Das schwärzeste MagaZYN der Welt
Ausgabe 11/96 HTML


© ZYN!-Redaktion - HTML Bearbeitung 30.5.96 - Letzte Änderungen: am 10. Juni


DIE NU WIEDER!:

Was!? So kurz hinter der Ausgabe 10 schon die 11!? Tja, das Grauen nimmt kein Ende, und wo kämen wir denn hin, wenn auf eure Geschmacksnerven plötzlich Rücksicht genommen würde?? Seit das ZYN!-Magazin im Internet ist, steigt der Nachschub an druckbaren Stories spürbar an. Neue Zyniker melden sich aus aller Welt, und die alten Zyniker greifen wieder zum Vorschlaghammer. Und wäre dies nicht schon gespenstisch genug, so tauchen plötzlich jeden Tag Leserbriefe auf! Es gibt Leute die es nicht kategorisch bestreiten jemals unser kleines sadistisches Magazin gelesen zu haben! Und endlich kommen regelmäßig Briefe Marke "Ich bin ja tolerant, aber das ist nicht witzig!", über sowas liest besonders SNORR mit steigender Begeisterung (4 hat er schon erledigt). Man verleiht uns mittlerweile sogar Preis für die "Coolste Webseite des Tages" (allerdings gleichberechtigt neben irgendwelchen Vaseline-Herstellern), oder kührt uns zum Mitglied der "Top 5% des deutschen Webs". In diversen Auftstellungen taucht das ZYN!-Magazin nicht nur gleichberechtigt neben der Titanic (der Satirezeitschrift natürlich) auf, sondern gleich zwischen FAZ und TAZ...

Nun, genug geprotzt. Klar haben wir den Dicksten, aber das muß ja nun nicht ständig wiederholt werden. Die Ausgabe 12 wird auch bald folgen, soll aber nicht heißen daß sowas ständig passiert. ;)

Bis bald,
SAMMY
[ZYN!-Redaktion]

PS: Wie war das noch?:
"ZYN! - Für manche ist es eine Praline, für andere die längste Tracht Prügel der Welt!" (M-COM, Köln)


INHALT

[1] Heckenschützen von I.WAHN
[2] Der ZYN!-Megablock von SNORR
[3] ORGASMUS FAQ V1.0 von XXX
[4] Der Alzheimer Report (Teil 1) von Kuttowski
[5] Wie werde ich intellektuell? von SAMMY
[6] GEORGIE von SNORR
[7] ZYN!-Impressum 11/96




[1] Heckenschützen - von I.WAHN

Die wissenschaftliche Erkenntniss, daß der Konsum von Haschisch zu einer Verbesserung der Nachtsichtigkeit um 30% führt, war eine Tatsache, die den Planungstäben der Bundeswehr schon längere Zeit die Denkfalten in die Stirn trieb. Schließlich wurde ein geeignetes Anwendungsgebiet gefunden, Mittel aus dem Bundeshaushalt bewilligt und es kam zur Bildung einer streng geheimen Spezialeinheit: Den Heckenschützen.

Bei dieser Einheit handelte es sich um speziell in Guerilla-Taktiken ausgebildete Männer, deren Einsatzgebiet im Hinterland des Feindes liegen sollte. Da Haschisch aber neben der verbesserten Nachtsichtigkeit zu einer eher pazifistischen Haltung führte, ergab sich die Notwendigkeit, diese unerwünschte Nebenwirkung durch ein anderes Mittel aufzuheben. Durch unzählige Experimente wurde schließlich festgestellt, daß ganz einfacher Alkohol die gewünschte Steigerung der Aggressivität mit sich brachte.

So wurde die Spezialeinheit schließlich in der Rommel-Kaserne bei Köln stationiert und wäre auch sicherlich bis zum nächsten Krisenfall von der Bevölkerung völlig unmbemerkt geblieben, wenn es nicht diese Verkettung von unglücklichen Ereignissen gegeben hätte, die zu dem führten, was heute im allgemeinen Sprachgebrauch nur noch als der "Fall Hasch" bekannt ist...

In der Nacht zum 7. Juli 1996 sollte Unteroffizier Planke eine Stube mit frisch rekrutierten Rekruten wecken, die für einen Orientierungsmarsch ausgewählt worden waren, d.h. sie wurden mit voller Ausrüstung irgendwo in der Pampa ausgesetzt und mußten dann gefälligst alleine zurück finden.

Wie es das Schicksal so wollte, hatte Planke am vorhergehenden Abend ausgiebig die aggressionsfördernde Wirkung des Alkohols getestet und taumelte deshalb mit einem Restalkoholpegel um 4 Promille durch die Gänge der Rommel Kaserne. Da es eigentlich ziemlich unerheblich war, welche Stube er nun weckte, wählte er einfach einen Raum aus, riß die die Tür auf und schrie:

Hätte sich Unteroffizier Planke nicht in dieser Sekunde übergeben müßen dann wäre ihm vielleicht das verklärte Lächeln der Soldaten aufgefallen. Eventuell hätte er sogar bemerkt, daß diese Soldaten, was nun doch eher ungewöhnlich war, aus einem speziellen Stahlschrank Präzisionsgewehre entnahmen und sich Handgranaten, Unmengen von Munition mit dem Aufdruck "NATO banned" sowie einige andere Dinge in ihre Taschen stopften...

Hätte er nichts getrunken, wäre ihm wahrscheinlich aufgefallen, daß er sich in einem völlig falschen Flügel der Rommel-Kaserne befand, aber so war er einfach nur froh, in sein Bett kriechen zu können und den Kopf noch für einige Stunden in einen Eimer zu stecken. Mit den Worten "U... U.... Und wischt die Sauerei da weg!" verschwand er aus dem Zimmer.

Der Kraftfahrer Bradtke, der den geschlossenen Kastenwagen lenkte, mit dem die Rekruten zum Ausgangspunkt ihres Orientierungsmarsches gefahren werden sollten, sagte später vor dem Untersuchungsausschuß des Bundestages aus, daß er sich zwar über die Gewehre gewundert hätte, aber da die Soldaten sofort in den Wagen gestiegen seien keine weiteren Fragen stellte. Nach wenigen Minuten erschien auch Feldwebel Stürmer, der den Rekruten die Instruktionen für den Orientierungsmarsch geben sollte, stieg auf den Beifahrersitz des Kastenwagens und befahl abzufahren, ohne einen Blick in den Laderaum zu werfen.

