

Anläßlich des deutschen Kinostarts von
"Radiergummi", dem neuen Action-Reißer mit Arnold Schwarzenegger, der diesmal die Vergangenheit von Kronzeugen auslöscht, um ihnen eine blühende Zukunft zu schenken, besuchte ich den echten US-Bundes-Marshall für besondere Einsätze, John Kruger, auf dessen wahrer Geschichte dieser Film basiert. Er wohnt - seit seiner Zwangspensionierung vor einigen
Monaten - abgeschieden auf einer kleinen Ranch im grünen Herzen von Georgia.
Ich: Mr. Kruger, Sie sind etwa 1,60m groß, ziemlich untersetzt, haben kaum noch Haare auf dem Kopf, reden mit einer unangenehmen Fistelstimme und haben schmutzige Fingernägel. Wer kam auf die Idee, ihre Geschichte mit Arnold Schwarzenegger zu verfilmen?
Kruger: Ich möchte noch hinzufügen, daß ich Träger
eines Glasauges bin, den linken Fuß leicht nachziehe und aus dem Mund
stinke. Nun, auf die Idee kam ich selbst. Es war an einem Dienstag, und
wie jeden Dienstag machte ich meinen Wochenendeinkauf. Und gerade, als ich
mich selbstverliebt in einer Kaffeekanne für 6 Dollar 99 spiegelte,
hatte ich plötzlich die Vision, mein aufregendes Leben in Hollywood
zu verfilmen. Daß Schwarzenegger
meine Rolle übernahm, war dann wohl nur noch Formsache.
Ich: Waren Sie zu diesem Zeitpunkt gerade mit einem besonderen Auftrag
beschäftigt?
Kruger: Ja, wie gesagt, ich machte meinen Wochenendeinkauf.
Ich: Es heißt im Film, Sie arbeiten immer allein...

Kruger: Das stimmt. Ich singe gerne laut während der Arbeit,
da würden Mitarbeiter nur stören.
Ich: Sie setzen ihr Leben für die Zukunft anderer auf's Spiel.
Was fühlen Sie, wenn Sie dem Tod
ins Auge blicken?
Kruger: Der Tod trägt eine Kapuze, man kann seine Augen gar
nicht sehen. Ich starrte ihm auf die Füße. Er hat sehr große
Füße, müssen Sie wissen. Er trug rotweiße Ringelsöckchen
und hellblaue Badelatschen. Ich finde das etwas schäbig für eine
Persönlichkeit seines Ranges. Ich bin ihm übrigens erst einmal
begegnet, das war, als sie mir aus Versehen anstatt der Mandeln die Lunge
herausgenommen haben.
Ich: Im Film geht es um einen Deal mit hochmodernen Waffen, die ihre
Opfer durch Wände hindurch anvisieren und mittels elektromagnetischer
Impulse, die beinahe Lichtgeschwindigkeit erreichen, ins Jenseits schicken.
Haben wir es wirklich Ihnen zu verdanken, daß dieses Arsenal nicht
in falsche Hände geraten ist?

Kruger: Es handelte sich eigentlich um ein Modell, daß mit
einem grünem Strahl den Gegner blendet, um ihn dann mit Wasser naßzuspritzen.
Ich nahm es unter Einsatz meines Gummiknüppels einem kleinen Mädchen
ab, das mich schon seit Tagen damit ärgerte. Aber Sie wissen ja, wie
das ist - in Filmen wird immer alles so hochsterilisiert.
Ich: Haben Sie Schwarzenegger auch persönlich kennengelernt?
Kruger: Ja, einmal haben wir uns getroffen. Aber ich möchte
nicht weiter darauf eingehen, um nicht das letzte Fünkchen Achtung,
das ich bei meinen Nachbarn genieße, auch noch zu verlieren.
Ich: Sie sind überzeugter Buddhist. Beeinträchtigt Ihre
Religion nicht Ihre eher im mortal destruktiven Bereich angesiedelte Arbeit?

Kruger: Da sind Sie falsch informiert worden. Ich bin kein Buddhist,
ich bin Buddha. Meine
Hausärztin hat an einem Muttermal einwandfrei erkannt, daß es
sich bei mir um die Wiedergeburt des Erleuchteten handelt. Ich war zunächst
selber skeptisch, aber seitdem ich in dem indischen
Restaurant vorne an der Kreuzung im Ort das Tagesmenü zum halben
Preis bekomme, ist mir der Sinn des Lebens schlagartig klargeworden.
Ich: Eine letzte Frage, Mr. Kruger...
Kruger: Nennen Sie mich ruhig Buddha.
Ich: Eine letzte Frage, Mr. Buddha: Hatten Sie während Ihrer
gesamten Dienstzeit als US-Bundes-Marshall jemals Zweifel an der Richtigkeit
und Notwendigkeit ihrer Aufgabe?
Kruger: Ja. Als ich hörte, Präsident Clinton soll Marijuhana
geraucht haben, war ich sehr desillusioniert und wollte schon die Seiten
wechseln. Glücklicherweise stellte sich ja dann heraus, daß er
nicht inhalliert hatte. Übrigens, ich bin kein US-Marshal, ich war
mein Leben lang Pförtner beim FBI.
Ich: Vielen Dank für dieses Gespräch...
Das Gespräch führte Jan
Hawemann
