Immer ein Ort zum Aufwärmen: ein Raum im Bahnhofsdienst

Anlaufstelle für Obdachlose im Hauptbahnhof

Nachts um zwei steht Peter vor der Tür. Er friert und ist müde. Der Bahnhofsdienst des Roten Kreuzes in Berlins Hauptbahnhof ist seine letzte Hoffnung in dieser kalten Nacht. Weiterziehen möchte er nicht. Die Tür öffnet sich und Peter bekommt als erstes eine Tasse mit dampfendem Tee in die Hand gedrückt - in der Berliner Anlaufstelle für Obdachlose ist er willkommen.

Projektbeschreibung

Der Bahnhofsdienst des Deutschen Roten Kreuzes im Berliner Hauptbahnhof dient nicht nur Personen auf der Durchreise als Anlaufstation. Er ist auch Besuchsziel für Berliner Bürger, die kein Zuhause haben. Die Obdachlosen erhalten in der Einrichtung im Tiefgeschoß des Bahnhofs rund um die Uhr Getränke und ein belegtes Brot.

Mittags gibt es ein warmes Essen. Zur Verfügung stehen zudem die Wasch- und Duschräume der Einrichtung. Ein Arzt und mehrere Schwestern sorgen montags bis freitags für eine medizinische Betreuung, die über Maßnahmen der Ersten Hilfe weit hinausgeht. Aus einer Kleiderkammer werden die Obdachlosen zudem mit Schlafsäcken, Unterwäsche, Hosen, Hemden und Mänteln versorgt. 1995 verzeichnete der Bahnhofsdienst mehr als 80.000 Dienstleistungen an obdachlosen Besuchern.

Ansprechpartnerin:

Gerlinde Langbein,
Leiterin des Bahnhofsdienstes im Hauptbahnhof,
Straße am Hauptbahnhof, 10243 Berlin,
Tel.: 030 - 426 91 98.

Neben der Einrichtung am Hauptbahnhof betreibt das Rote Kreuz noch einen zweiten Bahnhofsdienst in Berlin-Lichtenberg. In der deutschen Hauptstadt leben nach Schätzungen von Wohlfahrtsverbänden rund 25.000 amtlich nicht registrierte Obdachlose. Sie wohnen auf der Straße und machen Platte, wie es im Jargon der Szene heißt. Weitere 12.000 Menschen sind bei den Bezirksämtern der Stadt als wohnungslos gemeldet. Sie übernachten meist in Billig-Pensionen mit Mehrbettzimmern oder bei Bekannten.

Besonderheiten:

Der Bahnhofsdienst im Hauptbahnhof ist Tag und Nacht geöffnet und wird auch an Feiertagen nicht geschlossen. Er ist für Obdachlose der einzige Punkt in Berlin, den sie aufsuchen können, wann immer sie Hilfe brauchen.

Spendenverwendung:

Lebensmittel, Getränke, Kleidungsstücke und Schlafsäcke für die Obdachlosen sind Sachspenden der Bevölkerung. 90 Portionen eines warmen Essens werden vom Berliner Senat gezahlt. Die Räume stellt die Deutsche Bahn AG dem Roten Kreuz kostenlos zur Verfügung. Aus Mitteln des Senats werden die zwölf Mitarbeiter finanziert.

Ich m÷chte spenden Allerdings steht der Bestand der Einrichtung auf der Kippe. Es gibt Überlegungen, das Geld für das Personal des Bahnhofsdienstes zu streichen. Der Berliner Senat muß Geld sparen. Im Dezember endet die vom Land finanzierte Bezahlung der Hälfte der Mitarbeiter des Dienstes. Ab Mai bekommt auch die zweite Hälfte kein Geld mehr. Damit wird das Projekt Bahnhofsdienst nach Einschätzung des Roten Kreuzes beendet sein, wenn sich nicht eine Lösung durch Sponsoring findet oder der Senat nicht doch noch weitere Mittel zur Verfügung stellt. Wegfallen würde eine wesentliche Stütze für die Obdachlosen in der deutschen Hauptstadt.


(c) Deutsches Rotes Kreuz, Bonn, Generalsekretariat, 1997