Retten - aber richtig!

von SNORR

aus ("Peter Moesleitners Perversem Magazin")

Nach dem durchschlagenden Erfolg unserer kleinen, praktischen Lebenshilfe "Selbstmord - Aber richtig!" nun die Fibel des PM-Magazins fuer alle, die es zum Zivildienst erwischt hat. Dr. Snorr, Techno-Mathematiker und ehemaliger Smartball, bringt Ihnen jetzt die perfekten Rettungstechniken bei...

Vorwort...


Auch zu diesen extremen Zeiten werden wieder tausende junger Zivis, knapp der deutschen Wehrmacht entkommen, ohne eigenes Verschulden der haertesten und brutalsten Truppe der Strassenrettung zugeteilt, den Smartballs. (Erkennbar am gezackten S im Gelbkreuz) Aber am Ende eines blutigen Weges steht ein Licht, denn siehe, nach El Meuro bin auch ich entkommen ohne fuer meine Taten belangt zu werden, hihi.

Die richtige Ausstattung


Um es vorweg zu nehmen, auf die Ausstattung hat der neudeutsche Retter keinen Einfluss, er muss nehmen, was die Smartballs ihm zuwerfen:

a) Die Rettungshose mit Rettungsschlupfhemd

Weiss, damit infektioese Blutflecken vom Retter rechtzeitig erkannt werden, sie bestehen aus 100% Polyester, damit der Retter durch Hautausschlag im Sommer und Erfrierungen im Winter immer wieder an seine immens wichtige Aufgabe erinnert wird. Diese Kleidung ist pflegeleicht und laesst sich immer wieder ohne sichtbare Folgen waschen.

b) Die Rettungsjacke

Blau, wie der Traeger, sonstige Eigenschaften siehe oben.

c) Der Smartball

Ein VW-Transporter im fahrbereiten Zustand, wie weit der Retter damit kommt ist sein Problem und Aufgabe. Er ist natuerlich weiss mit Smartballemblem, hat vier Raeder, einen Motor, ein Blaulicht und manchmal Bremsen. Zusatzaustattung ist Gluecksache. Die folgende Ausstattung ist im Smartball integriert.

d) Tragbahre und Tragestuhl

Meist infektioes, da die vorgehenden Retter die Waesche nicht gewechselt haben, hat vier Griffe zum Anheben und Abkippen.

e) Ambubeutel

Bessere Luftpumpe zwecks Zwangsbeatmung

f) Rettungskoffer

Versiegelt, damit er komplett bleibt

g) Infusionen mit Infusionsbesteck

Zwecklos, sich damit abzugeben, entweder ist das Zeug abgelaufen oder der Patient vertraegt es nicht.

h) Verbaende und Schienen

Hilfreich um wild umsichschlagende Patienten zu fixieren, bevor sie in die Klapse gefahren werden.

i) Brechschalen

Wichtigste Ausstattung des Smartball, wichtig auch nach dem taeglichen Mensabesuch.

j) Sauerstoff

Kann nicht falsch sein

k) Unfallbericht


Der Einsatz!


1.) Auftragsannahme

Wenn die Durchsage "Einsatz mit Sonderrechten" in den Aufenthaltsraum gelangt, cool bleiben, nie den Eindruck erwecken, man waere etwa "sonderrechtsgeil" (wir doch nicht). Gemessenen Schrittes begeben sich die Retter (ein Smartball hat immer 2 Mann Besatzung) unter dem Jubel der Kollegen zur Einsatzzentrale wobei sie ihren Kaffee austrinken.
In der Zentrale nehmen sie lediglich unbewegten Gesichts den Auftrag entgegen, jedes Grinsen ist zu unterlassen. Falls man dort dem Fahrdienstleiter begegnet, ist dieser zu gruessen.

2.) Starting a Smartball

Im Smartball werden als allererstes die verspiegelten Sonnenbrillen aufgesetzt und waehrend des ganzen Auftrages nicht mehr abzusetzen. Danach die Frisur im Rueckspiegel neu richten und laessige Positionen im Sitz einnehmen, ANSCHNALLEN! (*KLICK KLICK*) Motor anlassen und dabei Geduld beweisen, mehrmals durchtreten um die Umwelt schonend vorzubereiten, wenn der Smartball durch allgemeine Vibrationen seine Einsatzbereitschaft kund tut, folgendes Equipment zuschalten:

a) Radio (sollte Motor ueberdroehnen)
b) Funkgeraet (Frequenz 407, damit alle anderen auch was vom Einsatz haben)
c) Blaulicht + Sirenen (falls man das Radio nicht mehr hoert, dieses lauter drehen)

Gang rein hauen und Stoff geben. Falls der Motor abwuergt, vom dritten in den ersten Schalten und nochmal versuchen. Falls der erste Gang wieder klemmt im zweiten anfahren. Das Klirren und Scheppern, das bei der kuehnen Ausfahrt auf die Strasse ertoent, war das Batterieladegeraet.

