20.
Januar 1998
Schwerpunkte der Ministerien für das Jahr
1998
Ministerium
für Justiz-, Bundes- und
Europaangelegenheiten
Modernisierung bei Gerichten
und Staatsanwaltschaften
Die Landesregierung wird 1998
weiterhin daran arbeiten, die Justiz durch eine grundlegende
Reform der Aufbau- und Ablauforganisation bei Gerichten und
Staatsanwaltschaften effizienter, schneller,
kostengünstiger und bürgerfreundlicher zu
gestalten. Die Hälfte aller Amtsgerichte wird in diesem
Jahr mit der MEGA-Software
(Mehr-Länder-Gerichtsautomation) arbeiten können;
im Jahre 2001 werden alle 28 Amtsgerichte mit dem System
ausgestattet sein. Im Januar wurde bei der
Staatsanwaltschaft Flensburg als Pilotbehörde die
ganzheitliche Automationslösung MESTA
(Mehr-Länder-Staatsanwaltschafts-Automation) in Betrieb
genommen. Die übrigen Staatsanwaltschaften werden noch
in diesem Jahre folgen. Die Entwicklung der Modernisierung
des Registerwesens wird ebenso vorangetrieben wie die
Zusammenlegung von Gerichtsverwaltungen und die
Förderung der gemeinsamen Nutzung geeigneter
Einrichtungen.
Modernisierung der
Justizvollzugsanstalten
Ein zentrales Augenmerk liegt
weiterhin auf der Modernisierung der
Justizvollzugsanstalten. Dieses umfaßt insbesondere
bauliche Sanierungsmaßnahmen sowie die ständige
Erhöhung der Sicherheit. Einzelprojekte sind der Ausbau
der Haftplätze im offenen Strafvollzug und die
Errichtung der Jugendanstalt Schleswig.
Schlichtungsverfahren
für geringfügige Streitigkeiten
Von besonderer Bedeutung
für Schleswig-Holstein ist der Vorschlag des
Bundesrates, im Wege einer Länderöffnungsklausel
für bestimmte Nachbarstreitigkeiten und andere
Streitigkeiten, deren Wert 1.000 DM nicht übersteigt,
die Möglichkeit vorzusehen, dem Zugang zu Gericht ein
obligatorisches Schlichtungsverfahren vorzuschalten. Wenn
der Bundestag dies aufgreift, könnte Schleswig-Holstein
in Umsetzung einer derartigen Öffnungsklausel
wesentlich dazu beitragen, daß Justiz nicht als
beliebig verfügbare und vermehrbare Dienstleistung
mißverstanden wird.
Ministerium
für Bildung, Wissenschaft, Forschung und
Kultur
Die
Qualität der Ausbildung an den Hochschulen und Schulen
Schleswig-Holsteins zu verbessern, ist ein Schwerpunkt der
Landesregierung. 1998 wird die dritte Phase
des
"Konzeptes zur langfristigen
Unterrichtssicherung" (KLAUS) in Kraft treten. Das
Land finanziert weitere 208 zusätzliche Planstellen
für den Unterricht. Gleichzeitig wird zusätzlicher
Unterricht im Wert von 248 Stellen ermöglicht durch die
Kürzung der Ausgleichsstunden für
Verwaltungsarbeit von Lehrkräften, die am 1. August in
Kraft treten wird. Auf diese Weise ist sichergestellt,
daß das Unterrichtsniveau an den
schleswig-holsteinischen Schulen trotz steigender
Schülerzahlen gehalten werden kann. Der Etat für die
Hochschulen des Landes wird 1998 um
sieben Millionen Mark auf rund 540 Millionen Mark
erhöht.
Hochschulstrukturreform
In
diesem Jahr werden die ersten Schritte der 1997 begonnenen
Hochschulstrukturreform umgesetzt.
