20. Januar 1998
Minister Gerd Walter: Es gibt weder die Gnade einer westlichen,
noch die einer späten Geburt
"Vom
Standpunkt der Herrschenden her Recht zu definieren und zu diktieren und die
Justiz zum Instrument dieses Diktats zu machen - das gehört an den Pranger
gestellt", sagte Minister Gerd Walter anläßlich der Eröffnung
der Ausstellung "Über die Justiz im Staat der SED".
Die Ausstellung wurde heute unter seiner Schirmherrschaft in Anwsenheit von
Landtagspräsident Heinz-Werner Arens und dem Bundesminister Professor
Dr. Edzard Schmidt-Jortzig im Foyer des Landeshauses eröffnet.
Daß die DDR ein Unrechtsstaat gewesen sei, stünde außer
Zweifel. Insofern sei die Ausstellung auch eine Aufforderung, die Aufarbeitung
des DDR-Unrechts nicht allein den Gerichten zu überlassen, sondern sie zur
Sache aller zu machen.
So begrüßenswert die Ausstellung auch sei; unbegreiflich bleibe die
Unfähigkeit, gleichzeitig glaubwürdig mit der Hinterlassenschaft
einer anderen Epoche der Justiz - der Willkür der Nationalsozialisten -
umzugehen. Beide, sowohl SED als auch die Nazis, hätten die Justiz zum
Instrument politischer Willkür herabgewürdigt. Es sei deshalb
überfallig, endlich die noch existierenden vielen Tausend
NS-Unrechtsurteile aus der Welt zu schaffen.
Minister Walter warnte vor westlicher Überheblichkeit bei der Aufarbeitung
des SED-Justizunrechts und den "Zufall der Zonengrenze" im Westen als
besonderes Verdienst mißzuverstehen: "Weder westliche noch späte
Geburt rechtfertigen die Trennung in Gut und Böse. Die Ausstellung gibt
uns die Chance, aufeinander zuzugehen."
Verantwortlich für diesen Pressetext:
Günter Kahl, Ministerium für Justiz, Bundes- und
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