Durch einen Zufall führte der Weg des Bundeswehr-Kastenwagens über die Ringe, einem Zentrum des Kölner Nachtlebens, welches um diese Uhrzeit aufgrund des vierspurigen Ausbaus, und der vielen Disco-Girlies auf den Fußwegen, die bevorzugte Stelle zur Austragung von Rennen des GTI-Clubs "Gib Gummi" Ehrenfeld (gegr. 1989) e.V. war. Der Automonteur Uwe Schmitz, 23, und Klaus Klawotzke, 19, Darmentlehrer im Schlachthof, schossen gerade mit 180 km/h durch die Kölner Innenstadt, als der in Tarnfarben gestrichene Kastenwagen um die Ecke auf die Ringe einbog.

Weder Klaus Klawotzke, der im Handschuhfach nach dem Rinderdickdarm wühlte, den er im Moment seines Sieges seinem Konkurrenten auf die Windschutzscheibe schleudern wollte, noch Uwe Schmitz, der ein paar Discoschlampen läßig zuwinkte während er mit der anderen Hand durch seinen Schnäuzer strich, bemerkten den Wagen bis zu der Sekunde, in der sie sich in ihn hinein bohrten.

Klaus Klawotzke wurde mit dem Kopf im Handschuhfach aufgefunden, wo er offensichtlich in einem Rinderdickdarm erstickt war. Der Oberkörper von Uwe Schmitz wurde auf Feldwebel Stürmer liegend gefunden. Sein Arm hatte einer der Discoschlampen die Frisur zerstört, woraufhin diese einen hysterischen Anfall bekam und begann ihre Umgebung mit Tränengas einzunebeln. Uwes Kopf blieb zunächst verschwunden.

In dem vorherrschenden Chaos bemerkte niemand, wie aus der aufgesprungenen Ladeluke des auf der Seite liegenden Kastenwagens zwei Rauchgranaten geschleudert wurden, deren dichter Qualm sich mit den über die Straße ziehenden Tränengasschwaden vermischte, und in dessen Schutz drei albern kichernde Gestalten die Überreste des Kastenwagens verließen, um in verschiedene Richtungen davonzuschleichen...

... Am Unfallort zumindest bemerkte es niemand. Aus den Berichten der wenigen überlebenden Augenzeugen, war der erste, der das Verschwinden der drei Gestalten bemerkte, der Versicherungsvertreter Hermann Kaiser. Die Erkenntnis, daß hier etwas nicht stimmen konnte, ereilte ihn wenige Sekunden, nachdem er einen Sex-Shop verlassen, und sein Kopf sich wie eine aus dem 10. Stock geworfene Wassermelone über Straße und Schaufensterscheiben verteilte. Seine Hand klammerte sich immer noch um die braune Papiertüte, in der ein kleiner mit Dornen besetzter Analvibrator vor sich hinbrummte, der sich beim Aufprall auf den Boden eingeschaltet hatte.

Schütze Koslowski grinste debil in sich hinein, nahm einen weiteren Zug von seinem Joint, und spülte mit einem kräftigen Schluck aus seinem Flachmann nach. Endlich war er im Einsatz, endlich hatte die jahrelange Kifferei und Sauferei einen Sinn bekommen - jetzt würde er es ihnen allen zeigen, dachte er, während er vom Dach des Kaufhauses das er als Standort gewählt hatte, Ziel nahm und dafür Sorge trug, daß ein Zeitungsverkäufer Teil der Schlagzeile des nächsten Tages wurde.

Unterdessen mußte eine Gruppe Yuppies feststellen, daß Handys tatsächlich gesellschaftlich nicht aktzepiert sind. Im Biergarten des nahen Stadtgartens entdeckte Jungbanker Michel Siebmann den Grund, warum man in Biergärten das Funktelefon abstellen sollte. Kaum hatte er nach dem fünften Klingeln - solange wartete er immer, damit auch jeder im Umkreis mitbekam, daß er ein Handy hatte - mit einem gewinnenden Lächeln zu den kichernden Gymnasiastinnen am Nebentisch sein Telefon aus der Tasche gezogen und sich mit "Siebmann, Vermögens- und Finanzberatung" gemeldet, als plötzlich sein Telefon, sein alkoholfreies Bier und er selbst von Stahlmantelgeschossen getroffen wurden.

Schütze Glöber war da, wo er immer hingewollt hatte: Gut verschanzt in einer Baumkrone, mit genügend Zielen und genügend Munition. Von seiner ursprünglichen Taktik, seine Ziele mit Einzelschüssen zu erledigen wich er sehr schnell ab, stellte sein Gewehr auf Dauerfeuer, und schwengte es einfach hin und her, während er dabei immer "BUMM! BUMM! BUMM!" rief.

Etwa zum gleichen Zeitpunkt brachte Schütze Vollmann den Priester einer etwa zwei Kilometer entfernten Kirche während der Spätmesse dem Herrn ein bedeutendes Stück näher. Er hatte die Tür gründlich verschlossen, bevor er sich auf die Kanzel schlich und mit den Worten "Wo sind die Weihrauchstäbchen!" anfing Handgranaten in die Menge zu werfen. (Übrigens ist das werfen von Handgranaten in Kirchen eine Eigenschaft, die bei Soldaten in den Genen verankert ist. Sobald ein Soldat eine Kirche sieht, empfindet er das unbändige Bedürfnis, ein Bündel Handgranaten hineinzuwerfen.)

Polizeiobermeister Walter und Hauptwachmeister Stenzel wurden durch die Explosionen in der Kirche aufmerksam, als Sie auf der Rückseite des Gebäudes gerade einen Obdachlosen zusammentraten. Die Magazine ihrer Dienstwaffen leerend, stürmten Sie durch den Hintereingang in die Kirche, wo Sie auch schon durch zwei Fangschüsse gestoppt wurden. Die Gerichtsmediziner stellten fest, daß es ihnen dennoch in der kurzen Zeit ihrer Anwesenheit in der Kirche gelungen war, 17 Meßdiener mehr oder minder schwer mit ihren Kugeln zu verletzen.

Die weiteren Vorgänge in der Kölner Innenstadt lassen sich nur sehr schwer und lückenhaft rekonstruieren. Nach knapp einer Stunde war die Polizei zu der Erkenntnis gekommen, daß etwa ein halbes dutzend wahnsinniger Amokläufer in der Innenstadt unterwegs sein mußte und sperrte den Bereich weiträumig ab.

