Foto der Raumstation MIR

MIR Aktuell - Das Logbuch

30.9.1997

Reparaturarbeiten an Bord in vollem Gange

Gemeinsam werden die russischen Kosmonauten und die Besatzung der Atlantis den defekten Hauptcomputer der MIR ersetzen, die russische Flugleitung kalkuliert dennoch einen ganzen Arbeitstag dafür ein. Aber auch bei den übrigen Reparaturarbeiten werden die Amerikaner intensiv helfen. Unter anderem werden sie versuchen, eine Dichtungsmatte um das defekte Apektr-Modul zu legen. Da so etwas noch nie probiert wurde, darf man auf die Resultate gespannt sein.

Der gemeinsame Flug von Atlantis und MIR wird durch die Menge der Arbeiten und ihre bisherigen Erfolge wahrscheinlich sogar um einen Tag verlängert!

28.9.1997

Andocken erfolgreich!

Sonntag Mittag um 12.58 MESZ rastete die Verriegelung zwischen der MIR und dem Space-Shuttle Atlantis ein, etwa zwei Stunden später öffneten die Astronauten die Luke zwischen den beiden Raumschiffen. Der altersschwache Bordcomputer der MIR hatte zwar in den letzten Stunden vor dem Andocken wieder kleinere Probleme bereitet, man hatte seine offensichtlich falschen Daten aber einfach ignoriert.

Die Atlantis hat neben einem neuen Zentralrechner mehr als 4 Tonnen Ersatzteile und Versorgungsmaterial für die MIR an Bord, darunter gut eine Tonne Frischwasser.

25.9.1997

Atlantis startet am frühen Freitagmorgen zur MIR

Der dringend benötigte neue Hauptcomputer der MIR befindet sich an Bord der US-Raumfähre Atlantis, die morgen früh um 4.34 MESZ unter der Flugbezeichnung STS-86 zu ihrem sechstägigen Flug zur Raumstation starten soll. Die Kosmonauten werden mit seiner endgültigen Programmierung sicherlich einige Zeit zu tun haben, die andauernden Computerausfälle werden damit aber hoffentlich ein Ende haben.

Mit an Bord ist auch der amerikanische Astronaut David Wolf, der seinen Kollegen Michael Foale an Bord der MIR ablösen soll. Aufgrund der immer lauteren Diskussion über die Sicherheitsprobleme an Bord der MIR hat NASA-Direktor Daniel Goldin erst 12 Stunden vor dem Start das endgültige OK zu Wolfs viermonatigem Verbleib auf der MIR gegeben. In dieser Zeit soll Wolf intensiv bei den Reparaturarbeiten an der MIR helfen.

22.09.1997

Immer wieder Montags...

Wie in den letzten Monaten schon häufiger, ist heute wieder einmal der Hauptcomputer der MIR ausgefallen. Die Station drehte sich dadurch wieder einmal aus der Idealposition, die Energieversorgung brach zusammen. Alle besonders stromfressenden Verbraucher mußten deswegen abgeschaltet werden, darunter auch die Sauerstoffversorgung.

Aber fast schon in Routine gelang es der Besatzung, den Fehler im Computer zu beheben und die Station wieder allmählich unter Kontrolle zu bekommen. Die Behebung der Fehler vom letzten Stromausfall vergangenen Montag hatte allerdings bis Freitag gedauert.

Offensichtlich liegt das Hauptproblem in der überalterten Computer-Hardware, die der dauernden kosmischen Strahlung nicht mehr standhalten kann. Ein neuer Rechner war bislang aber schlicht und einfacht zu teuer, soll nun aber von der Raumfähre Atlantis mitgebracht werden.

15.09.1997

Der siebte Flug von Atlantis zur MIR ist für den 25. September festgelegt

Am 25.9. soll die Raumfähre Atlantis zum siebten Mal zur russischen Raumstation starten und den Astronauten Mike Foale nach seinem viermonatigen Aufenthalt zur Erde zurück bringen. Sein Nachfolger David Wolf hat das Training beendet und wird die permanente amerikanische Präsenz in der Raumstation fortsetzen, die mit Shannon Lucid mit der Shuttle-Mission STS-76 im vorigen Jahr begann.

Nach einer Flugdauer von 9 Tagen, 20 Stunden und 24 Minuten soll Atlantis auf dem Kennedy Space Center in Florida am 5. Oktober um etwa 18:58 PDT wieder aufsetzen. Diese Shuttle-MIR-Mission wird unter der Nummer STS-86 der 20. Flug der Atlantis sein und der 87. Shuttleflug in der Geschichte des Programms.

