P A R K S T A D I O N Gelsenkirchen 27. Spieltag 95/96 37 300 Zuschauer Dienstag, 9.April 1996 20.00 Uhr F C S C H A L K E 0 4 - B A Y. 0 4 L E V E R K U S E N 1 : 1 ( 0:1 ) 0:1 Kirsten (8.) 1:1 David Wagner (89.) Aufstellungen: S04: Lehmann Thon Eigenrauch Linke Held Latal Dooley Nemec Büskens Max Mulder Auswechslungen: 39.Min Wagner für Held 46.Min Müller für Nemec 55.Min Schön für Linke Bayer: Heinen - Lupescu - Wörns, Münch - Ramelow, Lehnhoff (75. Rietpietsch) Reyna(66. Rodrigo), Neuendorf, Sergio - Kirsten, Völler (24. Feldhoff) Gelbe Karten: Wagner (S04) Neuendorf, Wörns (Bayer) Gelb-Rote Karten: Münch (Bayer) wegen wiederholten Foulspiels (27.) Kirsten (Bayer) wegen Meckerns (27.) Rote Karte: Ramelow (Bayer) nach einer "Notbremse" (63.) Zum Spiel: Wenn man das Ergebnis sieht und sich dazu die drei, jedoch allesamt berechtigten, Platzverweise betrachtet, kann sich jeder vorstellen, wie das Spiel abgelaufen ist. Den treffensten Satz sagte Werner Hansch: "Der größte Skandal des Spiels ist der, daß Schalke am Ende noch einen Punkt geholt hat..." Nun aber von Beginn an, obwohl es schwerfällt: Ingo Anderbrügge mußte wie befürchtet passen, was sich nachher noch als arges Defizit herausstellen sollte. Dagegen waren Linke und Latal überraschend beide in der Stammelf. Erstaunlich war das kompromisslose, gute Spiel der Leverkusener in der Anfangs- phase, in der nach einer Ecke auch das 1:0 durch Kirsten fiel. Völler, der extra bei solchen Situationen von Thon bewacht wurde (Berger: "Ich wollte in diesen Fällen Schlitzohr gegen Schlitzohr spielen lassen und unser abge- zocktester Spieler ist der Olaf..."), konnte den Ball geschickt verlängern und Kirsten lies Lehmann keine Chance. Schalke agierte nervös und war gegenüber dem Heimspiel gegen Freiburg nicht wiederzuerkennen. Chancen gab es ganz wenige, meistens war Martin Max beteiligt. Dann begann das Unheil....in der 27.Minute wurde zunächst Münch mit Gelb/Rot bestraft, der nach vorhergehendem, fast selbst schon Rotverdächtigen Handspiel, Max von hinten umgrätschte. Kirsten sah die Situation wohl anders und diskutierte solange mit Schiri Kemmling, bis dieser ihm wegen Meckerns die Gelbe Karte zeigte. Das wiederum brachte ihn ganz auf die Palme und nach dem berühmten "Scheibenwischer" wurde auch er mit Gelb-Rot vom Platz gestellt. Schalke spielte von nun an also gegen 9 Spieler und die stellten sich natürlich nun alle hinten rein. Jeder Ball, der in der Abwehr erkämpft wurde, wurde weggedroschen und bei jedem Ballgewinn wurde erstmal Zeit geschunden. Berger machte an der Seitenlinie immer wieder Bewegungen, daß man doch über außen agieren sollte, was aber nicht geschah. Vor der Halbzeit hatte der S04 dann noch durch Max und einen Lattenfreistoß von Thon beste Ausgleichchancen. In der Halbzeit versuchte Berger den Spielern klarzumachen, wie man ein solches Bollwerk knacken kann, aber was dann auf dem Platz passierte ist eigentlich nicht mit Worten zu beschreiben. Ein hin- und her Geschiebe des Balles im Mittelfeld wie beim Handball. Keiner, mit Ausnahme von Olaf Thon, wollte Verantwortung übernehmen und mit jeder Minute, die verstrich, wurde Leverkusen sicherer und Schalke nervöser. Als dann in der 67.Minute Ramelow wegen einer "Notbremse" an Max als Dritter vom Platz gestellt wurde, gab es nochmal Hoffung. Jedoch wurde es eher noch schlimmer als vorher. Jeder Ballgewinn der Leverkusener, die nun gar nicht mehr aus ihrer Hälfte raus wollten, war zugleich ein Ball für die Tribüne. Schalke fand keine Mittel, weil man spielerisch an diesem Abend nichts zu bieten hatte. Sogar Jens Lehmann hielt es 10 Minuten vor dem Ende nicht mehr in seinem Kasten und er stürmte ebenfalls mit... Die Fans, die schon kurz vor Schluß sehr enttäuscht nach Hause gingen, verpassten dann jedoch den nicht mehr für möglich ge- haltenen Ausgleich in der 90.Minute. Wie anders als aus dem Gewühl heraus konnte David Wagner mit seinem ersten Bundesligator wenigstens den, vielleicht nochmal sehr wichtigen, Punktgewinn retten. Verdient war es allerdings nicht... So sprach Trainer Berger dann auch in der Pressekonferenz von einem Spiel, daß er in 25 Jahren Trainertätigkeit noch nicht erlebt hatte. Man sei in letzter Minute sehr glücklich an einer großen Blamage vorbei geschrammt, nun sei es "nur" eine mittlere Blamage geworden. Durch Nervosität, die durch jeden Platzverweis größer wurde und durch fehlende Ideen auf dem Platz, sei man nicht weiter gekommen. Er weiß aber, wie schwer es ist, gegen einen dezimierten Gegner zu spielen, weil man sich dann eigentlich nur blamieren kann....genau das war dann der Fall... Er bemängelte zudem das Fehlen von Spielern, die den Ball verteilen, oder auch mal einen tödlichen Pass spielen, bzw. aus 30 Metern auf das Tor schießen können. Hier lag glaube ich gestern das Grundübel: konnte man in allen vorangegangenen Spielen die Ausfälle noch recht gut kompensieren, so fehlten gestern Anderbrügge, Weidemann und der mit einem "dicken Knöchel" erneut aus- geschiedene Nemec an allen Ecken und Enden. Besonders auf der linken Seite bemerkte man, daß Mike Büskens sich zwar bemühte, aber ihm ohne passenden Partner fast nichts gelang... Einzig Olaf Thon brachte etwas Linie ins Spiel, jedoch ohne Erfolg. Dooley und später Müller agierten zu kopflos. Im Angriff wußte Stellenweise Max zu überzeugen, während Youri Mulder eines der schlechtesten Spiele für Schalke zeigte...wahrscheinlich denkt er zu viel über seine Verträge nach... Berger meinte, daß es zum Glück am Samstag nach Dortmund ginge, weil da die Spieler wissen worum es geht und nicht mehr lange über dieses Gurken- spiel nachdenken müssen. Ich finde, Schalke ist noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen...ein 0:1 gegen 8 Leverkusener hätte wohl für den Rest der Saison einen riesigen Knacks gegeben...nun kann man sich am Samstag im Revierderby rehabilitieren... Obwohl man sich vor den nächsten Spielen fragen muß, ob der UEFA-Cup Platz wirklich gehalten werden kann...