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Deep Space 9
Gähnen im All
Auf Star Trek-Filme folgen mit naturgesetzmässiger
Wahrscheinlichkeit Star Trek-Spiele. Diesmal beamt uns
Viacom New Media ins All, noch dazu in den Alpha-Quadranten,
dem hinterletzten Winkel der Galaxis. Gleich hinter dem Wurmloch
links liegt nämlich die Raumstation Deep Space Nine...
Als Abgesandter der Föderation werden Sie zur
Raumstation beordert, um zusammen mit dem bereits in
Deep Space Nine ausharrenden Botschafter Kerrig diplomatische
Beziehungen zu den Scythianern, einer neuentdeckten
Ausserirdischenrasse, aufzunehmen. Doch bereits beim Flug
durch das Wurmloch wird½s brenzlig: Unbemannte Alien-Drohnen
greifen den Ankömmling und später die Raumstation
selbst an. Ein technischer Defekt der Drohnen? Ein Scheinangriff
zum Ausloten der Schwachstellen der Station? Mysteriös,
mysteriös...
Eine Leiche zum Dessert
Aber auch das erste Treffen mit Kerrig verläuft anders
als erwartet: Ein unbekannter Attentäter hat den Botschafter
zu einem grünlichen Haufen Wackelpudding dematerialisiert.
Commander Sisko erkennt Sie als detektivisch bewandert,
beauftragt Sie mit der Aufklärung des Mordfalles und
drückt Ihnen vorsichtshalber auch gleich einen Phaser
in die Hand. Nun tingelt man aus der Ich-Perspektive durch
die authentisch gestaltete Raumstation, hilft Sicherheitschef
Odo bei Verhören oder quetscht Verdächtige auf eigene
Faust aus. In der Raumstation bewegt man sich nicht in einer
scrollenden 3D-Engine, sondern wandelt von Knotenpunkt zu
Knotenpunkt, wobei die Szenen jeweils neu eingeblendet werden.
Dafür inszenierte man die Schauplätze in feinster
SVGA-Grafik mit stimmungsvollen Licht- und Schatteneffekten.
Mögliche Richtungsänderungen werden durch einen sich
verändernden Mauszeiger enthüllt, der an bestimmten
Hot-Spots am Bildschirm auftaucht. Ausserdem verwandelt sich
der Mauszeiger je nach Handlungsalternative zur Hand oder zum
Fadenkreuz. Auch die Crew und die Aliens wurden ansehnlich
gerendert und brillieren zum Teil durch überraschend
lebensechte Mimik.
(...)
Interaktives Bermuda-Dreieck
Ungewollt rätselhaft ist allerdings die Navigation
durch die Raumstation. Vor allem die Operationszentrale
erweist sich als interaktives Bermuda-Dreieck. Selbst
sichtbare Personen im Raum sind nur dann erreichbar, wenn
Sie eine Reihe von Knotenpunkten in einer bestimmten Abfolge
ansteuern. Geradezu abenteuerlich ist beispielsweise der
beschwerliche Weg zu Officer Dax, die hinter einem Kontrollpult
residiert und Sie gleich zu Beginn auffordert, sich zu ihr zu
gesellen. Dazu klicken Sie der Dame nicht etwa zart auf die
Schulter, sondern kämpfen sich mit Vorwärts-,
Links-, Vorwärts- und Rechts-Klicks durchs futuristische
Konsolen-Wirrwarr.
(...)
Christian Müller