Suffkopp!

oder: Man lebt nicht nur vom Brot allein.

von MAGIC CEEE (18-Oct-86)

Jawohl, ich bin ein Trinker. Angesichts der Tatsache, daß abertausende von Mitmenschen ihren Lebensunterhalt aus einer Tätigkeit beziehen, die direkt oder indirekt mit der Lebensmittelbranche, genauer: mit demjenigem Sektor der gerade genannten Branche, der für den flüssigen Anteil der Nahrung verantwortlich ist, zusammenhängt, dann kann man geradezu stolz sein, ein Trinker zu sein.Der Stolz einiger Leute nimmt manchmal sogar recht seltsame Formen an, ich denke da z.B. an einen Menschen, der ein wenig südlich wohnt und der zum Saufen immer auf's Matterhorn steigt. Ihr wißt sicher, wen ich meine. Genau - jenen Sonderling, der unter dem Pseudonym 'Louis Trinker' hier und da immer mal wieder für Schlagzeilen sorgt.

Aber zahlenlos ist das Heer derjenigen,die sich nicht öffentlich zu ihrem Hobby bekennen, doch ich gröhle ihnen hiermit zu: steht auf, ihr Trinker, wenn es noch möglich ist! Ohne euch bricht die Wirtschaft zusammen. Da! Da haben wir's schon wieder. Wirtschaft. Alles in diesem, unserem Lande hängt irgendwie mit unserem heutigen Thema zusammen. Aber dies soll uns nicht weiter verwirren, wir schweifen nun ab, durchqueren Zeit und Raum (wenn auch wankend)...gehen zurück (nein, nicht ins Lokal), sondern zurück zum Anfang des Trinkertums, zurück in eine Zeit, in der unsere Vorfahren in endlosen Gelagen den Freuden des Lebens fröhnten, eine Zeit, die einer gigantischen Orgie gleicht. Wir nähern uns unaufhaltsam dieser Zeit...achja, noch einige Anmerkungen: wie man ja sicherlich weiß, wurde Sprache früher nicht einfach gesprochen, sondern kam in Form von lyrischen Texten über die Lippen der Leute.In meinem Archiv auf meinem Schloß fand ich unlängst interessante Dokumente des frühen Trinkertums, die ich nun zur Bequemlichkeit der werten Leserschaft ins Deutsche übersetzt hier ablegen möchte. Texte in eckigen Klammern enthalten Anmerkungen meinerseits.

Wir befinden uns nun im Jahre 49 v.K. [vor Küppers], hoch über den Dächern einer griechischen Stadt,die in den Schriften leider nicht näher erwähnt ist. Wir haben das unsagbare Glück, zwei Bauern belauschen zu können, die sich gerade von den Plagen der Feldarbeit erholen und sich unter einem Baum niedergelassen haben.

Suffokles:
"Ach, zuviel ist's heut der Feldarbeit, wie soll man es nur schaffen? Mich lüstet's nun nach prallen Frau'n, Gesang und nach Karaffen."

Leberton:
[...] Munde! (Leider unvollständig Red) Gern tränk' auch ich nun dies und das, bis zu des Bechers Grunde. Allein, die Arbeit läßt uns nicht, so müßen wir's vergessen. So bleibt die Kehle trocken nun, bekommt kein Wein zum Essen."

Suffokles:
"Sieh' dich rasch um, ob niemand schaut, dann sieh' in meine Tasche, und bist du, mein Freund, nicht bling gebor'n, dann siehst du eine Flasche."

Leberton:
"So geht's am Ende doch noch gut, vorbei ist's mit den Qualen! Reich mir nur schnell die Flasche her,ich wills auch gern bezahlen. Doch halt! Erst sag mir, was darinnen ist, sag, ist es keine Pisse? Meinen Penis gäb' ich drum, zu gerne möcht' ich's wissen."

Suffokles:
"Leberton, du alte Sau, sprich, was er von mir denke? Pisse sagst du? Nun wohl an, koste dies Getränke!"

An dieser Stelle ergreift Leberton die Flasche, prüft mit den Augen ihren Inhalt, läßt dann jedoch davon ab, da die Flasche schwarz ist. Er öffnet sie, setzt an, trinkt, trinkt weiter, setzt die Flasche ab und kotzt.

Lerberton:
"Ich wußte es von Anfang an, du wolltest mit mir scherzen. Piss' zu trinken gabst du mir, bereitest Pein und Schmerzen! Drum sag' mir, was dies alles soll, ja, wolltest du mich töten? So wird's sein, oh Schande dir, vor Scham sollst du erröten!"

Suffokles sinkt mit einem Male von der Bank, wälzt sich wie ein Besessener am Boden, furzt, steht auf - und hat sich auf wundersame Weise in Dyonisos verwandelt, der ja, wie allgemein bekannt, der Gott des Weines ist.

Dyonisos:
"Schande hier! Schande dort! Schand' an jedem ander'n Ort! Sag,wann wird es mir gelingen, den Menschen wahren Wein zu bringen? Probiere dies, probiere das, was hab ich alles ausgeheckt! Doch Wein? Nein, das schaff' ich nicht, nur einen, der nach Pisse schmeckt!"

Dyonisos entfernt sich rülpsend, hält dann jedoch inne, um zu onanieren.

Huch! Naja, soweit die Sache aus meiner Chronik. Man sieht also, der Anfang war gar nicht so einfach, aber nachdem die letzten Hürden genommen waren,stand den Gelagen und Orgien, von denen man ja aus vielen Quellen weiß, nichts mehr im Wege.

Unsere Zeit, die ja bekanntlich viel schneller vergeht,hat für solcherlei Freuden leider nichts mehr über. Eigentlich schade (oder wie die Engländer sagen: Sade). Nun ja, man findet aber hier und da wieder Ansätze, die dem Trinkertum zu neuem Glanz verhelfen sollen, so wurden in letzter Zeit vermehrt Gerüchte laut, die sich um einen Medien-Uncle drehen, der unter massivem Einsatz von HI-Tech seine gesammelten Weisheiten verbreitet, in Form einer Bibel.Ich werde den Gerüch(t)en demnächst auf den Grund gehen. Im Moment sehe ich nur den Grund meines Glasses, hingegen sehe ich keinen Grund, es nicht wieder aufzufüllen. Dem geneigten Trinker sei an dieser, unserer Stelle Gelegenheit gegeben, auch sein

  1. Glas
  2. Becher
  3. Eimer
  4. Tank

wieder aufzufüllen. Auch wenn es den Anschein hat, ich möchte hier niemanden zum Trinken animieren. Wer das meint, der kann ja mal vier Tage lang nichts zu sich nehmen, was flüssig ist, dann sprechen wir uns wieder,wenn auch unter erschwerten Bedingungen, da Tote bekanntlich wenig plaudern.

Soeben flattert mir eine neue Meldung auf den Tisch: in Folge der Emanzipation sind nun auch vereinzelte Organe dazu übergegangen, ihr Bewußtsein zu stärken, d.h. sie führen nun ihr Eigenleben. So berichtet die DPA in letzter Zeit immer häufiger von Säuferlebern, die gröhlend und randalierend durch die Innenstädte ziehen und die Leute provozieren. Nichts gegen die Leber, aus der ja bekanntlich die meisten Trinker und Sympathisanten bestehen, wenigstens zu 68%. Mein Glas leert sich nunmehr zum dritten Male, ist ja auch kein Wunder, wo es doch oben ein riesiges Loch hat. Nunja.Löcher sind zum Auffüllen da, und auch ich werde nun näher erkunden, ob man es stopfen kann.

In diesem Sinne: Prost!

MAGIC CEEE

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