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Streetworking für obdachlose JugendlicheSie sind nicht zu übersehen. Fünf Punks haben sich am Marktplatz der Stadt Borken auf einer Decke breit gemacht. Sie rauchen, trinken Bier und bitten jeden Passanten, der ihnen zu nahe kommt, um eine Mark. Die Leute machen einen großen Bogen um sie, auch wegen der schwarzen Hunde, die neben ihren Herrchen am Straßenrand kauern. Eine Frau in einer braunen Lederjacke sieht anders aus als die andern. Die Punks reden mit ihr, sprechen von Problemen auf dem Sozialamt und von Obdachlosigkeit. Die Frau will ihnen helfen. Es ist die Rotkreuz-Mitarbeiterin Marlis Spieker-Kuhmann. |
Das Deutsche Rote Kreuz betreut im westfälischen Borken Jugendliche der sogenannten linksautonomen Punkerszene. Eine Streetworkerin geht zu den stadtbekannten Orten, an denen sich die 16- bis 25jährigen treffen.
Sie ist in der rund 30
Mitglieder starken Szene bekannt und akzeptiert. In
Gesprächen erfährt die Sozialarbeiterin von den Problemen der
Menschen. Die meisten sind obdachlos, weil sie den Kontakt mit
dem Elternhaus abgebrochen haben. Einige leben jedoch noch zuhause oder
in einer eigenen Wohnung. Viele haben kein geregeltes Einkommen und verweigern
eine Zusammenarbeit mit dem Sozialamt.
Die Streetworkerin bietet den Jugendlichen an, sie wieder ins soziale Netz einzugliedern. In einem ersten Schritt werden die Jugendlichen in einen festen Kontakt mit dem Sozialamt, dem Arbeitsamt und einer Krankenversicherung gebracht. In einem zweiten Schritt vermittelt ihnen die Betreuerin Wohnraum und sozialversicherungspflichtige Arbeit. |
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Ansprechpartnerin:Marlis Spieker-Kuhmann, |
Ihr Büro hat sie in einem Rotkreuz-Zentrum zur Förderung junger Arbeitsloser. Die Punks wissen, daß sie dort jederzeit willkommen sind, wenn sie eine verläßliche Ansprechpartnerin suchen.
In den Gesprächen weist die Betreuerin auch auf das von ihr mitverantwortete weitreichende Angebot des Zentrums hin. So können die Jugendlichen ihren Hauptschulabschluß nachmachen und an einer Berufsausbildung teilnehmen. Parallel dazu laufen Angebote, sich in einer Jugendwohngemeinschaft und in betreuten Einzelwohnungen wieder an einen geregelten Lebenslauf zu gewöhnen. Fachleute sprechen bei der Arbeit der Betreuerin mit den Punks von ôaufsuchender Sozialarbeitö. Sie gilt als niederschwelliger Einstieg in die Beratung.
Das Bundesfamilienministerium zahlt die
Stelle der Betreuerin zu 80 Prozent. Der Rest wird über Spendengelder
des Rotkreuz-Kreisverbands Borken finanziert, dem der ôJugendhofö angeschlossen
ist. Kosten von bis zu 1.200 Mark im Monat verursachen zudem eine Drei-Zimmer-Wohnung
und ein Apartement. Die Räumlichkeiten wurden angemietet, um bei Bedarf
kurzfristig Wohnraum an arbeitslose Jugendliche vermitteln zu können.
Das Rote Kreuz zahlt die Mieten in der Zeit, in der die Zimmer nicht vergeben
sind. Spendengelder helfen hierbei.