ZYN!eDom

von SNORR

Man zwingt mich diesen Mist zu schreiben.

Nachdem die Baupläne des klassischen Stararchitekten Albert Speer endlich Public Domain wurden, konnte ZYN!, mit freundlicher Unterstützung der IG-Techno, diese Vision eines wirklich glorreichen Kino-Erlebnisses realisieren. Natürlich sollte Die Halle nicht durch kleinkarierte Kürzungen an Würde verlieren, darum mußten einige Blöcke der Stadt durch fünf Tagebaubagger der "Rein & Braun AG" kurzfristig umgegraben werden. Die Zufahrtsschneisen sind inzwischen als zwölfspurige Autbahnzubringer ausgebaut worden. Leider hatte es die Post versäumt, die Räumungsersuchen rechtzeitig auszuliefern.

Das ZYN!eDom wurde von einem Bauunternehmen des NATO-Partners Türkei preiswert aus strahlend weißem Beton hochgezogen. Dies war insofern politisch korrekt, daß ZYN!-Korrepondenten sich von der endgültigen Lösung der Kurdenfrage überzeugen konnten. Trotzdem sollte man die Schilder "Vorsicht: Herabfallende Gebäudeteile" ernst nehmen. Mehrere Busladungen amerikanischer Touristen sind von einem, aus 800 Metern Höhe herabstürzenden, Beton-Reichsadler über die gotische Fassade des benachbarten IG-Techno Hauptsitzes verteilt worden. Ihre Fahrzeuge sind dabei nach hinten aufgeplatzt wie nicht ganz so clevere Tetra Paks mit Tomatenmark drin. Die speziell eingekauften Freeclimber-Fensterputzer haben Monate gebraucht, um alle Darmschlingen und Fettspritzer zwischen den ganzen Zinnen, Türmchen und Figürchen mit Zahnbürsten wieder rauszuporkeln. Einige von ihnen haben dabei wiederum durch ihre eigene Ungeschicklichkeit zu den Verunreinigungen beigetragen. Der Vorstandsvorsitzende der IG-Techno, Morchel, sagte aus, daß man zeitweise die Fenster nicht öffnen konnte, der vielen Fliegen wegen. Wegen der Knochenkalkzusätze im Beton wird deswegen immernoch nachverhandelt.

Die zugehörige Klimaanlage mit ihren 6000 Kilometern Röhren zieht selbst im Leerlauf genug Strom, um damit sämtlichen Anhängern des Dalai-Lama, Händchen haltend in Reihe geschaltet, die ersehnte Erleuchtung zu bringen. Und so unserem wichtigsten asiatischen Handelspartner einen kleinen Gefallen zu tun. ZYN! verzichtete trotzdem wohlwollend auf den, von der IG-Techno zum Diskountpreis angebotenen, "Heißen Brüter" zur Stromversorgung. Allerdings müssen die Olympiade und Fußball für die nächsten Jahre wohl ausfallen, weil wir die Typen in riesige Hamsterräder an den Generatoren gesperrt haben. Für genügend Motivation regelmäßig auf die 500 Megawatt zu kommen, sorgen Jürgen und Wolfgang aus Bautzen, sowie ein bißchen Chemie.

Den ersten Kontakt mit unseren schwarzuniformierten, blonden und wirklich gut aussehenden Saalordnern hat der Kinofreund direkt bei der Ausweis-Kontrolle am übergang in das ZYN!eDom. Sollte dieser noch gültig sein, und der Kinofreund deswegen noch nicht durch den, in der Klimaanlage integrierten, Subjekt-Beschleuniger um die Kuppel herum in Richtung Sudan katapultiert worden sein, werden ein paar wiedererkennungsdienstliche Aufnahmen von ihm gemacht. Dazu wird er zwischen eine Photoplatte und dem Prototypen eines 63-Zoll-Monitors "Sibirischer Bär" aus den Traktorenwerken Vodkarksistoroworstcase gespannt. Obwohl dieser der russischen Strahlenschutznorm GAU 97 im wesentlichen entspricht, führten bei umfangreichen Menschenversuchen Testbilder mit Sammys Konterfei bei Frauen zu heftigen Menstruationsblutungen, und bei Männern zur Impotenz.

Während die Röntgenaufnahme von dem Programm "PC-Mengele" überprüft, und für unsere ZYN!-Multimediaserie "Strahlenkrüppel unserer Erde" archiviert wird, unterzieht ein 20-köpfiges Frührentnerteam ehemaliger Schulbusfahrer den Kinofreund einer kleinen Gewissensprüfung. Aufgrund dieser Ergebnisse wird ihm dann die Kinokarte für einen geeigneten Film auf die rechte Hand tätowiert. Sollte wider Erwarten unser Angebot seinem Profil nicht entsprechen, so wird seine rechte Hand einfach entwertet. Aber bei diesem mehrheitsfähigen Programm halten wir das für unwahrscheinlich:


Die braune Kanone 43 2/12

Der Chaos Geheime Staatspolizist ermittelt wieder. Was läuft schief in Wolgograd? Überwiegend alte Gags, über die sich schon unsere Großväter zu Tode gelacht haben: "Das muß kesseln, Mann!"


Schindlers Zyste

Wichtiger Arztfilm nach kafkaesken Motiven. Regie von Alan Smithee.


