CATHOLIC PARK

Neu im Kino

von SAMMY

Nächsten Donnerstag wird in den deutschen Kinos einer der umstrittensten Filme dieser Tage Premiere haben. Schon im Vorfeld gab es Proteste aus dem Vatikan, dem Regisseur wurde mit der Exkommunikation gedroht, und hohe Würdenträger der Kirche schimpften über die ihrer Meinung nach "unrealistische Handlung". Andererseits hat dieser Film wegen seiner bislang nie gezeigten Special-Effekte auch die breite Medienöffentlichkeit auf den Plan gerufen. Der Regisseur fachte die Inquisitionsstimmung durch seinen Kommentar "Wenn sie Probleme haben, sollen sie doch einfach jemanden verbrennen oder ans Kreuz schlagen!" eher noch an. Die Rede ist von "CATHOLIC PARK" dem neuen Film von Pasquale Pendecho aus den italienischen Cinecitta-Studios.

Die Handlung ist ebenso einfach wie vielversprechend: 1998 will der neue Papst Augustinus IV (Bruce Willis) ein seit langem geplantes Projekt seines Vorgängers als Reaktion auf die zunehmenden Austrittsraten der Katholischen Kirche nun realisieren. Unter Verwendung der phänomenalen finanziellen Mittel des Kirchenstaates kauft der Vatikan in Israel weitläufige Wüstenlandstriche auf um dort den streng geheimen "Catholic Park" zu erbauen. Dort soll phantastisches realisiert werden. Seit Jahren suchten Vatikanwissenschaftler alle Stätten der heiligen Schrift auf und fahndeten nach Fragmenten von Gläubigen-DNS. Diese findet sich auch tatsächlich in versteinerten Oplaten, den Rändern alter Schriften (vom befeuchten der Seiten mit heiliger Spucke herrührend), sowie etliche Reliquien dieser Zeit diverser Heiliger. Sogar versteinertes Moses-Sperma konnte innerhalb der massiven Recherchen entdeckt werden.

Systhematisch werden Splitter vom Kreuz Jesu, Knochen des heiligen Franz von Assisi und Überreste etlicher Märtyrer analysiert. Mittels dieser erlangten, von Glauben durchdrungenen Erbsubstanz sollen wirkliche Heilige, gläubige, kirchentreue Menschen, geklont werden um in einer den biblischen Orten angepaßten Parkanlage den Besuchern nicht nur einen Eindruck vom wahren Gehalt der heiligen Schrift zu bieten, sondern ebenso den wahren, tiefen Glauben wieder in der Menscheit zu verpflanzen. Hierbei genießen sie aber den Komfort luxoriöser Themen-Parks und fahren in Bussen durch die authentischen Szenen.

Doch als es dem Propheten Hesekiel gelingt aus dem hochgesicherten Catholic Park zu entweichen (faszinierende Effekte, die dem Zuschauer den Atem rauben!) werden Kardinal Meissner (herrlich gespielt von Mario Adorf), und Ute Ranke Heinemann (enttäuschende Leistung von Ben Kingsley) eingeladen sich von der Authensität der geschaffenen Attraktionen zu überzeugen. Zusätzlich lädt der Papst einen Unheilspropheten aus Bornholm ein (Mike Krüger), welcher aber gleich nach der Ankunft im Park behauptet, alles sei dem Untergang geweiht.

Schließlich kommt es wie es kommen muß, und die Sicherheitssysteme versagen durch menschliches Unvermögen und Korruption. Und ungestört von Hochsicherheitselektrozäunen machen sich eine gewaltige Anzahl von Predigern, Propheten und Heiligen über die Welt her. Mehr soll hier nicht verraten werden.

Pasquale Pendecho hat mit "CATHOLIC PARK" sicherlich einen seiner stärksten Filme abgeliefert, der sich in der obersten Riege von US-Produktionen behaupten kann. Besonders die Effekte rauben dem Zuschauer immer wieder den Atem. Da gibt es eine Szene in der ein geclonter Moses auf seinen Kreuzzug durch ein ungläubiges Europa das gesamte Mittelmeer teilt. Ein phänomenal überzeugender Christus macht sich mit seiner Mutter und den 12 Aposteln auf den Weg nach Rom, um nun endlich die Prophezeiungen der Bibel wahrzumachen - in diesem Fall eine Auferstehung mittels der Gen-Technik. Durch die moderne Computeranimation wurden Wunder realisiert, wie sie das Kino noch nie gesehen hat. Dennoch bleiben Wehrmutstropfen übrig. Das bereits 1995 erschienene Buch von Samuel Draist "CATHOLIC PARK" (Im deutschen erschienen als Katholen Park) wird nicht in seiner ganzen, wesentlich kritischeren Bandbreite umgesetzt. Auch das Ende, im Buch sehr pessimistisch mit dem Rückfall ins Mittelalter und Glaubenskriege aller Art dargestellt, fällt im Film deutlich optimistischer aus. Besonders enttäuschend gerieten Szenen wie das doch sehr ausgelassene Treiben bei der Hochzeit von Kanaan, beobachtet vom Park-Bus durch Uta Ranke Heinemann. Auch wenn sich die Fakten durch neuere Forschungen eventuell bestätigen lassen, ist ein sturzbetrunkener Jesus sicher nicht das Richtige, um Gläubige ins Kino zu holen. Immensen Aufruhr aber gab es bei Pendechos Variante der Geschichte von Jesus und der Prostituierten (Theresa Orlowski). Hemmungsloser Analsex mit Natursekteinlagen mitten im Themenpark Bereich "Neues Testament" im Mittelteil des Filmes gehören ganz sicher nicht zu den Dingen mit denen man die allgemeine Religionsdiskussion fördern kann.

Jetzt schon ein Erfolg ist aber mit Sicherheit die gewaltige Merchandising-Kampagne, welche mit dem Catholic Park-Emblem sowie einer Unmenge von Kreuzen bis jetzt schon 400 Millionen Dollar verdient haben soll. Unter dem Strich ist "CATHOLIC PARK" ein Film, der Maßstäbe setzt, und die Diskussionen über die Inhalte katholischen Glaubens sicherlich neu anheizen wird.

SAMMY

Letzte Änderungen: [ am 6. April ]
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