Siegestrunken will ich die naechste Etappe Schlaf angehen als ich durch den Spalt meiner verschlafenen Augen diese grossen und klagenden schwarzen Pupillen auf gelbem Grund ausmache. Wie ein Roman liest sich der leidende Blick, der von der Entstehung der Menschheit ueber die Entdeckung des Feuers saemtliche Register zieht, um schliesslich beim eigentlichen Diskussionsthema anzugelangen : Wie schafft es eine so hochkultivierte Gattung wie die des Menschen, immer schnellere Prozessoren, groessere Autos, Satellitentechnik, gar bemannte Fluege ins All zu Wege zu bringen, aber dem Geschoepf Katze, keine Moeglichkeit zur Selbstversorgung bereitzustellen ? Dieses kleine bisschen Selbstbestimmung, das Recht auf Autonomie. Futter, wann es beliebt und nicht wann es dem Wesen, dass zur Essensausgabe, der Reinigung der sanitaeren Anlagen und als warme Schlafunterlage vom Allmaechtigen geschaffen wurde, gerade genehm ist.
Ob dieser schlagkraeftigen Argumente quaele ich mich also doch aus meiner Schlafstaette. Der Weg in die Kueche. Voller Pein und Schmach schiele ich auf den Wecker, der mir voller Hohn die aktuelle Uhrzeit praesentiert. "Schau Dir die Ziffern an, Junge. Rot wie die Karte beim Fussball !" scheint die Farbgebung mir vermitteln zu wollen. "Welch intriganter Pakt", schwirrt mir durch den Kopf, als ich die "Nouvelle Cuisine des chattes" erreicht habe.
Ich sondiere die moeglichen Menues. Bei einer Dose bleibt mein schlaftrunkenes Visier stehen. "Nein !", schiesst es mir durch den Kopf, "Auf keinen Fall MIAU !". Die Mitarbeiter der Quaker Latz GmbH moegen Experten auf dem Gebiet der Hunde-Ernaehrung sein, aber dieses uebelriechende, eingeschweisste Objekt mit der kuehnen Bezeichnung "Katzenfutter" hat mir schon so manches Alarmsignal aus der Magengegend bereitet. An einem Montagmorgen, so beschliesse ich, ist ein Doeschen Sheba wesentlich angemessener.
Nachdem ich mittels Zaehneputzen wenigstens die Lebensweisheit "Morgenstund hat Gold im Mund" als "in etwa den Tatsachen entsprechend" bemessen habe, stelle ich durch empirische Erhebung fest, dass die Anzahl meiner Falten im Gesicht heute nach laengerer Misere mal wieder die Anzahl der Nasenhaare uebersteigt. Eine Kreuzauswertung mit dem Wochentag Montag erspare ich mir, ob der zu erwartenden Ergebnisse.
Angesichts der Suizidgefahr die von der Kombination Montagmorgen/Nassrasur ausgeht, verzichte ich auf dieses procedere, um lieber gekonnt in der Dusche auszurutschen. Um diesen Morgen nicht mit einer eventuellen Salmonellenvergiftung zu kroenen, beschliesse ich den Hungertod und begebe mich nach einigen Restaurationsarbeiten auf den Weg zur Uni.
Woran es liegt, dass ausgerechnet Montags immer alle Leute im Leerlauf zur Arbeit fahren, weiss ich nicht. Aber ein moeglicher Erklaerungsansatz waere mein regelmaessiges Verschlafen an diesem Tag. Nachdem ich zwei Polizeikontrollen passiert habe (das haette mir gerade noch gefehlt) und sogar einen Parkplatz mit weniger als 20 Meilen Fussmarsch und direkt zu Beginn meiner Parkplatzsuche ergattere, scheint der Tag gerettet.
Euphorie ist etwas schoenes. Weniger schoen, wenn sie ihren ersten Daempfer dadurch erhaelt, dass das Hoersaalgebaeude schon wieder diesen suesslichen Geruch fuer mich bereit gehalten hat, der in etwa bei einer 54 Jahre ungeoeffnet bei 30 Grad gelagerten Weingummituete anzusiedeln ist. Ich kaempfe mich schnell in Richtung Hoersaal. Schoen, dass heute wieder die Vorlesung mit dem Projektor-Professor auf der Tagesordnung steht. Der Entwickler dieses Geraetes muss ein Wecker gewesen sein. Jede Minute wechselt das Schaubild und man hat so bei Verspaetung nicht einmal eine geringe faire Chance, die Vorlesung komplett mitzuschreiben. Klar, dass diese Vorlesung fuer Montag angesetzt ist ...
Klar auch, dass mal wieder nur StudentEN, den Hoersaal saeumen. Mathematik-Vorlesungen haben soviel Reiz wie Jimmi Sommerville und Rosa von Praunheim zusammen. Der Professor - Ruehmann mit der Frisur von Flash Gordons Sturzhelm - wirkt mit seinem naeselnden saechsisch/schwaebisch auch nicht gerade belebend. Trotzdem bin ich hartgesotten. Heute kann mich nichts mehr erschuettern. Ich harre die (nicht mehr voellig) kompletten neunzig Minuten aus, um mit neuem Wissen gestaerkt, meinen Heimweg anzutreten.
Nun sitze ich hier und tippe diesen Text. Es ist 13:31 (und mein Name ist nicht Barbara Ehligmann). Um 14:00 Uhr habe ich wieder eine Vorlesung und vorher MUSS ich noch etwas essen. Ich werde schon wieder zu sp t kommen. Aber es ist ja schliesslich Montag ...