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Name :
Kingdom O Magic
Hersteller:
SCI, Funsoft
Genre:
Adventure
Demo:
nicht verfügbar

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PREVIEW 05/96

Kingdom O Magic

Abgedreht

Skurriler britischer Humor erwies sich bereits in den frühen siebziger Jahren als Exportschlager der Inselbewohner. Vor allem die Komikertruppe Monty Python gewann mit ihrem "Flying Circus╙ viele deutsche Fans und ihre Filme wie ╘Life of Brian╒ erlangten Kultstatus.

Konsequenterweise versucht man nun, diese bizarre Form des Humors auch in verschiedenen PC-Spielen zu etablieren. Nachdem bereits vor Jahresfrist die Umsetzung von Terry Pratchett╒s Discworld-Romanen mit "Monty Python╙-Star Eric Idle als Sprecher die Fans entzückte, versucht nun SCI mit dem Fantasy-Abenteuerspiel Kingdom O╒Magic, die Kombinationsarbeit durch einen Angriff auf die Lachmuskeln aufzulockern. Dabei ist die Story an sich schon nicht besonders inhaltsschwer.

Echse oder Superweib

Ein freundlicher Märchenonkel, der nicht nur durch das aufwendig animierte Intro geleitet, sondern auch während des Spiels hilfreich und erklärend zur Seite steht, gibt gleich zu Beginn einen Vorgeschmack darauf, auf welch bizarre Form der Unterhaltung man sich eingelassen hat: Als Spielfiguren stehen wahlweise der gemeine, grüne Echsenkretin Thidney oder das kämpferische Superweib Sha-ron zur Auswahl, wobei letztere zusätzlich über magische Fähigkeiten in Form von mehr oder weniger wirksamen Zaubersprüchen verfügt. Als weitere Option muss sich der Spieler selbst für eines von drei vorhandenen "Drehbüchern╙ entscheiden. So lässt sich eine klassische Adventurehandlung auswählen, bei der in guter, alter Tradition der Drachen gerettet, die Prinzessin gestohlen und der Schatz getötet werden muss. Neben dieser altbackenen Variante gibt es aber auch noch die etwas verworrenere Mission, in der das Wohl des Dorfes mit Hilfe von geheimnisvollen Lavalampen gerettet und der Herr der Finsternis besiegt werden soll. Als dritte Alternative steht die Seven-Eleven-Variante bereit, die jedoch nichts mit der gleichnamigen, amerikanischen Supermarktkette zu tun hat. Vielmehr wird das zu schützende Dorf von sieben bis elf finsteren Unholden attackiert und muss wiederum vor dem Untergang bewahrt werden.

Wortwitz zum Geniessen

Rein rechnerisch ergäben sich also sechs mögliche Spielvariationen, aber die Unterschiede sind eigentlich marginal. Zum einen sind die Schauplätze identisch und die handelnden Personen überwiegend gleich, ausserdem ist eine fortlaufende Handlung sowieso nur schwer erkennbar und bei der gebotenen Situationskomik auch gar nicht wichtig. Vielmehr sollte man den Wortwitz in den ausführlichen Dialogen geniessen, den der Spieler mit den seltsamsten Spielarten der Natur zu führen hat. Nicht nur Orks, Elfen und Zwerge laufen einem dabei über den Weg, auch mit einem allesfressenden Monsterbaby und sogar mit personifiziertem Wasser bekommt man es zu tun. (...)

Hörspiel-Atmosphäre

Der grafische Eindruck ist zwiespältig. Einerseits erscheinen die Hintergrundanimationen in biederem, unauffälligem VGA-Handwerk, andererseits sind alle Darsteller während der Gesprächs-Szenen in Grossaufnahme und dreidimensionaler Rendergrafik ausgestaltet. Die sehr engagierten Sprecher der englischen Originalversion lassen dabei richtige Hörspielstimmung aufkommen. Als Gameplay-Perle wie die Meilensteine der LucasArts-Kollektion dürfte man Kingdom O½Magic nicht ansehen. Mehr Schmunzeln und weniger Rätseln scheint als Grundkonzept zu dienen. Der unnachahmliche britische Humor, der mit den bestens aufgelegten Sprechern einen Grossteil der lockeren, entspannten Spielatmosphäre ausmacht, lässt sich wohl nur schwer ins Deutsche übertragen. So steht zu befürchten, dass bei einer nicht übermässig ehrgeizigen Umsetzung das Spiel seine eigentliche Stärke, nämlich den Wortwitz und die trocken vorgetragene Selbstironie einbüsst und im Adventure-Mittelmass versinkt.

Christian Müller/mh

Grafik 75%
Sound 85%
Spielspass 85%

Screenshots
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