XMAS

bei ZYN!

von SNORR

The whole world in my Mac...

SUBERSIVE IN X-MAS-TIME

Totale Weihnachtsfeier bei der IG-Techno, aus den Impulslautsprechern dröhnt der Sound der 90'er "ICH BIN KRANK!", in der Mitte des gothischen Festsaals der Stahltannenbaum eines wahren Künstlers, bestückt mit Falk-Scheinwerfern, die zärtlich die hohen Säulen bis zur Kreuzgewölbedecke streicheln, aus den Spitzbogenfenstern die Lichter der Stadt, unten eine tobende brüllende Masse, die Mitarbeiter der Subversive Software, Dust-InDustries, Sadistic Software, Glöckner-Electronics, KAUF DIES G.o.b.H., sowie andere obskure Bestandteile eines weithin wuchernden Firmenkonsortiums.

Morchel lehnt dösend am Getränke-Automaten "Mr. Punch", dessen Glaskolben und Rohre immer wieder neue, fluoreszierende Farben und blubbernde Flüssigkeiten zur Schau stellen. Zwischen dem Tosen lauscht er dem Refrain "HEILE MICH TOETE MICH ICH BIN KRANK ICH BENUTZE WETGEL", das Stampfen verursacht kleine Wellen in seinem blutroten Punsch, die er durch seine vollverspiegelte Sonnenbrille intereßiert betrachtet. Einge haben schon zuviel des Kulthaften und versuchen angetörnt den gigantischen Stahltannenbaum zu besteigen, die Menge jubelt Beifall wann immer einer zwischen den irre zum Takt blitzenden Lichtern daneben greift, und fallend zwischen den Nadeln aufgespießt wird. Ihre tropfenden Körper geben dem Weihnachtsbaum eine festliche Note.

Ein Lichtblitz zuckt durch die Halle, und beendet die Qualen des, aus dem Rockpalast entführten, Diskjockeys, absolut miese Guitarrenriffs zerfetzen die Luft, Spotlights auf den Präsentations-LaserHeizer, der auf seinen schweren Ketten ruht, auf dem Geschützturm stehen El Meuro und Torte, fingerdicke Kabel verschwinden von ihren Guitarren in den LaserHeizer, sie veranstalten einen infernalischen Lärm.

irgendwie ist Fabo in seiner würdevollen Weihnachtsuniform mit drei Reihen bunten Tannenbäumchen auf der Brust, neben Morchel aufgetaucht, eine Überraschungstüte voll Gyros in der Hand. Morchel nickt, drückt professionell ein paar Knöpfe von "Mr. Punch", welcher rülpsend eine weitere Tasse Punch rausrückt, die von Fabo sofort weggegurgelt wird: "MEHR!"

Anstatt dem Befehl Folge zu lassen, formiert der Apparat einen Farb-LCD-Bildschirm, auf dem H.P., der allergrößte Hardwarefreak aller Zeiten, auftaucht: "Hallo Kameraden!" Er lächelt.

"PUNCH!!!", Fabo zielt mit dem Blaster auf H.P.'s Abbild, doch der lächelt immer weiter: "Der Vatikan hat seine Zustimmung zum IGT Projekt X-MAS-KULT gegeben, und die ersten 500 Millionen Credits auf unsere Konten in der Schweiz und Luxemburg transferiert. Bedingung: Das Photo muß noch heute, Heiligabend, verschafft werden."

"GELD!!!", Morchel und Fabo hasten in Schlangenlinien zu den Hangars, und verpassen wie sich der Laserheizer mit El Meuro und Torte in Bewegung setzt, und den Weihnachtsbaum in Stücke schießt.

H.P. starrt mißbilligend auf Morchel, der kichernd die Sicherheitschecks der Killerwatt umgeht, Fabo will ihn ablenken, und schaltet Musik im Cockpit ein, doch die düster-kompromißlosen Klänge von "Maso-Cannibals will eat 'emselves" bringen nur Morchels schwarze Gestalt zum Swingen. Er startet elegant die sechs Wasserstoffdrives der umgerüsteten Killerwatt, die diese auch prompt zum Dröhnen bringen, langsam drehen sie sich um die eigene Achse, bis die Lauflichterketten des Startfeldes zu sehen sind, die Kontrolleuchten geben der Szenerie etwas bizarres, dann dreht er auf, mit 4g rast die Killerwatt durch die heilige Nacht, der Lärm vernichtet myriaden von Weihnachtsdekorationen, falschen Nikoläusen fallen die echten Bärte ab, Kinder fangen an zu schreien, Spendenbüchsen platzen und verstreuen ihren Inhalt vor gierig grabschenden Halbstarken, welche prompt vom Knecht-Ruprecht-Weihnachtswachdienst mit Ruten zusammen geschlagen werden, die Killerwatt steigt auf ihrer Feuersäule, vor H.P. klappt ein Schaltpult auseinander, er greift nach den Kontrollen und signalisiert Morchel in 25.000 Meter Höhe auf horizontalen Kurs zu gehen, die Killerwatt schlingert einem fernen Ziel entgegen.

