Zwei Journalisten wurden im Berichtszeitraum vorübergehend als gewaltlose politische Gefangene inhaftiert. amnesty international erhielt erneut von Vorwürfen über Folterungen und Mißhandlungen im Gewahrsam der Polizei Kenntnis. Mindestens zehn Menschen wurden zum Tode verurteilt, Berichte über Hinrichtungen gingen hingegen nicht ein.
Ein im Juni veröffentlichter neuer Verfassungsentwurf enthielt umstrittene Vorschriften hinsichtlich der Staatsbürgerschaft, die anscheinend in den Entwurf hineingeschrieben worden sind, um eine Kandidatur des früheren Staatsoberhaupts Kenneth Kaunda bei den für 1996 angesetzten Wahlen zu verhindern. Im Oktober verstärkte die regierende Bewegung für Mehrparteiendemokratie (Movement for Multi-Party Democracy - MMD) unter dem Vorsitz von Präsident Frederick Chiluba den Druck gegen Kenneth Kaunda. Mit der Begründung, er sei kein sambischer Staatsbürger, drohte man, ihn des Landes zu verweisen. Später wurde diese Drohung wieder zurückgezogen. Im September legte die 1993 von der Regierung eingesetzte Menschenrechtskommission, die sämtliche Anschuldigungen über Menschenrechtsverletzungen unter der früheren und der amtierenden Administration untersuchen sollte (siehe Jahresbericht 1995), das Ergebnis ihrer Arbeit der Regierung vor. Eine Veröffentlichung ihres Berichts war bis Jahresende gleichwohl noch nicht erfolgt. Ebenfalls im September leitete die Regierung Untersuchungen im Fall des Todes des oppositionellen Politikers Baldwin Nkumbula ein, der unbestätigten Berichten zufolge möglicherweise einem politisch motivierten Mord zum Opfer gefallen war. Bei Jahresende waren die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen.
Im Juni wurden Fred M'membe und Masautso Phiri, Geschäftsführer beziehungsweise Chefredakteur der Tageszeitung The Post, vorübergehend als gewaltlose politische Gefangene in Gewahrsam genommen. Die Behörden hielten die beiden Männer mehr als 24 Stunden lang fest und beschuldigten sie der Verleumdung des Präsidenten, weil sie einen Artikel veröffentlicht hatten, in dem sie Aussagen einer Frau aus Zaire zitiert hatten, sie sei seit 1983 die Geliebte von Präsident Frederick Chiluba. Die beiden Männer wurden gegen Zahlung einer Kaution freigelassen und waren bis Jahresende nicht vor Gericht gestellt worden.
amnesty international erhielt erneut von Berichten Kenntnis, denen zufolge im Gewahrsam der Polizei befindliche Personen gefoltert und mit Schlägen mißhandelt worden sind. So soll im Oktober Daniel Nkonde auf der zentralen Polizeiwache in Lusaka an den Folgen von Schlägen gestorben sein. Eine Untersuchung seines Todes hat nach vorliegender Erkenntnis zumindest bis Jahresende nicht stattgefunden.
Mindestens zehn Menschen wurden während des Jahres wegen Mordes oder Raubüberfalls zum Tode verurteilt. Berichte über Hinrichtungen gingen nicht ein.
Im Januar veröffentlichte amnesty international einen Bericht über Sambia und mehrere andere afrikanische Länder, in dem sie dokumentierte, daß strafrechtlich relevante Anklagen wie etwa die der Verleumdung dazu mißbraucht worden sind, Regierungskritiker zu schikanieren. Die Organisation forderte die Beendigung solcher Praktiken (siehe Kenia-Kapitel). Als im Juni Fred M'membe und Masautso Phiri inhaftiert und der Verleumdung des Präsidenten angeklagt wurden, bekräftigte amnesty international ihre Forderungen. Ebenfalls im Juni rief die Organisation die Regierung auf, noch nicht von ihr ratifizierten Menschenrechtsübereinkommen beizutreten. Ferner brachte sie gegenüber den Behörden Vorwürfe über Folterungen und Mißhandlungen im Gewahrsam der Polizei zur Sprache.
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 11. September 1997 |