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Greatest Hits: Volume IV

Flight of the Intruder

Zielanflug: Mit Höchstgeschwindigkeit fliege ich in meiner
A-6 Inruder in 600 Fuß über dem Boden dahin. Mein Wingman
wurde leider schon abgeschossen. Nun muß ich die Mission
vollkommen alleine erfüllen. Auch meine Maschine ist nicht
mehr unbeschädigt. Die Bremsen lassen sich nicht mehr
ausfahren. Was solls, darum kümmere ich mich bei der
Landung am Flugzeugträger. Jetzt habe ich anderes zu tun.
Ich soll eine für den kommunistischen Feind wichtige
Nachschubsbrücke zerstören. Ich sehe sie schon in der
Entfernung auftauchen. Die Bomben sind entsichert. Um
mich herum blitzen die kleinen, tödlichen Wolken der
Flak auf. Nur nicht vom Zielanflug abbringen lassen.


Die Brücke erscheint im Radar und wird immer größer.
Gleich kann ich meine Bomben abwerfen. Plötzlich ein
lauter Krach und meine Maschine erzittert. Die Flak
hätte mich fast erwischt. Ich kontrolliere meine Schäden.
Verdammt! Die Bomben klemmen, ich kann sie nicht mehr
abwerfen. Auch das Radar ist ausgefallen. Nun kann ich
nur noch abhauen. Raus aus diesem Hexenkessel und
heimwärts zu meinem Flugzeugträger. Vielleicht schaffe
ich es noch. Aber es wird ein langer Weg...


Welches Programm ist die beste Flugsimulation am Amiga?
Darüber kann man natürlich streiten, aber FOTI kommt
sicherlich in die engste Auswahl. Der Vorgänger F-16
Fighing Falcon ist vielleicht bekannter und wurde auch
häufiger verkauft, aber FOTI bietet einige wesentliche
Verbesserungen zum guten, alten Falcon.

Das Spiel erschien Ende 1990 für den PC, fast ein Jahr
später für den Amiga. Für die Umsetzung verantwortlich
ist Rowan Software. Die Qualität der Umsetzung ist
wirklich gut, es müssen keine Abstriche gegenüber dem
Original gemacht werden.


Der Vietnam Krieg droht verloren zu gehen: Im Jahre 1972
startet die Luftwaffe der Vereinigten Staaten die Operation
Linebacker. Amerikanische Truppen am Boden sind in einen
verzweifelten Abwehr-Kampf mit den fanatischen
nordvietnamesischen Vietkongs verwickelt. Aufgabe der
Luftwaffe ist es nun, die lebenswichtigen Versorgungswege
der Vietnamesen abzuschneiden, um so den eigenen Bodentruppen
etwas Luft zu verschaffen.

Von einem amerikanischen Flugzeugträger im Golf von
Tonkin aus müssen verschiedene Bodenziele in Vietnam
angegriffen werden, die von nordvietnamesischen SAM-Raketen
und Flakkanonen verteidigt werden. Auch Mig-17, 19 und 21
versuchen, die amerikanischen Flugzeuge vom Himmel zu pusten.


Zur Auswahl stehen zwei Flugzeuge: Entweder die legendäre
F-4 Phantom (Jagdbomber) oder die A-6 Intruder, das erste
Flugzeug mit einem Allwetter-Zielcomputer für seine Bomben.
Beide Flugzeuge waren bei der Operation Desert Storm (1991)
noch im Einsatz und verrichten auch heute noch ihren Dienst
in mehreren Ländern.

Die Maschinen sind technisch nicht so fortschrittlich wie
neuere Modelle, ein HUD (head-up-display) wie bei Falcon
oder Stealth Fighter sucht man z. B. vergeblich. Auch
funktionieren die vorhandenen Geräte nicht immer so ganz
perfekt. Das Radar zeigt oft mehr Störflimmern als erkennbare
Objekte. Dadurch wird allerdings das Realitätsgefühl enorm
gesteigert. Man glaubt, wirklich im Flugzeug zu sitzen.


An Bodenzielen gibt es eine breite Auswahl: Brücken, Häuser,
Treibstofflager, Nachschubdepots, Schiffe, LKWs, Flugplätze,
Fliegerabwehrkanonen, SAMs, etc.

Beide Flugzeuge unterscheiden sich durch ein unterschiedliches
Cockpit mit anderen Instrumenten und ein vollkommen verschiedenes
Flugverhalten. Die A-6 kann wesentlich mehr Bomben transportieren
als die F-4.


Die Missionen werden meist im Teamwork mit anderen,
computergesteuerten Maschinen erledigt: Während
beispielsweise die Phantoms die Luft frei halten,
kümmern sich die Intruders um die Luftabwehr und die
Bodenziele. Das ist wesentlich realistischer als der
Einzelkämpfer von Falcon. Allerdings darf man nun nicht
mehr alles abknallen, was in der Luft fliegt. Die eigenen
Kameraden freuen sich nicht so sehr darüber, vom Spieler
beschossen zu werden.


Bei allen Angriffen sind die "Rules of Engagement" zu
beachten: Zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser sollten
nicht beschädigt werden, man darf nur bestätigte Ziele
attackieren, Flugzeuge müssen erst einmal identifiziert
werden usw. Wer geglaubt hat, er kann sich einfach in den
Pilotensessel schwingen und alles niederbomben, dürfte also
ein herbe Enttäuschung erleben. Da ja meist in der Gruppe
geflogen wird, muß generell überlegter und mit mehr
Verantwortungsbewußtsein geflogen werden, auch das
Timing spielt eine entscheidende Rolle. Das klingt
zwar mühsam, macht FOTI aber in Wahrheit nur spannender,
weil realistischer.