Zwischen dem Land und den Hochschulen sollen
Zielvereinbarungen erarbeitet werden, in denen die
wesentlichen Aufgaben der Hochschulen sowie der Finanzrahmen
festgelegt werden. Die Hochschulen sollen Planungssicherheit
erhalten. Die für die Umsetzung der Strukturreform
notwendige Novellierung des Hochschulgesetzes wird
vorbereitet.
Im Zuge
der Umstrukturierung soll es zwischen den einzelnen
Hochschulen und den Hochschulstandorten verstärkt zu
Arbeitsteilungen und Schwerpunktbildungen kommen. Die
Konzentration der Lehramtsausbildung im Grund- und
Hauptschulbereich in Flensburg ist dafür ein Beispiel.
Die räumlichen Erweiterungen am Hochschulstandort
Flensburg werden weiter
vorangetrieben. Nachdem im Januar 1998 bereits die
Zentralbibliothek in Betrieb genommen wurde, die gemeinsam
von der Fachhochschule Flensburg und der
Bildungswissenschaftlichen Hochschule genutzt wird, soll in
den nächsten Wochen auch der erste Spatenstich für
den Neubau der Bildungswissenschaftlichen Hochschule auf dem
Sandberg erfolgen.
Für
die schnelle Verbesserung der Studienbedingungen an der
Kieler
Christian-Albrechts-Universität hat das Land
900.000 Mark zur Verfügung gestellt.
Mehr
Freiraum für die Schulen
Mit der Novellierung des
Schulgesetzes werden die rechtlichen Voraussetzungen
für mehr Eigenverantwortung der Schulen geschaffen. In
den Entwurf, der noch bis Ende Januar in der Anhörung
ist, sind unter anderem die Ergebnisse des zweijährigen
Diskussionsprozesses zur Stärkung der Eigenveranwortung
eingeflossen. Vorgesehen ist, daß die Schulen sich
künftig ein Schulprogramm geben und über Budgets
verfügen können. Außerdem werden die
Mitwirkungsmöglichkeiten von Eltern und
Schülerschaft gestärkt - in der Schulkonferenz
soll künftig die Drittelparität gelten. Nach der
Auswertung der Anhörungsergebnisse wird im
Frühjahr die erste Lesung im Landtag stattfinden. Das
neue Schulgesetz soll im August 1998 in Kraft treten.
Feste
Betreuungszeiten an den Grundschulen
Feste Betreuungszeiten in der
Grundschule sind bildungspolitisch sinnvoll,
familienpolitisch hilfreich, und sie sind ein aktiver
Beitrag für mehr Arbeit im Land. Die Zahl der
Grundschulen mit zusätzlichen Betreuungsangeboten ist
seit 1992 von 20 auf 280 angestiegen. 1998 wird das Land die
Förderung dieser Angebote erweitern. Insgesamt 1,5
Millionen Mark werden zur Verfügung gestellt. Aus
diesem Topf sollen pro Projekt bis zu 20 Prozent (maximal
12.000 Mark) der Personalkosten für
sozialversicherungspflichtige Beschäftigte
übernommen werden. Die entsprechenden
Förderrichtlinien werden Anfang dieses Jahres
veröffentlicht.
Kulturpolitik
Das Schleswig Holstein Musik
Festival (SHMF) wird 1998 den Schwerpunkt
"Italien" haben. Nach Professor Franz Willnauer soll das
inzwischen als Markenzeichen Schleswig-Holsteins profilierte
SHMF unter der Leitung von Christoph Eschenbach und Rolf
Beck in das neue Jahrhundert fortgeführt werden.
Für die Zukunftssicherung des SHMF sind für 1998
und die Folgejahre weiterhin pro Jahr 3,8 Millionen Mark im
Landeshaushalt vorgesehen.
