Ihrer Natur gemäss befinden sich Kernkraftwerke 24 Stunden am Tag in einer Art Belagerungszustand. Auf den ersten verzweifelten Blick scheint es keine Möglichkeit für den seriösen Stromerzeuger zu geben, ausgediente Brennstäbe an den nickelbrillenbewehrten Augen von Müslifressern und Pseudointellektuellen vorbei zu bringen. Ein bewährter Trick ist die dauerhafte Errichtung einer Grossbaustelle in der Nähe Ihres Objektes. Errichten Sie einen dritten Kraftwerksblock und verzögern Sie die Fertigstellung durch immer neuere, schlampigere Gutachten. Durch geschicktes Taktieren verleben Ihre Belagerer dort die ganzen 20 Jahre vom ersten Bau-Antrag bis zum Zubetonieren der fertigen Bauruine, während im Hintergrund Ihr Kraftwerk still vor sich hin brütet und Sie es ungestört entsorgen.
Der elegantere Weg hat sich erst in den letzten Jahren durchgesetzt. Stellen Sie gezielt Personen aus zweifelhaften Kreisen ein, Sie werden sich wundern, wie sich Ihr Zwischenlager immer wieder von neuem auf wundersame Weise leert. Die IG-Techno vermittelt Ihnen gerne Kontaktadressen zur RAF, Hizbollah oder zum Fanclub Schalke 04. Machen Sie diesen freiheitsliebenden Menschen eine kleine Freude, sie werden strahlen!
Eine der einfachsten Lösungen der Entsorgungsfrage ist die weite See. Durch ein weltweites Überangebot an Transportkapazität sind besonders überalterte Frachter billig geworden. Eine für Ihre Zwecke geeignete Mannschaft finden Sie an jedem Hafen von Indien, Afrika oder Südamerika. Im Anhang finden sie einen Katalog für Sprengsätze und eine Seekarte, auf der geeignete Tiefseegräben eingezeichnet sind. Vermeiden Sie aber zu hohe Konzentrationen, mutierte Killeralgen oder pink Wale mit türkisen Tupfern und Stielaugen ziehen ungewollte Aufmerksamkeit auf sich. Falls Sie Skrupel haben sollten, Ihre leitenden Angestellten oder gar Ihre eigene Person Hetzartikeln oder etwa einem peinlichen Strafprozess auszusetzen, lassen Sie den Frachter ganz einfach unter irakischer Flagge im Golf kreuzen. Auch die japanische Flagge vor Pearl Harbour oder die Reichskriegsflagge auf der Ostsee in der Nähe von Danzig sollen bereits Wunder gewirkt haben, während jedoch Symbole der K.u.K.-Monarchie nirgendswo die gewünschte Wirkung erzielen. Übrigens: Eine wundervolle Gelegenheit dem Betriebsrat oder aufsässigen Sicherheitsbeauftragten eine Kreuzfahrt zu verschaffen!
Die Kuckuck-Methode ist dagegen eine mehr diskrete Angelegenheit. Halten Sie
die Augen offen nach Organisationen mit ähnlichen Problemen wie Sie! Spinnen
Sie ein Netz von Agenten, das nach Entsorgung Ausschau hält. Wenn Sie Glück
haben, entdecken Sie die illegale Deponie eines Konkurrenten. Laden Sie Ihren
Atommüll dort ebenfalls ab, und zeigen Sie ihn dann an. Dass das Zeug dort
in den gelben Fässern nicht ihm gehört, wird ihm niemand mehr abnehmen. Und
die genannten Fässer auch nicht...
Falls Sie jedoch irgendwann aus Bremerhaven die Meldung bekommen, dass Ihr
Güterzug drei Waggons zuviel hat, dann passen Sie das nächste mal besser
auf!
Für Spielernaturen dagegen ist die naturwissenschaftlich-esoterische Methode. Stellen Sie die Fässer irgendwo auf einem Gletscher am Rand der Antarktis ab, durch ihre eigene Wärmeentwicklung versinken sie langsam, aber "sicher" in das kilometertiefe Eis. Sie werden sich wundern, wo es überall wieder rauskommen kann. Eingeschlossen in einem Eisberg eine interessante Spielerei für Simulationen auf Ihrem Zentralrechner und Gelegenheit für schöne Wetten auf der nächsten Vorstandssitzung.
Falls Sie jedoch besonders smart sind, verkaufen Sie das Material einfach. Durch geeignetes Marketing öffnen Sie neue Märkte, machen Sie es chique echte "Atomuhren" oder nukleare Toaster zu besitzen. Falls Sie die Hitlisten studiert haben, werden Sie wisssen, dass die britische Gruppe "U 235" auf dem Weg nach ganz oben ist. Ein grosser Schritt weiter ist jedoch die Grossabnahme durch Länder der dritten Welt. Durch den Export von Forschungsreaktoren konnte die IG-Techno ausserhalb der Reichweite von Mittelstreckenraketen einen grösseren Bedarf erzeugen.
Viel Erfolg wünscht Ihnen Ihre IG-Techno!
gez. Morchel