Seminare - Aber richtig!
von SNORR
Willkommen zu einer Sonderausgabe zu unserer Reihe "Wie mache ich es
richtig?" speziell fuer Studenten. Diesmal geht es um Seminare, wie man sie
bekommt, und wie man sie wieder los wird.
Die Auswahl der richtigen Veranstaltung:
Ein entschlossener Blick ins KomVV (Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis)
genuegt, um die Perlen von garantierten Desastern zu unterscheiden. Dazu zwei
Anschauungsbeispiele.
Zitat (Perle): "...werden die Ergebnisse der Grundvorlesung vertieft..."
Alles was man fuer einen Schein machen muss, ist das nachzuholen, was man bei
der Vorlesung versaeumt hat:
Den Kram endlich mal ordentlich aufzuschreiben!
Zitat (Desaster): "...werden wir Krmblflixty und Zerrtonowitschimowski im
Original lesen..."
Alles, was ein Maso braucht. Die angesprochenen Typen sind seit Jahrhunderten
tot, ihre Leichen auf den Armenfriedhoefen der Welt verscharrt. Wochenlanges
Stoebern in den tiefsten Kellern der Universitaetsbibliotheken ist
garantiert, und falls man dann doch mal was findet, dann ist es in
irgendeinem, bereits ausgestorbenem, Idiom verschluesselt.
Der Kampf um den Teilnehmerplatz:
In Zeiten voellig aufgeblaehter Sozialleistungen wird man sich in Konkurrenz
zu Typen finden, von denen man bisher annahm, sie waeren bereits seit Jahren
fest dort angestellt, und haetten eine Frau und zwei Kinder. Es sind sog.
"aeltere Semester", und sie kennen alle Tricks! Will man halbwegs legal einen
Seminarsplatz ergattern, so hilft nur noch das rhetorische Instrument der
Luege: "...ich finde das ja furchtbar interessant, was Sie da machen, Herr
Professor..." oder "...meine Freundin ist schwanger, meinen Vater ist nach
einer Sendung von 'Aktenzeichen XY ungeloest' verschwunden, meine Mutter
saeuft, und ich brauche nur noch diesen Schein um das Diplom zu machen, dann
kann ich endlich arbeiten, und meiner kleinen Schwester die Operation
bezahlen, dass sie endlich wieder gehen kann..."
Die Ausarbeitung des Vortrags:
(Thema bekommen) "Diesmal fange ich sofort an!"
(Spaeter) "Noch soviel Zeit, da kann ich eigentlich noch..."
(3 Wochen vor dem Vortrag) "Bin ich etwa schon beim naechsten mal dran??"
(2 Wochen vor dem Vortrag) "Ach, sind ja zum Glueck noch 2 Wochen."
(1 Woche vor dem Vortrag) "Haette ich doch sofort angefangen!"
(10 Minuten vor dem Vortrag) "Ich kann NICHTS! SCHEISSE!!!"
Das Aussitzen:
Die Teilnehmer eines Seminars bilden eine Notgemeinschaft: "Fragst Du mich
nichts, frag ich Dich nichts." Das Mitbringen von Lektuere aller Art ist
daher vom Vortragenden nicht nur erlaubt, sondern auch ausdruecklich
erwuenscht. Aus humanitaeren Gruenden sollte man diese jedoch vor dem
Professor verbergen, da dieser zumeist ein hoffnungsloser Idealist ist, und
an diese Veranstaltung glaubt.
Der eigene Vortrag:
Ruhe bewahren! Bis auf endlich viele Ausnahmen hat noch jeder einen
Seminarsschein bekommen. Mit der noetigen Portion Einbildung und Ignoranz
kann man ALLES verkaufen. Sogar seine Grossmutter. Trotz allem gibt es
immernoch einige asoziale Elemente, die die einfachsten Grunderfordernisse
menschlichen Zusammenlebens nicht begriffen haben, und Zwischenfragen
stellen. Da man im Regelfall die richtige Antwort auch nicht kennt, hier
einige Beispiele zur Bereinigung der Situation:
"Dazu sage ich spaeter noch etwas."
"Das stand doch schon in der Vorlesung!"
"Das ist so kompliziert, dass ich es hier aus Zeitgruenden weggelassen
habe."
"Trivial! Fahren wir fort mit..."
Folgende Antworten fuehren mit Sicherheit zum totalen Fiasko:
"Halt's Maul, Arschloch!"
"Das habe ich mich auch immer gefragt."
"MAMA!!!"
Die schriftliche Ausarbeitung:
Sie gilt es zu vermeiden! Nirgendswo sonst werden Fehler so schnell offenbar
wie in einem schriftlichen Dokument. Notfalls muss der Professor bis zur
Scheinvergabe hingehalten werden, das schafft eine Atempause bis zur
naechsten Pruefung bei ihm.
Der Schein:
Ausser Deinem Namen ist alles egal was drauf steht. Nimm ihn, und halt den
Schnabel!
SNORR
Letzte Ă„nderungen: [ am 6. April ]
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