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UNINVITED

 Auf einer einsamen Landstraße verliere ich die Kontrolle
 über meinen Wagen, als ich bei strömendem Regen einer
 plötzlich auftauchenden Figur auf der Fahrbahn ausweiche.
 Der Wagen knallt gegen einen Baum. Als ich aus der
 Bewußtlosigkeit wieder aufwache, stelle ich fest, daß
 mein kleiner Bruder - mein Beifahrer - verschwunden ist.


 Er wird wohl Hilfe holen gegangen sein. Nunja, der Wagen
 ist ziemlich beschädigt, aber ich scheine unverletzt.
 Glück gehabt! Ich werde mich also auf die Suche nach
 meinem Bruder machen, er wird wohl in das große Landhaus
 gegangen sein, dessen Umrisse ich durch das Unwetter
 erkennen kann. Nein, das ist mir nicht letzte Woche
 passiert, das ist der Beginn zu UNINVITED (was übersetzt
 "uneingeladen" bedeutet), einem wirklich guten Adventure.

 Das alte Landhaus bietet nämlich einige ziemlich
 unangenehme Überraschungen. Vom Bruder keine Spur, dafür
 macht der Spieler aber bald Bekanntschaft mit Zombies,
 Geistern aller Art, Spinnen, blutrünstigen Hunden usw.
 Unfreundliche Bewohner gibt es wahrlich genug.


 Auch diese NC wieder ein absoluter Top-Hit in meiner
 Serie Greatest Hits, die nun schon in Folge 14 geht.
 Uninvited aus dem Hause ICOM Simulations/Mindscape ist
 ein absolut gelungenes Horror-Adventure. Das Spiel erschien
 bereits im Jahre 1987 für den Amiga und wird daher wohl
 vielen jüngeren Freaks kein Begriff mehr sein. Das ist
 jedoch meiner Meinung nach ein Fehler, deshalb schreibe
 ich jetzt auch diesen Artikel.


 Ich wollte Uninvited eigentlich nicht in die Reihe der
 Greatest Hits Spiele aufnehmen, da ich dachte, daß
 Uninvited nicht mit neueren Amigas funktioniert. Auch
 dachte ich, daß es nicht möglich ist, das Spiel auf die
 Festplatte zu installieren. Dies ist jedoch beides nicht
 korrekt. Ich spiele seit ein paar Tagen wieder Uninvited -
 diesmal aber auf meinem A1200 mit HD. Was für ein Unterschied
 zu 1987, als ich es noch auf meinem A500 mit 512KB spielte!


 Das Spiel ist vollkommen mausgesteuert, man kann also wie
 bei vielen wesentlich neueren Adventures jede Aktion mit
 der Maus durchführen. Heute ist das nichts besonderes mehr,
 aber 1987 war das wirklich fantastisch. Man kommt mit
 wenigen Befehlen aus: untersuchen, gehen, nehmen, sprechen,
 öffnen, schließen, konsumieren, schlagen und benutzen.
 Mit dem Befehl benutzen (operate) kann man (fast) jede
 komplexe Handlung durchführen (benutze Schlüssel auf Tür
 oder benutze Streichholz auf Kerze usw). Der Ort, an dem
 man sich gerade befindet, wird mit einer Grafik angezeigt.


 Alle manipulierbaren Objekte können in der Grafik direkt
 angeklickt werden. Das Inventory ist ebenfalls ununterbrochen
 sichtbar am Bildschirm angezeigt. Auf dem unteren Drittel des
 Bildschirms befindet sich das Textfenster, wo alle Texte
 aufscheinen. Die Texte sind in englisch und wirklich gut.
 Es ist nicht sonderlich viel zu lesen, allerdings sollte
 man des Englischen schon so halbwegs mächtig sein, alleine
 um die andauern
 den Verarschungen zu verstehen. Das Spiel ist dank der
 relativ kurzen Texte auch für Lesemuffeln geeignet.


 Uninvited ist unheimlich spannend. Die Atmosphäre des
 alten Landhauses mit seinen vielen Rätseln ist überaus
 gut eingefangen. Auch Altmeister Alfred H. hätte es nicht
 spannender machen können. Ich kann nur jedem empfehlen,
 Uninvited mitten in der Nacht in einem dunklen Raum bei
 laut aufgedrehten Lautsprechern zu spielen. Echt gruselig.
 Wer da bei einem plötzlichen Donner nicht zusammenzuckt,
 ist wirklich abgehärtet. Der Schwierigkeitsgrad ist nicht
 zu hoch, allerdings sind einige Rätsel doch etwas schwerer
 zu lösen.


 Das Spiel ist mit einem Amiga mit 512KB gut spielbar.
 Hat man einen Amiga mit 1MB zur Verfügung (wer hat das
 nicht???), so kann man alle Grafiken, Sounds und Texte
 vor Spielstart in das RAM laden, was zur Folge hat, daß
 während des Spieles fast gar nicht mehr nachgeladen wird.

 Das Spiel spielt sich dadurch überaus komfortabel und
 flott. Wer eine Festplatte hat, kann es auch auf diese
 installieren. Dazu sind allerdings Grundkenntnisse über
 den Amiga erforderlich (assign sowie eine Änderung des
 Files "resources") - ein HD-Installationsprogramm gab
 es 1987 noch nicht. Schwierig ist es aber nicht. Schon
 auf einem normalen A1200 mit HD kann man problemlos das
 Spiel auf HD installieren und zusätzlich alle Grafiken,
 Sounds und Texte in das RAM legen - schneller geht es
 dann wirklich kaum noch!


 Die Grafiken sind gut gezeichnet, die Soundeffekte sind
 überaus stimmungsvoll (knarrende Türen, Donnergrollen usw...).
 Grafische Meisterwerke wie bei Simon the Sorcerer darf man
 sich aber natürlich nicht erwarten. Es gibt auch keine
 eigene AGA-Version, haha.

 Test in der ASM 8/9 1987 über drei Seiten: ASM-Hit,
 Höchstnoten in Atmosphäre und Story. Das wirklich
 faszinierende daran ist, daß ich dem auch heute (1996!)
 noch voll und ganz zustimmen kann!


 Fazit: Trotz seines Alters eines der spannendsten und
 besten für den Amiga erhältlichen Adventures! Absolut
 empfehlenswert!

 benötigt: Amiga (512KB)
 empfohlen: zumindest 1MB

 Name: Uninvited
 Genre: Adventure
 Disks: 1
 Sprache: englisch (nicht viel, aber anspruchsvoll)
 HD+A1200: yep

 andere Systeme: Macintosh (1987,s/w), Atari ST, C-64,
 Apple II sowie in der ordentlich aufgemotzten Deluxe-Version,
 die in den 90ern erschien, auch für PC (VGA) und Mac (Farbe).


 Der Vorgänger zu Uninvited war Deja Vu, ein hervorragendes
 Krimi-Adventure im Chicago der 30er. 1989 erschien Deja Vu II,
 das in Las Vegas spielt. 1988 erschien Shadowgate, ein Adventure
 in einem alten Schloß. Alle drei Spiele sind überaus gut, alles
 zu Uninvited Gesagte gilt auch für sie. Nur Shadowgate benötigt
 leider eine 68000-CPU.

 
 Wolfgang Unger