Spaß im Alter
von Rainer Lelle
Das mit zunehmendem Alter die Potenz, die Haare, die Intelligenz und
andere Kleinigkeiten abnehmen, ist uns allgemein bekannt und soll
uns nicht weiter beschäftigen. Was wirklich wichtig ist : Was soll
man im Alter noch machen, wenn man eher einem in Lumpen umherwandelnden
sabbernden Zombie denn einem Menschen gleicht ? Sich den Mutantenstadl
mit Karl Murk ansehen ? Der jungen Prospektverteilerin auf den nicht
mehr vorhandenen Zähnen nachpfeifen ? Eventuell Testperson für die
neue "Pampers Oldie" werden ? Alles Käse !
Die Lösung : Ruinen e. V.
Dieser vom Totengräber- und Bestattungsunternehmer-Verband gesponserte
Verein will helfen, den unnützen Empfängern von noch unnützeren und
viel zu hohen Renten ihre letzten Tage so kurzweilig wie möglich zu
machen. Wenn schon nichts mehr geht, dann sollte man das auch auskosten.
Werfen wir einen kleinen Blick in das Herbstprogamm des Ruinen e. V. :
- Mehrstündiges Probeliegen auf dem Friedhof Ihrer Wahl. Wahlweise
auch mit Heizdecke für die Luschis. (Ist ja auch eigentlich egal,
wenn es kalt genug ist, bekommt man so oder so eine Lungenentzündung).
Und das ist im diesem Alter ja kein großer Verlust für die Rentenkasse
mehr. Ganz im Gegenteil. Also sei's drum. Gesponsert wird das ganze
durch Blumen-Tod, denn Blumen-Tod macht Moder rot.
- Gedächtniswettbewerbe. Wir unterscheiden da zwischen den Einzeldisziplinen Aufsagen des Namens mit Alter (die Profis bekommen noch
ihre Schuhgröße auf die Reihe) oder Mannschaftswettbewerben wie
alte Landser-Songs zum Besten geben. Natürlich gilt auch hier der
Fairplay-Gedanke. Streng verboten sind natürlich Nachsehen in alten
SS-Liederheften oder andere Nettigkeiten. Präsentiert wird das Ganze
von Voltax. "Ihr Gehirn ist besser als Sie (glauben)".
- Wetttrinken. Die Wettbewerbe sind gegliedert in :
- Bestzeiten für eine Flasche Galama auf Ex (natürlich nur im
Schaukelstuhl). Der Gewinner der letztjährigen Trinkonade brauchte
nur sage und schreibe 3 Sekunden. Allerdings waren die 287,32 DM
Stromkosten für die Beatmungsmaschine doch etwas übertrieben. Also
alles bitte mit Maß und Ziel. Unter Aufsicht von Harald Juhnke.
- Vernichten von Klostersau Melissengeist. Dieser Wettbewerb gilt als
gewonnen, wenn der Kandidat 5 Promille auf dem Alkoholmeßgerät nachweisen kann oder so hackedicht ist, daß er die Jungfrau Maria auf
der Packung bumsen will. (Wahlweise werden auch Chippendale-Bilder
verwendet, aber die Pastoren sind doch eher die Ausnahme).
- Kaffee, Kaffee, Kaffee. Sieger in der Amateurklasse ist, wer die 10
verschiedenen angebotenen Kaffeesorten am Geschmack erkannt hat. Bei
den Profis müßen zusätzlich noch die verwendeten Filtertüten nebst
Marke der Kaffeemaschine erkannt werden. Die Krönung besteht darin,
eine Idee schneller zu sein als Opa Haag. Onko Donki.
- Aufreissen von kleinen Mädchen. Dieser nur für Rentner ab 70 Jahren
ausgeschriebene Wettbewerb sollte nicht in Vergnügungsvierteln, sondern
nur in normalen bayrischen Fußgängerzonen durchgeführt werden. Nicht
erlaubt ist das Ansprechen von Frauen, die älter als 18 Jahre sind oder
noch keine Zahnspange tragen. Der Sieger sollte vor dem Vollzug der
Schlußsequenz noch auf die rechtliche Problematik hingewiesen werden,
falls er wider Erwarten noch einen Tropfen haben sollte. Rechtsbeistand
und Schiedsrichter ist der Großvater von Michael Jackson.
- Essen. Hier unterscheiden wir 3 Klassen. Zunächst versuchen wir uns
sabberfrei einen Teller Suppe reinzulöffeln. Diejenigen Teilnehmer,
die nicht an Zitteritis leiden sollten, werden aus Gründen der
Gleichgerechtigkeit in einen Zug der deutschen Bahn gesetzt. (Und das
mit dem Abkoten von der Brücke auf Häuser können Sie sich gleich
wieder abschminken, es gibt jetzt Chemie-Scheißstätten).
Für die etwas Fortgeschrittenen geht es dann um das Verschlingen von
5 Tellern Spaghetti Bolognese. Hier wird der Sieger nach Addieren der
unzähligen Soßenflecken ermittelt. Die Miraculi-Familie tritt hierbei
hilfreich in Erscheinung. Das Tragen von roten Kleidungsstücken gilt
als unsportlich und wird mit 3 Extraportionen Parmesan pur bestraft.
Die John Wayne's der Tattergreise versuchen sich dann an einem Spezialmenue. Als Vorspeise gibt es Backerbsensuppe (natürlich sind es Schrotkugeln, aber ohne Brille merkt das ja keiner). Nach diesem köstlichen
Mahl wird ein würziges Hühnchen serviert. Dieses sollte nun möglichst schnell verzehrt werden. Da bei diesen Wettkampfhähnchen der
Anteil Knochen : Fleisch ca. 5:1 beträgt, ist Spannung garantiert. Auch
weil nach der letzten Novelle der Wettkampfregeln das Benutzen der
Zähne in der 3. Klasse nicht mehr erlaubt ist.
(Kl. Anm. : Nachdem die im letzten Jahr verwendeten Deutschländer-Würst-
chen aufgrund ihrer (im Nachhinein betrachtet) doch etwas zu
harten Füllung (wieso Gips ?) auf teilweise negative Resonanz
stießen, hat uns dieses Jahr freundlicherweise die Fa. Wiener-
wald mit ihrer frischen Tagesware versorgt. Herzlichen Dank
nochmals.)
So, das war ein kleiner Auszug aus unserem Programm. Rufen Sie uns an,
solange sie noch lesen können oder bevor sie 30 sind. Sie werden es
nicht bereuen (oder es nicht merken).
Ihre
Deutsche Ruinen e. V.
i. A. Mengele
MOM (Ministry of Mania) in 1995.
Rainer Lelle
Letzte Änderungen: [ am 6. April ]
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