Das
Schleswig-Holsteinische Landesmuseum für Kunst- und
Kulturgeschichte und das Archäologische Landesmuseum
der Christian-Albrechts-Universität sollen unter dem
Dach einer öffentlich-rechtlichen Stiftung
zusammengeführt werden. Mit der Fusion der beiden
Kulturinstitute unter Beteiligung privater Stifter geht die
Landesregierung neue Wege in der
Museumsorganisation: Die Zusammenführung der
Museen im Schloß Gottorf, in Haithabu und auf dem
Hesterberg bringt mehr Autonomie und Flexibilität. Die
Schleswiger Museumsfusion wird im Herbst dieses Jahres
abgeschlossen sein.
Innenministerium
Modernisierung der Polizei
Die Ausstattung der Polizei
mit moderner EDV wird auch 1998 fortgesetzt. Bereits jetzt
arbeiten rund 1.300 Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte mit
dem computerunterstützten polizeilichen
Arbeitsplatzsystem (COMPAS). Bis Ende 1998 werden es fast
2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein. Mit COMPAS
ausgestattet werden in diesem Jahr auch die Bereiche
internationale Bandenkriminalität und
Wirtschaftskriminalität im Landeskriminalamt sowie in
den Bezirkskriminalinspektionen in Lübeck und
Flensburg. Kiel und Itzehoe werden 1999 folgen.
Außerdem wird die Ausstattung des
Regionalschwerpunktes Hamburger Umland fortgesetzt und mit
der Ausstattung des Behördenhochhauses in Lübeck
begonnen. Das Personalstrukturprogramm für die Polizei
soll fortgeführt werden. Die Reform der Polizeireviere
wird zum 1. Juli 1998 umgesetzt. Dadurch können
landesweit 58 Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte mehr als
bisher für Präsenz, Prävention und
Ermittlungsaufgaben eingesetzt werden. Nächster Schritt
wird eine geänderte Aufbau- und Ablauforganisation des
Landeskriminalamtes für eine noch schlagkräftigere
Kriminalitätsbekämpfung und die Stärkung des
Polizeiverwaltungsamtes als logistische Steuerungszentrale
der Landespolizei sein. Im übrigen wird die
Budgetierung in der Landespolizei fortgesetzt und ein
modernes Personalentwicklungskonzept eingeführt.
Landesbauordnung
Die Landesbauordnung soll
weiter vereinfacht werden. Ziel ist es, die Verfahren noch
mehr zu erleichtern, auf weitere hoheitliche Aufgaben zu
verzichten, die Verantwortung der am Bau Beteiligten noch
deutlicher klarzustellen und insgesamt noch weniger zu
regeln. Die kommunalen Landesverbände und die
Architekten- und Ingenieurkammer wurden im Januar gebeten,
hierzu konkrete Vorschläge zu machen. Außerdem
soll die Landesbauordnung insbesondere in den Bereichen
ressourcensparendes und barrierefreies Bauen
überprüft werden.
Funktionalreform
Die Funktionalreform wird
auch in diesem Jahr fortgeführt. 1998 wollen Land und
Kommunen Vorschläge beraten, die der
Städteverband, der Landkreistag und die Industrie- und
Handelskammern mit dem Ziel einer weiteren
Verwaltungsvereinfachung vorgelegt haben. Dabei geht es
beispielsweise den Industrie- und Handelskammern um
Änderungen bei der Kontrolle des Ladenschlusses,
Untersagungen im Bereich der Berufsbildung, Verbesserungen
bei der Betreuung von Verkehrsunternehmungen, um
gewerberechtliche Erleichterungen und um Verschlankungen bei
der sogenannten Unabkömmlichkeitsstellung von
Wehrpflichtigen. Zweiter Bereich ist die sogenannte
interkommunale Funktionalreform. Dabei geht es um
Aufgabenverlagerungen von der Kreisebene auf die
kreisangehörigen Städte und Gemeinden. Der
Startschuß für einen Modellversuch im Kreis
Schleswig-Flensburg ist vor kurzem gefallen. Dieser
Modellversuch wird vom Innenministerium aus Mitteln des
Sonderbedarfsfonds des kommunalen Finanzausgleichs
gefördert werden.
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