Bei Mach 7 und rüttelndem Fluggerät, Fabo beruhigt seine Nerven mit einer Ladung Wunschtraumwhiskey, schreit H.P. begeistert: "JETZT WERDEN WIR AUCH DIE NATURGESETZE BRECHEN!!!", und drückt das Knöpfchen. "Subversive Time Machine engaged and activated. Fetching data from Bible CD-ROM (c) VatiSoft 1990..." Vor H.P. baut sich eine Hologramm in 16,8 Millionen Farben auf, er sieht eine Erde mit einem blinkenden Kreuzchen im östlichen Mittelmeeraum. Als H.P. in einem Augenzwinkern bemerkt, daß sich im Hologramm die Sonne um die Erde dreht, brüllt er nur noch "SCHEISSE", und versucht das Programm zu stoppen. Flackernde Lichter und ein rasendes Heulen signalisieren ihm, daß er keinen Erfolg hat.

"TIME JUMP 10 SECONDS...", H.P. brüllt Morchel an, was die Entwicklungsabteilung denn darr wieder angerichtet hat, Morchel schaut ihm nur gütig lächelnd zu: "Wieso? Wir haben alle Richtlinien des neuen katholischen Katechismus beachtet..." Weiter kommt er nicht, mit einem Knall bauen sich ein paar Felder auf, sie stürzen in ein tiefes schwarzes Loch, von irgendwo kreischt ein abscheuliches Gelächter, mit einem Ruck ist alles vorbei, sie rasen irgendwo durch absolute Dunkelheit, die Morchel noch nicht einmal als unangenehm empfindet.

Doch Morchel drückt läßig die Steuerhebel nach vorne, im Sturzflug geht es nach unten. Und ob sie rasen durch das finstere Tal, fürchten sie ein Unglück, denn ER ist bei ihnen... Auf dem Vektor rasen Felsbrocken auf sie zu, Steilwände, Morchel schaltet brutalstens auf Umkehrschub, die Triebwerke brüllen überlastet auf, sie hängen in ihren Gurten, plötzlich sackt die Killerwatt durch, Morchel gibt umgekehrten Umkehrschub, und sie bohren sich in eine Sanddüne, kommen auf der anderen Seite wieder raus und bleiben endlich liegen.

Die drei Astrologen aus wirklich sehr sehr fernen Ländern rätseln immernoch, ob dieser seltsame Meteor mit den verwunschenen Schriftzeichen (*IGT*) ein Zeichen des Himmels, oder eine deutliche Warnung der Hölle ist, als sich durch Dämonenhand eine Öffnung bildet. Heraus stolpern drei bleiche Wesen der Unterwelt, die sich gegenseitig mit Metallstücken bedrohen. Zu ihrem Erschauern dreht sich einer von ihnen, ein schwarzer Fürst der Hölle, um, und erschaut sie durch Augen aus funkelndem schwarzen Alabaster. Die anderen beiden, nicht weniger schrecklichen Gestalten, halten die Metallstücke auf die Astrologen, während der schwarze Dämon langsam auf sie zu geht. Dann bleckt er die Zähne, und streckt die rechte Hand auch noch zu einem Fluch nach ihnen aus. Das ist zuviel: Kaspar, Melchior und Balthasar raffen ihre Kleider, rennen schreiend zu ihren Reittieren und galoppieren davon. Später sollten sie sich noch über Sinn- und Unsinn ihrer metaphysischen Mission heillos zerstreiten, und im Zwist auseinander gehen.

Morchel zuckt deprimiert die Schultern:

Die Extrabreit-Sandketten des LaserHeizers //c (*Cabriolet*) fressen sich durch Sand und Geröll, und Fabo versucht verzweifelt bei dem Geschaukel den Stern von Bethlehem mit dem Zielfernrohr des aufmontierten Granatwerfers ausfindig zu machen. Bevor er sich jedoch zu sehr aufregt, erklärt ihm Morchel mit ein paar freundlichen Worten, daß für diese Markierung vor Äonen eine friedliche, kulturell hochstehende Rasse in einer Supernova zu einem Häufchen Schlacke verkokelt ist. Sichtlich befriedigt macht sich Fabo wieder auf die Suche, und entdeckt schließlich mit Hilfe seines Pappel-Notebooks und "Sternenhimmel" von Subversive Software das Objekt. Die Daten werden sofort in den Bordcomputer eingespeist, und der LaserHeizer nimmt mit schrill röhrenden Motoren den Kurs auf.