3.) Driving a Smartball

Waehrend der Smartball sich durch die Strassen kaempft, ertoenen mehrere Nebengeraeusche (Polizeisirenen; das Kreischen gequaelten Metalls; das Knistern der Elektronik; die Stimme des Beifahreres, der ueber Funk nach dem Weg fragt; die Stimme von Elmi, der laufend Bericht ueber die aktuelle Position des Smartballs durchgibt; das Klappern des Equipments hinten), die den geuebten Fahrer jedoch nicht von seiner Aufgabe, dem Fliegen des Smartballs durch eine spiessige deutsche Stadt ablenken duerfen. Trotz allgemeiner Stresserscheinungen coole Grundposition beibehalten, niemals vom rechten Weg abweichen! Es ist durchaus ueblich, gerade nicht gebrauchte Extremitaeten aus dem geoeffneten Fenster haengen zu lassen und dabei zu rauchen, notfalls Sauerstoff in die Fuehrungskabine stroemen lassen um Ermuedungserscheinungen vorzubeugen. Der geuebte Retter laesst sich von kurzlebigen Phaenomenen auf der Strasse (Radfahrer, Fussgaenger, Hunde, geparkte Autos, usw.) nicht ablenken, geht es doch um Menschenleben.

4.) Der Punkt X

Auch der beste Retter trifft nach spaetestens 2 Stunden am Ort des Geschehens ein. Zuerst macht er den Menschenmassen klar, dass er von der Rettung kommt und stellt den Smartball so ab, dass ihn jeder sieht. Er spricht mit Zeitung und Fernsehen um seinen Verein (die SMARTBALLS) in das Ansehen der Oeffentlichkeit zu bringen, gibt Autogramme und den Maedchen seine Telefonnummer. Erst wenn die Public Relations erledigt ist, ist das Vordringen zum Opfer/Patienten moeglich.

5.) DIE RETTUNG!

Yeah, die Retter sind am Ziel! Diese entledigen sich elegant aufdringlichen Wichtigtuern wie Notaerzten oder Priestern und packen den Patienten auf die mitgebrachte Tragbahre, reden ihm beruhigend zu ("Sie haben einen kleinen Schock.", "Es ist nur ein Schnupfen", usw.), auch falls er sich undiszipliniert in eingebildeten Schmerzen und Blut winden sollten. Eventuell auftauchende Hindernisse in der Form von ungangbaren Treppenhaeusern werden durch eine kleine Aufmunterung ueberwunden ("Das bisschen koennen sie nun wirklich zu Fuss gehen!"), wer unbedingt in einem Hochhaus (alles ab 2 Stockwerke ist fuer einen Smartball ein Hochhaus) wohnen will, soll gefaelligst die Folgen selbst tragen, und damit sich selbst. Die Retter schieben Sie den Patienten mit einem eleganten Schwung in den Smartball, stellen sich ein letztes mal dem Blitzlichtgewitter und FAHREN! (immer der untergehenden Sonne nach, easy rider)

6.) Der Transport

Perfekte Retter machen niemals den Fehler, Verwandte mitzunehmen, die ihnen auf die Finger schauen koennten! Der Patient wird vom geuebten Smartball auf der Trage fixiert damit er nicht abhaut. Mit einer Hand haelt er sich waehrend der Fahrt IMMER irgendwo fest! Mit der anderen schliesst er den Patienten an allem verfuegbaren Apparaten an, das sieht besser aus, wenn sie ankommen (falls der Smartball ankommt, aber wenn die B-Rettung es bis hierhin geschafft hat...). Natuerlich wird jetzt nicht die heimatliche Unterkunft, wo alles begann, angefahren. Falls es trotz aller Sorgfalt schief gehen sollte, machen die Retter weiter, als sei nichts geschehen, denn fuer Material bekommt der Verein nur einen Bruchteil der Knete wie fuer eine original Rettungsfahrt.

7.) Uebergabe im Krankenhaus

In der Ambulanz ist natuerlich nichts gebacken, weil die Rettung es versaeumt hat, den Patienten dort anzumelden. (Jeder gute Retter meldet sich grundsaetzlich nicht an, die meisten Krankenhaeuser schuetzen "keine freien Plaetze" vor, wenn ein Smartball dort Fracht anmeldet.) Macht nichts, sie kaempfen um Ihren Transportschein, legen ihr ganzes rhetorisches Talent in die Waagschale, nur nichts vom Doc einreden lassen, auf keinen Fall werden sie den Patienten wieder mitnehmen! Der professionelle Retter droht seine Gleichgueltigkeit (des ARZTES) gegenueber dem Patienten, seinem Leben, seiner Wuerde, usw. vor die Oeffentlichkeit, Verfassungsgericht und UNO zu bringen. Sobald der Doc den Transportschein rausgerueckt hat, nichts wie weg!

8.) Die Pflege des Smartballs nach der glorreichen Rettung

Smartballs sind selbstreinigend und selbstwartend. Hin und wieder Blaulicht ausschalten.

9.) Regressansprueche

Keine, jeder Retter hat immer sein Bestes gegeben.

Nachwort...


Denken Sie immer daran, Sie retten und retten und retten... Ohne Sie wuerde alles zusammenbrechen, schmeissen Sie diese eventuellen Querulanten, die sich ueber fehlende Ohren, Arme, Augen, usw. beschweren wollen an ihren fehlenden Kopf. Als Smartball sind Sie das Groesste, direkt nach Pappel-Usern und Mitgliedern der PM-Redaktion!

SNORR

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