"Da Funk" ist ungewöhnlich: trockene Beats, Acid-Noises und ein Depeche Mode-Sample sind für gemeinhin nicht die Zutaten, aus denen man einen radiotauglichen Song macht, und allein für diese Abwechslung im Dudeleinerlei der Sender sollte man dem französischen Duo Daft Punk dankbar sein. Heiko Hoffmann sprach mit den jungen Funkateers.
Das Beschreibung maulfaul ist bei Guy-Manuel von Daft
Punk noch untertrieben. Er spricht so gut wie gar nicht,
zumindest nicht während eines Interviews.
Stattdessen spielt er lieber bewundernd an seinen neuen Nike Airs herum und räkelt sich auf dem Sofa im Büro seiner Plattenfirma. Auch Thomas ist nicht das größte Plappermaul der Welt. Ein paar Neuigkeiten konnten den beiden dennoch entlockt werden.
?: Überall ist die magische Zahl 30.000 zu lesen, wenn es um die Plattenverkäufe eurer Single "Da Funk" geht. Mittlerweile sind es doch sicher noch ein paar mehr geworden oder?
Thomas: Ja, seitdem die Single von Virgin Records wiederveröffentlicht wurde, haben wir insgesamt vielleicht 200.000 Stück davon verkauft. Und das Album läuft ähnlich gut, obwohl es noch gar nicht so lange draußen ist. Und in den USA erscheint die Platte erst demnächst. Am besten verkaufen sich die Platten bislang in Frankreich und England. Wir können uns wirklich nicht beklagen.
?: Auf dem Innnencover eures Debütalbums "Homework"
ist ein Schreibtisch mit allerhand 70er Jahre Devotionalien
zu sehen. Eure eigenen Schreibtische können so
wohl kaum ausgesehen haben. Ihr seid ja damals gerade
mal erst zur Welt gekommen.
Thomas: Ja, das stimmt, aber es ging uns auch gar nicht darum, die Schreibtische unserer Kindheit abzubilden. Daß wir die 70er Jahre gewählt haben, ist völlig zufällig. Uns kam es bei dem Cover nur darauf an, daß es eine andere Ästhetik hat als die üblichen Technohüllen. Wir wollten eine andere Atmosphäre kreieren, Raumschiffe, Computergraphiken und Fraktale.
?: Wham-Poster und A-Ha-Picture-Discs waren bei euch also eher zu sehen?
Guy-Manuel (in einem seiner äußerst raren Sprachanfälle): In der Tat fanden wir die mal ganz gut. Vielleicht heben wir uns diese Idee für die nächste Platte auf.
?: Ihr habt mal gesagt, daß ihr wollt, daß auch das George Michael eure Platten kauft. Habt ihr das schon erreicht?
Thomas: Nun, wir sind nicht speziell auf George Michael-Fans erpicht, aber es ist gut, wenn sich plötzlich Leute für deine Musik interessieren, die sonst nur den üblichen Radiobrei hören, und dieses Publikum haben wir mit "Da Funk" definitiv schon erreicht. Der Titel wird zum Beispiel auch in einer ganz grausamen Pariser Disco gespielt, wo sonst nur La Bouche und so`n Zeug läuft.
?: Was sind zur Zeit eure Lieblingssongs?
Thomas: Ich find immer noch "Lovefool" von den Cardigans toll.
Guy-Manuel: Und ich mag "Ain`t Nobody" von LL Cool J, und "Hip-Hopera" von Bounty Killer ist einfach großartig.
?: Viele eurer musikalischen Helden kommen aus Detroit. Habt ihr von einigen DJs dort bereits Reaktionen auf eure Platte bekommen?
Thomas: Nein, so direkt haben wir noch keine Reaktionen bekommen, außer von Jeff Mills, und dem gefallen unsere Sachen gut. Ansonsten ist das Feedback aus Städten wie Chicago oder New York auf unsere Platte bislang weit stärker als aus Detroit.
?: Obwohl eure Platten bei einem Major-Label erscheinen, versucht ihr, möglichst unabhängig zu arbeiten. Ihr habt euer eigenes Label, einen Vetrieb und eine Firma, die sich um Layout etc. kümmert. Wächst euch das nicht manchmal über den Kopf?
Thomas: Zur Zeit haben wir fünf Leute, die für uns arbeiten, aber wahrscheinlich werden es schon bald mehr sein. Natürlich wird es schwerer, alles unter Kontrolle zu behalten, je mehr Arbeit anfällt und je erfolgreicher wir sind, aber wir haben Handys, und wenn wir etwas wissen wollen, rufen wir einfach bei unseren Leuten in Paris an. Demnächst wollen wir übrigens auch eigene WWW-Seiten erstellen.
?: Was wollt ihr mit der Homepage erreichen?
Thomas: Uns gefällt halt diese demokratische Idee des Internets. Wir wollen ja auch nicht, daß unsere Plattenfirma das macht, wie bei allen anderen. Das wollen wir schon selbst in die Hand nehmen. Und natürlich ist es gut, wenn all unsere Fans über unsere Homepage Kontakt mit uns und miteinander aufnehmen könnten. Aber selbst haben wir bislang nichts mit dem Internet zu tun. Wir benutzen keine E-Mail oder sowas.
?: Das Video zu "Da Funk" hat der Regisseur Spike Jonze produziert, der auch schon legendäre Clips für Weezer, Beastie Boys und Björk hat. Wie seid ihr an den rangekommen?
Thomas: Das ging ganz konventionell über die Plattenfirma. Wir fanden Spike Jonzes Sachen wirlich sehr gut und sind froh, daß er auch für uns einen Clip gemacht hat.
?: Thomas, dein Vater war mal ein berühmter Disco-Produzent.
Gibt es bei euch so etwas wie eine innerfamiliäre
Rivalität, wer erfolgreicher ist?
Thomas: Nein, aus dem simplen Grund, daß ich nie soviele Platten wie mein Vater verkaufen werde. Von ihm produzierte Platten, wie "Cuba" von den Gibson Brothers oder Ottowans "D.I.S.C.O.", haben sich Millionen Mal verkauft. Das ist ziemlich schwer zu erreichen und auch nicht wirklich meine Ambition. Aber wenn ich mal einen Sohn habe, will ich, daß er auch Musik macht. Da wäre ich wirklich gespannt drauf.
Eure Beiträge und Kommentare:
TinaHenze@aol.com 11.03.1997
hi!
ich habe mit interesse dan artikel über
daft punk gelesen. gibt es auch die möglichkeit
einer hörprobe (via real audio, mpeg oder so)?
liebe grüße,
Tina
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weber@wildpark.com 12.03.1997
Daftpunk sound files
real audio files findet man auf der Homepage unter
http://www.mygale.org/11/maxtoan/extraits.htm
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