Wir berichten über die Mykoplasmen-Diagnostik. Durch die Bereitstellung eines neuen Transportmediums gibt es seit jüngster Zeit die Möglichkeit, zuverlässig Mykoplasmen im Probenmaterial des Urogenitaltraktes nachzuweisen.
Es handelt sich um eine OIII-Leistung, abrechenbar auf
Überweisungsschein. Das OI/OII-Budget wird nicht belastet.
Aus abrechnungstechnischen Gründen sollte die Anforderung auf
"Mykoplasmen" gezielt, d.h. nicht gleichzeitig mit
einem normalen Routineabstrich bzw. Urin erfolgen.
Die Abnahme des Probenmaterials muß in einem von uns beziehbaren Spezialnähr- bzw. Transportmedium ("Mykoplasmen-Transportmedium") erfolgen. Diese Lösung hemmt das Wachstum der meisten gramnegativen und grampositiven Bakterien und verhindert das Absterben der Mykoplasmen.
Probenentnahme:
Die Probe sollte stets vor Beginn der Antibiotikatherapie abgenommen werden. Mykoplasmen heften sich eng an die Membranen der Zellen der Schleimhäute. Es sollten deshalb möglichst viele Zellen gewonnen werden.
Vaginalabstrich: Die Ektozervix so sorgfältig wie möglich reinigen und den Zervikalschleim entfernen (ohne Lokalantiseptika). Den Abstrich im Zervikalkanal entnehmen (bei Schwangeren im Bereich der Ektozervix abstreichen)
Urethralabstrich: Meatus reinigen und Abstrich entnehmen oder die Schleimhaut abkratzen (das Zeitintervall zwischen Probenentnahme und vorausgegangener Miktion sollte mindestens 3 Stunden betragen).
Urinprobe: Die ersten Milliliter (keinen Mittelstrahlurin) verwenden
Spermaprobe: direkt beimpfen
Den Tupfer oder die flüssige Probe (200-300µl) in die Transport-/Nährbouillon überführen.
Die beimpfte Bouillon sollte bei einer Lagerung bei 18-25°C innerhalb von 5 Stunden bei 2-8°C innerhalb von 48 Stunden im Labor sein.
Interpretation / Befundbericht:
Im Labor erfolgt die Anzucht der Mykoplasmen mit
gleichzeitiger Differenzierung nach M. hominis und U.
urealyticum, eine Keimzahlzählung (> 104 Keime/Probe sind
als signifikant zu betrachten) und ggf. eine Resistenzbestimmung
mit Doxycyclin, Josamycin, Ofloxacin, Erythromycin,
Tetracyclin und Pristinamycin.
Infektionen mit Mycoplasma hominis und Ureaplasma urealyticum:
Mykoplasmen sind zellwandlose Mikroorganismen, die sich bisher
wegen ihrer Empfindlichkeit und schwierigen Anzucht dem
routinemäßigen Nachweis entzogen haben. M. hominis und U.
urealyticum sind als fakultativ-pathogene Keime anzusehen,
die häufig den Urogenitaltrakt besiedeln, und dort ab einer
bestimmten Keimzahl Erkrankungen hervorrufen können. Sie dringen
dabei nur selten über den Bereich des Epithels hinaus in den
Organismus ein. Sie sind nicht Erreger charakteristischer
Krankheitsbilder sondern sind zu einem wechselnden Prozentsatz an
der Genese "unspezifischer Entzündungen" beteiligt:
Klinik:
- U. urealyticum ist im Genitaltrakt des Mannes vor
allem Erreger von nicht-gonorrhoischer Urethritis und Prostatitis
(etwa 10-20% aller sog. "bakt. Prostatitis-Fälle)
- U. urealyticum und M. hominis im weiblichen
Genitaltrakt als Erreger bei Bartholinitis, Salpingitis,
tubo-ovariellen Abszessen, Douglas-Abszessen,
Puerperalinfektionen, Infektionen post abortum und bei milden
Septikämien nach Aborten oder Geburten.
- M. hominis kann bei Neugeborenen eine
Konjunktivitis hervorrufen.
- In Blase und oberem Harntrakt lassen sich bei
10-15% der Pyelonephritis-Fälle Mykoplasmen, überwiegend U.
urealyticum nachweisen
Therapie:
Die antibiotische Behandlung sollte entsprechend der Resistenzbestimmung erfolgen. Eine Partnermitbehandlung ist unbedingt zu empfehlen, da es sonst immer wieder zu Rezidiven kommt.