Aufgrund eines bisher unbekannten Bugs im Betriebssystem des LaserHeizers, der mit den verschachtelten Gässchen einer antik-heruntergekommenen Kleinstadt nicht zurecht kommt, und einige Häuser erst garnicht als solche identifiziert, nehmen sie dort noch unfreiwillig eine Stadtsanierung vor, indem sie Platz für größere Baumaßnahmen zugunsten einer Prachtallee durch die ganze Ansiedlung schaffen.

Doch dann bleibt die Maschine knirschend vor einem Stall stehen. "Benehmt euch einfach wie harmlose Touristen", murmelt H.P., und springt heraus. Während sie noch den Stall betreten, drängelt Fabo Morchel geistesgegenwärtig nach hinten. Da innen drin die Beleuchtung extrem schlecht ist, schraubt H.P. noch die Heroshima-Superflush auf die Kamera. Mit erleichtertem Lächeln bemerkt er einen ausgewachsenen Ehekrach, schleicht sich zu Krippe und drückt ab: BLITZ!

Bevor er nochmal zuschlagen kann, wird der nunmehr kreischende Kleine vor seiner Linse aus der Krippe gerissen und auf dem Arm getröstet, ein hervorragendes Motiv: BLITZ! BLITZ!!! BLLLITZZZ!!!!

Nunmehr müßte die Mutter ebenfalls getröstet werden, während Fabo diskret Morchel zuflüstert:

Eigentlich wollte sich H.P. nur noch bedanken, aber ihm werden drei fordernde Hände entgegen gestreckt. "Mistpack" murmelnd durchsucht er seine Taschen. Da er seine Creditkarte nicht rausrücken will, übergibt er feierlich einen Spielzeug-LaserHeizer, und verweist sie an Fabo. Dieser rückt seinen Blaster raus, und Morchel dann eine vollverspiegelte Sonnenbrille,

Gerade als sie den Stall verlassen, sieht Morchel irgend etwas: Er zieht sofort den Blaster, schießt, es knallt gut, wirbelt herum, und drückt noch zweimal ab, zuckendes Licht in der Nacht. Die Echos verhallen, drei angefetzte Körper in seltsamen Uniformen liegen uninspiriert zuckend in einer Gasse, eine Mutter zieht ein schreiendes Kleinkind weg.

Nur H.P. sieht noch das faszinierte Funkeln in Christkinds Augen, die zwischen Morchel und den Gaben hin und her wandern.

Die Killerwatt ist von der Automatik über der hell erleuchteten Stadt zur Zentrale reingeholt worden, gerade öffnen sich die Schleusen, und Morchel quetscht sich zur Suche nach mehr Punch heraus, als sich drei Legaten zu seinen Stiefeln stürzen, und sie mit den Worten "Eure Heiligkeit!" zu küßen beginnen. Er überlegt, ob er den Schleimern die wohlverdienten Tritte geben soll, dann stürzt sich ein total schwarz Unifomierter auf Fabo, steht zackig stramm und grüßt: "Großinquisitor! Der Ketzer Johannes Paul ist gefangen, und bereits auf der Streckmaschine. Euer Ehren wünschen die hochnotpeinliche Befragung selbst durchzuführen?"

Morchel will noch was sagen, doch dann bleibt er stehen, hat H.P. doch seine Rolle als Advocatus Diaboli gesehen, und verschwindet zusammen mit der Inqusition ihrer allerheiligsten boxlich-kulthaften Kirche in die Kerkerbunker. Er zieht die drei Waschlappen nach oben, und preßt sie in den Punchdienst. Nun steht er allein unter der gigantischen Kuppel des BoFü-Doms, über ihn ein uraltes Fresko, Jesus mit vollverspiegelter Sonnenbrille und Glimmstengel im grinsenden Gesicht drückt Pontius Pilatus den Blaster auf die Brust, und ist im Begriff den Abzug durch zu ziehen. Über dem Altar das Zeichen der Amphore mit den sinnlichen Rundungen einer Frau. Seine Heiligkeit Morchel I. grüßt den Jesus auf dem Fresko mit einem leichtem Kopfnicken, und nimmt sich hemmungslos lachend im alternativen Testament das Evangelium nach Judas vor.

Started 23. 12. 1992 on Apple Macintosh
Finished 24. 12. 1992 on Commodore Amiga

Frohes Fest!!!

SNORR

Letzte Änderungen: [ am 6. April ]
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