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Suppenküchen für 10.000 Menschen in SarajewoJelena Sereneva hält einen schmutzig grauen Kanister in den Händen. Müde Augen schauen in ihrem faltigen Gesicht auf die Schlange der Menschen vor ihr. Bald wird die Suppenküche des Roten Kreuzes in ihrer Heimatstadt Sarajewo öffnen. Wie jeden Tag wird die alte Frau für sich und ihren Mann einen Teller Suppe und ein Stück Brot mit nach Hause nehmen, das einzige, womit sich die Serenevas regelmäßig ernähren können. |
In ehemaligen Hotels, Restaurants und Betriebskantinen betreibt das Deutsche Rote Kreuz in Sarajewo Suppenküchen für Alte, Kranke und Behinderte. Täglich werden 10.000 Menschen mit einer Mahlzeit versorgt, montags bis samstags mit einer warmen Suppe und am Sonntag mit einem Lebensmittelpaket. 70 Köche und rund 100 ehrenamtliche Helfer versorgen die Bedürftigen.
Zubereitet werden Gemüse -, Reis- und Nudelsuppen mit Fleisch. Dazu wird Brot gereicht. Nach Beobachtung der Rotkreuz-Mitarbeiter holen viele ältere Frauen sich ihre Ration mit Töpfen und Kanistern ab. Zuhause verdünnen sie die Suppe mit Wasser und teilen sie mit Familienangehörigen, die keinen Zugang zu den Ausgabe- stellen der Mahlzeiten haben. | ![]() |
Ansprechpartnerin:Ruth Kaufmann-Bühler, |
Hintergrund
Das Deutsche Rote Kreuz betreibt einen zweiten Mahlzeitendienst für weitere 10.000 Personen in 20 serbischen Städten. Damit wird es seinem Grundsatz der Neutralität gerecht.
Das Projekt in Sarajewo kostet im Monat 250.000 Mark. Eine Suppe kostet 76 Pfennig, die Köche bekommen vom Deutschen Roten Kreuz eine Aufwandsentschädigung, die ehrenamtlichen Helfer erhalten für ihre Dienste Lebensmittel. Brot und Gemüse werden vor Ort gekauft. Bis auf die deutsche Koordinatorin des Projekts, deren Gehalt das Rote Kreuz aus Spendenmitteln finanziert, stammen alle Mitarbeiter der Suppenküchen aus dem ehemaligen Jugoslawien.
Die
Finanzierung des Projekts ist nur bis Ende 1996 gesichert: Das deutsche
Außenministerium übernimmt zwei Drittel der in diesem Jahr noch
anfallenden Kosten. Ein Drittel zahlt das Rote Kreuz aus seinem Spendenetat.
Für 1997 ist offen, ob die Suppenküchen noch weiter finanziert
werden können: Die Europäische Union, die Bundesregierung und
das UNHCR wollen das Geld für humanitäre Hilfen nach Art der
Suppenküchen reduzieren und vermehrt in Wiederaufbauprogramme und
Rückkehrhilfen für Bürgerkriegsflüchtlinge investieren.
Für seinen Bestand ist das Projekt deshalb dringend auf Spenden angewiesen.
Das Deutsche Rote Kreuz hält den Fortbestand der Suppenküchen
für nötig, weil aller Voraussicht nach die Empfänger der
Mahlzeiten von einem Erfolg der Wiederaufbaumaßnahmen in Sarajewo
nicht profitieren. Sie sind nicht mehr in der Lage, sich in einem aufkommenden
Wirtschaftsleben zu engagieren.