Weihnachtsmann ausgewiesen!

von SAMMY

Koeln, dpa

Wer an diesem 24.12 zum Himmel, oder durch den Kamin schaut wird nicht viel zu sehen bekommen. Dies ist sicher seit der Bundesgrenzschutz heute morgen offiziell bekanntgab, dass ein ca. 340 Jahre alter, dicklicher Mann in der Naehe des Grenzueberganges Goerlitz bei dem Versuch des widerrechtlichen Ueberfliegens der "gruenen Grenze" zur Landung gezwungen wurde. Noch bevor die internationale Weltpresse davon ausreichend Kenntniss nehmen konnte, wurde der rotgekleidete, baertige Mann schon dem Haftrichter vorgefuehrt. Dieser entschied in einem Schnellverfahren dass von einer Anklage zugunsten einer schnellen Abschiebung abgesehen werden koenne, verfuegte allerdings die Beschlagnahmung seines etwas eigenartigen Gefaehrts. Es soll samt Inhalt spaeter zugunsten humanitaerer Projekte in einigen Entwicklungslaendern aufgeteilt werden.

Schon kurz nach 13h Ortszeit setzten zwei Grenzschutzbeamte den immer wieder in einem schwer verstaendlichen Dialekt schimpfenden alten Mann in eine Maschine der Lufthansa welche ihn auf direkten Weg nach Warschau brachte. Dort gab er vor den laufenden Kameras der wegen eines Kongresses anwesenden Weltpresse eine Pressekonferenz, in der er ankuendigte niemals wieder deutschen Boden zu betreten. Er habe sich mit dem derzeit in Muenchen weilenden Christkind schon in soweit verstaendigt, als dass dieses diesen Boykott voll und ganz unterstuetze. Weiterhin aeusserte er in den jetzt in der ganzen Welt gesendeten bewegenden Bildern seine schwere Enttaeuschung, und erklaerte dass deutsche Lied "Sille Nacht, heilige Nacht" als von der Weihnachtszeit verbannte "Naziknotte". Darueber hinaus verlangte er seine in Deutschland beschlagnahmten Rentiere wieder zurueck.

Im weiteren Verlauf des Tages aeusserten verschiedene Stellen im In- und Ausland ihr befremden ueber die Behandlung einer international geschaetzten Persoehnlichkeit, waehrend der Papst seine fuer den Februar angekuendigte Reise nach Deutschland spontan absagte. Dem Vernehmen nach soll Papst Johannes Paul der II. einen enormen Wutanfall erlitten haben, und eine Pauschal- Exkommunikation weiter Teile Deutschlands in Betracht ziehen. In New York sprach sich der bekannte Freund des nun als S.Klaus erkannten Mannes K. Ruprecht, waehrend eines Treffens mit Vertretern der amerikanischen Geschenkindustrie, fuer Sanktionen bis hin zu einem Weihnachtsboykott gegen Deutschland aus.

Wie in diplomatischen Kreisen am Abend bekannt wurde, soll es auch im Europarat zu einem Eklat bislang ungeahnten Ausmasses gekommen sein, als Bundesaussenminister Kinkel das Verhalten der deutschen Behoerden als "massvoll in der Anwendung der Mittel" verteidigte, und auf das fehlen jeder Art von Papieren hinwies. Fuer Ende der Woche ist ausserdem eine Sondersitzung der UNO angesetzt, in der ueber Sanktionen gegen Deutschland beraten werden soll. Die arabischen Laender quittierten die Vorgehensweise Deutschlands widerum mit Begeisterung, und betrachteten sie als einen Schritt in die richtige Richtung gegen die weltweite Ueberschaetzung juedisch-christlicher Symbolik.

Der Fraktionschef der CDU, Schaeuble, sprach in der am nachmittag ausserplanmaessig angesetzten Debatte im Bundestag davon, dass "Ohne Papiere keine andere Vorgehensweise moeglich sein, schliesslich koenne ja jeder in diesen Tagen behaupten er sei der Weihnachtsmann". Oppositionsfuehrer Rudolf Scharping sprach dagegen von einer "beispielslosen Verrohung der deutschen Behoerden als Folge der Asylrechtsaenderung", und "einem fuerchterlichen Signal an die deutsche Jugend, der nun auch die letzten Perspektiven geraubt werde".

Ganz andere Toene wurden aus der CSU laut, in der nun einige Abgeordnete des Bayerischen Landtages die gaenzliche Abschaffung der Weihnachtsfeiertage vorschlugen, da mit kuenftigen Besuchen des Weihnachtsmannes kaum gerechnet werden koenne. Dies sei besonders mit Sicht auf die Wirtschaftslage ein wahrer Segen. Diese Statements wurden aber am Abend zurueckgezogen, nachdem ein Machtwort aus dem Kanzleramt dem Treiben ein Ende machte.

Kanzler Kohl, der sich fuer einen Kurzbesuch in Jerusalem aufhielt, sprach von "einer schrecklichen Angelegenheit, die er zutiefst bedaure", aber "leider koennen in der Behandlung von Asylbewerbern, auch denen mit langen Rauschebaerten, keine Ausnahmen gemacht werden."

SAMMY

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