Im Laufe der Nacht gelang es schließlich, den Schützen Koslowski (43 Opfer) zu stoppen - allerdings nur durch die gezielte Sprengung des Gebäudekomplexes, in dem er vermutet wurde.

Schütze Vollmann (57 Opfer) wurde vom Küster der St. Maria Gnaden auf dem Altar gefunden, wo er zwischen leeren Meßweinbechern und den Resten mehrerer Joints mit zwei Räucherstäbchen in den Nasenlöchern lag und leise "Blib! Blib!" murmelte.

Schütze Glöber (195 Opfer) schließlich konnte erst nach 4 Tagen gefaßt werden, nachdem der komplette Stadtgarten mit Hilfe von Agent Orange entlaubt worden war. Wie sich herausstellte, hatte er das Hanfanbauprojekt einer alternativen Wohngemeinschaft in einem nahen Schrebergarten entdeckt, und wäre somit in der Lage gewesen, noch weitere vier Wochen zu operieren. Um seinen Hals trug er einen nicht identifizierten frisch präparierten Schrumpfkopf.

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums meinte in einer ersten Stellungnahme: "Es ist eine bodenlose Unverschämtheit zu behaupten in der Bundeswehr gäbe es so etwas wie Heckenschützen. Am Ende wollen Sie der Bundeswehr noch so etwas wie Tötungsabsicht bei der Erfüllung ihrer Aufgaben unterstellen! Aber?! Aber?!! Was aber??! Erich, Bruno, packt ihn!"

(I.WAHN)

SNORR

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[2] Der ZYN!-Megablock - von SNORR

"Die Geschichte der Menstruation der Frau ist eine Geschichte voller Mißverständnisse." Mit diesen gewichtigen Worten schaltet die junge Frau im intellektuell-strengem Kostüm den Diaprojektor aus, und läßt die automatischen Fensterläden schließen. Während sie selbstbewußt an einem ausladenden Bücherregal vorbei defiliert, bemerkt sie ihre kleinen Fehler, und schaltet das Licht an.

Doch es ist zu spät: Mit einem hohen Pfeiffen rast die niederschmetternde Katastrophe auf sie zu. Sie kann noch ihre letzten Worte "Deshalb bin ich für OP." herausquetschen, als krachend dieser qualmende 50-Tonnen-Betonblock durch die Decke bricht, und sie durch die nächsten zwölf Stockwerke mitnimmt. Im Rahmen dieser ZYN!-Werbeaktion sterben außerdem noch fünf fette überflüssige PC-User auf einer Copy-Party, eine alleinstehende Mutter mit drei kleinen Kindern, ein mehrfach vergewaltigter deutscher Schäferhund, sein national gesinnter Besitzer, und sieben angehende WirtschaftswissenschaftlerInnen, die für eine Mathematikklausur gebüffelt haben, einen völlig sinnlosen Tod.

Während aus den zerspringenden Fenstern des untersten Stockwerks des getroffenen Appartmenthauses noch Putz, Gedärme und Knochensplitter spritzen, fährt ein kurz geschorener ZYN!-Redakteur in schwarzem Leder auf seinem Motorrad vor. Mit einem Dreher bringt er die Maschine zum Stehen, steigt ab, und macht das Viktory Zeichen: "Diese Zeiten sind nun endlich vorbei..."

Er zeigt auf einen benachbarten Kinderspielplatz, wo einige Kritiker des ZYN!-Magazins ("Ich fands weder gut noch witzig...") mit Paketschnur durch ein angerostetes Klettergerüst geflochten worden sind. Ihre Posituren haben ein bißchen was von Picassos "Guernica". Im Sandkasten stehen zwei schwarz gekleidete Gestalten, und stopfen ihre altmodischen Vorderlader.

Anscheinend sind sie automatische Waffen gewöhnt, sie brauchen zu lange. Verantwortungsbewußte und mündige Bürger haben das barbarische Tun der Autoren bemerkt, und beginnen die vor Dankbarkeit winselnden Kritiker zu befreien. Das entgeht dem Adlerauge des ZYN!-Redakteurs auf dem Motorrad nicht. Er zückt sein Handy, und tippt eine Server-Nummer, gefolgt von endlosen Zahlenkolonnen. Dann hält er den Hörer an das Ohr mit dem Ohrring, und nickt zufrieden lächelnd.

Ein schrilles Pfeiffen kündigt einen weiteren Betonblock an, der diesmal, aufgrund des eher provisorischen Einsatzes, nicht ganz genau trifft. Der Muschelkalk des Spielsandes wird nur mit dem aufbrandenden roten Schlamm der Helfer durchmischt. Allerdings gibt der Aufprall dem Klettergerüst eine neue Form, die den Kritikern nicht unbedingt gut bekommt. Ihre Augen ploppen wie kleine Plastikbällchen aus Kinderpistolen heraus, und baumeln an den Nervensträngen in einer ordentlichen Reihe.

"Kult! Ein Managerspiel!", ruft der kleinere der beiden Autoren, schmeißt den Vorderlader weg, rennt zu den abtropfenden Überresten, und beginnt die Augen rhythmisch aneinander klacken zu lassen. Einigen überlebenden Kritikergehirnen wird durch diesen letzten Input dermaßen übel, daß sie sich durch die längs gespaltene Speiseröhre in kleinen Schüben in die eigenen Innereien erbrechen.

Der andere Autor, der mit den ausfallenden Haaren, drückt geistesabwesend seine Flinte in eine bereits ausgestreckte Kinderhand, und brüllt den Redakteur an: "Toll Frank! Das waren unsere! Such dir deine eigenen!"

"Hatten wir nicht gesagt: Keine Namen? Jörg?" Ein donnernder Knall unterbricht den Disput. Der neunjährige Verlierer eines Cowboy-und-Terminator Spiels ist von Schrotkugeln in den Betonblock gemeißelt worden. Es sieht aus wie "Doom" auf einem Tatari-Jaguar.

Pixelig, aber alle wissen, was gemeint ist.

Die Gäste im ZAP-1 Studio von Klona Christen staunen nicht schlecht, daß sie statt "Klatschen" oder "Trampeln" diesmal "Hände hoch!" lesen. Während sie noch unsicher grienend tun, wie ihnen geheißen, stürmt dieser schwarz uniformierte ZYN!-Sturmtrupp herein. Als sie ihre Maschinenpistolen auf das Publikum ausrichten, guckt es hilfesuchend zu den Schildern.

"Das war's!" steht dort nur.

