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20. Januar 1998 Ministerpräsidentin
Heide Simonis gibt Jahresausblick 1998:
Bei den Anstrengungen für Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten gehe es nicht nur um Randgruppen, sagte Ministerpräsidentin Heide Simonis zur Begründung, warum das Land Ausbildungsnot und Jugendarbeitslosigkeit noch stärker bekämpfen will: "Die Perspektiven der Jugend sind die Perspektiven der Gesellschaft. Was wird das für eine Gesellschaft, in die immer mehr Menschen nachwachsen, denen die Türen verschlossen sind und die sich überflüssig fühlen? Die
Ministerpräsidentin kündigte ein Bündel von
Maßnahmen an, mit denen die Lage junger Menschen
verbessert werden soll. Zur Finanzierung des
15-Millionen-Mark-Programms, bei dem auch Ideen aus den
Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen sowie
der Gewerkschaften aufgegriffen wurden, werden die
Einsparungen des Landes aus der sogenannten 58er-Regelung
verwendet. Die Landesregierung hatte ihren
Beschäftigten ab dem vollendeten 58. Lebensjahr in den
Bereichen, in denen Personal abzubauen ist, bis Ende 1997
die Möglichkeit geschaffen, bei verringerten
Bezügen vorzeitig aus dem aktiven Dienst auszuscheiden.
Davon machten 673 Beschäftigte Gebrauch. Das
Personalbudget des Landes wird dadurch ab 1998 jährlich
um gut 15 Millionen Mark entlastet. Mit den Gewerkschaften
war vereinbart worden, daß die Hälfte der
Einsparungen 1998 /1999 für Ausbildungsplätze und
die Übernahme von Nachwuchskräften reinvestiert
werden sollen.
Die Landesregierung wird nach den Worten der Ministerpräsidentin noch im Januar Gespräche mit den Gewerkschaften, Kammern und Wirtschaftsverbänden aufnehmen, um auch in diesem Jahr wieder ein gemeinsames "Bündnis für Ausbildungzu bilden. "Die Landesregierung geht nicht nur mit Appellen, sondern mit konkreten eigenen Beiträgen in dieses Bündnis", sagte Simonis. Entscheidend für die Perspektiven junger Leute sei jedoch die wirtschaftliche Entwicklung, deren Rahmenbedingungen von Kiel kaum zu beeinflussen seien. "Zusätzliche Ausbildungsplätze zu mobilisieren, das ist Feuerwehr. Mindestens ebenso notwendig ist der vorbeugende Brandschutz.Letztlich hingen die Zukunftsaussichten der Jugend davon ab, "ob die Wirtschaft floriert, und zwar so, daß sie ausreichend Ausbildungs- und Arbeitsplätze schafft". Die Ministerpräsidentin kündigte die intensive Fortsetzung der im vergangenen Jahr begonnenen Existenzgründungs-Offensive an mit dem Ziel, neben einem Ausbau der konkreten Beratung eine "Kultur der Selbständigkeit zu fördern und zu etablieren". Frau Simonis sieht auf diesem Feld erhebliche Chancen im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit: "Wenn es stärker gelänge, nicht zu erst in Risiken, sondern mehr in Chancen zu denken, dann würde ein enormes Potential an Initiative, Kreativität und an Beschäftigung freigesetzt. Optimistisch äußerte sich die Regierungschefin über die Informations- und Kommunikationstechnologie sowie die darauf basierenden Dienstleistungen: "Wir sind bereits ein bedeutender Standort für Telekommunikation &emdash; von der Hardware-Produktion über Kommunikations-Software-Entwicklung bis hin zu großen Anwendern etwa im Bereich der Telekommunikation und des Direkt-Banking.Die gemein- sam mit der EU erfolgreich begonnene RISI-Initiative - Schleswig-Holstein auf dem Weg in die Informationsgesellschaft - werde nach dem Auslaufen der 1. Phase mit konkreten Projekten weitergeführt. In diesem Zusammenhang kündigte Frau Simonis eine Initiative "Multimedia Schleswig-Holstein" mit der Deutschen Telekom an. Das zunächst drei Millionen Mark umfassende Programm mit einer Laufzeit bis zum Jahre 2000 werde je zur Hälfte von Land bzw. Technologiestiftung einerseits und der Telekom andererseits getragen. Es ziele auf die Förderung von Multimedia-Anwendungen, vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen, in der öffentlichen Verwaltung