ORGASMUS FAQ V1.0
Tornados im Grosshirn
von Mingo Mungo
1. Die Welle
Die Welle oder auch der Wellenreiter ist der Klassiker unter den Orgasmen.
Jeder scheint diese Art des Orgasmus schon erlebt zu haben. Er findet
Erwaehnung in zahlreichen billigen, sogenannten Liebesromanen. Es gibt
keinen Doktor Stephan Frank der ihn nicht mit der blutjungen Lernschwester
und keine Haushaelterin die ihn nicht in einem Schaeferstuendchen mit dem
jungen Pfarrer geniessen konnte. Es ist der Orgasmus von dem jedes
unbefriedigte Hausmuetterchen in den Mittvierziegern traeumt. Bei dem
Wellenorgasmus hat man im einfachsten Stadium das Gefuehl seicht auf einer
Welle dahin zu treiben. Die ganze Bandbreite dieser Orgasmusform erstreckt
sich bis hin zur Sturmflut bei der man stehend auf einen Surfbrett, nur mit
einer laecherlichen Badehose bekleidet ins Land herein bricht, um eine
dieser haesslichen Kuestenstaedte nieder zu walzen.
2. Der Vulkan
Der Vulkan ist eine rein maennliche Erlebnissform des schoensten Momentes
der Welt. Der Vulkanorgasmus taucht kaum in den literarischen Schmusedecken
fuer einsame Frauenherzen auf. Da bei diesen Kacheloefen fuer die
unterkuehlte Libido, nur Frauen zu der anvisierten Zielgruppe zaehlen,
kaeme die Erwaehnung dieser Spezies der Hoehepunkte, einer Abhandlung ueber
Farben fuer einen Blinden gleich. Fuer Anfaenger weisst der Vulkanorgasmus
verblueffende Paralellen zum einfachen oeffnen einer Flasche Champanger
auf. Fuer den Fortgeschritten tuen sich stattdessen ganz neue Dimesionen
auf. Er erfaehrt den Ausbruch des Vesuv und die daraus folgende Zerstoerung
Pompejis hautnah am eigenen Koerper. Echte Meister in diesem Metier teilen
das Erlebniss beim Ejakulieren ausser Sperma auch Rueckenmark und kleine
Menge des eigenen Gehirns auszustossen. Berichten zu Folge sollen beim
Vulkanorgasmus Maenner schon 2-2.5 Liter Samenfluessigkeit von sich gegeben
haben.
3. Der Sturm
Der Sturmorgasmus wird im Gegensatz zum Vulkanorgasmus von beiderlei
Vertretern der Geschlechter erfahren. Deshalb findet er auch soviel Anklang
in den Romanen die fuer einige Bedauernswerte die Welt bedeuten. Es sind
die oft verbotenen Liebesbeziehungen in denen der Sturm der Leidenschaften
entfesselt wird. Selbst Meilensteine der Weltlitertur lassen sich dazu
hinab diese angeblichen trivalien Momente der zwischenmenschlichen
Beziehungen zu dokumentieren. In diesen Werken wird aus Angst vor der
Obrigkeit eine Art Code verwendet. Man denke nur an Romeo und Julia, ein
Roman der sich im Grunde nur um knallharten Sex zwischen Minderjaehrigen
dreht. Wenn man also auf die Redewendung 'Sturm der Leidenschaften'
stoesst, kann man sich sicher sein das nur das gemeint sein kann, was ich
diesem Text auf den Punkt zu bringen versuche. Die Palette der verschieden
starken 'Stuerme' ist weit gestreut. Was mit einem lauen Fruehlingslueftchen beginnt kann gut und gerne in einem Orkan enden.
Bei der
extremsten Form des Sturmorgasmus erlebt man die Naturgewalt Wind als
waere man ein Teil von ihr. Der Sturm bricht aus jeder Oeffnung und aus
jeder Pore des eigenen Koerpers hervor. Obwohl man der Ausgangspunkt der
unkontrollierbaren Kraefte der Elemente ist, wird man trotzdem oder gerade
deshalb auch zum Ziel dieser rohen, ungeschliffenen, mit aller Gewalt
zuschlagenden Energien. Es zieht und zerrt an allen, als Individuuen so
unbedeutenden Zellen. Die Huelle der eigenen Seele, der Tempel des Egos,
den manche schlicht und einfach als Koerper bezeichenen, wird davon
gerissen. Es ist die Apokalypse der Emotionen. In solchen Momenten sollte
man einfach die Ruhe bewahren und sich an seinem jeweiligen Sexpartner
festklammern.