Mit knatternden Garben aus den neuartigen rückstoßfreien Fuzzy-Maschinenpistolen malen sie fette rote spritzige Linien durch das Publikum. Wo die Kugeln auf unbefriedigte Hausfrauen klatschen, spritzen klebrige Stücke Make-Up bis an die Decke. Metallisch hämmernd werden braungebrannte Bodybuilder-Muskeln tranchiert, abgetrennte Arme, Hände und Köpfe poltern in Blutströmen die Zwischentreppchen herunter. Bunte Lämpchen der Studiodekoration glimmen düster unter den dampfenden Laachen.

"Nicht zu glauben, wie schnell man aus zivilisierten Menschen einen Haufen Scheiße machen kann!", mit diesen Worten wirft einer mit seinen scharz behandschuhten Händen ein leeres Magazin aus. Das Metallstück macht auf dem Boden klingelnde Geräusche, die mit ihm durch die plötzliche Stille hüpfen. Irgendwo pumpen blubbernd ein paar offene Herzen, angetrieben durch ihre völlig überladenen Schrittmacher.

Klona Christen steht immernoch an der Stelle, wo sie vorhin ihr ehemaliges Publikum begrüßen wollte. Kalter Schweiß rinnt ihr durch die Klariel-Reine Unterwäsche, das Mikrophon umklammert sie mit starren Händen, aus denen die Knöchel hervorbrechen drohen. Durch ihre Gummibärchenbrille starrt sie mit offenem Mund auf die Schlachtbänke.

Mit den herrlichen Worten "Blöcke statt Perlen!" schubst sie der kurzgeschorene ZYN!-Redakteur an die richtige Stelle, wo prompt der 50-Tonnen-Betonblock runter donnert, und sie zermalmt.

An einem zähen Hanfseil mit bunten Luftballons, das der Megablock mit nach unten gerissen hat, segelt ein verheddertes blondes Jungmoderatorenpärchen einer Kindersendung auf den harten Studioboden, wo es gebrochen stöhnend liegen bleibt. Sinnigerweise ist das Seil für irgendein infantiles Spielchen mit allem möglichen Equipment verknotet gewesen, so daß die letzten Zehntelsekunden der beiden, mit weit offenen Mündern und stummen Schrei, von der nachfallenden zentnerschweren Kamera, und ihrem festhängenden brüllenden Bediener im Karohemd, live zu unseren lieben Kleinen in die zweite Reihe übertragen werden. Die Krönung ist allerdings die Halogen-Heizleuchte, die zum Schluß noch in den aufschäumenden Matsch plumpst, und alles zischend zu rotem Nebel verdampft. Es riecht nach armen Würstchen.

Ein inoffizieller ZYN!-Mitarbeiter (IM Odin) tritt durch die Schwaden nach vorne, seine langen schwarzen Haare sind nach hinten zu einem germanischen Kriegerknoten gestylt, die Narben in seinem Gesicht zeugen von unzähligen Frauenfingernägeln, und von Akne. Mit einer tiefen Stimme, die seinem durchtrainierten Körper entspricht, spricht er abfällig lächelnd ins Mikrophon: "Leider muß ich diejenigen von ihnen enttäuschen, die sich auf die Talkshow zum Thema 'Oberlippenbart gefärbt - Du hättest mich fragen sollen' gefreut haben. Tut uns leid."

Die eiligst sauber gewischte Monitorwand zeigt inzwischen einen aufwendigen Raketenstart. Majestätisch erhebt sich im Sudan eine "Fire & Forget V" auf ihren grünlich leuchtenden Abgasen.

"Aber sicherlich werden sich die meisten von ihnen gefragt haben, warum wir im Augenblick so eine miese Konjunktur haben? Sicherlich ist es nicht normal, daß jetzt unsere glatzköpfigen Sorgenkinder Asylanten nicht nur verbrennen, sondern dann auch auf gigantischen Sonnenwend-Barbecues verspeisen."

Im tiefschwarzem Weltall hoch über unserem grauen Planeten wird ein gigantischer Tank unter glühenden Feuersäulen abgestoßen. Die Trägerrakete dockt präzise an einer kilometerlangen schwarzstählernen Raumstation im gotischen Stil an, während der Tank im harten Lichtschein langsam in Richtung Sonne abdriftet. Ein Schnitt in das Innere des Tankes zeigt Hunderte von jetzt schon braun gebrannten Schnauzbartträgern, die mit fragenden Augen schwerelos durch den Zylinder driften, und dabei hilflos mit den Armen wedeln.

"Das ist nicht eine von Snorrs blöden SciFi-Serien auf KP1, das ist ZDI! Sicher, die ZYN! Defense Initiative hat bereits ein paar Staatshaushalte in den Bankrott getrieben, und dadurch in einigen Regionen zu Bürgerkriegen geführt, neben deren Greueln sich der Ostfeldzug wie eine Kaffeefahrt ausnimmt."

Die Raumstation paßt auf keinen Fernsehschirm, auf einigen Türmchen steht deutlich "Box Beton", ein Trüppchen Astronauten in Raumanzügen schweißt noch an einem Modul. Einer von ihnen erkennt, daß er gefilmt wird, und winkt freudig lächelnd in die Kamera. Dabei hält er unbedacht seinen Schweißbrenner in das Hinterteil eines Kollegen, und brennt ihm dort ein Loch in den Anzug. Eine rotbraune Tröpfchenwolke durch sein Behelfs-Arsch-Triebwerk versprühend umkreist der sehr unglückliche Astronaut die Raumstation wie ein verpfurzender Luftballon eine Stehlampe. Schließlich nimmt er zischend einen geraden Kurs in die Unendlichkeit, und verschwindet. Für immer.

"Und wer will schon 3 Milliarden unarische Nieten in der allerletzten Welt durchfüttern, wenn er stattdessen 102 orbitale Betonfabriken haben kann? Wir jedenfalls nicht! Kommen wir zum Geschäft: Ein Anruf bei unserem Server, gefolgt von den Koordinaten des Abwurfes, und ein 50 Tonnen Betonblock, der ZYN!-Megablock, wird innerhalb der nächsten Gebühreneinheit dort aufschlagen. Darauf geben wir die ZYN!-Garantie! Unsere Telephone sind jetzt wieder frei..."

Das Papamobil fährt durch die jubelnden katholischen Menschenmassen irgendeiner schwarzafrikanischen Militärdiktatur. Durch die vielen kleinen Kinder, die dauernd an das Panzerglas gehalten werden, ist der Papst schon in argen feuchtnassen Nöten. Aber die Schweizer Garde paßt genau auf, daß er sich nicht wieder eines der Bälger schnappen kann, und wie damals in Venezuela unter seinem weißen Rock verschwinden läßt.

