Weihnachten rückt immer näher und somit das Ende des Ultimatums, das Kinder ihren Eltern setzen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Bewunderung und Liebe wiederzuerlangen, die sie zum Nikolaus verspielt haben. Da jedoch nicht alle einen Vater oder eine Mutter wie Arnold Schwarzenegger haben, der all seine Versprechen hält und das Weihnachtsgeschenk
für seinen Wonneproppen demzufolge auch pünktlich besorgt hat, ist oft ein Mann gefragt, von dem die wenigsten wissen, daß er wirklich existiert, und der sich einst zur Aufgabe gemacht hat, daß kein Kind neue (oder gar alte) Unterwäsche auf dem Gabentisch vorfinden muß. Die Rede ist von keinem geringeren als dem Weihnachtsmann. Ich besuchte ihn in seinem Iglu und quetschte ihn aus wie eine läufige Zitrone.
Ich: Herr Weihnachtsmann, wie heißen Sie eigentlich wirklich?
Weihnachtsmann: Mein bürgerlicher Name ist Ruprecht Weihnachtskuchen, aber meine Freunde nennen mich Claus.
Ich: Herr Weihnachtskuchen, sie haben einen verantwortungsvollen Job, wie kommt man zu so einer Stelle?
Weihnachtsmann: Es war gerade 56 Jahre her, daß mein Vetter Jesus von Tante Maria in die Welt gesetzt wurde, da begann bereits die Diskussion unter den Gelehrten, ob Christus wirklich gelebt hätte, und wenn ja, ob er wirklich am 24. Dezember geboren worden sei. Um nicht noch eine Generation von Zweiflern heranwachsen zu lassen, führten wir mit einer großen Werbekampagne den alten Mann mit weißem Bart, rotem Mantel und roter Mütze ein. Er beschenkt die Kinder und verlangt im Gegenzug dafür, nie am Geburtstag des Gottessohnes zu rütteln. Und das hat ja dann - Himmel, Arsch und Zwirn - auch ganz gut geklappt.
Ich: Und was machten Sie, bevor Sie Weihnachtsmann wurden?
Weihnachtsmann: Ich verkaufte verfluchte Otternasen bei Gladiatorenkämpfen. Die heilige Familie war dann verdammt froh, daß sie doch noch was Seriöses für mich gefunden hatten.
Ich: Was meinen Sie, warum glauben Menschen, wenn sie ein bestimmtes Alter erreicht haben, nicht mehr an den Weihnachtsmann?
Weihnachtsmann: Weil Sie an der irrigen Vorstellung leiden, ein 2000 Jahre alter Fettsack würde, verflucht noch mal, nicht durch einen verdammten Schornstein passen.
Ich: Stimmt das denn nicht?
Weihnachtsmann: Doch schon, aber das hat andere verdammte Gründe, die ich hier nicht erörtern will und heißt noch lange nicht, daß man mich verleugnen muß, verfluchte Scheiße. Andererseits
hat es auch seine verdammt guten Seiten. Viele Erwachsene kaufen ihre beschissenen Geschenke selbst und nehmen mir so einen verdammten Haufen Arbeit ab. In der Zeit kann ich mich Dingen widmen, zu denen ich in den glaubensstärkeren
Perioden der Menschheit gar keine beknackte Zeit hätte.
Ich: Und das wäre zum Beispiel?
Weihnachtsmann: Wasserpolo mit Fuckin´ Elvis spielen. Früher bin ich immer mit Martin Luther zum verdammten Bingo gegangen. Aber da er immer, wenn er verloren hatte, in irgendjemanden den Teufel zu sehen glaubte, mußten wir ihn in eine verfluchte geschlossenen Anstalt bringen. Dort übersetzt er jetzt die "Unendliche Geschichte" ins Lateinische.
Ich: In dem neuen Schwarzenegger-Film werden Weihnachtsmänner als korrupte und brutale Wucherer dargestellt. Sollte Ihnen das nicht zu denken geben?
Weihnachtsmann: Die Szene entspricht, Kreuzspinne und Kreuzschnabel, der Wirklichkeit. Diese Leute sind meine verdammten Angestellten, und ich habe sie vor einigen Jahren nach verdammt modernsten marktwirtschaftlichen
Erkenntnissen umschulen lassen. Wir sind nicht mehr im bescheuerten Mittelalter, mein Freund. Um uns gegen diese pappnasigen Billigweihnachtsmänner aus den Studentenjob-Vermittlungen zur Wehr zu setzen, müssen wir zum verflucht Äußersten greifen. Sonst gibt es bald nur noch Snickers und Taschenbücher unter demScheiß - Weihnachtsbaum.
Ich: Herr Weihnachtskuchen, denken Sie manchmal ans Aufhören?
Weihnachtsmann: Manchmal will ich schon alles hinschmeißen und in die verfluchte Südsee auswandern. 2000 Jahre Nordpol gehen an keinem spurlos vorüber. Sehen Sie sich doch Herrn Messner an. Leider habe ich einen verdammten mythologischen Ewigkeitsvertrag, der erst endet, wenn sich ein anderer verdammter Trottel findet, der den verdammten Job übernimmt. Aber ich habe schon überlegt, zu den verfluchten Privaten zu gehen.
Ich: Eine letzte Frage: Was halten Sie von Ray Charles?
Weihnachtsmann: Verdammt guter Mann. Leider verflucht blind.
Ich: Vielen Dank für das verdammte Gespräch.