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MIR Aktuell - Das Logbuch |
Der gemeinsame Flug von Atlantis und MIR wird durch die Menge der Arbeiten und ihre bisherigen Erfolge wahrscheinlich sogar um einen Tag verlängert!
Die Atlantis hat neben einem neuen Zentralrechner mehr als 4 Tonnen Ersatzteile und Versorgungsmaterial für die MIR an Bord, darunter gut eine Tonne Frischwasser.
Mit an Bord ist auch der amerikanische Astronaut David Wolf, der seinen Kollegen Michael Foale an Bord der MIR ablösen soll. Aufgrund der immer lauteren Diskussion über die Sicherheitsprobleme an Bord der MIR hat NASA-Direktor Daniel Goldin erst 12 Stunden vor dem Start das endgültige OK zu Wolfs viermonatigem Verbleib auf der MIR gegeben. In dieser Zeit soll Wolf intensiv bei den Reparaturarbeiten an der MIR helfen.
Aber fast schon in Routine gelang es der Besatzung, den Fehler im Computer zu beheben und die Station wieder allmählich unter Kontrolle zu bekommen. Die Behebung der Fehler vom letzten Stromausfall vergangenen Montag hatte allerdings bis Freitag gedauert.
Offensichtlich liegt das Hauptproblem in der überalterten Computer-Hardware, die der dauernden kosmischen Strahlung nicht mehr standhalten kann. Ein neuer Rechner war bislang aber schlicht und einfacht zu teuer, soll nun aber von der Raumfähre Atlantis mitgebracht werden.
Nach einer Flugdauer von 9 Tagen, 20 Stunden und 24 Minuten soll Atlantis auf dem Kennedy Space Center in Florida am 5. Oktober um etwa 18:58 PDT wieder aufsetzen. Diese Shuttle-MIR-Mission wird unter der Nummer STS-86 der 20. Flug der Atlantis sein und der 87. Shuttleflug in der Geschichte des Programms.
Das russische Kontrollzentrum gab zunächst keine Stellungnahme ab, teilte aber heute morgen mit, daß die Situation schon gestern abend vor dem Schlafengehen wieder unter Kontrolle gewesen sei. Dies kann allerdings auch daran liegen, daß durch die Bahn der Raumstation erst in den Morgenstunden wieder eine Funkverbindung zur MIR möglich war.
Im luftleeren Spektr-Modul sieht es wesentlich besser aus, als man nach Wochen im Vakuum und ohne Heizung erwartet hatte. So konnten die Kabel im Modul angeschlossen und zahlreiche Dinge geborgen werden. Das Leck in der Aussenhülle wurde aber nicht gefunden, dafür und für die notwendige Reparatur sind ohnedies bis zu 6 Weltraumspaziergänge geplant.
Die Solarzellen im Spektr-Modul liefern zwar bereits wieder Strom, ihr Anschluß an das Bordnetz der MIR kann aber erst im Laufe der Woche erfolgen, da hierfür das Bordnetz der MIR erst wieder darauf angepasst werden muß.
Erfolgreich war dagegen die Reparatur eines Sauerstoffgenerators. Schon seit dem 14. August funktionieren damit die Lebenserhaltungssysteme wieder etwas stabiler.
Der neuen MIR-Besatzung ist es gestern nicht gelungen, das "Progress"-Raumschiff wie geplant wieder an die MIR anzudocken. Das Manöver musste wegen eines falsch geladenen Programmes im Bordrechner der Progress-Kapsel um einen Tag verschoben werden. Es könnte eine ähnliche Ursache vorliegen wie beim Zusammenstoß mit der Progress-Kapsel Ende Juni, bei der die MIR schwer beschädigt wurde.
Dies wirft wieder einmal ein deutliches Licht auf die grundsätzlichen Schwierigkeiten mit der MIR, die wohl auch in der wirtschaftlichen Lage Rußlands begründet sind. Viele Ersatzteile sind einfach nicht mehr verfügbar, da sie entweder nicht mehr hergestellt werden, es zuwenig davon gibt oder sie einfach nur zu teuer sind. Den Wissenschaftlern am Boden und den Kosmonauten wird dadurch höchstes Können und grandioses Improvisationstalent abverlangt.