Alles läuft klar, bis plötzlich dieser irre moslemische Selbstmordattentäter von der Ibn Izmir auftaucht. Mit den Worten "Allah aaaah..." wild sein Handy schwingend klammert er sich an dem Papamobil fest, und wählt geifernd die Servernummer. Die Hellebarden der Garde leisten an seinem Körper die gleiche gute Arbeit wie an seinen Glaubensbrüdern beim letzten Kreuzzug, als die sexy Frauenstimme durch das Handy tönt: "Ihr Anruf wurde registriert. Sie können jetzt auflegen."

Der Betonblock pfeifft zischend durch die staubtrockenen Lüfte, und klatscht sie alle weg. Die vier Räder des zerfetzten Papamobils hüpfen nach allen Seiten davon, die übrigen Splitter perforieren die umstehenden Katholen, und bringen sie so dem Schöpfer ganz nahe.

Ein Nörgler wird am Telephon von der ZYN!-Redaktion gerade abgefertigt: "Ob der Megablock-Server auch zielgenau arbeitet? Hören sie mal, das Ding ist die letzte Schöpfung von Pray Overlord Research Technologies. Der könnte genausogut eine globale Wetter- oder Erdbebenvorhersage für die nächsten drei Monate berechnen! Oder Boris Jelzin im Kreml die Eier wegschießen, während er noch besoffen auf dem Rednerpult torkelt! Aber Naturkatastrophen brauchen sie nicht mehr, jetzt haben sie ja uns!"

Der ZYN!-Redakteur vom Anfang knallt den Hörer auf die Gabel, und starrt entnervt auf die Monitorwand, die gerade einen Engpaß über dem Ruhrgebiet anzeigt. Bei irgendeinem Bundesligaspiel haben die Hooligans die Beherrschung verloren, und sich gegenseitig samt Stadion unter einem Betonklotzhagel vom vielfachen Gewicht der Cheopspyramide begraben. Einige waren noch dazu zu blöd gewesen, und hatten offensichtlich einige Ziffern beim Wählen vertauscht. Anders wäre diese Streuung nicht zu erklären, die Dortmund wieder auf den Stand von 1945 gebracht hat.

"Der Server hat den Anschluß dieser Person über Kult-4-Net zurück verfolgt. Muß sie weg?"

"Watt mutt, datt mutt..."

Während in der orbitalen Betonstation 67 einer von tausenden Betonklötzen vollautomatisch auf seinen Weg durch die Atmosphäre gebracht wird, fährt ein Müllwagen frühmorgens um halb Zehn irgendwo durch Deutschland. Sogenannte Hecken-Handy-Men sehen von ihren Verstecken aus zu, wie Schräuble und Christopher Reeve auf ihren Rollstühlen von kräftigen muskelbepackten Müllmännern nebeneinander an der Aufladevorrichtung fest gemacht, und parallel in das malmende Wageninnere gekippt werden. Der Müllwagen rollt gemächlich zu den nächsten Rollstuhlinsassen. Seitdem die Pflegeversicherung durch ZDI unbezahlbar ist, ist es üblich geworden, Pflegefälle auf diese Weise entsorgen.

Auf dem Mond schuften sich derweil 6 Millionen blonder vollbusiger Sklavinnen in knappen Tanga-Raumanzügen in den Zementgruben zu Tode.

(SNORR)

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[3] ORGASMUS FAQ V1.0 - von XXX

1. Die Welle

2. Der Vulkan

3. Der Sturm

4. Die Achterbahn

5. Kuehlschrank

(XXX)

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[4] Der Alzheimer Report (Teil 1) - von Kuttowski

Diagnose

Unbestätigten Gerüchten zufolge leidet jeder 2. deutsche an jener geheimnisvollen Krankheit die im Volksmund einfach nur Alzheimer genannt wird. Dieser wissenschaftliche Bericht soll ihnen helfen diese Krankheit bereits im Frühstadium zu erkennen.

Teil I:
Wie erkenne ich Alzheimer und schnelle Maßnahmen zur Heilung:

  1. Sie kommen von der Toilette und alle Leute schauen ihnen erstaunt nach -
    einige halten sich die Nase zu und übergeben sich.

    Diagnose: Sie ziehen schon wieder die gebrauchte Klopapierrolle hinter sich her!

    Hängen sie sich einen Schild um den Hals auf dem folgendes steht:

    1. Papier abrollen
    2. Papier abreißen
    3. Papier benutzen
    4. Papier in der Toilette abspülen.

  2. Sie wundern sich über die vielen Geisterfahrer

    Diagnose: Ihr Urlaub in England ist zuende!

    In Deutschland fährt man rechts. Um diesen Irrtum zukünftig zu vermeiden, lassen sie aus ihrem rechten Vorderreifen die Luft ab. Ihr Wagen wird automatisch nach rechts ziehen und das Fahren auf der richtigen Spur kommt somit wie von selbst.

  3. Sie verlieren verdammt viel Gewicht

    Diagnose: Sie essen nichts mehr!

    Kaufen sie sich einen Hund. Wenn dieser hechelnd vor dem Kühlschrank sitzt ist es Zeit sowohl dem Hund als auch ihnen etwas zu essen zu geben. Achten sie darauf, wer das Hundefutter zu sich nimmt, es ist definitiv für ihren haarigen Lebensretter bestimmt. Ebenso der Freßnapf!

  4. Ihr/e Freund/in sitzt seit einigen Stunden vor ihnen und klopft mit den Fingern auf den Tisch und starrt sie an

    Diagnose: Sie haben einen wichtigen Termin vergessen!

    Denken sie nach: Hochzeitstag? Geburtstag? Namenstag? Sollte Weihnachten, Ostern oder Sylvester sein, so überspringen sie die nächsten Zeilen. Denken sie einmal über die Bedeutung des "finalen Todesschusses" nach.

  5. Sie wundern sich, das ihr Kontostand sich dem Nullpunkt nähert

    Diagnose: Sie gehen nicht mehr arbeiten

    (Jaja, da war doch was...), und nur wer arbeitet bekommt Geld! Gehen sie zur Arbeit und überzeugen sie ihren Chef davon das sie in den letzten Monaten in Geiselhaft gesessen haben. Sie brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben, in wenigen Minuten werden sie sowieso nicht mehr wissen was sie ihrem Chef erzählt haben, geschweige denn daß sie nicht zur Arbeit gekommen sind. Wenn sie Glück haben ist ihr Chef auch an Alzheimer erkrankt und wird sich nicht an sie erinnern. Setzen sie sich einfach an ihren Schreibtisch und versuchen Sie sich an ihren Aufgabenbereich zu erinnern.

