![]() |
Rettungstechnik für Herzinfarktpatienten u.a.Der LCD-Bildschirm zeigt ein flache Herzkurve. Rotkreuz-Rettungsassistent Peter S. schaut sorgenvoll auf den Patienten vor ihm. ôBitte Schock auslösenö, sagt eine Maschine, die am Boden neben dem bewußtlosen Mann liegt. Peter S. drückt auf einen Knopf. Ein Stromschlag durchzuckt den Patienten. Dann herrscht gespannte Stille. Peter S. guckt auf den Apparat. Sekunden vergehen, bis der Schirm wieder eine normale Herzkurve zeigt. Peter S. durchfährt ein Gefühl der Zufriedenheit. Mit einem Stromstoß aus einem EKG-Defibrillator hat er den Mann wiederbelebt. |
Vier der sechs Rettungswagen des Bayerischen Roten Kreuzes in Aschaffenburg haben Geräte an Bord, die im Notfall Herzpatienten wiederbeleben können. Sie liegen griffbereit im Fahrzeug, wenn die Rettungsassistenten sich etwa um einen Menschen mit einem Herzinfarkt kümmern müssen. Beim Einsatz des Gerätes kontrollieren die Helfer mit einem eingebauten EKG den Herzrhythmus des Patienten. Zugleich prüft ein Mikrochip, ob das angezeigte Bild auf einen lebensbedrohlichen Zustand schließen läßt.
Der Chip ersetzt in diesem Fall das diagnostische Wissen eines Arztes. Erkennt die Maschine ein gefährliches Herzflimmern, signalisiert sie, durch einen Stromschock das Herz wiederzubeleben. Der Rettungsassistent löst dann den elektrischen Impuls aus. Im Anschluß analysiert das Gerät erneut die Herzkurve und empfiehlt bei Bedarf, ein zweites Mal einen Stromschlag auszulösen. Insgesamt drei Stromschocks läßt der Apparat zu. Ist der Patient bis dahin nicht stabilisiert, müssen die Rettungsassistenten zu anderen Wiederbelebungsmaßnahme greifen. Für den Einsatz der Apparate werden die Rotkreuz-Mitarbeiter zweimal im Jahr geschult. | ![]() |
Ansprechpartner:Peter Bubley, |
Hintergrund:
In der medizinischen Fachsprache heißen die Apparate ôEKG-Defibrillatorenö, im Rettungsjargon werden sie ôHalbautomatenö genannt. Der Grund: Sie empfehlen zwar im Bedarfsfall einen Stromschock, geben ihn aber erst bei manueller Auslösung durch den Rettungsfachmann ab. Der Erfolg des Einsatzes im Rettungsdienst ist wissenschaftlich belegt. Etwa zwei Drittel der Herzpatienten können gerettet werden, wenn die übrige Hilfe schnell genug erfolgt. Dennoch sind die Geräte bundesweit nicht weit verbreitet, weil sie sehr teuer sind.
Der Rotkreuz-Kreisverband Aschaffenburg
besitzt vier EKG-Defibrillatoren. Jedes Gerät kostet neu 12.000 Mark.
Der Kreisverband übernahm die Geräte gebraucht für etwa
30.000 Mark, nachdem sie im Aschaffenburger Raum für eine Studie über
den Nutzen von Halbautomaten im Rettungsdienst eingesetzt worden waren.
Für den Kauf setzte der Aschaffenburger Verband Spendenmittel ein.
Die Geräte sind inzwischen vier Jahre alt. Mit Spendenmitteln möchte
der Rettungsdienst am Ort die Apparate durch neue ersetzen und weitere
Maschinen anschaffen. Die Rettungsassistenten trainieren den Einsatz der
Halbautomaten auf einem ôMega-Code-Trainerö, einer Trainigseinheit für
Wiederbelebungsmaßnahmen, bei der ein Computer an einer Menschenpuppe
Notfallsituationen simuliert. Sie kostet 24.000 Mark und wurde in Aschaffenburg
ebenfalls aus Spendenmitteln finanziert.