sowie in den Schulen. Die Ministerpräsidentin, die auch Schirmherrin der Aktion "Schulen ans Netzin Schleswig-Holstein ist: "Besonders wichtig ist mir, daß wir im Rahmen dieses Gemeinschaftsprojektes den schleswig-holsteinischen Schulen, die am Netz sind bzw. noch ans Netz kommen, für drei Jahre die laufenden Netzkosten finanzieren können. Es ist ein Beitrag zu besseren Perspektiven für junge Leute, wenn sie in den Schulen den Umgang mit Informations- und Kommunikationsformen erlernen, die immer mehr sämtliche Lebensbereiche erfassen und prägen werden.Inzwischen sind etwa 240 Schulen mit Computern und Netzanschlüssen ausgestattet worden. Dies ist rund ein Drittel aller weiterführenden allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen. Zusätzliche Verbesserungen soll es auch bei den Hochschulen geben. Die Landesregierung will 1998 und 1999 jeweils 500.000 Mark zur Verbesserung der Lehrsituation in besonders belasteten Studienbereichen bereitstellen, und zwar in dem Maße, wie auch das Lehrpersonal freiwillig zu Mehrleistungen in der Lehre bereit ist. Dazu sagte Simonis: "Ich halte das für ein faires Angebot in Zeiten überfüllter Seminare einerseits und leerer Kassen andererseits.Lasten müßten gemeinsam geschultert werden. Stellvertretender
Ministerpräsident Rainder Steenblock: Angesichts des politischen Stillstands und finanzpolitischen Chaos in Bonn betonte der stellvertretende Ministerpräsident Rainder Steenblock die Notwendigkeit zu einer umfassenden Finanzreform, bei der auch die ökologischen Aspekte eine bedeutende Rolle spielen. "Auch wenn es totgeredet wurde,so Steenblock, eine aufkommensneutrale Steuerreform ist machbar, die die Steuerlast gerechter verteilt und die bessere Anreize für mehr Arbeitsplätze und Umweltschutz setzt. Die Landesregierung Schleswig-Holstein steht für einen Steuerreformvorschlag, der die soziale Gerechtigkeit des Steuersystems erhöht, Arbeitsplätze schafft, zum Umweltschutz beiträgt und trotzdem keine Haushaltslöcher verursacht,sagte Steenblock. "Die Trampelpfade der hinlänglich bekannten Wirtschaftspolitik haben unsere heutige Krise heraufbeschworen. Sie führen nicht aus ihr heraus. Deshalb müssen wir heute umschwenken und in einen langsamen und sanften Strukturwandel einsteigen, damit wir nicht morgen schockartige Maßnahmen ergreifen müssen,so Steenblock. "Der einfachste und beste Weg, um das zu erreichen, ist eine Besteuerung des Energieverbrauchs für Verbraucher und Unternehmen bei gleichzeitiger Senkung der Lohnnebenkosten. Das schafft und erhält zukunftsfähige Arbeitsplätze durch Impulse für einen ökologischen Strukturwandel und durch Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit auf dem dynamisch wachsenden Weltmarkt für Umwelttechnik." Gerade auch in Zeiten finanzieller Krisen sei eine steuerliche Umverteilung und grundlegende Modernisierung der sozialen Sicherungssysteme notwendig. Der Verbraucherschutz sollte 1998 einer der Kernpunkte der Umweltpolitik sein. Hierbei stünden insbesondere gentechnisch veränderte Lebensmittel im Vordergrund. Steenblock lehnte die Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen weiterhin ab. Nachdem 1997 der Gentransfer von Raps auf Raps nachgewisen wurde, sollen diese Untersuchungen bei Freisetzungen auch 1998 fortgesetzt werden. Diesen Vorfall will Steenblock auch zum Anlaß für eine Bundesratsinitiative nehmen, um das Mitspracherecht der Länder bei der Genehmigung von Freisetzungen gentechnisch veränderter Organismen zu stärken. Die Landesregierung wird sich außerdem dafür einsetzen, daß die Kennzeichnung von allen Lebensmitteln, die aus gentechnisch veränderten Organismen hergestellt wurden oder aus solchen bestehen, möglichst stringent und eindeutig erfolgen wird.
Verantwortlich für diesen Pressetext: Gerhard
Hildenbrand, Susanne Bieler, Martin Tretbar-Endres, Claudia
Sieg, Pressesprecherin, Tel.: 0431/988-7204 Im
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