Mitarbeiter des Monats

von Andreas Bach

Ins Internet zu kommen ist ja sooo einfach...besonders mit Windows95..da muß man nur ein kleines bißchen Ahnung haben und schon geht's los...Pustekuchen, geht nicht. Naja, rufen wir halt die kompetente Provider-Hotline (gottseidank eine 01805-Abzock-Nummer) an. Besetzt. Besetzt. Besetzt. Nachdem man aber drei Wochen lang zwischen "Auflegen" und "Wahlwiederholung" hin- und hergeschaltet hat und seinen Zeigefinger bis auf den Knochen abgewetzt hat, erscheint dann eine entnervte Frauenstimme, die einen direkt mit dem Standardsatz "Moment, ich verbind' sie mal" begrüßt. Ein schmatzender (oder ein anderes, undefinierbares Geräusch von sich gebender) Mensch hustet ins Telefon: Hmm...soll ich Ihnen das mal Faxen? Sie ham' doch ein Faxgerät oder?!" Spätestens jetzt sollten Sie zum nächsten Telekom-Laden stürzen und ein Fax kaufen...oder sie werden rot und stammeln leise: "Nee, hab ich (noch) nicht". Vielleicht können Sie die Antwort auch nuscheln oder mit heftigem Husten begleiten...dann fällt es Ihnen leichter.

Der Mitarbeiter gibt nicht auf: "Dann rufen Sie dochmal die Internet-Seite von Protel ab...da steht das alles drauf". Jetzt sollten sie ganz langsam anfangen, Tabletten einzunehmen, oder sie nehmen einen harten Gegenstand in ihrer Nähe und schlagen Ihn sich gegen den Kopf...na gut, dann erklären Sie dem Mitarbeiter eben GANZ freundlich, daß sie ja nicht ins Internet kommen, und deshalb auch keine Internet-Seite abrufen können!!! Danach beruhigen Sie sich wieder und überlegen scharf, ob nicht irgendein Bekannter ein Fax hat...geben sie doch einfach mal die Faxadresse der Firma, wo ihre Eltern arbeiten, an. Dann legen sie auf und verkneifen es sich, auf die Anzeige zu schauen, wo die Gesprächsdauer einem hämisch ins Gesicht grinst. Werfen wir nun einen Blick in die besagte Firma. Mitarbeiter X geht am Faxgerät vorbei. Huch, ein Fax. Schnell schauen, ob es die neue Beate Uhse-Preisliste ist, die er bestellt hat, hehe, wenn D A S jemand raus findet....naja, Mitarbeiter X in seinem von Mutti gestrickten Wollpulli war immer schon SO ein Schlingel...oooch, es ist ein dummes Fax, wo INTERNET draufsteht... so ein Mist..und jetzt schauen wir uns die Gedankengänge unserer Mitarbeiters an: er hat folgende Möglichkeiten

  1. Ich könnte ja freundlich fragen, von wem das Fax ist
  2. Ich könnte es auch in diese Ablage legen
  3. Ich könnte es auch in den Papierkorb werfe
  4. boa, hab ich Hunger..erstmal was essen
er entscheidet sich für 5) ich tu's in den Reißwolf.

Tja, in Anbetracht der ausgegebenen Telefonkosten, der Wartezeit und der Tatsache, daß man seit ziemlich langer Zeit keine Post abgeholt hat, ist das schon die Auszeichnung "Mitarbeiter des Monats" wert. Herzlichen Glühstrumpf!

(Das ist so oder ähnlich wirklich passiert :)

Andreas Bach

Letzte Änderungen: [ am 6. April ]
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