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Alten-Rehabilitations-Zentrum HaunstettenHilde K. zittert. Mühsam nimmt sie einen Kamm in die Hand und fährt sich durch ihr Haar. Der Kamm steckt in einem langen Stab, denn Hilde K. kann ihre Hand nicht mehr bis zum Kopf heben. Sie hatte einen Schlaganfall und lag wochenlang im Krankenhaus. Im Rehabilitations-Zentrum Haunstetten lernt sie, wie sie ihren Alltag wieder alleine bewältigen kann. |
Ein bundesweit einmaliges Zentrum zur Rehabilitation älterer Menschen nach Unfall oder Krankheit hat das Bayerische Rote Kreuz in Augsburg eingerichtet. Das Besondere: Tagsüber kommen Patienten z.B. mit Parkinson oder Schlaganfall zur Therapie in die Einrichtung, abends und am Wochenende sind sie Zuhause. Dies unterscheidet das Zentrum von einer gewöhnlichen Rehabilitationsklinik, in der die Patienten sich stationär aufhalten. Ziel ist es, den Übergang von der Behandlung im Krankenhaus zu einem auf sich selbst gestellten Leben in der eigenen Wohnung zu erleichtern. Zum Programm gehört deshalb das Training von Alltagsverrichtungen, das die Betreuer im Zentrum beginnen und dann in die Wohnungen der Patienten verlegen. Damit ist sichergestellt, daß die Patienten das Erlernte auch ôin ihren eigenen vier Wändenö sicher beherrschen.
Auf Wunsch gehen die Trainer mit den
Patienten auch außer Haus, um etwa das Einsteigen in den Bus oder
den Besuch im Supermarkt zu üben. Ist eine häusliche Pflege der
Patienten nötig, übernehmen andere Rotkreuz-Dienste am Ort diese
Aufgaben.
Das Zentrum bietet seine Hilfe u.a. Schlaganfallpatienten, Parkinson-Kranken und Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen an. Im Schnitt werden gleichzeitig 20 bis 25 Patienten betreut. Sie müssen transportfähig sein und nicht zu weit von dem Zentrum wohnen, da sie an jedem Behandlungstag zwischen ihrer Wohnung und der Einrichtung pendeln. Alle Patienten trainieren nach individuellen Therapieplänen, die am Beginn der Reha-Maßnahmen auf die Bedürfnisse der Teilnehmer zugeschnitten werden. |
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Ansprechpartnerin:Monika Samar, |
Zur Behandlung gehören therapeutische Übungen der Krankengymnastik und der Sprachschulung. Im ergotherapeutischen Training lernen die Patienten vor Ort und in ihrem Zuhause, Küche, Bad und Toilette zu nutzen und Arbeiten im Heimwerkerzimmer oder im Garten zu verrichten. Eine sozialpädagogische Beratung bereitet die Betroffenen und auch ihre Angehörigen auf das Leben mit möglichen Behinderungen vor. Zur Nachsorge bietet das Haus Beratung und die Mitgliedschaft in Selbsthilfegruppen ehemaliger Patienten mit Schlaganfall und Sprachstörungen.
Die Gesamtkosten des 1994 eingerichteten
Zentrums belaufen sich bislang auf rund 2,2 Millionen Mark. 600.000 Mark
davon hat der Rotkreuz-Kreisverband Augsburg-Stadt aus seinen Spendenmitteln
finanziert, 300.000 Mark der Landesverband. Ohne diese Mittel für
den Bau, die Ausstattung und zur Deckung des Betriebskostendefizits hätte
das Projekt nie gestartet werden können. Dazu waren die staatlichen
Zuschüsse bisher zu gering.