehr verträgt) kann als Besitzer seinem Heim nicht
einfach "kündigen": Er muss einen Käufer oder
einen Mieter finden. Das kann einige Zeit in Anspruch nehmen,
wenn der Besitzer einen angemessenen Preis erzielen will. Vor
allem muss wieder ein neues Heim gefunden werden. Ein neuerlicher
Kauf erfordert wiederum viel Zeit und muss auch in finanzieller
Hinsicht mit der Veräußerung oder Vermietung des alten
Besitzes abgestimmt werden.
Als Mieter einer Wohnung kann man einen Ortswechsel weit leichter
organisieren, obgleich man natürlich auch in diesem Fall
bestimmte Kündigungsfristen einhalten muss.
Besondere Nachteile von Wohnungseigentum
Wer glaubt, als Eigentümer einer Wohnung
endlich sein eigener Herr zu sein, irrt. Zwar ist man vor Kündigung
und Mieterhöhungen geschützt, man muss sich aber doch
immer wieder mit der Hausgemeinschaft arrangieren. Nicht selten
gibt es Probleme in Wohnanlagen, weil sich die Eigentümer
so verhalten, als ob sie ein freistehendes Einfamilienhaus gekauft
hätten.
Als Eigentümer muss man eigentlich immer mit Reparaturen
und Instandhaltungsmaßnahmen rechnen. Besitzer eines freistehenden
Einfamilienhauses können aber relativ frei über den
Zeitpunkt dieser Maßnahmen entscheiden. Ein Wohnungseigentümer
hat diese Entscheidungsfreiheit nicht: Er ist an den Beschluss
der Mehrheit gebunden und muss sich unabhängig von seinen
finanziellen Möglichkeiten an den Gesamtkosten beteiligen.
Wer keine entsprechenden Rücklagen für derartige Notfälle
besitzt, kann in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten geraten.
Eigentümer, die mit ihren Zahlungen an die "Gemeinschaftskasse"
in Verzug geraten, müssen im schlimmsten Fall sogar mit der
Zwangsversteigerung ihrer Wohnung rechnen.
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