Spielberichte IV

Die Spielberichte der Saison 1995/96
Teil V


Anmerkung: Ich bin gerne bereit, Eure selbstgeschriebenen Berichte von den verschiedenen HSV-Spielen, mit einzubauen. Email an mich genügt. Danke ...

23. Spieltag

Hamburger SV - Fortuna Düsseldorf 4:1

Das Grauen hat einen Namen: Fortuna Düsseldorf. Mit diesem Spruch handelte sich NDR 2-Radiomoderator Uwe Bahn mächtigen Ärger ein. Die Fortuna will den Radio-Mann wegen dieses Spruches, der die Vorzeichen für dieses Spiel umschreibt, verklagen. Den Düsseldorfer Kellerkindern ging es nur um ein 0:0: Konstruktiv destruktiv war dann auch der Stil des Gastes. Die einzige Spitze, Oldie Frankie Mill, war der einzige Versuch von Aleks Ristic, dem Spiel von der Aufstellung her, offensive Impulse zu geben. Für den HSV ging es also nur darum den Abwehrriegel zu knacken - und Felix Magath war schon vor dem Spiel klar, daß es kein berauschendes Fußballfest werden würde. Zum Spiel: der HSV begann (natürlich) offensiv, vorerst aber ohne größeren Erfolg. Ivanauskas versuchte sich einmal, aber abgesehen von einem Albertz-Knaller, den der gute Gästekeeper Koch, wie durch ein Wunder, um den Pfosten lenkte (35.), war es das auch schon in der ersten, doch enttäuschenden Hälfte. Das Spiel sollte sich in der 2. Halbzeit so fortsetzten. Es war klar, fällt ein Treffer für den HSV, zerbricht das System der Rheinländer - und so kam es dann auch. In der 57. Minute bekommt Ivan den Ball im Strafraum, umspielt noch einen Gegenspieler und schickt dann das Leder, an Koch vorbei in's Netz. Was für eine Erleichterung! Die Fortunen machten jetzt auf, gingen nach vorne und wurden eiskalt ausgekontert: Das 2:0 wirklich sehenswert - Konter über 3 Stationen, Ivanauskas legt für Jähnig auf - Tooooor! Weiter ging's: nach weiteren guten Chancen für die Hamburger bekommt Bäron den Ball 20 Meter vor dem F95-Tor. Der Schlaks umspielt noch 2 gegnerische Abwehrspieler und schießt, auf die ihm so typische Art und Weise, zum 3:0 ein (76.). Das Spiel war jetzt natürlich gelaufen. Der HSV bemühte sich weiter, erhielt noch einen Foulelfer, den Albertz locker verwandelte (84.). Dann besserte Magath noch das Taschengeld von Fischer, Breitenreiter und Salihamidzic auf, in dem er sie noch 6 Minuten vor dem Ende einwechselte. Auch Ristic bewies Wechselgeschick - der eben eingewechselte Tonello traf noch einmal für die Fortuna (89.).

So sah es der Gegner

HSV:Golz - Houbtchev (ab 86. Fischer) - Henchoz - Albertz, Kovacevic, Jähnig (ab 86. Breitenreiter), Ostermann (ab 86. Salihamidzic), Spörl, Kmetsch - Bäron, Ivanauskas .
F95:Koch - Bach - Katemann, Werner - Winkhold, Peijovic (ab 84. Tonello), Shala (ab 69. Cyron), Schwinkendorf (ab 69. Buncol), Seeliger, Mehlhorn - Mill.
Zuschauer: 19.481; Tore: 1:0 Ivanauskas (57.), 2:0 Jähnig (66.), 3:0 Bäron (76.), 4:0 Albertz (84.), 4:1 Tonello (89.)


