HoloCaust

von VAN

Eigentlich war es nur so eine bloede Idee von elMeuro, dem engagierten Ex-Smartball und begeisterten Hobby-Sanitoeter, gewesen. Es sollte letztendlich der Umwelt, nicht lebenswerten Rentnern und zuletzt auch uns allen zugute kommen. Das Problem ist ja im Prinzip schon Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende alt. Als Medizin-Student und spaeterer Arzt oder IGT-Euthanasie-Spezialist muss man das an der Uni gelernte schliesslich auch mal praktisch ueben. Dafuer gibt es schliesslich Uni-Kliniken. Moderne Konzentrations-Lager der bewussten Euthanasie. Hinter vorgehaltener Hand hoert man die Leute auf der Strasse oft tuscheln, dass man als Patient nie wieder herauskommt. Die Chirurgen der Uni-Kliniken haben ein gut gefuelltes Konto und auch die Uni-Kliniken selber verfuegen ueber ein ungeahntes finanzielles Potential. Als einzigem Geheimdienst ist dem SSS etwas geglueckt, an dem selbst der Mossad scheiterte: Lueckenlose Aufklaerung ueber Uni-Kliniken, die groessten existierenden Konkurrenten der IG Techno.

Die Uni-Kliniken haben eine Art Sondertruppe, die Geheime Uni-Polizei, die fuer Aufspuerung, Verhoer und Liquidierung auffaelliger Subjekte zustaendig ist. Diese Truppe ist bekannt fuer ihre Nacht-und-Nebel-Aktionen, die unwahrscheinlich schnell und praezise ablaufen. Als weiteres, noch viel maechtigeres Unternehmen besitzen die Uni-Kliniken ein Uni-Propagandaministerium, das auch weitgehend verborgen arbeitet. Ueber geheime Botschaften, die ueber alle Fernseh-Sender ausgestrahlt und auch ueber Sub-Theta-Wellen direkt vom Gehirn empfangen werden, versucht man der Menschheit Glauben zu machen, dass in Uni-Kliniken die besten Mediziner der Welt arbeiten. Wie bitte? Sie glauben das nicht? Das laesst sich ganz einfach beweisen! Gehen Sie auf die Strasse und sprechen Sie einen beliebigen Passanten an. Fragen Sie ihn, was er machen wuerde, wenn er sehr krank waere und ihm kein normaler Arzt mehr helfen koennte.

Er wird Ihnen mit Sicherheit sagen: "Dann geh' ich zur Uni-Klinik! Die haben die besten Spezialisten!" Doch was passiert mit den verzweifelten Menschen, die sich in die Obhut der Uni-Kliniken geben? Man hoert immer nur offizielle Verlautbarungen. Es heisst dann: Selbst die besten Aerzte konnten ihn nicht mehr retten. Doch was ist da wirklich passiert? Vertrauliche Informationen des SSS bringen die Wahrheit ans Licht. Die Zahl der Medizin-Studenten ist in den letzten Jahren rapide angestiegen. Doch wie sollen die Studenten praktische Handgriffe, wie das Sezieren eines Koerpers lernen? Schliesslich sind sie an einer Uni-Klinik, die sich darum kuemmert, dass die Studenten immer genuegend Material haben. Durch politischen Druck und oeffentliche Stimmen wird immer mehr eine praktischere Ausbildung der jungen Mediziner gefordert. So kann man als Medizin-Student seine Sezier-Erfahrung nicht mehr nur in der Pathologie an Leichenteilen machen, sondern mittlerweile auch an lebenden Objekten. Diese direkte Konkurrenz zur IG Techno durfte natuerlich nicht sein. So kam elMeuro die Idee, die Studenten an einem real existierenden Hologramm ueben zu lassen. Diese Idee wurde ein Erfolg...

Ort: IG Techno, Hardware-Lab
HaPe: "Die Idee von elMeuro ist nicht schlecht."
Merlin: "Sie ist schlichtweg genial! Die Anwendungs- und Vermarktungsmoeglichkeiten sind bei weitem noch nicht alle abzusehen."
HaPe: "Dann sollten wir uns mal an die Entwicklung machen."
Merlin: "Wir sollten uns noch einen Namen ausdenken, sozusagen als Leitbild und Ansporn. Wie kann man so einen Simulator/Generator nennen, der holografisch-plastisch einen Menschen mit verschiedenen Krankheiten darstellt? Sozusagen das personifizierte Elend? JA! HOLO-CAUST! Das waere doch ein Ansporn."
HaPe lehnte sich in seinem Sessel zurueck, setzte die Luno-Matic-Sonnenbrille auf und grinste zustimmend.
Ein paar Monate spaeter in der Vorstandsetage der IGT...
Morchel: "Wie weit seid ihr Hardware-Geier?"
Merlin: "Wir haben den Prototyp fertig. Die Software ist noch relativ einfach. Sie arbeitet mit einem Neuronalen Netz mit Backpropagation."
Morchel: "Aha. Also hat sie analoge Matrizen, deren Elemente noch undefiniert sind."
Merlin: "Genau. Und um zu genauen Werten zu kommen, brauchen wir einige Vergleichsmuster, aehem... also... Patienten!"
Morchel: "Da liesse sich ein Deal mit der Uni machen. Aber braucht man fuer Backpropagation nicht recht viele 'Muster'? Was glauben sie, wieviele noetig sind?"
Merlin (verlegen, traut sich nicht ganz): "Nun, um zu sicheren Werten der Matrizen zu kommen, die den Qualitaetsbestimmungen der IGT Rechnung tragen...muessten...braeuchten wir... vielleicht 2 Millionen Opfer ... aeh ... Patienten!"
Morchel (nimmt fassungslos die Sonnenbrille ab): "Das wird teuer! Sie wissen ja, dass der IGT-Forschungs-Etat schon fast ausgereizt ist."
Merlin (erleichtert ueber die coole Response): "Kann man da denn kein Ding drehen?"

