Mal was anderes


Wolfgang Back begrüßt Sie heute nicht aus den Sendestudios des WDR in Köln, sondern aus dem Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn. Von dort aus lädt er Sie ein zu einer Zeitreise durch die Geschichte der Informationsverarbeitung.

Einen der ersten Versuche, das Rechnen mit Hilfe einer Rechenmaschine zu automatisieren, unternahm im Jahre 1623 Prof. Wilhelm Schickard. Er konstruiert eine durch Zahnräder angetriebene Rechenmaschine. Das Originalmodell des Tübinger Professors wird im dreißigjährigen Krieg zerstört und kann erst später aus Aufzeichnungen rekonstruiert werden. Schickard wurde 1592 in Herrenberg geboren. Er besuchte die Lateinschule und kam anschließend in das theologische Stift Tübingen. Im Alter von 22 Jahren ist er bereits Diakon.

Neben seinen kirchlichen Pflichten beschäftigt er sich schon jetzt auf den verschiedensten Gebieten auch wissenschaftlich. „Ein vortreffliches Talent, ein für die Mathematik begeisterten jungen Mann, ein überaus fleißiger Mechanicus und dazu noch Liebhaber der orientalischen Sprachen“ – so charakterisierte der zwanzig Jahre ältere und in Linz lehrenden „Kaiserliche Mathematiker“ Johannes Kepler (1617) Wilhelm Schickard.

Neben der hier beginnenden Freundschaft mit Kepler gehört auch die Entstehung enger Beziehungen zum württembergischen Herzogshaus zu den entscheidenden Ereignissen dieser Zeit. Herzog Friedrich war es dann auch, der 1619 eine Professur Schickards an der Universität Tübingen durchsetzte. 1631 wurde ihm die Professur für Mathematik (Astronomie) übertragen. Der Höhepunkt seines Schaffens war erreicht: weitverzweigt war seine Korrespondenz mit bedeutenden Gelehrten seiner Zeit. Nahezu unübersichtlich mutete seine wissenschaftlich-literarische Produktion an. Fast spektakulär waren seine technisch-praktischen Leistungen wie Handplanetarium, Astroskopium, Kupferstiche, Kartographischen Landesaufnahmen und natürlich die berühmte Rechenmaschine. „Beidhändiger Philosoph“ – so nannte ihn Kepler und meinte damit die enge Verbindung von hoher Gelehrsamkeit und praktischer Fertigkeit in der Person Schickards – sein Gütezeichen und zugleich Symbol für das neue Zeitalter. Wilhelm Schickard starb 1635.

1642 stellt der Mathematiker Blaise Pascal in Paris der Öffentlichkeit eine Rechenmaschine vor, die für achtstellige Additionen und Subtraktionen ausgelegt ist und einen automatischen Zehnerübertrag hat. Blaise Pascal, geboren am 16.09.1623 in Clermont-Ferrand, war französischer Philosoph, Mathematiker und Physiker. Er gehörte zu den herausragenden Denkern des 17. Jahrhunderts. Blaise Pascal starb am 19.08.1662 in Paris.

1673 baut der deutsche Universalgelehrte Freiherr Gottfried Wilhelm von Leibniz eine Maschine für alle vier Grundrechenarten. Die Maschine funktioniert allerdings nie fehlerlos, da die damaligen Mechaniker mit ihren noch eingeschränkten Möglichkeiten die Ideen von Leibniz nicht umsetzen können. Leibniz wurde am 01.07.1646 in Leipzig als Sohn eines Juristen geboren. Bedeutende Leistungen in der Mathematik, der Philosophie, Logik, Mechanik und Biologie ließen ihn in die Wissenschaftsgeschichte eingehen. Aber auch in diplomatischer Mission war Leibniz tätig. Zu den Eigenheiten von Leibniz gehörte es, ständig Zettel bei sich zu tragen, um Einfälle bei jeder Gelegenheit notieren zu können. 70000 Zettel sind bekannt. „Dieser Mann“, so Denis Diderot in seiner Encyclopédie von 1765 „hat allein den Deutschen soviel Ruhm gebracht, wie Platon, Aristoteles und Archimedes zusammen den Griechen.“ (an)

 
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