Katholic Park III - Holocaust

Nachdem Hollywood völlig überraschend das Opfer eines wahnsinnigen Amokschützen auf der USS McCarthy wurde, liegen die Rechte am Titel nun wieder bei uns. Basierend auf den Vorlagen zweier ZYN!-Autoren zeigt ZYN!eDom nun den dritten Teil dieses atemberaubenden Thrills!


Alle sind tot

Diese Musikrevue aus Bangladesh besticht durch herrliche Naturaufnahmen des Indischen Ozeans. Der eindrucksvolle Soundtrack stammt von Tommi Stumpff.


Ich hab' mein Herz in Teotihuacán verlor'n

Bezaubernder Überraschungserfolg aus Mittelamerika. Sancho und seine Freunde aus den Vorstädten Mexiko-Citys führen in diesem märchenhaften Streifen idealistische EntwicklungshelferInnen zu den Stätten ihrer Ahnen, um sie dort ihrem großen Vorbild Quetzalcoatl nahe zu bringen.


Hagen II - Der Sieger

Nach dem tragischen Mißverständnis mit dem Nervengas lebt WKII-Veteran Hagen zurückgezogen in einem Jesuitenkloster bei Nürnberg. Erst die Nachricht von immernoch festgehaltenen deutschen Kriegsgefangenen in Sibirien, und der Wiederbewaffnung der BRD, lassen ihn aktiv werden. Erleben Sie mit, wie Hagen nur mit einer Armbrust und seinem nacktem arischen Oberkörper eine Division Russenpanzer knackt, widerwärtige Don-Kosaken und minderwertige Slaven zwischen seinen Zehen erwürgt, und Stalin beim finalen Arschfick mit dem greisen Führer zuvorkommt!


Chique Cabriolets, Fette Titten & Enge Engelchen

Die neue deutsche Komödie in absoluter Höchstform. Hans-Jürgen bekommt statt des heiß ersehnten Fiat Uno von seinen Eltern einen 57'er Buick mit viel Chrom dran geschenkt. Um die Benzinkosten zu bezahlen, arbeitet er nebenbei als Strichjunge auf der Buslinie Gelsenkirchen - Bottrop. Erschöpft und halb erstickt läßt er sich mit vier Pitbull-Züchtern auf eine Wette ein: Seine 9-jährige Schwester gegen Harald vom Blutberg. Aber womit soll er sie beim "Verein der Kinder- und Filmfreunde" auslösen?


Die Projektoren, die diese Meisterwerke moderner Filmkunst zu drallem Leben erwecken, sind ein Ableger des SDI-Projekts. Hände, Köpfe oder kleine Kinder, die in den Lichtstrahl gehalten werden, neigen dort zum spontanen Zerbröseln. Das hat in der Vergangenheit schon wiederholt zu manch witzigem Abgang einiger Pausen-Clowns geführt. Der Ton neigt manchmal dazu, nicht exakt mit dem Film synchron zu laufen. Das ist kein Fehler unserer überragenden Technik, das ist der Preis, den wir alle für lebensechte Todesschreie zahlen müssen.

Zu unseren freundlichen Serviceleistungen gehört natürlich der Verleih von Motorsägen, falls wieder ein zu lang geratenes überflüssiges Subjekt die Sicht versperrt, und auf eine erträgliche Größe gebracht werden muß. Im Preis enthalten sind die Reinigung und Inspektion des Geräts, sowie eine exklusive ZYN!eDom-Plastiktüte für die Beute. Ferner bekommen Sie bei uns günstig Handgranaten, da Bier nur in 2-Liter Plastikbechern verkauft wird, und daher keine Flaschen oder Dosen zum Durchrollen zwischen den Sitzen greifbar sind. Gönnen Sie sich den Spaß, lassen Sie es wieder zwischen den Reihen poltern und kullern, und alle plötzlich totenstill werden. Wetten Sie mit ihrem Nachbarn, wo das Schätzchen hochgeht, und ein Loch quer durch fünf Reihen reißt. Für ruhigere Naturen haben wir auch vergiftete Rasierklingen mit Clip, die man an Papierfliegern befestigen kann, oder an Nachbars Plastikbecher.

Unsere Sanitären Anlagen halten jeder Beanstandung stand! Ohne Kosten und Mühen zu scheuen wurden hunderte arbeitslose Juristen frisch von den Unis weggekauft, und sie in unseren Kloschüsseln und Pissoirs eingebaut. Schon in ihrem ureigensten Interesse melden sie jeden Verschmutzer, der dann das ZYN!eDom durch den Abwasserkanal verläßt. Für ein kleines Trinkgeld sind unsere fest angestellten Klowarte auch zu einem Liebesdienst gerne bereit, sofern die Zunge dafür ausreicht.

Renner an den verstreuten Imbiß-Ständen des ZYN!eDoms ist Soylent Green, das allerneueste aus New York, mit Tunksaucen in verschiedenen Geschmacksrichtungen und Farben. Zur geistigen Entspannung sind auf den Wänden des Gebäudes Plakate von Photos angebracht, die die Allierten nach unserer Niederlage im zweiten Weltkrieg gemacht, beziehungsweise beschlagnahmt haben.

Man sieht sich im ZYN!eDom...

(SNORR)

Letzte Änderungen: [ am 22. Juli ]
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