4. Die Achterbahn
Mit der Achterbahn tut sich der Grossteil der Groschenromane fuer alte
Jungfern, die in Einsamkeit dahin schmachten, recht schwer. Es werden zwar
einzelenen Ausschnitte, die jedoch aus ihrer Gesamtheit gerissen recht
uninterssant sind, zum Ausdruck gebracht. Kaum einer dieser Autoren, die
sich hauptberuflich als Reporter fuer den Axel-Springer-Verlag
prostituieren, hat es jemals geschafft oder gewagt das komplette Bild des
grossartigen Moments der Rebellion der Hormone zu zeichnen. Es ist die
Fahrt mit der Achterbahn rund um die Grosshirnrinde die uns von den
Schmierfinken der Rheumaliga vorenthalten wird. Novizen erleben wirklich
nur eine Achterbahnfahrt. Es geht es nur zoegerlich immer weiter bergauf.
Doch je hoeher man kommt auf dieser Eregungskurve aus Schienen und
schliesslich den Scheitelpunkt erreicht und somit am Ziel aller Traeume der
Menschheit seit Steinzeit ankommt, umso lauter schreit das Testosteron alle
Triumphlieder dieser Welt hinaus.
Hat man den Scheitelpunkt erst einmal
ueberschritten geht es mit wahnwitziger Geschwindigkeit in die Tiefe.
Geuebte erfahren das ganze als eine Fahrt ueber eine Autobahn, stehend auf
einen Dachgepaecktraeger eines dieser italiensichen Sportwagen geschnallt,
die nur so teuer sind weil die Konstrukteure einfach zu faul sind um fuer
eine ausreichende Stueckzahl zu sorgen. Diese Autobahn fuehrt auf
direktem Weg zur Spitze des Mount Everest. Allerdings erwartet einen bei
dieser Reise, in einer Geschwindigkeit die andere erst bei der Abfahrt zu
spueren bekommen, auf der anderen Seite das Ende der Welt. Da unsere Welt
ja bekanntlich eine Scheibe ist faellt oder eher gesagt stuertzt man mit
einer Geschwindigkeit, die selbst Albert Einstein fuer unmoeglich hielt, in
die bodenlose Tiefe.
5. Kuehlschrank
Kuehlschraenke sind keine Orgasmen. Kuehlschraenke sind real existierende
Personen. In der so wichtigen Fachsprache der Sexualitaet, die damit
glaenzt das sie fuer den Laien vollkommen unverstaendlich bleibt, werden
diese Personen als frigide bezeichnet. Die Fachliteratur, das Domizil der
Fachsprache, bleibt die einzige Literatur die an diesen bedauernswerten
Teil der Menschheit auch nur eine Zeile verschwenden. So wie der Vulkan die
Domaene der Maenner ist, bleibt das zweifelhafte Privileg ein Kuehlschrank
zu sein den Frauen vorbehalten. Es gab in der Geschichte zahlreiche Frauen
denen selbst der feurigste Don Juan oder Casanova nichtmals ein muedes
Laecheln entlocken konnte. Diese frigiden Geschoepfe, die in Scharen
unseren Planeten bevoelkern und sich oft zu Gruppen zusammen schliessen
(man denke nur an die gesamte Redaktion der Emma), gibt es merkwuerdiger
Weise auch noch heutzutage, in einer Zeit in der die Frankensteins der
90'er jeden per Genmanipulation gegen Huehneraugen immunisieren koennen.
Selbst der Laie kann solche Frauen leicht erkennen, oft aber erst zu spaet.
Kuehlschraenke fallen durch ungewoehnliches Verhalten beim Geschlechtsakt
auf. Was im haeufigen auf die Uhr schauen seinen Anfang nimmt, gipfelt in
Zeitungslesen oder Fernsehschauen waehrend der Vereinigung. Einige
dokumentierte Faelle berichten sogar von ganz Hartgesottenen die waehrend
des Geschlechtsverkehrs gleichzeitig telefonieren und stricken. Da
es bisher keine sichere Methode gibt solche Frauen im Vorfeld zu
selektieren, hat schon so mancher Mann in einem Wutanfall, als er die Frage
'Wie lange machst Du noch?' oder 'Muss ich unbedingt dabei sein?' zu hoeren
bekam, zum scheinbar einzigen Mittel in dieser Situation gegriffen. Der
Axtmord.
(Mingo Mungo)
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