TRONIC Media World

Neu Suchen

Aktuelle
Ausgabe

Archiv

Die
Redaktion

Leserforum

Abonnement

Feedback

PC Spiel 04/96 - Rubrik


Hot Game Wing Commander IV

Der Preis der Freiheit

Wing Commander geht in die vierte Runde: mit alten Stars, neuen Feinden und gewohnter Video-Feinkost.

Wing Commander IVDie Weihnachtsüberraschung von Origin hat in diesem Jahr ein wenig Verspätung: Nach monatelangen Vertröstungen mit Multi-Megabyte-Demos und diversen Ankündigungen für die Veröffentlichung ist Wing Commander IV jetzt endlich gelandet.

Die Fans wird’s freuen. Kaum ein Spiel hat eine derart treue Spielerschar, die Jahr für Jahr darauf fiebert, vom Hexenmeister Chris Roberts mit einem neuen Abenteuer aus fernen Welten bedient zu werden. Wo aber sollen noch Neuerungen hineingesteckt werden? Bereits Wing Commander III wartete in erster Linie mit technischen Verbesserungen auf, spielerisch waren die Ideen eher mager.

Auch Wing Commander IV setzt auf Altbewährtes: Das Spiel basiert auf einem Handlungsrahmen, der durch Filmeinspielungen vorangetrieben wird. Wie sich aber diese Handlung entwickelt, hängt von den Entscheidungen des Spielers während der Missionen ab. Und in diesen Missionen geht es darum, feindliche Schiffe, Raumstationen oder Bodenziele auf Planeten anzugreifen. Erfolg und Mißerfolg, zuweilen sogar die Art und Weise des Erfolgs, ändern das Schicksal des Helden. Und um die Handlung möglichst variabel zu halten, spendierte Chris Roberts seinem neuesten Streich sage und schreibe 70 verschiedene Missionen, von denen zirka 35 durchlaufen werden müssen, um das Spiel zu Ende zu bringen.

Wieder schlüpft man dabei in die Rolle des Colonel Blair, dargestellt vom Krieg-der-Sterne-Veteranen Mark Hamill. Nach dem Sieg der Konföderation über die Kilrathi (WC III) hat sich Blair zur Ruhe gesetzt und fristet sein Leben seitdem als gewöhnlicher Farmer.

Wing Commander IVDoch die Ruhe währt nicht lange. Die Konföderation bekommt zunehmend Ärger mit ihren eigenen Verbündeten, den Grenzwelten. Außerdem sorgen Piraten dafür, daß die Passagen zwischen den Sternen immer gefährlicher werden.

Blair wird deshalb wieder aktiviert und landet auf Befehl von Admiral Tolwyn (Malcolm McDowell) auf dem Trägerschiff Lexington. Dort trifft er auf alte Freunde: Captain Eisen (Jason Bernard) ist der neue Chef der Lexington, und mit dem liebenswerten Großmaul Maniac (Tom Wilson) und dem Kartenspieler Vagabond trifft er zwei Piloten aus alten Tagen wieder.

Doch die Wiedersehensfreude währt nur kurz. Die Grenzwelten verweigern immer aggressiver die Gefolgschaft und brechen endgültig mit der Föderation, da sie die Schikanen der Konföderation nicht mehr ertragen können. Selbst Blair kommt es merkwürdig vor, wie mit den Außenweltlern umgegangen wird. Als schließlich auch noch Captain Eisen samt Maniac und Vagabond zum Gegner überlaufen, muß sich Blair entscheiden – der Preis der Freiheit ist die Loyalität zur Konföderation.

Die Story hat es also wirklich in sich. Intrigen und Verwicklungen brechen mit dem alten Schwarz-Weiß-Schema von Gut und Böse. Natürlich gibt es noch die finsteren Bösewichte, aber bei Wing Commander IV gibt es deutlich feinere Nuancen als beim Vorgänger. Selbst in den Gesprächen mit Besatzungsmitgliedern muß man nun vorsichtiger sein: An manchen Stellen der Filmsequenzen stehen zwei Antwortmöglichkeiten zur Verfügung. Die Spielhandlung hängt nicht unwesentlich von der Art der Statements ab, die man während der Dialoge wählt – das war bei Wing Commander III noch deutlich anders.

Mehr Feinschliff hat das Programm allerdings nicht zu bieten. Lediglich ein paar technische Verbesserungen erfreuen Auge und Ohr: Dank SVGA und hoher Farbtiefe werden Mark Hamill und seine Mitstreiter ins bestmögliche Licht gerückt. Und damit die Ohren im Kampf richtig klingeln, sorgt ein berauschend guter Dolby-Raumklang für sattes Star-Wars-Feeling.

Wing Commander IVDoch das Gefühl ist ja nicht neu: Wing Commander IV bietet während der Missionen nichts anderes als schon in den Teilen zuvor: Per Stick, Maus oder Tastatur wird gesteuert, zwei weitere Tasten besorgen die Waffenauswahl (Geschütze oder Raketen). Ist der anvisierte Jäger erst mal im Fadenkreuz, können die Raketen losgeschickt werden. Für größere Brocken wie Kampfstationen und dergleichen benötigt man zudem ein paar Torpedos.

Doch die Raketen sind in ihrer Zahl begrenzt. Im harten Zweikampf müssen die Laser- und Ionengeschütze ran, die über große Distanzen selten ihr Ziel treffen. Um dieses Manko auszugleichen, führte Origin schon bei WC III das Vorhaltefadenkreuz an, das jenen Punkt anzeigt, auf den man schießen muß, um den Feind in seiner Flugbahn zu erwischen. Ebenfalls seit WC III bekannt: Die Tarnkappenvorrichtung für ein paar Spezialeinsätze.