20. Spieltag

Hamburger SV - 1. FC Köln 0:0

Das konnte ja nicht gut gehen. Schon vor dem Anpfiff dieses Nachholspiels war klar, daß es eine "enge Kiste" wird. Ivanauskas und Jähnig verletzt, dazu mit dem 1. FC Köln ein Gegner, der wohl aufgrund seiner Tabellensituation kaum zur Spielkultur beitragen wird. Aber nun gut: Das Spiel begann gleich mit einer Schwächung der Kölner, Ralf Hauptmann, der Libero der Rheinländer, verletzte sich in der 4. Minute bei einem Zusammenstoß mit Breitenreiter so schwer, daß er gegen R. Stumpf ausgetauscht werden mußte. Der HSV engagiert, aber ohne Fortune. Reihenweise versiebten die Jungs Chancen, herausragend war dabei vor allem Karsten Bäron, der einen Ball aus 6 Metern, freistehend vor Illgner, über das Tor schaufelte. Ivan fehlte an allen Ecken und Enden, nicht als Vollstrecker, aber als wertvoller Spieler, der Löcher in die Abwehr reißt und Abwehrspieler bindet. Aber nun gut, Abschlußschwäche ist man ja als langjährig-leidgetrübter HSV-Fan gewöhnt, und so kam es auch nicht überraschend, daß kurz vor der Halbzeit der Kölner Kohn völlig frei vor Richard Golz auftauchte und sich anschickte das 0:1 zu machen. Gott sei Dank vergab er die größte Chance der ersten Hälfte. In der zweiten Halbzeit die nächste Enttäuschung: Breitenreiter zog sich eine schwere Bänderdehnung zu, muß wohl eine Woche pausieren und kann auch nicht am U21-Spiel in Frankreich teilnehmen. Für ihn sollte Elard Ostermann Impulse in der Offensive setzten. Das Spiel wurde aber zusehendst grausamer, ein übles Gekicke. Zu allem Überfluß kamen die Kölner immer besser in's Spiel, drängten auf das 0:1 und ließen den HSV ziemlich alt aussehen. Die 80. Minute: Gedränge im Hamburger Strafraum, Golz kann den Ball nicht festhalten, ein Kölner (Janßen??) schießt in das leere Tor, doch Kohn!! rettet auf der Linie. Der Kölner Stürmer kam nicht mehr rechtzeitig weg, wurde angeschossen und vereitelte so den Kölner Siegtreffer. Danach versuchte es der HSV noch einmal, auch das Publikum der Haupttribühne ließ sich herab, noch etwas Stimmung zu machen - aber nichts ging mehr... Ein mieses Spiel ging zu Ende. Fazit: Der HSV, mit seinen zahlreichen Chancen, hätte das Spiel gewinnen müssen, dürfte sich aber nach der Riesen-Chance der Geißböcke, zehn Minuten vor Schluß, nicht beklagen, gänge das Spiel 0:1 aus.

So sah es der Gegner

HSV:Golz - Houbtchev - Henchoz, Fischer - Albertz, Hollerbach, Hartmann, Spörl, Kmetsch - Bäron, Breitenreiter (ab 46. Ostermann).
Köln:Illgner - Hauptmann (ab 4. Stumpf) - Baumann, Beiersdorfer - Zdebel, Dziwior, Goldbaek, Janßen (ab 23. Thiam), Munteanu, Oliseh - Kohn.
Zuschauer: 20.644; Tore: Fehlanzeige


24. Spieltag

Karlsruher SC - Hamburger SV 3:1

Eine bittere und unverdiente Niederlage: Der HSV zeigte beim KSC in der zweiten Halbzeit eine tolle Leistung, mußte sich dennoch vor 25000 Fans im Wildpark mit 1:3 (1:2) geschlagen geben. Weil die frühe Führung verspielt wurde und nur Richard Golz Weltklasse war. Es ist das Spiel der Jubiläen. Der KSC macht sein 666. Bundesligaspiel, die bei Abergläubischen teuflische und verhexte Zahl. Hamburgs Jörg Albertz hat seinen 111. Auftritt, dafür muß der Nationalspieler wohl einen ausgeben. Winnie Schäfer feiert eine runde Sache, sein 300. "Herumtigern" an der Außenlinie. Der KSC-Trainer hat dabei eine Überraschung parat, läßt mit Dundee, Kirjakov und Bender (als reinem Linksaußen!) drei Spitzen ran. Schäfer tönt nach den letzten Pleiten gegen Schalke (0:1) und Düsseldorf (0:2): "Heute gewinnen wir." Nach bereits einer Minute scheint die forsche Ankündigung in weite Ferne gerückt. Eine Flanke von Hollerbach schnappt sich Bäron, der fällt nach einem Gezerre mit Bewacher Reich, und Schiri Dr. Merk zeigt sofort auf den Elfmeterpunkt. Spörl verwandelt sicher zum 1:0, sein zehntes Saisontor. Danach entwickelt sich ein richtig munteres Spielchen. Reich macht seinen Fehler fast wieder gut, aber verzieht um ein paar Zentimeter (3.). Dann semmelt Kmetsch über den Ball, doch Kirjakov rutscht die Pille an der Stiefelspitze vorbei (11.). Schließlich tunnelt Bäron Reich, Rückpaß auf Spörl, der scheitert an Reitmaier (13.). Es folgen zwei ganz bittere Momente für den HSV. Kirjakov überlupft Hartmann und fällt. Wieder Elfer, den Häßler lokker zum 1:1 versenkt (21.). Fünf Minuten später: Einen Hackentrick von Bender nimmt Kirjakov auf, rennt auf Golz zu. Doch der HSV-Keeper kann abwehren, leider fällt der Abpraller Dundee vor die Füße, "Crocodile"schiebt ihn zum 1:2 ins leere Tor. Der KSC wirkt auch danach aggressiver, druckvoller, zielstrebiger. So überläuft Häßler die aufgerückte HSV-Abwehr, doch Golz macht sich lang, verhindert das dritte Gegentor (42.). Die letzte Hamburger Chance durch einen Knaller von Hollerbach lenkt Reitmaier zur Ecke (43.). Nach der Pause agiert der KSC nicht mehr so schwungvoll, lauert auf Konter. Einen Schuß von Dundee krallt sich jedoch Golz (60.). Zuvor hatte Fischer nur knapp das Karlsruher Tor verfehlt (55.). Und die Hamburger setzen nun alles auf eine Karte, stemmen sich gegen die Niederlage. Golz spielt einen regelrechten Libero, klärt noch einmal fantastisch gegen den auf ihn zulaufenden Bender (65.). In der 90. Minute fällt schließlich die endgültige Entscheidung. Eine Ecke von Häßler köpft Fink zum 1:3 ein. Da ist auch der tolle Golz machtlos. Schade, der HSV hätte im Wildparkstadion einen Punkt verdient gehabt.

