Religion fuer Anfaenger

oder: Schlonski geht durch die Stadt

(Teil 1)

von I.WAHN

"Hale Hale Hale-HAARRRGH!!!" - der orange-gewandete Mutha-Juenger unterbrach seinen kosmischen Tanz, mit dem er versucht hatte, in der Fussgaengerzone neue Juenger fuer den universellen Glauben der wahren Wahrheit zu werben. Sein geloester Geist war aus den hoeheren Bewusstseinsebenen schlagartig in seinen Koerper zurueckgekehrt - ein Zeichen dafuer, dass die 120.000,- Mark, welche er fuer die Seminare bei seinem Guru Mutha-Tantra gespendet hatte, noch lange nicht ausreichten, um die wahre Wahrheit und die wahre Gluecksseeligkeit zu erlangen - und er bemuehte sich nun darum, die Baerenfalle von seinem rechten Bein zu loesen.

Schlonski registrierte dies mit einem zufriedenen Laecheln, und machte sich eine geistige Notiz, in Zukunft immer mehrere Baerenfallen mitzunehmen. Mit einem guetigen Laecheln rammte er dem zusammengekruemmten Mutha-Juenger gleichzeitig sein Knie in den Magen und seinen Ellenbogen in das Genick, was dieser mit einem entruecktem Roecheln quittierte. Ja, der Weg zur Erleuchtung war dornenreich und mit Baerenfallen gepflastert.

Waehrend Schlonski noch vor dem am Boden liegenden Juenger stand und ueberlegte, ob er ihm zuerst in die Weichteile oder unter das Kinn treten sollte, frohlockte neben Ihm eine heitere und geloeste Stimme: "Frieden und wahre Wahrheit sei mit Dir, Bruder, nimm einen der gluecklichen Glueckskuchen und reihe dich ein in die Linie der wahren Wahrheitssucher!" - Waehrend Schlonski dem an Ihn herangetretenen Mutha-Juenger mit einer geuebten Handbewegung den rechten Arm auskugelte, strich seine andere Hand an seinem unrasierten Kinn entlang. Er hatte schon lange keine Religion mehr gehabt, seit er damals als Messdiener den Pfarrer vergewaltigt, und ihn vor der Sonntagsmesse nackt auf den Altar gefesselt hatte. Ja, eigentlich konnte ein wenig Religion nicht schaden, ausserdem wuerde das etwas Abwechslung in seinen Alltag als Berufskiller bringen. Als er laechelnd auf den letzten der drei Mutha-Juenger zuging, verliess diesen jede froehliche Geloestheit und er wandte sich zur Flucht.

Schlonski, der sich entschlossen hatte, sich jetzt seine Portion Religion zu holen, zog die von Charles Manson signierte Luger aus der Tasche seines schmutzigen grauen Mantels, und verteilte das rechte Knie des Mutha Juengers ueber eine entnervte Mutter, welche zwei quengelnde Kinder hinter sich herzerrte, die unbedingt die neuen Splatter-Master-Puppen haben wollten. Erstaunt stellte Schlonski fest, dass er die Luger doch mit den selbstgegossenen Dum-Dum-Geschossen geladen hatte. Waehrend er gemuetlich auf den leise wimmernden Mutha-Juenger zuging, nickte er der entnervten Mutter verstaendnisvoll zu und leerte das restliche Magazin in die beiden Kinder.

"Ich will bei Euch mitmachen!" sagte Schlonski, waehrend er den Mutha-Juenger mit einem gezielten Tritt in die Rippen zum Stillstand brachte. "Ich weiss nicht, ob Du die richtige Einstellung hast, Bruder..." presste der Mutha- Juenger zwischen den Zaehnen hervor, ergaenzte jedoch, als Schlonski die Luger erneut durchlud, "... aber der Meister wird auch Dich auf den Pfad der Erleuchtung bringen, Bruder! Ja Bruder, sicher! Bestimmt! Ich weiss es genau!"

Schlonski laechelte zufrieden und erschoss auch noch die hysterische Mutter - rumkeifende Frauen waren ihm schon immer auf die Nerven gegangen. Waehrend er den Mutha-Juenger mit einer Hand hochzog und in eine Seitenstrasse zerrte, zog er mit den Zaehnen noch schnell den Sicherungsstift aus einer seiner Splittergranaten und warf sie mit dem Hinweis "Fang!" einem der mittlerweile eingetroffenen Polizisten zu. Dieser war gerade aus dem Streifenwagen gestolpert, nachdem er auf dem Weg durch die Fussgaengerzone sechs Passanten ueberfahren hatte. Diese hatten es nicht geschafft, dem 120 km/h schnellen Streifenwagen auszuweichen, der sich aus strategischen Gruenden ohne Blaulicht und Sirene genaehert hatte.

Waehrend der Polizist sich noch ueberascht durch die Fussgaengerzone verteilen sah, war Schlonski schon auf dem Weg in den wahren Wahrheitstempel des universellen Glaubens der wahren Wahrheit...

- Ende Teil I -

I.WAHN

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