Sie sind von uns gewohnt, daß wir Sie in lockerer Folge über für Sie praktisch relevante Neuheiten des labormedizinischen Fachgebietes informieren. Wir berichten über Neopterin, dessen in vitro-Spiegel ein Maß für den in vivo-Aktivierungszustand des zellulären Immunsystems (T-Lymphozyten) ist.
Es handelt sich um eine OIII-Leistung, abrechenbar auf Überweisungsschein. Das OI/OII-Budget wird nicht belastet.
Spezimen: Serum: 2ml, Urin, Speichel, Liquor, Synovialflüssigkeit, Aszites,
Bestelltext: Neopterin
Normalwerte: Serum: < 10 nmol/l
Speichel: 0.2 - 3.4 nmol/l
Liquor: 0.4 - 2.8 nmol/l
Synovialflüssigkeit 1.0 - 9.0 nmol/l
Ascites: 1.0 - 37 nmol/l
Urin: 70 - 230 µmol/mol Kreatinin
PATHOPHYSIOLOGIE
Bei der Aktivierung des Immunsystems setzen T-Lymphozyten nach
Erkennung des Antigens neben anderen Lymphokinen Interferon-y
frei, Durch das Interferon-y kommt es zu einer Aktivierung der
Makrophagen, welche vermehrt Neopterin produzieren und
freisetzen.
INDIKATIONEN
Bei Autoimmunerkrankungen spielt eine Aktivierung des zellulären Immunsystems eine bedeutende Rolle. Das Vorhandensein aktivierter t-Zellen bei diesen Prozessen führt im Endergebnis zu erhöhten Neopterinspiegels.
Autoimmunerkrankungen sind durch aktive Krankheitsphasen und durch Ruhephasen charakterisiert. Die Neopterinspiegel korrelieren sehr gut mit dem Krankheitsverlauf mit hohen Werten während der aktiven Phase und tieferen Werten in der Ruhephase und unter immunsuppressiever Therapie.
Bei folgenden Autoimmunerkrankungen bietet sich Neopterin
als Parameter zur Diagnostik, Aktivitätsbeurteilung und zur
Verlaufskontrolle nach Therapie an:
Rheumatoide Arthritis (pcP)
Bei dieser chronisch verlaufenden Erkrankung, die verschiedene
Gelenke befallen kann, finden sich im aktiven Stadium erhöhte
Neopterinwerte im Blut wie auch in der Synovialflüssigkeit.
Systemischer Lupus erythematodes (SLE)
Der SLE ist eine Autoimmunerkrankung mit renaler Beteiligung bei der Mehrzahl der Patienten. Die zelluläre Immunität ist charakterisiert durch die Abnahme der T4-Helferzellen und einer Zunahme der T8-Suppressorzellen. Diese Abnahme des T4/T8-Quotienten korreliert sehr gut mit dem Auftreten einer Nephritis im Rahmen eines SLE.
Im aktiven Stadium findet man deutlich erhöhte
Neopterin-Werte, die unter immunsuppressiver Therapie (z.B. mit
Steroiden) rückläufig sind.
Entzündliche Darmerkrankungen (M.Crohn, Colitis ulcerosa)
Als Ursache für diese chronischen Darmerkrankungen werden
Autoimmunprozesse angesehen. Die Anzahl der aktivierten T-Zellen
ist hierbei erhöht und demzufolge auch der Neopterinwert in
aktiven Krankheitsphasen.
Sarkoidose (M-Boeck)
Die Sarkoidose ist eine granulomatöse Multisystemerkrankung bisher unbekannter Ätiologie. Sie kann nahezu jedes Organ affektieren, meist sind jedoch die Lunge und die intrathorakalen Lymphknoten befallen. Das primäre Ereignis der Erkrankung ist eine Aktivierung der lokalen T-Zellen und Makrophagen durch einen unbekannten Stimulus. Dieser Aktivierungsstatus induziert eine Kaskade sich selbst erhaltender Immunabläufe.
Da die Makrophagen-Aktivierung eine Hauptrolle bei dieser Erkrankung spielt, sind die Neopterin-Spiegel erhöht.
Man findet sowohl bei inaktiver, als auch bei aktiver Sarkoidose erhöhte Werte, die im aktiven Stadium am höchsten sind, im inaktiven aber nicht bis in den Normbereich absinken.
Die Neopterin-Konzentration korreliert eng mit anderen
biochemischen Aktivitätsmarkern wie ACE, IgG und IgA.
Multiple Sklerose
Bei dieser Erkrankung wird auch eine immunologische Krankheitskomponente angenommen. In verschiedenen Studien konnte bei MS-Patienten im Remissionsstadium ein erhöhter Neopterinspiegel im Liquor gemessen werden. Dies weist auf eine erhöhte Interferon-y-Ausschüttung durch Makrophagen-Aktivierung im ZNS hin.