  6. Sie werden unter einem Namen angesprochen denn sie noch nie zuvor gehört haben

    Diagnose: Es ist zwar ganz gut das sie ihren Namen jeden Morgen von ihrem Personalausweis ablesen und auswendig lernen, aber sie sollten schon den richtigen Ausweis benutzen!

    Es ist ganz einfach. Auf jedem Ausweis ist ein Bildchen das dem Bild in ihrem Badezimmerspiegel ähnlich sein sollte! Sind sie der Meinung daß ihr Name "Allgemeine Ortskrankenkasse" oder "Videothek Müller" ist, so begeben sie sich zum nächsten Rathaus und lassen sich einen neuen Personalausweis ausstellen.

(Kuttowski)

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[5] Wie werde ich intellektuell? - von SAMMY

Auf einfachen Wegen zum sozialen Durchbruch

In der heutigen Zeit voellig normal zu sein, ist aehnlich gefaehrlich wie das Zeigen von Anzeichen fuer Pest im fruehen Mittelalter. Normalen Menschen stehen lange, trostlose Jahre unter anderen, voellig normalen und somit langweiligen Menschen bevor. Sollten Sie allerdings ein wenig mehr von Ihrem Leben erwarten, als die reine Existenz in der Belanglosigkeit normaler Menschen, sollten Sie danach streben "Intellektuell" zu werden. Haben Sie diesen Status erstmal erreicht, so gehoeren Sie einer eigenen Adelsklasse an aus der man nur schwer wieder vertrieben wird.

Es gilt als erstes einige Binsenweisheiten des intellektuellen Lebens zu verinnerlichen. So gehen diese Menschen nicht einfach durchs Leben, um zu lachen, zu weinen, oder ihren Mitmenschen bei diesen Dingen zuzusehen. Nein, intellektuelle Menschen, besser noch "Intellektuelle Geister", haben mit ihrer Geburt eine Mission begonnen, die es abzuschliessen gilt. Und wenn sie dafuer einen Kreuzzug fuehren muessen. Sollten Sie bislang ohne ein solches Ziel gelebt haben, so muessen Sie das schleunigst aendern.

Und das wir uns recht verstehen: Dieses Ziel sollte ein hehres sein, und nicht etwa primitive Plattheiten wie "Spass haben", oder "Genuss" unreflektiert anstreben.

Allerdings ist es fuer eine einfache Seele etwas schwierig sich das noetige Ruestzeug zuzulegen, welches fuer den gewieften Intellektuellen absolut lebensnotwendig ist. Es ist aber mit ein wenig Arbeit moeglich, sich in ueberschaubarer Zeit dieser besonders gesegneten Klasse Mensch anzuschliessen, und dem eigenen Leben somit einen wirklichen Sinn zu verleihen. Folgendes haben Sie hierbei zu beachten.


Die Kleidung


Der intellektuelle Mensch, oder auch "Homo Sapiens Elitaris" (HSE), trachtet jede Sekunde danach sich nicht mit seiner Umwelt gemein zu machen. Und somit Sie auch! Ein Gedanke den Sie moeglichst schnell verinnerlichen sollten.

Sie moechten sich abheben von der gesichtslosen, dummen Masse Ihrer Mitmenschen, und wissen dies schon in Ihrer Kleidung auszudruecken. Die weitaus meisten Dinge taetigen Sie nicht aus einer Laune heraus, sondern aus Ueberzeugung. Es beansprucht eine ganze Menge Selbstdiziplin um z.B. nicht aus einem typischen Kino-Kassenschlager verzueckt herauszutaumeln, und jedem zu versichern dieser Film sein "grosse Klasse". Gerade dann wenn Ihnen der Film tatsaechlich sehr gut gefallen hat. Ein sehr bekannter und geschaetzter Kinokritiker tat genau dies nach dem Besuch des Massenprodukts "Jurassic Park", und war in der Folge fuer sein pikiertes Umfeld gesellschaftlich erledigt. Er starb wenig spaeter voellig verarmt eines Hungertodes.

Ein gewichtiger Aspekt im Auftreten eines Intellektuellen ist die Kleiderfrage. Ohne richtige Schale ist Ihre positive Entwicklung in diese Richtung faktisch unmoeglich, da kann es im Kern noch so vielversprechend aussehen.

Allerdings gibt es hier verschiedene Schulen, welche wiederum zahlreiche neue Varianten entwickelten. Eine der klassischen Varianten ist die des Modeverzichts. Als Sprachregelung bietet sich fuer Sie hier das "Ich lehne solche Modediktate strikt ab!" an, oder ein "Ich halte eine Distanzierung der Elite, gegenueber der Massenkultur, fuer ueberfaellig!". Das soll allerdings nicht bedeuten, dass Sie als Adept dieser Schule schlechte Kleidung tragen. Schlicht, aber teuer ist hier die Devise. Und moeglichst von Schneidern welche dem Durchschnittsmenschen bislang unbekannt geblieben sind.

Vertreter dieser Schule hassen alles von der Stange, alles was die Masse traegt, und ueberhaupt ist das Wort "hassen" fuer Sie hier von grosser Bedeutung. Wer seine Kleidung anders begreift als Sie, hat schlichtweg nicht begriffen was zaehlt, das sollte Ihnen immer klar sein!

Dieser Poebel muss bei Ihnen schon vom weitem erkennen, welcher unabhaengige Geist da vor ihm steht. Dunkle Farben sollten dominieren, mit einem Hang zum konservativen Schnitt in der Kleidung. Es laesst sich innerhalb dieser Schule eine gewisse Uniformitaet nicht ganz leugnen, andererseits zeigt dies, dass Sie im Besitz des wahren, und einzigen guten Geschmacks sind.

