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in'side online 8/9'96 - Thema


Von Anmachern und Abzockern

Chatten bei den Online-Diensten

Nicht nur im Internet, auch in den kommerziellen Online-Diensten laden Chat-Systeme zum virtuellen Kaffeeklatsch ein. Der dabei gebotene Komfort reicht von simplen CEPT-Seiten bis zu eindrucksvollen 3D-Welten. Wir zeigen Ihnen den Weg zu den besten Chat-Systeme der Online-Dienste - aber wir verschweigen auch die Gegenden nicht, in denen Ihnen hemmungslose Abzocker auflauern.

"Ich kenne da ein paar ganz heiße Sachen, die ich gerne mit Dir machen würde..." flüstert Anita - laut elektronischer Visitenkarte eine 21-jährige heißblütige Spanierin mit langen Beinen, wilden schwarzen Haaren und einem perfekten Körper. Wer würde sich da durch ein schnödes "Absenden für 0,15 DM?" vom Abschicken einer Antwort abhalten lassen?

Anita ist eine (oder einer?) der vielen Animateure, die in den Chat-Systemen von T-Online für regen (Gesprächs-)Verkehr sorgen sollen. Wie uns ein Insider verrät, sind bezahlte Chatter bei Treffpunkten wie Beate Uhse, Happy Weekend, Eden, Atlantis oder Ars Amandi an der Tagesordung: "Animateure lügen alles vor, was der Kunde hören will." Allzu leichtgläubige Zeitgenossen sollten das Rotpixelviertel von T-Online mit Vorsicht genießen: Bei einem Zeittakt von oftmals 1,30 DM pro Minute sind Sie nach einem virtuellen Schäferstündchen schnell 70 oder 80 DM los - und die Zeit vergeht im Flug. Hinzu kommen teilweise Eintrittspreise von bis zu 9,99 DM, sowie nochmals eine Pauschale von 5 bis 15 Pfennig für jede abgesetzte Nachricht. Kein Wunder, daß Kenner der Szene den Monatsumsatz eines gut frequentierten Chat-Systems auf rund eine Million Mark schätzen.

Ergänzung zum Artikel "Von Anmachern und Abzockern" in in’side online 8-9/96, Seite 100

Tickern in T-Online: Atlantis im Kit-Standard

Die bekannte T-Online-Unterwasserwelt ist sichtlich bemüht, sich von Erotik-Dialogen wie zum Beispiel Beate Uhse abzuheben: Mit einer Computer-Ecke sowie regelmäßig stattfindenden moderierten Ratespielen, wollen die Betreiber auch seriöse Anwender zum Abtauchen in die virtuelle Welt bewegen. Ein wichtiger Faktor ist hierbei die neue Software im KIT-Standard: Hochauflösende Grafiken sowie eine fensterorientierte Benutzerführung sollen auch Einsteigern das Tickern leichtmachen. Neben eher ernsten Themen sind nach wie vor die bekannten Treffpunkte wie die Nautilus-Bar, die Tiefsee-Party, der Wellen-Dialog oder der Kuppel-Treff vorhanden. Moderatoren, die zumeist zur Betreung von Neukunden eingesetzt werden, sind gekennzeichnet, so daß Sie zwischen Systembetreuern und ticker-hungrigen Besuchern leicht unterscheiden können. Nach Atlantis kommen Sie in T-Online durch Eingabe von *atlantis#.

Die Chat-Welt in T-Online ist natürlich nicht grundlegend schlecht und mit Wucher-Preisen verbunden. Es gibt durchaus seriöse Dialogsysteme, in denen Sie nette, gewöhnliche und vor allem echte Menschen treffen. Einer dieser Chats wird auf dem Server der Ticker United e.V. (*TiUn#) betrieben. Die Kosten für den laufenden Betrieb werden durch eine monatliche Pauschale von 10 DM abdeckt. Auch bei dem Chatsystem Phantasia (*phantasia#) ist man stolz darauf, ohne Animateure auszukommen und einen überdurchschnittlich hohen Anteil von weiblichen Teilnehmern vorweisen zu können. Durch regelmäßig stattfindende Treffen in der "echten Welt" kennen sich viele Teilnehmer hier ohnehin persönlich. Die Preise für Phantasia beginnen bei 10 Pfennig pro Minute, wobei es sich für regelmäßige Besucher lohnt, auf einen Pauschaltarif umzusteigen.

