Spielekiste Amiga?

Wer hier an dieser wundersch�nen FH anf�ngt, Informatik zu studieren, bekommt gleich zu Anfang eingetrichtert, da� er wohl nicht umhin k�me, sich einen PC zu kaufen, m�glichst IBM-kompatibel. Was aber, wenn man schon einen Rechner hat, z. B. einen Amiga?

Wegschmei�en, ist doch eh nur zum spielen gut!

Soviel zur landl�ufigen Meinung. Aber mal im Ernst, man kann aus der Kiste mehr herausholen und sie durchaus f�r die diversen �bungen und Vorlesungen gebrauchen. Und das ganze, ohne da� man erst gro� Geld in Festplatte und Turbokarte h�ngt: Zum Anfangen reicht bereits ein Amiga 500, ein zweites Laufwerk erleichtert die Sache um einiges.

Da� man als typischer Amiga-Besitzer kein Geld f�r Software hat, ist bekannt (hat man alles f�r Hardware ausgegeben). Deshalb will ich mich hier darauf beschr�nken, Programme aufzulisten, die man frei kopieren darf. Nachdem ich mit jedem der aufgelisteten Programme mehr oder minder intensiv gearbeitet habe, will ich auch jeweils kurz meine Meinung dazu sagen.

* Pascal:
- PCQ:
Compiler mit voller Amiga-Unterst�tzung, inkl. Include-Files f�r Systemprogrammierung u. �.; Ab Version 1.2 Shareware, vorher inkl. Quellcode frei erh�ltlich.
- p2c:
Umsetzer von PASCAL-Source nach C-Source, die resultierenden C-Sourcen gleiben dabei sogar lesbar. Kann mit entsprechender Grafikbibliothek die PASCAL-Beispiele der Numerik-Vorlesung 1:1 �bersetzen.
* C/C++:
- PDC
leicht angegrauter Compiler, jedoch auch unter 1MB Speicher lauff�hig.
- DICE:
Sehr guter Shareware-Compiler, voll auf den Amiga ausgerichtet, gute Codegenerierung, 680x0/FPU-Unterst�tzung.
- gcc:
C-Compiler des GNU-Projekts, fordert Speicher- und Rechenkapazit�t, ist daf�r aber auch auf vielen Rechnern vorhanden (Unix, MSDOS, ...). Enth�lt au�erdem C++ und Objective-C-Compiler.
* Prolog:
- SB-Prolog :
Von Unix portierter Interpreter, der ein Typ-freies programmieren erm�glicht. (Disk 1 2 3 4 5)
* SQL:
- sqldb:
Einfache Datenbank, mit SQL-Befehlen manipulierbar.
* Smalltalk:
- GNU Smalltalk:
Und wieder mal ein Unix-Port; Leider ohne grafischer Oberfläche.
- Timothy Budd's Litte Smalltalk:
Relativ alt, ungetestet.

Weitere auf dem Amiga verf�gbare Sprachen sind z. B. Ada, perl, Fortran und Lisp. Diese werden zwar meines Wissens nach in keiner Vorlesung behandelt, k�nnen jedoch bei Interesse eingesetzt werden.

Im Gegensatz zu den kommerziellen Produkten (egal ob PC oder Amiga) weisen die aufgef�hrten Compiler und Interpreter alle ein Merkmal auf: es sind keine integrierten Packete, d. h. da� man seinen eigenen Editor verwenden mu�, um Quelltexte zu erstellen. Dies hat zwar den Nachteil, da� man ab und an mal mit der Maus zwischen ein paar Fenstern hin- und herschalten mu� (Multitasking rulez! :-), daf�r mu� man sich jedoch nicht jedes Semester an einen neuen Editor gew�hnen. Welche Editoren bietet der PD-Sektor?

F�r Puristen und Unix-Anh�nger w�ren da diverse vi-Ports (vim, elvis, ...) zu nennen. Etwas eher typisch f�r den Amiga sind wohl DME und GoldED. Dieser bietet Macros, mehrere Fenster, Compiler-Aufrufe mit Debugging-M�glichkeiten etc., ohne allzu hohe Anspr�che an den Speicherausbau zu stellen. Wer davon genug hat und au�erdem eine Festplatte sein Eigen nennt, der kann sich mit einem Port des Unix-Mega-Editors "GNU Emacs" am�sieren (Geht aber auch ohne Festplatte! ;-).

An Texteditoren ist also f�r jeden Geschmack etwas vorhanden. Beim Texte verarbeiten tut man sich da schon etwas schwerer: hier existiert einzig und allein das Schriftsatzprogramm TeX in einer speziell auf den Amiga zugeschnittenen Version. Solange man damit keine Bilder verarbeiten will, deckt dies jedoch die Bed�rfnisse jedes Mathe- und Informatikers: Formelsatz vom Feinsten, auf vielen Rechnern verf�gbar, programmierbar, rechnerunabh�ngiges Ausgabeformat, usw. TeX wird nicht nur f�r Praktikumsberichte und Diplomarbeiten verwendet, es wurden ganze B�cher damit geschrieben!

Wer einmal �ber den Tellerrand blicken m�chte und statt AmigaDOS Unix laufen lassen m�chte, kann auch dies seit neuestem. Voraussetzung daf�r sind allerdings ein Amiga 3000 oder eine Turbokarte (A2630 bevorzugt), A2091- oder GVP-Festplattencontroller und mindestens 50MB freier Plattenplatz. Bei diesem frei verf�gbaren Unix handelt es sich um eine Portierung von NetBSD.

All dies soll zeigen, da� man mit einem Amiga weit mehr machen kann, als nur zu spielen. Eine Umfrage im letzten Semester hat sogar bewiesen, da� im Verh�ltnis auf PCs wesentlich mehr und �fter gespielt wird als auf Amigas (ca. 30% aller befragten Studenten hatten einen Amiga)!

In diesem Sinne ... Spielekiste Amiga?


Die erw�hnten Programme wurden von verschiedenen Anonymous-FTP-Servern kopiert und d�rfen unentgeltlich weitergegeben werden. Wer Interesse an dem einen oder anderen Programm hat, kann sich gerne auch bei mir melden.


Hubert Feyrer, hubert.feyrer@rz.uni-regensburg.de