Es empfiehlt sich fuer Sie, nun auch eine Abkehr von komplizierten Frisuren, zugunsten extremer Kurzhaarfrisur. Der Denker denkt, er foehnt nicht! Nicht ganz so populaer ist die Vollglatze. Der typische HSE baut sie erst in sein Gesamtkonzept ein, wenn es nicht anders geht. Dann allerdings voller Ueberzeugung! Kaum umgehen koennen Sie auch die kleine, moeglichst runde Brille. Sollten Sie nicht kurz oder weitsichtig sein, lassen Sie sich Fensterglas einsetzen. Oder gar keines! Aber verzichten Sie nicht auf dieses Accessoir. Denn in der Kombination zum Haarschnitt, ergibt sich so bei Ihnen ein fast asketisches Auftreten, welches die meisten normalen Menschen auch ohne Worte in ihre engen Schranken verweisen wird.

Ein starker Kontrast zu dieser Schule, ist der dem Kuenstler verwandte Typus. Er liebt es ausgefallene Kleidung, moeglichst in der modischen Linie von uebermorgen, oder vorgestern, zu tragen. Sobald ihm ein normaler Mensch begegnet, welcher auch nur andeutungsweise seiner gewaehlten Linie folgt, wird die gesamte entsprechende Garderobe auf Dauer eingemottet. Niemals aber wird dieser Typ ein System in seinem Handeln zugeben. Schliesslich folgt der geborene Intellektuelle immer nur seinem eigenen Wertesystem, und wenn dies zufaellig mal Mode werden sollte - Plagiat! Diese Schule empfiehlt sich Ihnen, wenn sie sich in Kuenstlerkreisen bewegen, und eine gewisse Aufmerksamkeit in der Oeffentlichkeit erreichen wollen. Um Ihre Erkenntnisse moeglichst weit zu verbreiten, benoetigen Sie nun einmal einen Draht zur Presse, und die schiesst meistens Farbfotos. Seien Sie also farbig!


Die Sicht der Welt


Zwischen zwei unterschiedlichen Theorien, die beim Auftreten von HSE's fuer den kundigen Beobachter deutlich werden, sollten Sie sich entscheiden. Es sind die Eckpfeiler, an denen Sie Ihr spezifisches Denkgebaeude festmachen koennen.

Die eine geht vom "vererbten" aus, das bedeutet verkuerzt: "Man hat es, oder man hat es nicht". Seien es Stil, Eigenschaften oder Intellekt - sie koennen nicht erworben werden, erst recht nicht vom gemeinen Poebel. Wie sehr sich die Umwelt auch bemuehen mag, Ihren ganz besonderen Blickwinkel zu erfassen, es ist ihr schon genetisch nicht gegeben, diesen zu erhaschen. Diese Geisteshaltung ermoeglicht es Ihnen beispielsweise, aus jeder beliebigen Diskussion absolut unbeschadet hervorzugehen. Diskussionen sind in diesem Fall ohnehin nur Audienzen, welche Sie der Umwelt gewaehren, um ihr die Moeglichkeit zur Uebernahme Ihrer eigenen Vorstellungen zu geben. Denn obgleich Sie natuerlich wissen, dass dies nicht moeglich ist, wollen Sie doch soviele Menschen wie moeglich auf den richtigen Weg bringen - Ihren.

Darueber hinaus schaetzen fortgeschrittene HSE's es ueber alle Massen, ab einer gewissen Akzeptanz ihrer Meinung beim gemeinen Volk, diese radikal umzuwerfen. Waren Sie immer gegen Militaereinsaetze, aber ist dies mittlerweile zu populaer geworden? Kippen Sie Ihre Meinung, und rufen Sie nach Bomben, Panzern und Soldaten! Woraus hervor geht, dass auch HSE's eine leichte humoristische Ader besitzen koennen.

In der anderen Schule des intellektuellen Auftretens, haben Sie sich alles hart und quaelend erarbeitet, und beziehen aus dieser Tatsache den Anspruch auf das Wissen um die Dinge. Wer, metaphorisch gesprochen, nicht jahrelang in den Uranminen des Intellekts geschuerft hat, darf nicht auf Ihr Entgegenkommen oder gar Verstaendniss rechnen. In dieser Schule, ist jedes Ihrer Diplome, jedes gelesene Buch, und jede besondere Bekanntschaft zu Beruehmtheiten oder Fachleuten ein Keil, den Sie zwischen sich und die unwissende Umwelt getrieben haben. Dabei ist es unerheblich ob diese Bekanntschaften wirklich auf irgendeinem Gebiet relevant sind. Sie machen diese Menschen relevant, vergessen Sie das nie!

Bei dieser Denkweise, legen Sie bei jeder Art von Kommunikation mit der Umwelt, Ihre durch eigene, und somit richtige, Handlungen geeichte Messlatte an. Wahrgenommen werden nur noch Spezialisten und Fachleute, derweil ein dennoch nicht in Ehrfurcht verstummender Rest einfach ignoriert wird. Somit sind Sie ein fester Bestandteil einer jeden Talkshow, und finden sich eventuell bald auch im Kulturteil grosser Zeitungen wieder. Bis zum eigenen Essay im SPIEGEL, dem Walhalla des HSE's, kann es dann nicht mehr weit sein. Um wirklich noch an Sie heranzukommen bedarf es dann entweder vielen Geldes, Status und Diplome, oder eines durchgeladenen Revolvers grossen Kalibers. Und selbst darauf koennen Sie sich natuerlich vorbereiten.


Der HSE und die Umwelt


Auch fuer Sie laesst es sich nicht umgehen, mit der Umwelt in Kontakt zu treten. Wenn dies aber nun einmal so sein muss, so sollten Sie es doch wenigstens auf Ihre Art tun. Der auf jeden Preis zu vermeidende Zustand, ist bei allen Dingen das "Etwas Einfach So Tun"-Syndrom (EESTS). Gehen Sie nicht einfach ins Theater, um sich unterhalten zu lassen. Das kann jeder Vollidiot, und ist somit unter Ihrer Wuerde. Ein HSE hat einen Wertungsfilter, den alles und jeder passieren muss. Es ist nun Ihre Pflicht, dieses Theaterstueck auf dieser Grundlage zu bewerten, und dies unverzueglich, ggf. waehrend der Auffuehrung, Ihrer Begleitung mitzuteilen. Und wenn Sie alleine sind, scheuen Sie sich nicht Ihre Sitznachbarn, oder gleich das ganze Theater, laut und deutlich auf Ihre Sicht der Dinge hinzuweisen. Ueberhaupt sollten Sie Theaterstuecke nicht einfach so ueber sich ergehen lassen, sondern gegebenenfalls auch lautstark in die Inszenierung eingreifen. Die meisten Regisseure heutzutage sind Brueder im Geiste, und warten nur darauf dass wahre Kunstkenner die Gelegenheit nutzen.