Die Telekom selbst betreibt in Btx Plus das preiswerteste Dialogsystem, bei dem zu den üblichen Online-Gebühren 7 Pfennig pro Minute (4,20 DM/Stunde) für die Nutzung von Btx Plus hinzukommen. Durch Fenstertechnik und einem speziellen Chat-Client läßt es sich in diesem System recht angenehm "tickern".

Trifft man in T-Online fast ausschließlich auf deutschsprachige Teilnehmer, so spricht man in den Chat-Bereichen von America Online überwiegend Englisch. Erfreulich: Auch das Chatten bei AOL ist durch die Online-Gebühr von 6 DM pro Stunde abgedeckt, versteckte Kosten gibt es nicht.

Die einzelnen Chat-Bereiche bieten nach Themen aufgeteilte Konferenzräume, die von den Anwendern selbst angelegt werden können. Daneben haben viele Foren auch außerhalb des Dialogsystems einen eigenen Bereich zum Chatten, wie beispielsweise das Eclipse Café im Forum zur Fernsehserie Babylon 5. Eine Besonderheit von AOL ist die Unterstützung von Sound-Dateien, die Sie anstelle einer Begrüßung oder einer Bemerkung an einen Teilnehmer senden können.

Besonders beliebt sind schließlich die Auditorien, in denen sich Prominente zum Gespräch stellen. Hier können sich bis zu 5000 Teilnehmer an einem Interview oder an einer Konferenz beteiligen - daß da bloß keiner die Übersicht verliert...

Prinzipiell ist auch in CompuServe die Benutzung des Dialogsystems - von der Online-Gebühr in Höhe von 4,95 DM pro Stunde abgesehen - kostenlos. Wer jedoch ein Pseudonym anstelle des richtigen Namens verwenden möchte, muß sich dieses für 5 Dollar registrieren lassen.

Der Chat-Bereich besteht aus drei Foren, von denen zwei als Adult-Foren bezeichnet werden: Sexbezogene Gespräche zwischen Chat-Partnern gleichen oder unterschiedlichen Geschlechts in englischer Sprache bilden hier einen kaum zu übersehenden Schwerpunkt. In dem dritten, eher allgemein gehaltenen Forum finden Sie auch einen deutschsprachigen Bereich, in dem es vergleichsweise zivilisiert zugeht. Die technische Ausführung des Dialogsystems überzeugt durch nette Details: In einer grafischen Übersicht können Sie sich unter anderem laufend über die Belegung der einzelnen Chat-Räume informieren.

Einen ganz neuen Weg in der Gestaltung von Dialogsystemen beschreitet CompuServe darüber hinaus mit Worlds Away (GO AWAY). In einer virtuellen Stadt repräsentiert ein "Avatar" Ihre Persönlichkeit. Form, Gestalt und Aussehen dieser Spielfigur können Sie frei gestalten. Wie in einem Grafikadventure wandern Sie mit dem Avatar durch die Stadt und treffen andere Besucher, mit denen Sie einen Plausch anfangen können. Durch die Visualisierung der Teilnehmer über eine Spielfigur herrscht in Worlds Away ein sehr angenehmes Klima - rauhe Umgangsformen oder billige Anmachen sind hier die absolute Ausnahme. Worlds Away wird nicht nur von Amerikanern genutzt, auch viele Datenreisende aus Deutschland sind an einer lockeren Konversation interessiert.

Unterm Strich

In Sachen Chat bietet das Internet nach wie vor mit Abstand die größte Vielfalt und den meisten Spaß fürs Geld. Wer es etwas gesitteter mag, hält sein Schwätzchen in AOL, CompuServe oder den seriösen Chat-Bereichen von T-Online. Ob Internet oder kommerzieller Dienst, der Trend weg von schnöden Textchats hin zu grafischen Systemen ist nicht zu übersehen. 3D-Welten wie Worlds Away bieten in der Tat einen zusätzlichen Reiz. Positiver Nebeneffekt: Die Teilnehmer identifizieren sich mit ihrer Spielfigur und legen somit ein sozialeres Verhalten an den Tag. Allerdings bleibt bei einigen grafisch aufgeblasenen Systemen die reine Kommunikation - der Grundgedanke des Chat - auf der Strecke.


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Letzte Änderung am 29 Jul 1996.
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