08.09.1997

Weltraumspaziergang erfolgreich

Auch wenn es den beiden Astronauten bei ihrem Weltraumspaziergang nicht gelungen ist, daß Leck im beschädigten Spektr-Modul zu finden, so war die Mission doch ein großer Erfolg. Immerhin konnten zwei defekte Sonnensegel repariert werden, so daß sie wieder in Richtung Sonne auszurichten sind. Weitere Aussenbordmanöver sind aber erforderlich, um die MIR wieder voll funktionsfähig zu machen.
02.09.1997

Situation normal, Übungen für Weltraumspaziergang

Die Lage an Bord der MIR hat sich derzeit normalisiert und auch die Stromversorgung ist stabil. Wahrscheinlich am kommenden Samstag sollen der Kommandant der MIR, Anatoli Solowjow und der amerikanische Astronaut Michael Foale einen ersten Weltraumspaziergang unternehmen. Sie sollen dann die Schäden am defekten Spektr-Modul von außen in Augenschein nehmen und möglichst auch die Löcher in dem seit dem Zusammenstoß mit einer Raumkapsel Ende Juni beschädigten Modul lokalisieren.

26.8.1997

Der MIR ging die Luft aus

Wieder einmal gab es am Montag Abend eine kritische Situation an Bord der MIR. Der Sauerstoffgenerator fiel aus und die Notsysteme wollten nicht funktionieren. Wie es heißt, waren elektrische und mechanische Schwierigkeiten für den erneuten Fehler verantwortlich. Vielleicht lag die Ursache daher in den Umstellungen der Stromversorgung, die für die Wiederanschaltung der Spektr-Sonnenpaddel an das Bordnetz erforderlich sind.

Das russische Kontrollzentrum gab zunächst keine Stellungnahme ab, teilte aber heute morgen mit, daß die Situation schon gestern abend vor dem Schlafengehen wieder unter Kontrolle gewesen sei. Dies kann allerdings auch daran liegen, daß durch die Bahn der Raumstation erst in den Morgenstunden wieder eine Funkverbindung zur MIR möglich war.

25.8.1997

Reparatur erfolgreich!

Endlich einmal eine vollständig erfolgreiche Mission! Am Freitag, dem 22.8.97 gegen 16.00 Uhr MESZ war es geschafft: Die Reparaturmission in der Mir wurde erfolgreich beendet. Eine neue Luke mit Kabeldurchführungen wurde installiert, um die gekappten Stromkabel der Solarzellen wieder anschließen zu können.

Im luftleeren Spektr-Modul sieht es wesentlich besser aus, als man nach Wochen im Vakuum und ohne Heizung erwartet hatte. So konnten die Kabel im Modul angeschlossen und zahlreiche Dinge geborgen werden. Das Leck in der Aussenhülle wurde aber nicht gefunden, dafür und für die notwendige Reparatur sind ohnedies bis zu 6 Weltraumspaziergänge geplant.

Die Solarzellen im Spektr-Modul liefern zwar bereits wieder Strom, ihr Anschluß an das Bordnetz der MIR kann aber erst im Laufe der Woche erfolgen, da hierfür das Bordnetz der MIR erst wieder darauf angepasst werden muß.

20.8.1997

Computer wieder in Betrieb

Mittlerweile gleichen sich die Meldungen: Mal wieder ist es der Besatzung gelungen, die Rechner neu zu starten und damit die Lage auf der MIR zu normalisieren. Im Laufe des heutigen Tages sollen auch die Kreiselsysteme zur Lagestabilisierung wieder arbeiten. Bislang wird die Lagekontrolle noch mit den Steuerdüsen der Sojus Kapsel vorgenommen.
Auch die C02 Absorber sind wieder in Betrieb, ein Sauerstoffgenerator soll heute ebenfalls endgültig in Betrieb gehen.
Der "internal Spacewalk", also der Ausflug ins luftleere Spektr-Modul ist nun endgültig auf den 22. August festgelegt.

19.8.1997

Reparaturen erneut verschoben

Ein erneuter Computerausfall hat gestern bei bzw. kurz nach dem erfolgreichen (aber manuellen) Ankoppeln der Progress-Kapsel wieder einmal für einen kompletten Stromausfall in der MIR gesorgt. Dadurch fielen die Steuerung der Sonnensegel und somit auch die Kreisel zur Bahn- und Lagestabilisierung der MIR aus.

Erfolgreich war dagegen die Reparatur eines Sauerstoffgenerators. Schon seit dem 14. August funktionieren damit die Lebenserhaltungssysteme wieder etwas stabiler.

18.8.1997

Auch die neue Besatzung kämpft mit Problemen

Der neuen MIR-Besatzung ist es gestern nicht gelungen, das "Progress"-Raumschiff wie geplant wieder an die MIR anzudocken. Das Manöver musste wegen eines falsch geladenen Programmes im Bordrechner der Progress-Kapsel um einen Tag verschoben werden. Es könnte eine ähnliche Ursache vorliegen wie beim Zusammenstoß mit der Progress-Kapsel Ende Juni, bei der die MIR schwer beschädigt wurde.

Dies wirft wieder einmal ein deutliches Licht auf die grundsätzlichen Schwierigkeiten mit der MIR, die wohl auch in der wirtschaftlichen Lage Rußlands begründet sind. Viele Ersatzteile sind einfach nicht mehr verfügbar, da sie entweder nicht mehr hergestellt werden, es zuwenig davon gibt oder sie einfach nur zu teuer sind. Den Wissenschaftlern am Boden und den Kosmonauten wird dadurch höchstes Können und grandioses Improvisationstalent abverlangt.