Die bisherige (23.) MIR-Besatzung ist heute um 8.15 Uhr Ortszeit problemlos in der russischen Steppe gelandet. Die neue (24.) Besatzung macht sich morgen daran, die Schäden am Spektr-Modul zu begutachten. Dazu werden alle drei Kosmonauten bzw. Astronauten (d.h. auch der Amerikaner Mike Foale) in die Sojus-Kapsel umziehen und die Station bis Sonntag Vormittag mehrfach in sicherer Distanz umrunden und untersuchen. Nach dem zweitägigen Erkundungsflug soll dann auch das Progress-Transport-Raumschiff wieder an der MIR andocken, wenn man einen anderen Andockplatz freigemacht hat. Derzeit befindet sich das Progress Modul in sicherem Abstand von der MIR.
Die Arbeiten an der MIR führen unterdessen zwar zu ersten Erfolgen, die Stromversorgung ist beispielsweise zumindest auf niederigem Niveau gesichert; die Probleme mit der Sauerstoff- und Wasserversorgung konnten aber noch nicht zufriedenstellend gelöst werden.
Am Wochenende inspizierte die neue Besatzung die MIR und machte sich ein Bild von den Schäden. Zum Routineprogramm der Neuankömmlinge gehörten auch Evakuierungsübungen. Obwohl diese Übungen zum Programm jeder neuen Besatzung gehören, stehen sie dieses Mal doch unter einen etwas anderen Vorzeichen.
Obwohl -oder gerade weil- die Kosmonauten in letzter Minute doch noch auf Handsteuerung umschalten mußten, ist das Andockmanöver der Sojus-Kapsel an die Raumstation MIR gestern um 19.03 MESZ gelungen. Wenn man sich an die neue Umgebung gewöhnt hat, werden sogleich die Reparaturmaßnahmen beginnen. Der defekte Sauerstoffgenerator kann aber erst im September repariert werden, wenn die Atlantis einige Ersatzteile mitbringen wird.
Die neue Besatzung der MIR ist gestern von Baikonur gestartet und soll morgen an der MIR andocken. Anatoli Solowjow und Pawel Winogradow haben eine arbeitsintensive Zeit vor sich, denn während ihres rund halbjährigen Aufenthalts in der Raumstation sollen Sie die Schäden an der altersschwachen Station reparieren. Die wichtigste Aufgabe wird aber die Abdichtung des Lecks im Spektr-Modul sein, das beim Zusammenstoß der Station mit einer Versorgungskapsel entstanden ist.
Im September wird die MIR erneut Besuch bekommen, wenn der amerikanische Astronaut Michael Foale von seinem Nachfolger David Wolf abgelöst wird. Bei Bedarf wird das Space-Shuttle dann auch noch weitere Geräte und Werkzeug mit zur MIR bringen können.
Am vergangenen Donnerstag, dem 17.7.1997, hatte sich die Lage auf der russischen Raumstation MIR dramatisch zugespitzt. Die MIR war mehrere Stunden ohne elektrische Energie und trudelte steuerungslos auf ihrer Bahn. Sämtliche Rechner waren ausgefallen und die verbindung zur Erde war nur über die angekoppelte Sojus-Kapsel möglich.
Ursache war ein menschlicher Fehler der offensichtlich völlig überarbeiteten und gestressten Besatzung: Ein Kosmonaut trennte bei Vorarbeiten für die Reparatur am Spektr-Modul versehentlich ein Kabel durch, welches für die Steuerung der Solarpanels wichtig war. Obwohl man die Verbindung sofort wiederherstellen konnte, hatte die MIR ihre Ausrichtung zur Sonne verloren, die Energieerzeugung der Solarpanels sank auf ein Minimum.
Gegen Abend war die Lage dann wieder unter Kontrolle, nachdem man die MIR mit Hilfe der Steuerdüsen der angekoppelten Sojus-Kapsel stabilisiert hatte. Allerdings ist dies das letzte Mal, das die Sojus-Kapsel derartige Hilfestellung geben konnte. Denn der Treibstoff an Bord ist so knapp kalkuliert, das sonst die Rückkehr zur Erde gefährdet werden könnte. Die Lagekontrolle der MIR geschieht jetzt wieder durch Kreiselsysteme, die von Elektromotoren gesteuert werden und erfordert daher keinen Treibstoff. MIR selbst verfügt nicht über eigene Steuerdüsen.