Natürlich erfordert eine komplexe Flugsimulation auch
ein dickes Handbuch: 214 Seiten (englische Version) wird
Vielen zu mühsam zum Lesen sein. Aber einen Jet kann man
nur schwer ohne Grundkenntnisse fliegen. Bei FOTI handelt
es sich um eine möglichst realistische Simulation und um
kein Action-Spiel. Die Tastatur ist mit vielen Funktionen
belegt. Ich hätte mir in einigen Punkten sogar noch ein
genaueres Handbuch gewünscht. Die schwere aber überaus
gut simulierte Trägerlandung wird beispielsweise auf nur
knapp fünf Seiten abgehandelt. Da bleiben noch Fragen offen...
Die Trägerlandung bei F-18 Interceptor (Electronic Arts)
war wesentlich primitiver dargestellt.


Das Spiel ist so realitätsnah wie nur möglich.
Allerdings kann man sich sehr viele Dinge ganz wesentlich
erleichtern. Man kann sich unendlich viel Munition, ein
unzerstörbares Flugzeug, ein simpleres Flugverhalten usw.
aussuchen. Es gibt eine große Anzahl solcher Schummeloptionen.
Natürlich können auch die "Rules of Engagement" ausgeschaltet
werden.

Als CAG (kommandierender Offizier einer Einheit) kann man
auch die Missionen planen, was recht schwer ist. Man muß
die Flugroute und den Zeitplan aller Maschinen ausarbeiten,
die Maschinen und die Besatzung wählen und unterstützende
Lufteinheiten bereitstellen. Schon ein kleiner Fehler kann
die Mission zunichte machen.
Das Programm beinhaltet auch einen eigenen Missionseditor.
Eigene Missionen sind somit kein Problem.


Die Komplexität von FOTI ist einfach phantastisch:
Missionen in Hülle und Fülle werden geboten, so daß auch
nach Wochen immer noch Abwechslung geboten wird. Für
interessant halte ich, daß der Spieler das Kommando über
eine Staffel von acht Flugzeugen bekommen kann und während
dem zuvor auf der Karte genau geplanten Einsatz nun
abwechselnd in jede der Maschinen springen kann und selbst
fliegen darf. Das bedeutet zwar eine Menge Streß, macht
aber auch umso mehr Spaß.

An eine Modemoption wurde auch gedacht: Auch komplexe
Missionen können zusammen absolviert werden. Der Clou an
der Sache: Der andere Spieler kann ebenfalls auf
amerikanischer Seite fliegen. Man kann so zu zweit
eine Mission absolvieren. Natürlich kann der andere
Spieler auch in eine Mig steigen, die allerdings das
Cockpit der F-4 hat.


Zusätzlich bietet FOTI: Videorecorder zum Aufnehmen und
Abspeichern von eigenen Filmen oder Fotos, Kollissionsabfrage
in der Luft, Spionagefotos von Zielen, intelligente Gegner,
mehrere Außenansichten, ein großes Waffenarsenal,
Zeitrafferfunktion, wechselnde Wetterbedingungen und die
Möglichkeit, die Landung vom Autopiloten durchführen zu lassen.
Der Pilot wird selbstverständlich nach überlebter Mission
abgespeichert. Für erfolgreiche Missionen gibt es Orden.

Die Vorlage zum Spiel ist der gleichnamige Roman von Stephen
Coonts. Der wurde sogar schon verfilmt (deutscher Titel: Flug
durch die Hölle).


Die ersten ausgelieferten Originale waren kopiergeschützt,
dieser unnötige Schwachsinn wurde aber zum Glück bald
eingestellt. Mein Original, das ein paar Monate nach der
Erstveröffentlichung gekauft wurde, hat keinen Kopierschutz
mehr. Somit läßt es sich auch relativ problemlos auf die
HD installieren, auch wenn davon nichts im Handbuch steht.
Grundkenntnisse am Amiga vorrausgesetzt, denn ohne drei
assign Befehle läuft es von HD nicht. Aber das sollte doch
keine Probleme bereiten, oder?

Dem Spiel liegt eine (viel zu kleine) Landkarte von Vietnam bei.
Bei meiner Packung (Limited Edition) war auch noch der Roman
(lesenswert) miteingepackt.

FOTI läuft bereits mit 512KB, aber dann gibt es keinerlei
Soundeffekte.


Meine Meinung: FOTI ist ein Flugsimulator der Spitzenklasse.
Besser als Falcon. Allerdings auch verdammt schwer. Gerade am
Anfang kann das sehr frustrierend sein.

ein paar Pressemeinungen:

ASM 10/90: ASM-Hit (PC)
Powerplay: 83% (PC) (2x Super!)
Amiga Magazin 9/91: Spiel des Monats, 10,8 von 12 (sehr gut)
Joker Sonderheft: 94% (PC)

Name: Flight of the Intruder
Company: Spectrum Holobyte
Genre: Flugsimulation
Disks: 2
Handbuch: Umfangreich, vollkommen in deutsch
Kopierschutz: nein (außer auf den ersten ausgelieferten Exemplaren)


benötigt: läuft auf jedem funktionierenden Amiga (500-4000)
empfohlen: zumindest 1MB, HD und 68020 wären nicht schlecht

Wolfgang Unger