14.8.1997

Gelandet!

Die bisherige (23.) MIR-Besatzung ist heute um 8.15 Uhr Ortszeit problemlos in der russischen Steppe gelandet. Die neue (24.) Besatzung macht sich morgen daran, die Schäden am Spektr-Modul zu begutachten. Dazu werden alle drei Kosmonauten bzw. Astronauten (d.h. auch der Amerikaner Mike Foale) in die Sojus-Kapsel umziehen und die Station bis Sonntag Vormittag mehrfach in sicherer Distanz umrunden und untersuchen. Nach dem zweitägigen Erkundungsflug soll dann auch das Progress-Transport-Raumschiff wieder an der MIR andocken, wenn man einen anderen Andockplatz freigemacht hat. Derzeit befindet sich das Progress Modul in sicherem Abstand von der MIR.

Die Arbeiten an der MIR führen unterdessen zwar zu ersten Erfolgen, die Stromversorgung ist beispielsweise zumindest auf niederigem Niveau gesichert; die Probleme mit der Sauerstoff- und Wasserversorgung konnten aber noch nicht zufriedenstellend gelöst werden.

11.8.1997

Erste Inspektion

Am Wochenende inspizierte die neue Besatzung die MIR und machte sich ein Bild von den Schäden. Zum Routineprogramm der Neuankömmlinge gehörten auch Evakuierungsübungen. Obwohl diese Übungen zum Programm jeder neuen Besatzung gehören, stehen sie dieses Mal doch unter einen etwas anderen Vorzeichen.

8.8.1997

Erfolgreich angedockt!

Obwohl -oder gerade weil- die Kosmonauten in letzter Minute doch noch auf Handsteuerung umschalten mußten, ist das Andockmanöver der Sojus-Kapsel an die Raumstation MIR gestern um 19.03 MESZ gelungen. Wenn man sich an die neue Umgebung gewöhnt hat, werden sogleich die Reparaturmaßnahmen beginnen. Der defekte Sauerstoffgenerator kann aber erst im September repariert werden, wenn die Atlantis einige Ersatzteile mitbringen wird.

6.8.1997

Neue Besatzung auf dem Weg zur MIR

Die neue Besatzung der MIR ist gestern von Baikonur gestartet und soll morgen an der MIR andocken. Anatoli Solowjow und Pawel Winogradow haben eine arbeitsintensive Zeit vor sich, denn während ihres rund halbjährigen Aufenthalts in der Raumstation sollen Sie die Schäden an der altersschwachen Station reparieren. Die wichtigste Aufgabe wird aber die Abdichtung des Lecks im Spektr-Modul sein, das beim Zusammenstoß der Station mit einer Versorgungskapsel entstanden ist.
Im September wird die MIR erneut Besuch bekommen, wenn der amerikanische Astronaut Michael Foale von seinem Nachfolger David Wolf abgelöst wird. Bei Bedarf wird das Space-Shuttle dann auch noch weitere Geräte und Werkzeug mit zur MIR bringen können.

19.7.1997

Größte Schwierigkeiten behoben: MIR wieder unter Kontrolle!

Am vergangenen Donnerstag, dem 17.7.1997, hatte sich die Lage auf der russischen Raumstation MIR dramatisch zugespitzt. Die MIR war mehrere Stunden ohne elektrische Energie und trudelte steuerungslos auf ihrer Bahn. Sämtliche Rechner waren ausgefallen und die verbindung zur Erde war nur über die angekoppelte Sojus-Kapsel möglich.

Ursache war ein menschlicher Fehler der offensichtlich völlig überarbeiteten und gestressten Besatzung: Ein Kosmonaut trennte bei Vorarbeiten für die Reparatur am Spektr-Modul versehentlich ein Kabel durch, welches für die Steuerung der Solarpanels wichtig war. Obwohl man die Verbindung sofort wiederherstellen konnte, hatte die MIR ihre Ausrichtung zur Sonne verloren, die Energieerzeugung der Solarpanels sank auf ein Minimum.

Gegen Abend war die Lage dann wieder unter Kontrolle, nachdem man die MIR mit Hilfe der Steuerdüsen der angekoppelten Sojus-Kapsel stabilisiert hatte. Allerdings ist dies das letzte Mal, das die Sojus-Kapsel derartige Hilfestellung geben konnte. Denn der Treibstoff an Bord ist so knapp kalkuliert, das sonst die Rückkehr zur Erde gefährdet werden könnte. Die Lagekontrolle der MIR geschieht jetzt wieder durch Kreiselsysteme, die von Elektromotoren gesteuert werden und erfordert daher keinen Treibstoff. MIR selbst verfügt nicht über eigene Steuerdüsen.


Letzte Änderung: Frank Lungenstraß, 30.9.1997