Morchel (gespielte Empoerung): "Bei der IGT wird nichts 'gedreht'! Aber vielleicht koennte es zu einer offiziellen Zusammenarbeit der Hardware-Abteilung und der Euthanasie-Abteilung reichen. Dann koennte die Hardware-Abteilung natuerlich auch Mittel aus dem Euthanasie-Etat beanspruchen und gleichzeitig der Euthanasie-Abteilung eine Menge Arbeit abnehmen."
Merlin (wieder der Alte, forsch & ideenreich): "Genau! Zusaetzlich koennten wir noch die PC-User aus dem PC-Kerker nehmen. Sie kennen ja meine Meinung: PC-User und tUntel-Gesocks gehoeren nicht in Kaefige, sondern an die Wand gest...."
Morchel (den Eifer unterbrechend): "Jaja, ich weiss! Gut, ihre Wuensche sollen in Erfuellung gehen. Sie duerfen sich die PC-User aus dem Keller holen. Wegen der restlichen 1.9 Millionen Opf.. aeh ... Patienten muss ich noch Verhandlungen mit den Uni-Kliniken fuehren. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es klappt. Vielleicht bekommen wir als Grossabnehmer noch Mengenrabatt!"

Wieder ein paar Monate spaeter (Merlin hatte sich - genau wie die Bundesregierung beim Haushalts-Etat - verkalkuliert: aus den urspruenglich 2 Mio. waren 4.3 Mio. geworden)...
Morchel: "Ich moechte fuer ihre hervorragende Arbeit einmal persoenlich meinen Dank aussprechen. Wir konnten den Holocaust besser vermarkten, als wir es je gedacht hatten."
Vor ihm stand die versammelte IGT-Stammbesetzung: Hape, TriState, Dr. Froehlich, Merlin, Artemis, Snorr... Fast alle standen stramm. Nur Snorr hatte Muehe, sich auf den Beinen zu halten (offensichtlich war er immer noch nicht harrrt genug, eine Fahrt mit Leatherman auf seiner Eliminator gut zu ueberstehen).
Morchel: "Sie koennen abtreten!"
Die Mannschaft salutierte und trat ab. Morchel grinste selbstzufrieden und setzte sich in seinen Sessel. Laessig schaltete er sein HiWatt-Radio in Macht-In-Scholler-Ausfuehrung an. Natuerlich wurde gerade IGT-Werbung gesendet. Morchel drehte den Sessel zum Fenster und schaute heraus. Auf dem gegenueberliegenden Turm der IGT war eine riesige Werbung angebracht. Ihre 16.7 Millionen Farben waren ueber der ganzen Stadt sichtbar. Das Plakat zeigte einen HoloCaust-Generator, dazu der Text, der gleichzeitig auch im Radio mit Unterstuetzung von Anton Bruckners gewaltiger Musik kam:
Neu! Die dritte Generation von HoloCaust-Generatoren. Noch besser: noch mehr Grundmuster, alle Hautfarben und Rassen erzeugbar, feinere Nuancierungen, kein Unterschied zu echter Haut oder echten Organen feststellbar. Alle Uni-Kliniken arbeiten nur noch mit diesem perfekten Produkt aus dem Hause IG Techno in professioneller Ausfuehrung. Sie sind auch fuer den Hausgebrauch erschwinglich und in vielen Modellen erhaeltlich:
HOLOCAUST-BOY
Pappis brauchen nie wieder ihre Kinder zu verpruegeln. Schlagen Sie einfach auf das Plast-Hologramm!

HOLOCAUST-GIRL
Auch fuer Pappis! Wenn Sie die Lust ueberkommt...

HOLOCAUST-PC
DIE Alternative! Da PC-User langsam aussterben, steigen auch die Preise. Foltern Sie doch einfach ein billigeres Plast-Hologramm!

HOLOCAUST-FASCHO
Ein Fascho stirbt einen langsamen Tod...

Morchel grinste.

VAN

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