Als intellektuellem Zeitgenossen wird es kaum ausbleiben, dass Sie von Gleichgesinnten auf eine Vernissage eingeladen werden. Zu dem fuerchterlichsten "Faux Pas" im Leben eines HSE, gehoert es vor einem modernen Gemaelde zu stehen, und sich in etwa folgendermassen zu aeussern: "Das ist aber mal wirklich ein schoenes Bild!"

Bedenken Sie immer, dass die Kleckserei da vor Ihnen, das mit weitem Abstand unwichtigste an dieser Vernissage ist. Notwendig ist auch hier wieder, dass sie einen Bezug zu Ihrem, einzig relevanten, Wertesystem herstellen. Wenn es nun wirklich so ist, dass Ihnen dieses Bild gefaellt, dann rasten Sie gefaelligst aus! Preisen Sie den Maler in hoechsten Toenen, und stellen Sie ihn auf eine Stufe mit Raffael. Adoptieren Sie Ihn! Je schlechter oder minimalistischer das Bild da vor Ihnen ist, desto entzueckter seien Sie. Jeder Intellektuelle benoetigt ein kleines Sortiment von schlechten, absolut unbekannten Kuenstlern, Schriftstellern oder Musikern. Diese gilt es immer dann ins Feld zu fuehren, sobald in Diskussionen die Namen von "Massenkuenstlern" fallen, die Sie nicht leiden koennen. Und da Sie intellektuell sind, duerften dies alle sein.

Wenn Sie solchermassen handeln, wird man sich Ihrer Meinung erinnern, wenn die Masse nach einer allgemeingueltigen Meinung zu diesem Maler ruft. Eine ganz besondere Kunst ist es weiterhin, ein Gemaelde, oder besser das Gesamtwerk des Malers, voellig zu vernichten. Der Schluessel hierzu ist nicht das hemmungslose Ausrasten vor der noch feuchten Farbklechserei, sondern die leise, enttaeuschte Strategie. Murmeln Sie Saetze wie "Es ist schon traurig zu sehen, wie ausgebrannt der Mann schon ist." Oder: "Nett. Belanglos, sicher. Aber nett. Wo ist die Caféteria?"


Und wenn sich die Umwelt aendert?


Wir leben in einer sich schnell wandelnden Welt, und es bedarf nur weniger Jahre, um bereits massive Aenderungen in Leben und Geschmack der grossen Masse zu erkennen. Als Intellektuellem ist es Ihre Pflicht, auch und gerade die neuen Zeichen der Zeit ihrer Werteskala unterzuordnen. Machen Sie es sich zur Gewohnheit, bei Neuerungen in Ihrer Umwelt entweder von "Vermassung der Gesellschaft", "Verlust der Grundwerte" oder schlicht "Verdummung" zu sprechen. Lassen Sie jeden wissen, dass Sie der Menschheit nur noch wenige, unverdiente Jahre geben.

Eine Reputation in politischen Kreisen koennen Sie sich schnell erwerben, wenn Sie oft und gerne "Bedenken" ueber Neuerungen aeussern, und "Gefahren" aller Art aufzeigen. Malen Sie ruhig das Schlimmste an die Wand! Sollte Ihnen eine neue Sache schlichtweg nicht passen, aber Ihnen gehen gerade die Gegen- argumente aus, ziehen sie sich auf Ihre Domaene zurueck - die Kultur. Bedenken Sie: Was Kultur ist, und was vor Ihr bestehen kann, bestimmen einzig und alleine Sie. Machen Sie die missliebige Sache zum Grund allen Uebels, wenn und nichts mehr anders funktioniert, machen Sie es fuer die Gewalt in der Welt verantwortlich! Ihr bereits erlerntes Auftreten, sowie zahlreiche Expertenmeinungen (Ihrer Freunde), sowie Seiten voller Statistiken werden schon zu ueberzeugen wissen!

Wenn Sie erst einmal die Grundvorraussetzungen erlangt haben, werden Sie ein weites Feld voller Moeglichkeiten vorfinden. Sie koennen alle Bereiche des Lebens mit dieser Grundhaltung ganz auf sich zuschneidern, und werden spueren wie Selbstbewusstsein und Einfluss von Stunde zu Stunde zunehmen. Bedenken Sie immer, dass die weitaus meisten Menschen sehr gerne bereit sind, Ihre Meinung mit Kusshand zu uebernehmen - vorrausgesetzt Sie wird ihnen richtig praesentiert.

Sei es im Musikgeschmack, in dem was Sie essen, oder in der Wahl Ihrer Partner: Sie sind nicht so wie die anderen, nein, Sie sind etwas noch nie dagewesenes. Sie sind ein Individuum, welches dieser Welt und den armen Schweinen die darauf leben, ein ganzes Sortiment von Stempeln aufdrueckt. Sie werden ueberall fruchtbaren Boden finden, ob in den Medien, den Computernetzen (Werfen Sie mal einen Blick in das FIDO-Netz, es lohnt sich) oder der Arbeitswelt.

Bedenken Sie immer: Unterschiedliche Menschen moegen unterschiedliche Massstaebe ansetzen. Aber Sie sind der Massstab, und zwar der einzig gueltige. Lassen Sie es die Welt ruhig wissen.

SAMMY

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[6] GEORGIE - von SNORR

N'Nacht...

Da sich anscheinend immer noch einige User der immensen Kinderschaender- Problematik unser aller Inter-Nettes unbewusst sind, hier nun das traurige Fallbeispiel eines gefallenen Users. Nennen wir ihn "Georgie". Da sich ja hinter Pseudonymen ohnehin nur verklemmte Nazis und andere potenziell gefaehrliche Irre verbergen, kann es auch keinen Unschuldigen treffen. Doch lassen wir nun "Georgie" zu Wort kommen...




Als dann zwei Vertreter des ZYN!-Magazins "Georgie" die freudige Mitteilung machen wollten, dass sein Konterfei in diversen Produktionen wieder aufgetaucht ist, wurde nur lapidar mitgeteilt, dass er im Set mit einer daenischen Dogge in die Vereinigten Arabischen Emirate verkauft wurde.

LASST EUCH DAS EINE LEHRE SEIN!!!

Euer ZYN!-Magazin in feierlicher Ausuebung seiner Pflichten...

(SNORR)

P.S.: Ratet mal, wer immernoch da ist, um die Welt zu beherrschen?

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IMPRESSUM

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30. Mai 1996
[Das ZYN! Magazin]



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