Origin weiß um die Einheitskost im Actionteil des Spiels. Deshalb sollen verfeinerte Texturen auf den Flugobjekten und freier Cockpit-Durchblick (keine "Windschutzscheibe" mehr) für optische Abwechslung sorgen, und deshalb wurden die Missionen im Schnitt deutlich schwieriger.

Zu schwierig? Origin bekam wohl Angst vor der eigenen Courage: Um die Spieler nicht zu frustrieren, kann der eigene Jäger wie schon bei WC III unverwundbar gemacht und die Kollisionsabfrage ausgeschaltet werden. Echte Wing-Commander-Fans werden diese Option wohl nicht einmal bemerken. Denn um WC IV spielen zu können, kann man auch das Handbuch von WC III benutzen: Nicht nur die Tastaturbelegung ist die gleiche, selbst ganze Textpassagen wurden für WC IV übernommen.

msu


Wing Commander IV – Der Preis der Freiheit

Systemvoraussetzungen: 486/75, 8 MB RAM, SVGA, Doublespeed-Laufwerk

Wertung: 4 Punkte
Grafik:4 Punkte
Sound: 5 Punkte
Komfort: 3 Punkte

+ hervorragender Surround-Sound
+ sehr variable Spielhandlung
+ verbesserte Videoqualität

– üblicher Missionsablauf

Hersteller: Origin, Preis: ca. 100 DM

(Review)


High-Tech gefragt

Der Hersteller empfiehlt mindestens 8 MB RAM und einen 486DX4/75. Doch allen Aussagen zum Trotz bekommt man das Spiel sogar auf einem 486DX/40 zum Laufen. Dann allerdings gibt’s die Videos nur in VGA und schwarzweiß, die Missionen laufen immerhin in farbiger VGA-Auflösung. Wer aber die Videos in SVGA und mit 16 Bit Farbtiefe genießen will, sollte schon über ein Quadspeed-CD-ROM, 16 MB RAM und den empfohlenen 75-MHz-Rechner verfügen. Die Missionen spielen sich allerdings nur mit einem Pentium 90 richtig gut unter SVGA. Mit einer Ausnahme: Bodenmissionen laufen erst ab einem Pentium 133 flüssig.

(Review)


Quo vadis, Wing Commander?

Wing Commander IV ist nicht mehr und nicht weniger als das perfektionierte Abbild von WC III. Aber da klafft eine Ideenlücke: Spielerische Neuerungen gibt es kaum, nur die Technik ist gewohnt anspruchsvoll und edel. Die opulente Grafik, der bombastische Surround-Sound und die SVGA-Texturen sind wirklich State of the Art. Keine Frage: Fans von Actionspielen kommen wieder auf ihre Kosten, denn es darf fleißig geballert werden; die Missionen und die Handlung haben es in sich.

Doch fünf neue Raumschiffe sind eigentlich ein bißchen wenig für eine Fortsetzung. Die erwartete Frischzellenkur fürs Spielkonzept ist ausgeblieben. Lediglich die Spielfilmteile sind deutlich verbessert worden.

Das merkt man schon an den Datenträgern: Auf sechs CDs wurden fünfeinhalb Stunden abwechslungsreiche Filmkost untergebracht, das sind zwei Stunden mehr als noch beim letzten Spiel. Die Gerüchte scheinen wohl zu stimmen, daß WC-Schöpfer Chris Roberts für den nächsten Teil seiner Saga etwas ganz Besonderes vor hat: Wing Commander V soll kein Spiel, sondern ein abendfüllender Spielfilm werden.

(Review)


Interview mit Chris Roberts

Chris, worin siehst Du den Grund für den großen Erfolg der Wing-Commander-Saga?

Weltraum-Action, gepaart mit realistischen Filmsequenzen und einer glaubwürdigen Story, das ist der Grund. Hinzu kommt, daß sich alles in einem geschlossenen, logischen Universum abspielt, das nie in Verdacht gerät, unglaubwürdig zu sein.

Warum bevorzugst Du bei den Filmsequenzen immer mehr reale Schauspieler und Hintergründe?

Um Emotionen richtig darzustellen, brauchen wir richtige Menschen vor der Kamera. Schauspieler können viel mehr mit ihren Augen und ihrem Gesicht aussagen, als das mit der besten Grafik möglich wäre.

Wie ist es, mit Hollywood-Schauspielern zu arbeiten?

Wir hatten viel Spaß. Man hört diese Horrorgeschichten über schwierige Stars, aber jeder einzelne war wirklich professionell.

Ist mit WC IV jetzt die Spitze des Eisbergs erreicht, oder gibt es in diesem Genre noch Raum für Weiterentwicklungen?

Es gibt immer Raum für Weiterentwicklungen. Der Tag, an dem du dir sagst, daß du das beste gemacht hast, was möglich ist, ist der Tag, an dem du aufhören und etwas anderes tun solltest. Ich bin noch nicht soweit, mit dem aufzuhören, was ich gerade tue.

Was sind Deine Pläne für die Zukunft?

Wir arbeiten zur Zeit an vielen coolen Sachen. Lest dieses Magazin, wenn ihr mehr wissen wollt!

(Review)


Microsoft Internet Explorer 3.0


© 1996 TRONIC Verlag GmbH & Co. KG, Alle Rechte vorbehalten.
Letzte Änderung am 06 Mrz 1996.
Bei Problemen mit dieser Seite wenden Sie sich bitte an
webmaster@tronic.de.