Hamburger Morgenpost vom 23. März 1996

So sah es der Gegner

KSC:Reitmaier - Nowotny - Ritter, Schuster - Metz, Reich, Fink, Hässler - Bender (ab 84. Wittwer), Kirjakow (ab 89. Bähr), Dundee (ab 79. Knup).
HSV:Golz - Houbtchev - Henchoz, Hartmann (ab 84. Kovacevic) - Albertz, Hollerbach (ab 72. Ostermann, Fischer, Spörl, Kmetsch - Bäron, Stendel.
Zuschauer: 25.000; Tore: 0:1 Spörl (1., FE). 1:1 Hässler (20., FE), 2:1 Dundee (27.), 3:1 Fink (90.)


25. Spieltag

Hamburger SV - KFC Uerdingen 0:0

Ein peinliches Spiel. Nach diesem erbärmlichem Gekicke, vor nur noch 17802 zahlenden Besuchern, dürfte der Traum vom UEFA-Cup vorerst ausgeträumt sein. Dabei sollte es ganz erfrischend losgehen: Schon nach zwei Minuten hatte Kapitän Albertz die große Chance zur HSV-Führung, vergab aber in aussichtsreicher Position, scheiterte an KFC-Keeper Dreher. Und das sollte es dann auch schon gewesen sein - Ivanauskas, von vielen geschmäht, wegen dessen mangelhafter Torausbeute, wird immer mehr vermisst. Gerade er war es, der durch sein druckvolles, aggressives Spiel die Lücken riß, in die Albertz, Bäron und Co. stoßen konnten... So war es mehr als Glück, als kurz vor der Pause der Pfosten für Richi Golz rettete - Kovacevic verlängerte eine Uerdinger Flanke Richtung eigenes Tor. Auch in Abschnitt Zwo tat sich wenig Aufregendes: Schnoor kam für Hollerbach und Houbtchew für Fischer. Beide konnten dem Spiel aber keine entscheidenden Impulse geben. Am Ende wieder Riesen-Glück für die Hamburger, als Paßlack, aufgerückt, an seinen Nerven scheitert - naja, das ist wohl der Abstiegskampf. Apropos, nach dieser Leistung, Gütesiegel Absteiger, ist es kaum vorstellbar, daß der HSV das einzige Team ist, das im eigenen Stadion ungeschlagen ist.

HSV:Golz - Hartmann - Henchoz, Kovacevic - Albertz, Hollerbach (ab 46. Schnoor), Fischer (ab 70. Houbtchew), Spörl, Kmetsch - Bäron, Stendel.
KFC:Dreher - Grauer - Dogan, Rahner - Paßlack, Jüptner, Laessig, Kühn, Heintze - Meijer, Lesniak.
Zuschauer: 17.802; Tore: Fehlanzeige


Letzte Änderung am 31.3.1996
Peer Hoelterhoff