"Unsere Religion sagt, daß es falsch ist, Katzen zu mißhandeln. Wie können wir dann Menschen foltern?" Der sudanesische Justizminister |
In den Kriegsgebieten des Südsudan gehen die von ai aufgedeckten
Menschenrechtsverletzungen auf beiden Seiten weiter. Die Entführung
von Kindern durch Armee und regierungstreue Milizen wird zunehmend als Mittel
psychologischer Kriegsführung gegen die von der Sudanesischen
Volksbefreiungsarmee (SPLA) kontrollierten Dörfer mißbraucht.
In der umkämpften Bahr al-Ghazal-Region werden Dorfbewohner
regelmäßig von regierungstreuen Milizen überfallen. Zuletzt
verschleppte die Volksbefreiungsarmee im April 1996 fünf Kinder aus
der Region Udici, die seither "verschwunden" sind. Andere Kinder werden seit
ihrer Entführung als Haussklaven gehalten oder landen in Regierungsschulen,
die wie Militärlager geführt werden. Bei Fluchtversuchen aus diesen
Schulen wurden Kinder erschossen. Die sudanesische Regierung bestreitet die
Entführung von Kindern und bezeichnet die Übergriffe gege
Bauerndörfer als "traditionelle Vieheintreibungsaktionen". Eine Frau
berichtete: "Sie schlugen mich mit einer großen Keule bewußtlos.
Dann erschossen sie meine vier Söhne, die Vieh hüteten, und
entführten meine Tochter Ajak. Sie nahmen meinen gesamten Besitz."
Viehbauern und ihre Familien sind auf der Flucht vor den Menschenrechtsverletzungen der Regierungstruppen den Angriffen der Südsudanesischen Befreiungsarmee (SSIA) ausgesetzt. Ende März 1996 wurde ein Viehlager in der Makua Region von SSIA-Truppen überfallen. 50 Zivilisten wurden ermordet. Kinder wurden mit Speeren und Messern zu Tode gehackt. Die Kämpfe der verschiedenen Fraktionen von SPLA und SSIA haben während des seit 13 Jahren dauerenden Bürgerkrieges zahlreiche Opfer unter der Zivilbevölkerung gefordert. Die Rebellen mordeten und plünderten oft unter den Ärmsten und Hilflosesten. Der politische Flügel der SPLA verabschiedete im Mai 1996 eine Menschenrechtscharta mit dem Versprechen, im Südsudan eine starke Zivilgesellschaft aufbauen zu wollen. Diese Ankündigungen bleiben pure Rhetorik, solange die SPLA nicht bereit ist, etwa die Ermordung von über 200 Menschen in Ganyliel am 30. Juli 1995 aufzuklären.
Auch wenn im vergangenen Jahr ein Haftzentrum geschlossen, Dutzende von politischen Gefangenen freigelassen und - nach neusten Informationen - der UNO-Sonderberichterstatter wieder zu einem Besuch eingeladen wurde, bedeutet das keinen grundlegenden Wandel der Menschenrechtssituation im Land. Nur weiterer internationaler Druck auf Regierung und die bewaffneten Oppositionsgruppen kann eine Wende herbeiführen. Denn für das geschundene Land gilt noch immer, was ai 1995 zum Motto ihrer Kampagne gemacht hatte: "Keine Zukunft ohne Menschenrechte". |
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Robert Danzmayr Letztes Update: 16. Juli 1996 |
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